Ich habe mir die Diskussion im Nachstudio angeschaut. Die Kritikpunkte, die du hier aufgeführt hast, sind dort auch genannt worden.
Wie gesagt, ich habe die Diskussion nur am Anfang verfolgen können. Wie schnell tritt die neue Regelung eigentlich in Kraft, nach der die Inhalte eine äußerst (!) begrenzte Zeit zur Verfügung stehen dürfen? Vermütlich wird sich unsere kleine Diskussion sogar noch erweitern, wenn ich die Ansichten der Nachtstudio-Gäste erfahren habe.
Ich bin aber der Meinung, das die Herrschaften, abgesehen von dem französischen Historiker, vergessen haben, für wen diese Serie gemacht wurde. Mit der bloßen Abhandlung von historischen Fakten und Daten erreicht kaum Zuschauer und man kann nicht alles in eine Folge packen.
Die Sendung kann nur begrenzt etwas wiedergeben, jedoch Interesse für mehr wecken, so das sich die Leute mit der Geschichte beschäftigen. Das gelingt dieser Sendung. Wenn das nicht dem Bild eines, ich bedaure dieses Wort zu verwenden, Fachidioten entspricht, ist es sein Problem. Seine Vorstellungen können kein Interesse wecken.
Ich habe da ein kleines Problem, sicherlich auch aus einer persönlichen Ansichten motiviert. Aber der Reihe nach ausgeführt:
Klar, die Inhalte müssen ordentlich, verständlich, anschaulich und fesselnd präsentiert werden.
Heikler wird es jedoch, wenn man die Szenen und - ein Kapitel für sich - Zeitzeugen (was natürlich beim MA nicht mehr in Form von Frage-Antwort-Prinzipien geschehen kann

) dem Zuschauer vollkommen unkommentiert, unrelativiert hinwirft. Die persönliche Haltung muss jeder selbst entscheiden: Ist es nicht von Belang, wenn den Zuschauern eine intensive Projektion vorgeführt wird, man ihnen also vorgegaukelt, es gäbe eine "Wahrheit"?
Mal im Ernst: Welcher Zuschauer will sich denn nach dem Sehen der Sendung wirklich vertiefende Literatur kaufen (und ich spreche nicht von den Begleitbüchern zur Serie)? Ich glaube, Galaxy-Class bleibt da eine tolle Ausnahme.
Falls den anderen Zuschauern die Fachmonographien stilistisch oder aufgrund der unangenehmen Komplexität nicht zusagen, könnte es dann passieren, dass sie womöglich in einem verfälschten Bild verhaftet bleiben. Klar, hier kann man auch wieder ins Feld führen, echte Lügen würden nicht unters Volk gebracht und ob der Zuschauer nun ein abgerundetes Bild vom MA hat, sei egal, solange er nur wisse, dass es Otto, Friedrich und Co. gab.
Auch wenn es natürlich auch in diesem Bereich Persönlichkeiten gibt, die ihr Metier womöglich mit ihrer subjektiven Meinung aufladen und einer Geltungssucht folgen, traue ich dem ein oder anderen - wie Du ihn nennst - "Fachidioten" doch zu, gerade weil er oder sie die Geschichtswissenschaft für mehr als eine Ansammlung von Jahreszahlen hält, dem Zuschauer zusätzlich eine andere Geisteshaltung zur Sache mit auf den Weg gehen zu wollen und dazu gehört nun mal, den Leuten auch offen zu sagen: "Schaut, das war jetzt eine tolle Story, aber nehmt das Gesehene bitte nicht für bare Münze". Wir sind weit von der Mentalität und Ideenwelt des Mittelalter entfernt und dieses Problem zu meistern, diese Lücke zu füllen, ist alles andere als eine einfache Aufgabe, das sehe ich ein. Und natürlich geben die Leute vom Fernsehen unter dem Marktdruck ihr bestes, das denke ich schon.