Sisko vs Picard in the Dominion War

Was du beschreibst sind halt die Mechanismen der Serien - wie schon weiter oben beschrieben wurde.
TNG wurde noch von Roddenberry und Berman entwickelt und trägt diesen - wenn auch oberflächlichen - Utopia Stempel. DS9 wurde komplett ohne Roddenberry entwickelt und Berman hat nach dem Erstellen des Konzeptes kaum noch was mit der Serie zu tun gehabt, das komplette kreativ Team war ein anderes. DS9 funktioniert komplett anders als TNG, und das es dort kaum richtiges Erforschen des Weltraums gibt ist doch auch klar bei einer Raumstation. Die Aliens kamen in diesem Falle ja zur Station, und nicht die Station zu den Aliens.
Selbst wenn man Picard als Commander von DS9 verwendet hätte wäre die Serie ähnlich verlaufen. Warum? Weil das eben das Konzept der Serie war.
 
Also wenn man die Vertretung der eigenen moralischen Werte - also die Umsetzung der von einem gepredigten Prinzipien - in dem üblichen schwarz-weiß (gut-böse)-Schema betrachtet, dann kann man es - wenn man annimmt, dass mit dem Dominion tatsächlich keine Übereinkunft möglich wäre, wie DJ Doena meint - wohl so zusammenfassen:
In TNG ist die Föderation weiß und die Antagonisten grau, in DS9 ist die Föderation grau und die Antagonisten (insbesondere das Dominion) schwarz...
Tja, also da bevorzuge ich doch weiterhin die TNG-Variante. Ich finde es in der Tat realistischer, dass jemand von Grund auf "gut" ist, zumindest wie in einer Form wie Picard, als dass jemand von Grund auf "böse" ist...
Insbesondere hieß "Chrakaterentwicklung" und "Konfliktpotential" in DS9 und Voyager in meinen Augen meist: "wir setzen zwei gegensetzliche Gruppen gemeinsam auf ein Schiff/eine Station, lassen sie sich im Pilotfilm böse anknurren und danach sind sie eine eingeschworene Einheit", eine wirkliche intercharaktäre Entwicklung habe ich da nie als existent empfunden.

@DJ Doena: Die Frage, ob 1941 Frieden mit den Nazis möglich gewesen wäre, ist definitiv nicht in Einklang mit der hier behandelten Fragestellung zu bringen. 1941 war Nazideutschland bereits im Krieg mit den meisten "relevanten" Staaten, ausgenommen lediglich die USA, die jedoch mit Materiallieferungen usw. ebenfalls beteiligt war... Eine entsprechende Situation gab es z.B. für die Föderation im Dominion-Krieg nicht... Allerhöchstens könnte man hier die Situation der Tholianer 2376 ähnlich betrachten, das würde allerdings vorraussetzen, dass diese vorher freundschaftliche Beziehungen mit der Föderation hätten gepflegt haben und diese mit Kriegsmaterial versorgt haben müssen...

DJ Doena schrieb:
Sorry, aber ich bin nicht davon überzeugt, dass irgendeine von Siskos Handlungen bis Kriegsausbruch einen Krieg irgendwie argumentativ rechtfertigen konnte ("Buhuh, die bösen Födis sind mit einem Schiff in unseren Raum eingedrungen um zu verhandeln").
Es gibt wirklich keinen Grund, sich so dermaßen auf die Folge "Die Suche" zu versteifen, insbesondere, weil die Föderation hier dem Dominion längst negativ aufgefallen ist...
Es begeben sich in der Zeit ständig Föderationsschiffe in das vom Dominion beanspruchte Territorium. Bajor, welches zu dem Zeitpunkt zweifelsohne als Satellit der Föderation verstanden wird, gründet sogar Kolonien (oder zumindest eine Kolonie) in diesem Gebiet usw...
Ich weiß nicht, ob ein Frieden mit dem Dominion möglich gewesen wäre, aber ich bin mir sicher, wenn Du entsprechende Provokationen gegenüber der USA durchführen würdest, würdest Du Dich umgehend im Krieg mit ihnen befinden...
 
Zuletzt bearbeitet:
Vulcan schrieb:
Könntest Du das ein wenig genauer ausführen? Ich kann mich momentan an keine Entscheidung Siskos erinnern, die irgendeine höhere Effizienz belegt.
Genau das meine ich doch. Im Gegensatz zu Sisko hätte Picard mehr auf Diplomatie gesetzt und vielleicht einem Konflickt eher entgegen gewirkt. Aber spätestens mit dem Bündnis zwischen Dominion und Cardassianern hätte auch Picard nichts mehr tun können.

Ich kann mich den anderen in diesem Punkt nur anschließen, dass die Grundlagen in DS9 so gelegt waren, dass nichts anderes, als ein Krieg herauskomemn konnte...
 
Vulcan schrieb:
Ich weiß nicht, ob ein Frieden mit dem Dominion möglich gewesen wäre, aber ich bin mir sicher, wenn Du entsprechende Provokationen gegenüber der USA durchführen würdest, würdest Du Dich umgehend im Krieg mit ihnen befinden...
Die USA würden mir wenigstens vorher sagen wo genau sich ihr Einflussbereich befindet ;)
 
Vulcan schrieb:
@DJ Doena: Die Frage, ob 1941 Frieden mit den Nazis möglich gewesen wäre, ist definitiv nicht in Einklang mit der hier behandelten Fragestellung zu bringen. 1941 war Nazideutschland bereits im Krieg mit den meisten "relevanten" Staaten, ausgenommen lediglich die USA, die jedoch mit Materiallieferungen usw. ebenfalls beteiligt war... Eine entsprechende Situation gab es z.B. für die Föderation im Dominion-Krieg nicht...
Es geht drum, ob es gelingt einem Gegner einen Krieg auszureden, den dieser sich aus den absurdesten Gründen (überlegene Rasse ist in beiden das Motiv) nicht ausreden lassen will. Es geht drum, wie hoch der Preis gewesen wäre, um diesen Krieg zu verhindern. Natürlich hätte die Föderation auch gleich die weiße Fahne schwenken können. Das Dominion empfand den AQ als Bedrohung und selbst wenn die Föd nicht wäre, da sind immer noch die 3 anderen.

Es gibt wirklich keinen Grund, sich so dermaßen auf die Folge "Die Suche" zu versteifen, insbesondere, weil die Föderation hier dem Dominion längst negativ aufgefallen ist...
LOL: negativ aufgefallen. Was hat denn die Föderation bis dahin so negatives gemacht außer ein bisschen stellare Kartographie? Rechtfertigt das einen Krieg?

Ich weiß nicht, ob ein Frieden mit dem Dominion möglich gewesen wäre, aber ich bin mir sicher, wenn Du entsprechende Provokationen gegenüber der USA durchführen würdest, würdest Du Dich umgehend im Krieg mit ihnen befinden...
Genau. Und wer in der Welt könnte den USA einen Krieg ausreden, wenn die drauf aus sind?
 
DJ Doena schrieb:
Es geht drum, ob es gelingt einem Gegner einen Krieg auszureden, den dieser sich aus den absurdesten Gründen (überlegene Rasse ist in beiden das Motiv) nicht ausreden lassen will. Es geht drum, wie hoch der Preis gewesen wäre, um diesen Krieg zu verhindern. Natürlich hätte die Föderation auch gleich die weiße Fahne schwenken können. Das Dominion empfand den AQ als Bedrohung und selbst wenn die Föd nicht wäre, da sind immer noch die 3 anderen.

LOL: negativ aufgefallen. Was hat denn die Föderation bis dahin so negatives gemacht außer ein bisschen stellare Kartographie? Rechtfertigt das einen Krieg?

Genau. Und wer in der Welt könnte den USA einen Krieg ausreden, wenn die drauf aus sind?

Was folgt daraus? Jedenfalls nicht automatisch, dass Siskos Vorgehen im Krieg das einzig mögliche und sinnvolle war.
Die Formwandler sind auch am Ende von DS9 nicht geläutert (am Rande: somit ist tekins "ST XI"-Projekt doch realistisch) - der Friedensvertrag die Bytes nicht wert, in denen sie gespeichert werden.
Gut, sie sind besiegt worden und das muss einem als Menschen wohl die nötige Befriedigung nach sieben Staffeln geben :rolleyes: :confused:
 
Okay, das ist doch immerhin etwas
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Max schrieb:
Was folgt daraus? Jedenfalls nicht automatisch, dass Siskos Vorgehen im Krieg das einzig mögliche und sinnvolle war.
Die Formwandler sind auch am Ende von DS9 nicht geläutert (am Rande: somit ist tekins "ST XI"-Projekt doch realistisch) - der Friedensvertrag die Bytes nicht wert, in denen sie gespeichert werden.
Gut, sie sind besiegt worden und das muss einem als Menschen wohl die nötige Befriedigung nach sieben Staffeln geben :rolleyes: :confused:
Sind wir Deutschen anders als vor 60 Jahren? Ich hoffe doch einfach mal ja. War die totale Niederlage Nazi-Deutschlands notwendig? In meinen Augen schon.
 
DJ Doena schrieb:
Sind wir Deutschen anders als vor 60 Jahren? Ich hoffe doch einfach mal ja.
Ich eigentlich auch.
DJ Doena schrieb:
War die totale Niederlage Nazi-Deutschlands notwendig? In meinen Augen schon.
Meinst Du, ob die totale Niederlage vom nationalsozialistischen Deutschland dafür notwendig war?
Dadurch wurden wir sicher zu dem was wir sind, aber ob so eine Erfahrung allgemein (ich denke dabei natürlich nicht nur an die "Deutschen") wirklich für eine pazifistische Moralbildung nötig ist?

Nun, wie manchen wir bei diesem Thread weiter ? ;)
 
Max schrieb:
Ich eigentlich auch.

Meinst Du, ob die totale Niederlage vom nationalsozialistischen Deutschland dafür notwendig war?
Ich denke, auch ja. Man sah ja nach dem verlorenen ersten Weltkrieg, wie schnell sich Dolchstoßlegenden bildeten. Hätte Hitler - so er denn dieser Bastard weitsichtig genug gewesen wäre - irgendwann so um 1943 einen Frieden ausgehandelt, nie wäre ans Licht gekommen, was damals geschehen ist auf diesem Grund und Boden und wir wären heute ein anderes Volk. Wie sich Europa entwickelt hätte, mag ich mir gar nicht ausmalen - ein Deutschland auf dem Boden des heutigen Dänemark bis runter nach Ungarn. von der ostpolnischen Grenze bis zum Elsass (Frankreich wäre nie einge-reich-t worden).

Aber jetzt streifen wir wirklich ab.

Aber es gibt Kriege, die müssen bis zur absoluten Niederlage einer Seite ausgefochten werden, so brutal dass auch klingen mag.
 
DJ Doena schrieb:
Ich denke, auch ja. Man sah ja nach dem verlorenen ersten Weltkrieg, wie schnell sich Dolchstoßlegenden bildeten. Hätte Hitler - so er denn dieser Bastard weitsichtig genug gewesen wäre - irgendwann so um 1943 einen Frieden ausgehandelt, nie wäre ans Licht gekommen, was damals geschehen ist auf diesem Grund und Boden und wir wären heute ein anderes Volk. Wie sich Europa entwickelt hätte, mag ich mir gar nicht ausmalen - ein Deutschland auf dem Boden des heutigen Dänemark bis runter nach Ungarn. von der ostpolnischen Grenze bis zum Elsass (Frankreich wäre nie einge-reich-t worden).
Ich dachte das gar nicht in Bezug auf Deutschland. Ja sicher, ein Friedensschluss mit dem Dritten Reich wäre schon fatal gewesen.
Ich meinte vielmehr, ob ein Land oder auch nur eine Person (klar, die ist durch die Lebensumstände geprägt - es geht um den prinzipiellen Gedanken) erst eine drastische Krisis erfahren muss, um Lehren zu ziehen, bzw. eine ethische Mentalität zu entwickeln, und - jetzt sind wir wieder ein wenig mehr beim Thema - ob sich diese Einstellung so schnell wieder verlieren kann...

Aber bevor wir tatsächlich weiter als weit abschweifen...
Zurück zu einem Punkt, der bereits angesprochen wurde. Ich möchte ihn nochmal aufgreifen.
Wie viel Einfluss hat die Sternenflotte, also das Kommando, an Sisko direkt abgegeben?
 
Max schrieb:
der grundlegende Fehler liegt indes im Serienkonzept.

Das sehe ich auch so. Es ist generell ziemlich unglaubwürdig, dass man einen derartigen Konflikt einem kleinen Licht wie Sisko überlässt, da hätte man mit ziemlicher Sicherheit irgendwelche höheren Diplomaten genommen, die mehr Erfahrung mit Erstkontakten haben. Auch sein Status als Abgesandter hätte daran nichts ändern können.

Auch die Föderation hört an dieser Stelle nicht zum ersten Mal was vom Dominion, vielmehr wissen sie seit recht langer Zeit, dass es auf der anderen Seite de Wurmlochs eine entsprechende Macht gibt, die das Territorium für sich beansprucht...

Genau und spätestens ab dem Zeitpunkt, wäre die Belegschaft von DS9 um einen Haufen von Diplomaten und Erstkontaktspezialisten ergänzt oder ersetzt worden... Sisko war zu dem Zeitpunkt schon längst nicht mehr unparteiisch und zu sehr auf die Bajoraner eingeschossen. Ich als Oberbefehlshaber der Födi hätte ihn schon längst ersetzt...

Auch die wiederkehrenden Nebencharaktere machen das Bild runder. TNG war fast durchgehend Planet-of-the-Week und eine Charakterentwicklung war fast gar nicht zu beobachten (Was unterscheidet einen Season-1-Riker von einem Season-7-Riker, abgesehen von Bauch und Bart?

Sehe ich genauso. DS9 ist von den Charakteren her die authentischste ST-Serie. Das ändert trotzdem nichts daran, dass das Storykonzept einige Schwächen hat und manchmal etwas konzeptlos gewirkt hat. Die Idee mit dem Dominion war genial und ist letztlich auch gut umgesetzt worden, aber meiner Meinung hätte man sich diese ganze Prophetengeschichte sparen, oder sie zumindestens auf ein Minimum reduzieren können.

Da wäre etwa Geordi, der blind ist und der Umgang mit dieser Behinderung ist kein schlechtes Beispiel dafür

Das ist sogar ein sehr schlechtes Beispiel dafür. Die Blindheit von Geordi ist ein körperliches Gebrechen aber lange keine Charakterschwäche. Wie schon erwähnt letztlich hatte niemand außer Worf wirkliche Schwächen (letzter war imo aber genau deswegen so erfolgreich). Wesley nehme ich mal davon aus, der war die Charakterschwäche in Person und hat keinen Fettnapf ausgelassen.

Janeway hatte ja noch weniger Skrupel als Sisko irgendwas zu tun, so lange es "zum Wohle ihrer Crew" war. Wenns ums nach Hause kommen war, war die oberste Direktive noch nur ein Haufen lustiger Worte.

Das ist imo genau der Fortschritt in ST: Echte, realistische Charaktere, die in extremen Situationen extrem reagieren. Janeway hatte nur das Problem, dass die Rolle einfach ziemlich beschissen geschrieben war. Von Nachhausekommen kann da keine Rede sein. Die Kontraste waren da einfach zu stark und daran ist der Charakter dann letztlich auch gescheitert: Einerseits die extremen Maßnahmen um Nachhause zu kommen, aber andererseits muss jeder Nebel, jede Anomalie, jeder Pups den irgendein Alien gelassen hat fachmännisch in einer dreiwöchigen Exkursion untersucht und erforscht werden, auch wenn man dabei das zwanzigste Mal auf die Schn**ze fliegt.

Ich finde es in der Tat realistischer, dass jemand von Grund auf "gut" ist, zumindest wie in einer Form wie Picard, als dass jemand von Grund auf "böse" ist...

Sehe ich anders. Von "grundauf gut"... sowas gibt es imo nicht. Ich würde mal behaupten, dass 99,99% der 'guten' Menschen sich nicht mehr 'gut' verhalten würden, wenn es
a) zu ihrem Vorteil wäre
b) keiner Mitbekommen würde und
c) keine Konsequenzen hätte

Kann man es als "gut" bezeichnen, die Steuern zu hinterziehen, oder die Geschwindigkeitsbegrenzung zu ignorieren? Wenn es nur zwei Sichtweisen gäbe...
a) "Die Menschen sind von grundauf gut aber es gibt ein paar Ausnahmen die nicht gut sind"
b) "Die Menschen sind von grundauf böse aber die meisten können sich beherrschen"

...fände ich die zweite weitaus näher an der Realität. Und das ist es imo was DS9 ausmacht, da hat auch die strahlende Hauptfigur deutliche Schattenseiten. Das entspricht zwar nicht mehr der Schickimickrundumsorglos-Philosophie von TNG, aber es ist eben realistischer...

Gruß, Dave
 
D@ve schrieb:
a) "Die Menschen sind von grundauf gut aber es gibt ein paar Ausnahmen die nicht gut sind"
b) "Die Menschen sind von grundauf böse aber die meisten können sich beherrschen"

...fände ich die zweite weitaus näher an der Realität.
Das soll also heißen, dass jeder Mensch mit Freude einer alten, hilflosen Dame den Schädel zerschmettern würde - rein aus der Freude am Tun? Und, dass der Mensch nur durch die Konsequenzen davon abgehalten wird?

Also, ich gebe ja zu, dass "von grund auf" in beiden Richtungen wohl eine etwa übertriebene Formulierung ist, aber mal ganz ehrlich: ich kann mir vorstellen, dass Menschen - und auch größereAnzahlen von Menschen - sich wie Picard verhalten: auch, wenn es zum eigenen Nachteil ist (also keine spezielle Motivation), die Prinzipien hochhalten, die Menschlichkeit nicht nur predigen, sondern auch zu leben. Und, dass sie dabei Sachen tun, rein, um anderen etwas Gutes zu tun, egal, ob diese es bemerken oder nicht.
Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Menschen - und insbesondere größere Anzahlen selbiger - sich ohne Motivation anderen gegenüber entsprechend gegenteilig verhalten. Natürlich gibt es Einzelfälle: wenn jemand aus Rache blind jemandem Schaden zufügen will oder ähnliches, oder eben aus materiellen oder machttechnischen Erwägungen. Aber ohne direkte Motivation kann ich es nicht nachvollziehen.
 
D@ve schrieb:
Das ist sogar ein sehr schlechtes Beispiel dafür. Die Blindheit von Geordi ist ein körperliches Gebrechen aber lange keine Charakterschwäche.
Ja aber es hatte in meinem Kontext auch gar nichts mit Charakterschwäche zu tun. Ich wollte ein positives Merkmal der utopistischen ST-Gesellschaft herausstreichen, in der es nie ein Problem war, dass Geordi nicht sehen konnte. Er wurde deswegen nie anders behandelt. Eine Behinderung hat ja wohl nichts mit einer Charakterschwäche zu tun.


D@ve schrieb:
Das ist imo genau der Fortschritt in ST: Echte, realistische Charaktere, die in extremen Situationen extrem reagieren.
Aber sage mir, was so toll daran ist, dass Figuren in einer extremen Situation extrem reagieren? Dass das selbst für gegenwärtige Charaktere nicht immer zutreffen muss, ist das eine. Das andere ist, dass der hoffnungsvolle Ausblick auf die Entwicklung der Menschheit eine Grundsäule des Star Trek-Formats war. Wenn man das aufgibt und nun die Zustände zeigt, von denen manche glauben, sie seien realistisch, gibt man die Seele Star Treks auf.
BTW: Aus heutiger Sicht ist es extrem, wenn Figuren in einer extremen Situation glaubwürdig nicht extrem reagieren.


D@ve schrieb:
Ich würde mal behaupten, dass 99,99% der 'guten' Menschen sich nicht mehr 'gut' verhalten würden, wenn es
a) zu ihrem Vorteil wäre
b) keiner Mitbekommen würde und
c) keine Konsequenzen hätte
Ich bitte es mir nicht übel zu nehmen, wenn ich hier vehement widerspreche!
Denkst Du Mutter Theresa hätte damals einem Verhungernden eine Schüssel Reis weggegessen, wenn sie noch nichts zu Mittag hatte (zu a), oder niemand zugesehen hätte (zu b) oder es keine Konsequenzen wie schlechte Publicity gegeben hätte (c)?
Jetzt wirst Du sagen, sie war eine aus den 0,01%, aber sie handelte einfach aus einer Überzeugung heraus, die bei ihr religiös motiviert war, was aber nicht immer der Fall sein muss, den es gibt auch Wertevorstellungen bei nicht-religiösen Menschen. Aber wann immer sie aus ihrer Grundüberzeugung heraus handeln, geben sie bei jeder Situation ihr Bestes, wobei weder a) noch b) noch c) sie daran hindern würde, sich "gut" zu verhalten, denn ihnen sind ihre Identität und die Werte ihrer Überzeugung wichtiger.
Solche Menschen gibt es wohl mehr als man denkt, aber weniger als es der Welt guttäte.

Hier setzt Star Trek an. Geht man davon aus, dass bestimmte Rahmenbedingungen (Warpantrieb und der erste Kontakt sorgen für eine Welt im Wohlstand und Frieden) ein richtiges Klima schaffen kann: Die Gesellschaft hat den Luxus, Werte zu leben, denn sie werden nicht auf die Probe gestellt. Sie können tiefer in die Mentalität der Menschen verankert werden, da die Auseinandersetzung mit ihnen wohlwollender und eingehender sein kann und sich durch die Erziehung der jeweils nächsten Generation so weit verstärkt, dass sie auch im entscheidenden Moment ihre Bewährungsprobe besteht, in der Krise.
So ein Bild kann Star Trek vermitteln.
Das Gegenteil zu zeigen scheint immer "realistischer": Soetwas wie ein Erstkontakt oder ähnliche positive Umwälzungen sind nicht in Sicht; sie sind halt auch nicht sonderlich realistisch. Die Frage bleibt, ob dadurch auch eine positive, "gute" Menschheitsmentalität unrealistisch ist...
Nun, die Menschheit eint vieles und so bleibt durchaus die Hoffnung, denn Formwandler oder technik-Zombies, die nicht eher ruhen, bis der letzte Mensch ausgerottet wird, sind auch nicht sonderlich realsitisch.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Max schrieb:
Ja aber es hatte in meinem Kontext auch gar nichts mit Charakterschwäche zu tun. Ich wollte ein positives Merkmal der utopistischen ST-Gesellschaft herausstreichen, in der es nie ein Problem war, dass Geordi nicht sehen konnte. Er wurde deswegen nie anders behandelt. Eine Behinderung hat ja wohl nichts mit einer Charakterschwäche zu tun.
Du hast aber ursprünglich darauf geantwortet:
DJ Doena schrieb:
Aber mit einem realistischen Auge draufgeguckt verhalten sich viele Charaktere extrem unnatürlich. Dauernd wird Ringelpietz-mit-anfassen gespielt und die Barbaren sind immer nur die auf den Planeten - natürlich nur bis Saint Jean-Luc vorbeigekommen ist. Jeder war so verdammt aalglatt und bis auf Worf hatte eigentlich auch keiner nur irgendeine relevante Schwäche.

Davon mal abgesehen muss man ja eigentlich dazu sagen, dass Geordie nicht blind ist. OK, er kann biologisch nicht sehen, er kann seine Umwelt sehr wohl relativ ähnlich zu uns wahrnehmen. Von daher musste man nie wirklich auf ihn Rücksicht nehmen. man konnte ihn problemlos wie einen Sehenden behandeln.

Ich empfinde mich ja auch nicht wirklich als behindert, nur weil ich ne Brille trage.
 
DJ Doena schrieb:
Du hast aber ursprünglich darauf geantwortet:
Aber mit einem realistischen Auge draufgeguckt verhalten sich viele Charaktere extrem unnatürlich. Dauernd wird Ringelpietz-mit-anfassen gespielt und die Barbaren sind immer nur die auf den Planeten - natürlich nur bis Saint Jean-Luc vorbeigekommen ist. Jeder war so verdammt aalglatt und bis auf Worf hatte eigentlich auch keiner nur irgendeine relevante Schwäche.
Ich habe darauf geantwortet:
Ich weiß, Star Trek soll eine neuere, bessere, hellere Zukunft zeigen - aber wann ist dieses Gerücht eigentlich aufgekommen?
Jedenfalls habe ich nicht gemeint, Geordis Behinderung sei eine Charakterschwäche.

DJ Doena schrieb:
Davon mal abgesehen muss man ja eigentlich dazu sagen, dass Geordie nicht blind ist. OK, er kann biologisch nicht sehen, er kann seine Umwelt sehr wohl relativ ähnlich zu uns wahrnehmen. Von daher musste man nie wirklich auf ihn Rücksicht nehmen. man konnte ihn problemlos wie einen Sehenden behandeln.

Ich empfinde mich ja auch nicht wirklich als behindert, nur weil ich ne Brille trage.
Er ist dennoch anders als die anderen, benachteiligt, und - ich habe das damals nie gesagt
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- warum gibt es dann den "Spitznamen" 'Brillenschlange', wenn es für niemanden eine Rolle spielt, ob man nun Brillenträger ist, oder nicht ;) :D ?

Außerdem heißt er Geordi und nicht Geordie...
... was ich bewusst am Ende des Beitrags setze, denn dieser Hinweis ist der Diskussion ja nicht gerade zuträglich ;)
 
Sicher.
Aber bei Geordi geht ums Prinzip.
Zunächst einmal allgemein: Er ist behindert (weiteres, inklusive Blicke durch seinen Visor, kamen ja erst im Laufe der Zeit).
Dann: Er kann die Umwelt zwar wahrnehmen, sieht aber durchaus soetwas wie eine verminderte Qualität dabei.
Zuletzt: In manchem ist die Visor-Perspektive sogar überlegen und dieser Punkt darf als potentieller Konfliktauslöser nicht vergessen werden, denn sowohl die großen Unterschiede, die nicht "normal" sind, und negativ sind, erwecken Negatives, sondern auch die, die eine "positive" Seite haben.

Es geht einfach darum, dass -so undifferenziert TNG aufgrund des "Vor-der-Show-ist-nach-der-Show"-Prinzips auch sein kann - Geordi ein Symbol für die erweiterte Mentalität der Menschheit ist.
 
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