D@ve schrieb:
Das ist sogar ein sehr schlechtes Beispiel dafür. Die Blindheit von Geordi ist ein körperliches Gebrechen aber lange keine Charakterschwäche.
Ja aber es hatte in meinem Kontext auch gar nichts mit Charakterschwäche zu tun. Ich wollte ein positives Merkmal der utopistischen ST-Gesellschaft herausstreichen, in der es nie ein Problem war, dass Geordi nicht sehen konnte. Er wurde deswegen nie anders behandelt. Eine Behinderung hat ja wohl nichts mit einer Charakterschwäche zu tun.
D@ve schrieb:
Das ist imo genau der Fortschritt in ST: Echte, realistische Charaktere, die in extremen Situationen extrem reagieren.
Aber sage mir, was so toll daran ist, dass Figuren in einer extremen Situation extrem reagieren? Dass das selbst für gegenwärtige Charaktere nicht immer zutreffen muss, ist das eine. Das andere ist, dass der hoffnungsvolle Ausblick auf die Entwicklung der Menschheit eine Grundsäule des Star Trek-Formats war. Wenn man das aufgibt und nun die Zustände zeigt, von denen manche glauben, sie seien realistisch, gibt man die Seele Star Treks auf.
BTW: Aus heutiger Sicht ist es extrem, wenn Figuren in einer extremen Situation glaubwürdig nicht extrem reagieren.
D@ve schrieb:
Ich würde mal behaupten, dass 99,99% der 'guten' Menschen sich nicht mehr 'gut' verhalten würden, wenn es
a) zu ihrem Vorteil wäre
b) keiner Mitbekommen würde und
c) keine Konsequenzen hätte
Ich bitte es mir nicht übel zu nehmen, wenn ich hier vehement widerspreche!
Denkst Du Mutter Theresa hätte damals einem Verhungernden eine Schüssel Reis weggegessen, wenn sie noch nichts zu Mittag hatte (zu a), oder niemand zugesehen hätte (zu b) oder es keine Konsequenzen wie schlechte Publicity gegeben hätte (c)?
Jetzt wirst Du sagen, sie war eine aus den 0,01%, aber sie handelte einfach aus einer Überzeugung heraus, die bei ihr religiös motiviert war, was aber nicht immer der Fall sein muss, den es gibt auch Wertevorstellungen bei nicht-religiösen Menschen. Aber wann immer sie aus ihrer Grundüberzeugung heraus handeln, geben sie bei jeder Situation ihr Bestes, wobei weder a) noch b) noch c) sie daran hindern würde, sich "gut" zu verhalten, denn ihnen sind ihre Identität und die Werte ihrer Überzeugung wichtiger.
Solche Menschen gibt es wohl mehr als man denkt, aber weniger als es der Welt guttäte.
Hier setzt Star Trek an. Geht man davon aus, dass bestimmte Rahmenbedingungen (Warpantrieb und der erste Kontakt sorgen für eine Welt im Wohlstand und Frieden) ein richtiges Klima schaffen kann: Die Gesellschaft hat den Luxus, Werte zu leben, denn sie werden nicht auf die Probe gestellt. Sie können tiefer in die Mentalität der Menschen verankert werden, da die Auseinandersetzung mit ihnen wohlwollender und eingehender sein kann und sich durch die Erziehung der jeweils nächsten Generation so weit verstärkt, dass sie auch im entscheidenden Moment ihre Bewährungsprobe besteht, in der Krise.
So ein Bild kann Star Trek vermitteln.
Das Gegenteil zu zeigen scheint immer "realistischer": Soetwas wie ein Erstkontakt oder ähnliche positive Umwälzungen sind nicht in Sicht; sie sind halt auch nicht sonderlich realistisch. Die Frage bleibt, ob dadurch auch eine positive, "gute" Menschheitsmentalität unrealistisch ist...
Nun, die Menschheit eint vieles und so bleibt durchaus die Hoffnung, denn Formwandler oder technik-Zombies, die nicht eher ruhen, bis der letzte Mensch ausgerottet wird, sind auch nicht sonderlich realsitisch.