Wie seht ihr in die Zukunft ?

@Spocks Mind: sorry, dass ich auf Dich mit "Er" referenziert habe., lasse mich manchmal zu sehr vom Avatar leiten :schild067:

Ich habe nicht einmal behauptet, dass die Bevölkerung unmoralisches Handeln immer mit Nichtkauf bestraft.
Ja, ich habe auch nicht behauptet, dass Du das behauptet hättest :rolleyes:
Ich wäre ja schon ganz zufrieden, wenn ich mal die ein oder andere ernsthafte Kundenreaktion sehen würde, die stark genug ist, dass es dem Unternehmen schmerzt. Ich würde mit Freude Beispiele dafür von Dir hören :)

Ich habe 1. davon gesprochen, dass diese angebliche Unvereinbarkeit von Moral und hohen Gewinnen nicht zwingend ist.
Ja, da hat Dir doch schon beim ersten Mal niemand widersprochen; aber
[w]enn Du ein Widerspruch hieraus zu meiner Aussage rausliest, dann musst Du genauer lesen.
Lediglich Deine Verwendung der Worte "angebliche Unvereinbarkeit" ist natürlich vollkommen unangebracht, weil Du damit - wie schon vorher durch Deine impliziten Fragestellungen - fälschlicherweise andeutest, dass ich (ja, ich bin hier einfach mal egozentrisch) von dieser ausgehen würde. Ich habe aber von Anfang an differenzierter gesagt:
Ein Unternehmen, dessen Hauptziel die Maximierung seiner Einnahmen ist, kann nicht moralisch sein.
(ja, ich glaube, dass wir uns hier in einem Kreis drehen)

Live long and prosper,
Vulcan
 
@ spocks mind: Ein Beispiel für moralisches Kaufverhalten wären die wachsende Zahl an Bioprodukten. Oder dass mehr Freiland- oder Bodenhaltungs-Eier gekauft werden als Legebatterie-Eier. Ein weiterer Indikator dafür, dass Kunden wohl doch moralisch denken, sind die ganzen Corporate Responsibility-Kampagnen der verschiedensten Unternehmen. Wenn das moralische Handeln von Unternehmen keine Kunden bringen würde (oder zumindest bestehende Kunden halten), würde das wohl nicht so an die große Glocke gehängt werden.
Ein Beispiel dafür, dass Kunden durch unmoralisches Verhalten verloren wurden, ist der Mac-Donalds-Skandal von ... ich glaube 1997, woraufhin McD seine gesamte Zulieferer-Strategie geändert hat (es ging um nicht tiergerecht gehaltene Tiere, die als Fleisch bei McD im Burger gelandet sind).


@ Vulcan
Das waren deine Worte:
Es ist gesellschaftlich mittlerweile weitreichend akzeptiert, dass die Hauptaufgabe von Firmen und inbesondere der großen Manager ist, Gewinn zu erwirtschaften. Wer das aber als Hauptziel hat, kann nur in geringem Maße moralische Handlungsweise als Nebenziel haben. Insofern gehört dieses unmoralische Handeln quasi zur Jobbeschreibung...

Hinterher hast du zumindest noch Gewinne in kurz- und langfristige Gewinne semi-differenziert (was die Verbindung mit moralischem Handeln angeht), aber im gleichen Atemzug gesagt, dass Unternehmen auf kurzfristige Gewinne aus sind. Das impliziert für mich, dass Wirtschaftlichkeit und moralisches Handeln sich ausschließen. Deiner Meinung nach.
 
Das impliziert für mich, dass Wirtschaftlichkeit und moralisches Handeln sich ausschließen.
Und da liegst Du offenkundig falsch, weil dort immer noch (ob kurzfristig oder nicht) vom Hauptziel der Gewinnmaximierung gesprochen wurde.
Wirtschaftlichkeit hingegen bedeutet lediglich, dass man schwarze Zahlen schreibt.
Das ist ein Unterschied wie zwischen dem freundlichen Bioladen um die Ecke und McDonalds.

Live long and prosper,
Vulcan
 
Ich will da gar nicht lange dazwischenfunken, mir ist aber etwas witziges aufgefallen:
Commander Hanky schrieb:
Diese "Nach mir die Sintflut" Mentalität der Manager und Vorstände ist tödlich für die Wirtschaft. [...] Wenn sich da nicht irgendwann etwas grundsätzlich im Denken der Menschen verändert, dann gehen wir früher oder später unter!
[...]
Aber wenn wir uns schon in die Luft jagen wollen, dann sollen die Betroffenen doch bitte noch eine oder zwei Generationen warten bis meine Kinder und ich sowieso unter der Erde liegen...
USS Nelame schrieb:
Der Fehler in jedem System ist leider der Mensch mit seinem Egoismus.

[...] ich rechne fest und überzeugt mit einem dritten Weltkrieg und hoffe nur, dass er 1.) nach meinem Tod sein wird [...]
:)

@ Spocks mind: Danke für die interessanten Innenansichten ! Das macht die Diskussion erst richtig interessant. Fast wie ne Talk Runde ;)

@ Kendra: Nur damit ich das richtig verstehe, du glaubst das der (Groß)Kapitalismus auch in Zukunft Wohlstand für breite Teile der Bevölkerung bringen kann ?
 
Für mich sind diverse Ansätze wie flächendeckende Bio-Tierhaltung o. ä. zwar gut gemeint, aber ohne eine GRUNDLEGENDE Verhältensänderung zum Scheitern verurteilt. Da reicht "moralisches Einkaufen" schlicht nicht aus, wenn ich im Gegenzug z. B. nicht bereit bin, meinen eigenen Fleischkonsum drastisch zu senken oder bevorzugt einheimische Produkte zu verzehren.

Ganz stark vereinfacht: wenn die gesamte Weltbevölkerung das westliche Konsumverhalten an den Tag legen würde (und darauf streben sie derzeit ganz gezielt hin), kollabiert der Planet in nullkommanix. Und man kann es ihnen auch nicht verdenken oder gar verwehren, dass sie jetzt auch von unserem Lebensstandard partizipieren wollen.

Um zurück zum Thema zu kommen: die Zukunftsaussichten sind leider düster (da bedaure ich meine beiden Kinder z. T. jetzt schon), denn ich halte die Lernfähigkeit des Menschen zumindest in seiner Gesamtheit für minimal. Da erscheint es mir am sinnvollsten, zunächst mal bei sich selbst anzufangen...

Grüße, Spocks Mind
 
@ Galaxy-Class: Jein. Ich wollte lediglich relativieren. Die Meinung, dass Kapitalismus (wie auch immer man das definiert) das große Übel unserer Zeit ist, empfinde ich als genauso falsch wie die Aussage, dass er lediglich positive Konsequenzen hat. Ich meine, ohne wirtschaftliche Entwicklung und (jaha) den Egoismus von Leuten würden wir heute noch wie im Mittelalter leben. Aber natürlich kann pure Geldgier nicht gesund sein. Sie zerstört auf lange Sicht das Leben von Mensch und Tier.
Meine Meinung dazu ist ... ich habe keine, weil man nicht wissen kann, wie sich die Welt entwickeln wird. Aber ich sehe eine Tendenz zum Positiven - genau wie es auch Tendenzen zum Negativen gibt.
Letzlich leben wir im Moment ein sehr angenehmes und gutes Leben - was allerdings nicht heißt, dass sich das nicht ändern kann und uns der Kapitalismus doch in den Hintern beißt.

@ spocks mind: Ich sprach lediglich von einer Tendenz und dem entsprechenden Indikator. Dass Bio-Produkte nicht das Mittel gegen alle Übel dieser Welt sind, ist mir klar (wobei ich jetzt wirklich nicht weiß, warum es den menschlichen Untergang bedeuten soll, wenn wir Produkte anderer Länder konsumieren ... oder inwiefern weniger Fleischkonsum dabei hilft - Kühe sind, soweit ich weiß, nicht vom Aussterben bedroht).

Und wo genau siehst du negative Zukunftsaussichten? Ich meine, im Mittelalter zu leben, war kein Zuckerschlecken und selbst in den 80er Jahren war zum Beispiel viel weniger Toleranz vorhanden (sonst hätte es TNG IMO nicht gegeben), die Umwelt wurde in viel stärkerem Maße ausgenutzt und belastet als heute und die Menschen waren generell nicht so sensibilisiert wie heute.

Noch einmal zur Klarstellung: Ich sage nicht, dass ich die Zukunft rosarot sehe, aber ich habe auch noch keine wirklichen Argumente gehört, die mir zeigen, dass alles den Bach runtergeht.
 
Die Meinung, dass Kapitalismus (wie auch immer man das definiert) das große Übel unserer Zeit ist, empfinde ich als genauso falsch wie die Aussage, dass er lediglich positive Konsequenzen hat. [*****] Ich meine, ohne wirtschaftliche Entwicklung und (jaha) den Egoismus von Leuten würden wir heute noch wie im Mittelalter leben.
Dort, wo ich die fünf Sterne eingefügt habe, ist ein Logikloch. Das klingt ja gerade so, als wolltest Du sagen, dass ausschließlich durch den Kapitalismus eine wirtschaftliche Entwicklung usw. möglich sei.

Wie Du sehe ich auch positive und negative Tendenzen. Allerdings fürchte ich, dass zumindest der menschliche Geist - die Sensibilisierung, von der Du sprichst - kaum weiter ist als im Mittelalter. Jede Personengruppe musste sich seine Rechtegleichstellung selber erkämpfen und jedes Mal wurde es von der Vorherrschenden mit den gleichen Argumenten solange zurückgewiesen wie es nur ging. Und auch bis heute sehe ich da kaum eine Besserung. Symptomatisch dafür ist z.B. die Zensurpolitik für Computerspiele - um mal ein sehr weites Beispiel zu bringen: Da werden Menschen über den Haufen geballert -> wird zensiert; da werden Aliens über den Haufen geballert oder Zombies oder Vampire -> ist ok, vollkommen unabhängig davon, welchen Intelligenzgrad und Handlungsspielraum sie haben.
Solange die Verdammung des Fremden bzw. Anderen weiter Bestand hat und nur die Unterscheideung, wer ein Fremder ist, Millimeter für Millimeter weitergeschoben wird, gibt es keine echte Weiterentwicklung des menschlichen Geistes.

Wenn man dann andererseits sieht, dass selbst angesehende und respektierte Menschen offen die Meinung vertreten, dass Menschen einzig und allein durch Gesetze zu bremsen sind und etwas wie Moral in der Form gar nicht existiere, dass jemand durch sein eigenes Gewissen aufgehalten wird ohne Strafe zu befürchten, weiß ich wirklich nicht, ob die im Mittelalter nicht menschlich gesehen schon weiter waren... :rolleyes:

Ich finde es in der Tat frustrierend, wie wenig die Menschheit aus ihrem Potential macht.

Live long and prosper,
Vulcan
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht ausschließlich. Aber doch zu einem sehr großen Anteil. Egoismus und Habgier sorgen dafür, dass Forschungsergebnisse vermarktet werden. Hätten wir nicht die Händler und Industriellen, die die Forschungsergebnisse zu handfesten Verbesserungen (seien es nun technische Verbesserungen, Verbesserungen im Komfort o.ä.) machen, die sich verkaufen lassen, so würden wir eben heute nicht so im Komfort schwelgen. Dein PC, dein Sessel, dein Bett - alles entwickelt und verbessert um dir das Geld aus der Tasche zu ziehen und es in die Taschen von Industriellen fließen zu lassen. Trotzdem ist es doch gut, dass du PC, Sessel und Bett hast, nicht wahr?
Und ohne dies gibt es kein oder wenig wirtschaftliches Wachstum. Sieht man schön an den "roten" Staaten.


Es lässt sich jetzt aber schon auch darüber streiten, ob allein Ignoranz (oder das Überkommen dieser) einen Einfluss auf die Weiterentwicklung des menschlichen Geistes hat. Aber ja, im Großen und Ganzen gebe ich dir Recht. Es gibt viel Ignoranz. Obwohl man auch wieder sagen muss, dass es auch Entwicklungen in Richtung Toleranz gibt. Nur geht das alles sehr sehr sehr langsam vonstatten.

Wer sagt denn das? Also dass alle Menschen keine Moral kennen? Das ist doch wirklich großer Schwachsinn.
 
Nicht ausschließlich. Aber doch zu einem sehr großen Anteil. Egoismus und Habgier sorgen dafür, dass Forschungsergebnisse vermarktet werden. Hätten wir nicht die Händler und Industriellen, die die Forschungsergebnisse zu handfesten Verbesserungen (seien es nun technische Verbesserungen, Verbesserungen im Komfort o.ä.) machen, die sich verkaufen lassen, so würden wir eben heute nicht so im Komfort schwelgen. Dein PC, dein Sessel, dein Bett - alles entwickelt und verbessert um dir das Geld aus der Tasche zu ziehen und es in die Taschen von Industriellen fließen zu lassen. Trotzdem ist es doch gut, dass du PC, Sessel und Bett hast, nicht wahr?
Und ohne dies gibt es kein oder wenig wirtschaftliches Wachstum. Sieht man schön an den "roten" Staaten.
NEIN.
1. Also dass Kommunismus nicht in Verbindung mit einer Militärdiktatur funktioniert, ist sowieso klar, das haben wir in den - wir Du es nennst - "roten Staaten" gesehen (oder meintest Du die amerikanischen Republikaner-Staaten? :D ). Dafür hätte man das nicht einige Jahrzehnte lang ausprobieren müssen. Der Kommunismus kann natürlich nur in Verbindung mit einer demokratischer Regierungsform funktionieren.
2. Dass ausschließlich der Wunsch, anderen Geld aus der Tasche zu ziehen, zu technologischer Entwicklung usw. führen kann, meinst Du jetzt aber nicht ernst, oder? :D

Wer sagt denn das? Also dass alle Menschen keine Moral kennen? Das ist doch wirklich großer Schwachsinn.
Na ja, zum Beispiel einige unserer Innenminister - der verblendete Bundesinnenminister Schäuble sowieso.

Live long and prosper,
Vulcan
 
Hallo,

@ spocks mind: Ich sprach lediglich von einer Tendenz und dem entsprechenden Indikator. Dass Bio-Produkte nicht das Mittel gegen alle Übel dieser Welt sind, ist mir klar (wobei ich jetzt wirklich nicht weiß, warum es den menschlichen Untergang bedeuten soll, wenn wir Produkte anderer Länder konsumieren ... oder inwiefern weniger Fleischkonsum dabei hilft - Kühe sind, soweit ich weiß, nicht vom Aussterben bedroht).

Da ich deinem Profil leider nicht dein Alter bzw. Beruf entnehmen kann, geh ich mal davon aus, das du relativ jung bist oder dich mit globaler Wirtschaft nicht tiefgründig befasst hast, sonst wäre obiges Zitat nicht entstanden. Sorry, aber man muss sich nur mal die Agrarindustrie und Landwirtschaft (Zucht, Produktionsmethoden, Einsatz von Düngung und Pestiziden, Arbeitsbedingungen etc. pp.) weltweit im Detail ansehen, und das anschließende Durch-die-Welt-Gekarre der Erzeugnisse um den halben Erdball, um schon mal das ungute Gefühl zu bekommen, dass es sich nicht unbedingt um ökologisch sinnvolles Verhalten handelt - aber es steht ja vielleicht sogar noch Bio drauf und der Konsument hat wieder sein Gutmenschentum gestreichelt und fühlt sich besser *würg*

Und das Kühe nicht vom Aussterben bedroht sind, war sicher nicht der Punkt, wie du dir eigentlich denken konntest... nein, auch hier geht es um genannte Produktionsbedingungen, wobei der immense Wasser- und Nutzgetreideverbrauch, belastetes Grundwasser durch Gülle oder abgeholzte Regenwälder für die Weidelandgewinnung nur exemplarisch zu nennen sind. Und wer mal eine heimische Groß-Schweinemastanlage inklusive Zucht- und Schlachtabteilung besichtigt hat, der fühlt sich nicht besser, nur weil Schweine nicht vom Aussterben bedroht sind :rolleyes: Und nein, ich bin kein Vegetarier.

Auf den Punkt gebracht, du argumentierst einfach zu verkürzt. Niemand will dir deine Meinung absprechen, dass du die Zukunft rosiger siehst, als ich oder Vulcan z. B. Aber die Vorstellung, jetzt in der besten, tolerantesten, entwickeltsten aller Epochen zu leben ), ist bestenfalls romantisierend und trifft definitiv nicht zu. Das Mittelalter war übrigens nicht so schlecht wie sein Ruf und de facto erleben wir derzeit reaktionäre Tendenzen wie schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr.

Liebe Grüße,
Spocks Mind
 
@spocks mind:
ROFL ... falsch gedacht. Ich bin weder besonders jung, noch beruflich unerfahren, was Wirtschaft angeht. Aber weißt du, ich habe keine Lust, das Ganze auf eine persönliche Ebene zu holen. Ich bin und war noch nie für Authoritätsargumente zu haben und dass du Managerin bist, beeinflusst meine Meinung zu deiner Meinung so ganz und gar nicht. Es geht doch darum, WAS du sagst. Und nicht, welchen Beruf du hast, oder?

Und was du ansprichst sind eher Gründer gegen das WIE als gegen das WAS. Fakt ist, dass Staaten, die exportieren, im Durchschnitt eine funktionierendere Wirtschaft haben, als Staaten, die Ausfuhrverbote und/oder Beschränkungen haben. Woran das liegt, darüber kann man sich streiten. Fakt ist, dass es beobachtbar ist.
Und der Fleischkonsum ... nunja, auch hierbei ist natürlich die Frage nach dem WIE die Entscheidendere. Denn auch wenn wir alle Vegetarier werden würde, gäbe es sicherlich Produktionsmethoden, die der Umwelt schaden würden.

Und wie gesagt: Ich sprach lediglich von Tendenzen. Aber als Frau im Mittelalter oder als Schwuler noch vor 70 Jahren, als Schwarzer vor 1,5 Jahrhunderten in den USA leben zu müssen, war kein Zuckerschlecken. Da sind wir jetzt einen großen Schritt weiter. Ich denke nicht, dass wir unser Ziel erreicht haben - sicher gibt es auch jetzt noch genug Intoleranz - aber die Tendenz ist da.
Natürlich gibt es auch Tendenzen, die zeigen, dass wir uns wieder in Richtung Intoleranz und Ignoranz bewegen. Ja. Dem widerspreche ich ja gar nicht.
 
@ Vulcan:


NEIN.
1. Also dass Kommunismus nicht in Verbindung mit einer Militärdiktatur funktioniert, ist sowieso klar, das haben wir in den - wir Du es nennst - "roten Staaten" gesehen (oder meintest Du die amerikanischen Republikaner-Staaten? :D ). Dafür hätte man das nicht einige Jahrzehnte lang ausprobieren müssen. Der Kommunismus kann natürlich nur in Verbindung mit einer demokratischer Regierungsform funktionieren.

Dass Kommunismus nicht in Verbindung mit einer Militärdiktatur funktioniert, darüber sind wir uns wohl beide einig. Allerdings erklärt die Militärdiktatur nicht, warum die Wirtschaft in dieses Ländern wenig bis gar nicht funktioniert.
IMO ist der Grund dafür eben das Fehlen (oder Unterdrücken) von geldgierigen Kapitalisten.

2. Dass ausschließlich der Wunsch, anderen Geld aus der Tasche zu ziehen, zu technologischer Entwicklung usw. führen kann, meinst Du jetzt aber nicht ernst, oder? :D

Nein, aber das habe ich auch nicht gesagt. Ich sprach nicht von ausschließlich. ;) Aber ja, ich bin der Meinung, dass der Wille, technische (oder wie auch immer geartete) Forschungsergebnisse zu kommerzialisieren und damit a) dem Otto-Normal-Mensch zugänglich zu machen und b) Geld in die eigenen Taschen zu scheffeln, zum großen Teil auf Geldgier zurückzuführen ist.
Es mögen manchmal vielleicht Menschenfreunde sein, die einer Entdeckung mit dem Gedanke "Wie können wir das in ein Produkt umwandeln, dass allen Freude bringt /das Leben erleichtert/etc.?" entgegentreten. Aber meist wird der Gedanke eher folgender sein: "Wie kann ich das in ein Produkt tun, das möglichst viele Menschen wollen und deshalb kaufen?"
 
Allerdings erklärt die Militärdiktatur nicht, warum die Wirtschaft in dieses Ländern wenig bis gar nicht funktioniert.
In meinen Augen liefert das durchaus einen hinreichenden Grund. Die Produktivität ist immer entscheidend von der Arbeitsmoral und der Motivation abhängig. Dass keine besonders große Motivation vorhanden ist, für ein System, das einen unterdrückt, zu produzieren, dürfte klar sein. In Diktaturen muss daher eine andere Grundmotivation gefunden werden, um die Arbeitsmoral auf einem ausreichenden Niveau zu halten, z.B. persönliche finanzielle Nöte.
Na ja, abgesehen davon waren da auch einfach viele extreme Deppen am Werk... wenn man sich alleine Maos "großen Sprung nach vorn" ansieht, kann einem nur das Grausen kommen - so viel Dummheit kann nur in einer Katastrophe enden.

Es mögen manchmal vielleicht Menschenfreunde sein, die einer Entdeckung mit dem Gedanke "Wie können wir das in ein Produkt umwandeln, dass allen Freude bringt /das Leben erleichtert/etc.?" entgegentreten. Aber meist wird der Gedanke eher folgender sein: "Wie kann ich das in ein Produkt tun, das möglichst viele Menschen wollen und deshalb kaufen?"
Also wenn ich Deine Ausführungen zu Konsumenten und Entwicklern richtig verstehe, so sind die Entwickler und Kreativen Deiner Meinung nach größtenteils Geldhaie; die nur durch die breitangelegte moralische Grundfestigkeit der Konsumenten ein wenig im Zaum gehalten werden?

Ich sehe das anders. Wenn man in die kreativen Bereiche der Forschung und Entwicklung reinschaut, dann wird man da nur in geringem Maße Leute finden, die tatsächlich in erster Linie ans große Geld wollen, sondern vielmehr Leute, die sich einfach für die Themen interessieren (jetzt nicht falsch verstehen: die wollen schon genug Geld, um damit ihren Familien ein ordentliches Leben zu ermöglichen, aber halt in einem realistischen Rahmen).
Natürlich sind um diese kreativen Kerne viele Verwaltungs- und Vermarktungskräfte, die versuchen, die ganzen Abläufe in ein möglichst gut und günstig vermarktungsfähiges Endprodukt laufen zu lassen - auch gerne auf Kosten der Qualität. Allerdings machen sie es aus einem ganz einfachen Grund: weil es in unserem Wirtschaftssystem so notwendig ist. Das Wirtschaftssystem gibt halt relativ stringide vor, wie das Ganze hier zu laufen hat und die kreativen Köpfe müssen sich danach richten, wenn sie ihre Forschungen machen wollen.
Aber dabei handelt es sich um eine Einschränkung, welches unser Wirtschaftssystem vorgibt; es ist keine Einschränkung, die durch den menschlichen Geist oder Ähnliches vorgegeben ist. Wir tun es so, weil das Wirtschaftsystem es vorgibt. Es ist nicht so, dass das Wirtschaftsystem so ist, weil es so sein müsste.
Man denke auch einfach mal nur an kreative Köpfe aus Zeiten, wo man zwar auch schon sein Lebensunterhalt verdingen musste, aber die Gewinnmaximierung nicht oberstes bzw. einziges Gebot war.. Galileo, Gauß, Euler usw. Klar haben die ein paar Sachen entwickelt, um damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, aber viele ihrer interessantesten Entwicklungen sind einfach aus ihrem Entwicklergeist heraus enstanden, der Neugierde und dem Streben nach Wissen. Und so ist es eigentlich bei der Mehrheit der Kreativen - nur halt mit der Einschränkung, dass natürlich das durchschnittliche Talent eines Kreativen ungleich geringer ist als dasjenige der oben genannten. ;)

Live long and prosper,
Vulcan
 
@ Produktivität und Diktatur
Du bist also der Meinung, dass die schwache Wirtschaft in den roten Staaten auf eine Motivationslosigkeit infolge der Diktatur zurückzuführen ist? Interessanter Gedanke.
Leider ist das nicht nachprüfbar, da wir keinen Kommunismus/Sozialismus ohne Diktatur haben und hatten. Aber es wäre wirklich interessant zu sehen, was die größere Antriebsfeder ist: der Egoismus oder der Gemeinschaftssinn.


@ Forschungsergebnisse und Produkte

Nein, du hast mich nicht richtig verstanden. Es ging nicht um die Kreativen und Entwickler (also die Leute, die letztlich forschen). Bei denen denke ich durchaus, dass die es aus Interesse am Thema machen. Es ging um die Leute, die aus Forschungsergebnissen "verwertbare" Produkte machen.

Letztlich läuft doch so ein Produktentwicklungsprozess meist auf eine von zwei Arten ab: Entweder wird ein Phänomen entdeckt (von Forschern) und dann von Wirtschaftlern vermarktet, oder die Wirtschaftler selbst geben einen Forschungsauftrag mit einer speziellen Produktidee im Hinterkopf.
Das bedeutet die Wirtschaftler sind am Geld interessiert und aus diesem Interesse heraus wandeln sie entweder Forschungsergebnisse in Produkte um, die Geld bringen, oder entwickeln Produkte, die nur mit einem gewissen Forschungsaufwand überhaupt realisiert werden können.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hey, mit der Reaktion hätte ich jetzt nicht gerechnet :D

das widerlegt jetzt meine Aussage nicht, aber so wirklich sinvoll drauf eingehen tut es jetzt auch nicht. Ist ja auch egal, mehr als ein Denkanstoß sollte es eh nicht sein ;)
 
Der Egoismus verhindert auch, dass in Städten der Automobil-Verkehr durch öffentliche Verkehrsmittel abgelöst werden, die wirtschaftlicher, umweltfreundlicher, sicherer - und in den Stosszeiten schneller sind als Automobile.
 
@ USS N.: Was ich damit sagen wollte, ist folgendes (und zwar genau das, was ich die ganze Zeit versuche zu sagen): Man kann das Ganze nicht so undifferenziert betrachten. JA, der Egoismus spielt eine Rolle. Aber a) gibt es noch wesentlich mehr Einflussfaktoren und b) wären wir nach der These, dass Egoismus erst die Wirtschaft in Gang gebracht hat, ohne Egoismus jetzt noch im Mittelalter, sprich: hätten gar nichts, was in die Krise geraten könnte.

@ Vulcan: Das ist wahr.
 
Wenn ihr mal 7 Minuten Zeit habt, gibt es hier einen aktuellen Frontal21 Beitrag zu genau eurer Diskussion. Arbeit muss sich lohnen vs. Ungerechtigkeit steigt.

Der Banker sagt hier, dass eine Leistungsgesellschaft ohne Gier nicht funktioniert (also genau den Argument Kendra).
Leistungsgesellschaft ist ja nun ein etwas schöneres Wort für Ellenbogengesellschaft und da stellt sich mir die Frage: Wollen/brauchen wir diese eigentlich?
Ich denke nicht und schließe mich Vulcans Aussage an, der schön dargelegt hat wie sich unsere Welt auch ohne Gier prächtig entwickelt hat.
Deshalb bin ich davon überzeugt das sich Schulkinder irgentwann über unsere Epoche und ihr Wirtschaftssystem lustig machen werden. Die Umstellung wird aber sanft und langsam erfolgen, nicht schnell und blutig wie Russland 1917 oder der Versuch in Deutschland in den 70'ern...
 
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