1. Also manche der hier geäußerten Ansichten halte ich für nicht sehr weit durchdacht.
Nur, weil viele Serien heutzutage bestimmte Merkmale enthalten, heißt das weder, dass die (Mehrheit der) Leute das unbedingt so haben will, noch dass ein anderer Weg nicht funktionieren könnte.
Gerade die Tatsache, dass heutzutage viele der Serien diesen einen Kurs eingeschlagen haben, dürfte die Chance für eine Serie, die es anders macht, erhöhen.
2. Auch die "Übersättigung" des Marktes bzgl. des Star Trek-Franchise halte ich für absoluten Blödsinn.
Ich könnte mir gerne noch 10 weitere Jahre eine Serie wie Star Trek TNG anschauen und wäre nicht übersättigt - wenn sie ihre Qualität halten würde. In der Tat ist aber die Qualität der Produktionen, die den Namen Star Trek trugen, nach TNG nach und nach gesunken. Der Markenname Star Trek wurde immer weiter ausgeschlachtet, und mit immer weniger entsprechendem Inhalt gefüllt.
Dass das irgendwann niemand mehr sehen will, ist klar. Dann von Übersättigung zu sprechen, ist aber nun male Blödsinn.
Das wäre so wie wenn man ein Lebensmittelprodukt verkauft (mit 50% echtem Irgendwas) und den Anteil an diesem echtem Irgendwas immer weiter senkt und dann, sobald niemand mehr das Zeug kaufen will, sagt, dass die Leute an echtem Irgendwas übersättigt seien.
3. Die neueren Star Trek Serien und Filme gingen stärker in Richtung Mainstream-Unterhaltung.
Es gibt eine breite Masse, die diese neuen Elemente an einer Serie mögen, aber einerseits gibt es im Mainstream natürlich mehr Konkurrenzprodukte (deswegen ist es ja der Mainstream) und andererseits ist es im Mainstream deutlich schwerer, ein feste Zuschauerschaft an sich zu binden.
Dies hat wiederum zwei Gründe: erstens existieren mehr Serien, die nah an der eigenen Serie liegen, wodurch ein Umstieg deutlich einfacher ist; zweitens ist die Masse der Leute, die dem Mainstream folgen, auch deutlich wankelmütiger. Denn ebenso wie die Fernsehserien folgen auch viele dieser Personen den Veränderungen im Mainstream. Insbesondere in Bereichen wie Action- und Kampfsequenzen wendet sich die Masse immer nach dem neuesten, noch mehr Explosionen enthaltenen Machwerk. Da kann man offensichtlich die erwünschte Serien-Treue schwerer erreichen.
4. Ich würde mich über eine neue Star Trek Serie deutlich mehr freuen als über eine neue Filmreihe, da ich dort viel größere Chancen für eine intelligente Story und auch für deeskalierende Problemlösung sehe, wie Max sie angesprochen hat (vgl. unten). Auch Charakterentwicklung wäre prinzipiell in einer Serie besser möglich.
Ein Kinofilm scheint nun mal einen gewissen knalligen Endkampf zu brauchen. Es ist schwer vorstellbar, den Bösewicht im Kinofilm diplomatisch umzustimmen, ohne dass das Mainstream-Publikum den Film durchfallen lässt - zumindest dürfte das der Tenor der Filmproduzenten sein.
In einer Fernseh-Episode ist das hingegen gar kein Problem. Desweiteren ist eine Fersehserie potentiell um einiges origineller als ein Film, da man hier leichter mal für eine Folge von den Anforderungen des Mainstreams abweichen kann. Zwar riskiert man, dass die Folge beim Publikum durchfällt, aber es handelt sich nur um eine Folge, so dass das Risiko eher mal eingegangen werden kann. Bei einem 150 Mio $-Kinofilm kann man dieses Risiko hingegen nicht eingehen.
Desweiteren hat eine Fernseh-Serie ein viel geringeres Budget als ein Kinofilm. Dort läuft man kaum Gefahr, dass die gesamte Serie nur aus sinnlosem Action-Geballer im Weltraum besteht - dafür sind entsprechende Szenen glücklicherweise immer noch viel zu teuer. Also müssen die Produzenten notgedrungen Autoren einstellen, die eine Handlung in die Folgen schreiben
Max schrieb:
Klar, auch bzw. gerade in TNG waren Außerirdische dann die Aggressoren, nur mit dem Unterschied, dass die Lösung des Konflikts, selbst wenn er zwischendurch mit Waffen ausgetragen wurde, mit den Mitteln der Verständigung, der Einigung, des Realisierens der Gemeinsamkeiten funktionierte.
Und eben das hat einen Großteil der Qualität von TNG ausgemacht (danke für die Formulierung, Max
) (siehe dazu auch den Punkt 2).
Kendra schrieb:
Also natürlich war es in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg wichtig zu zeigen, wir uns weiterentwickelt haben und dass jetzt alle Menschen friedlich miteinander umgehen. Und natürlich war es in der Zeit des Kalten Krieges den Machern wichtig zu zeigen, dass Diplomatie die Lösung sein kann.
Und diese Botschaft ist heutzutage aktueller denn je. In einer kapitalistischen Welt, in der jeder nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist und dabei nicht mal so weit sehen kann, dass er versteht, was die anderen Leute antreibt, wäre die Botschaft von TNG noch wichtiger als in den von Dir angesprochenen Zeitrahmen.
Kendra schrieb:
wenn man sich heute gedrehte Serien anschaut, dann fallen doch zwei Aspekte besonders ins Auge:
1. Wird heutzutage sehr viel Wert auf Charaktere gelegt. Sie müssen tiefgründig sein und möglichst eine Entwicklung durchmachen. Und über die Tiefgründigkeit mancher TNG-Charakter lässt sich streiten (oder man kann einfach sagen: sie waren platt). Nicht alle, aber viele.
2. Es gibt so gut wie immer einen Arc. Auch in Serien, die als Einzelepisoden-Serien konzipiert sind (und funktionieren), gibt es doch immer auch Arc. Mir persönlich fällt zumindest keine Serie ein, die keinen hat. TNG hatte allerdings - soweit ich mich erinnere - nicht wirklich einen Arc.
Deinen Punkte 1 möchte ich mit meinem Punkt 1 beantworten.
Wegen Deinem Punkt 2: es gibt auch heutzutage noch einige Serien, die keinen echten Arc haben und nur gelegentlich mal kleinere Veränderungen einführen (wie sie auch in TNG vorkamen): die Simpsons, Scrubs, Monk, Stargate, Bones, CSI - alle Ableger, NCIS, NIP/Tuck usw. usf.
Das sind alles Serien, wo man jede Episode für sich alleine schauen kann. Selten steigt mal eine Person aus (wie Tasha Yar in TNG) oder jemand anderes wird befördert (La Forge wird Chefingenieur) oder man nimmt Bezug zu einer vorherigen Folge (Angriff der Borg) - aber im Großen und Ganzen sind die Folgen autonom - abgesehen von echten Doppel- oder Trippelfolgen.
Kendra schrieb:
Naja, wie schon gesagt: Natürlich ist es wünschenswert und richtig und wichtig in Serien Frieden und das diplomatische Lösen von Problemen zu zeigen. Aber ist es nicht auch wichtig, in den Menschen selbst reinzugehen und ihn zu thematisiere. Ist es nicht auch wichtig zu zeigen, welche Probleme die Menschen mit sich selbst und ihrer Umwelt haben (und wie und ob sie gelöst werden können)?
Darum geht es ja gerade. Du brauchst nicht unbedingt auf einen Klingonen treffen, um diplomatisches Vorgehen zu zeigen. Du kannst es auch einfach an einem Arbeitskollegen ausprobieren. Das diplomatische Vorgehen gerade bei Problemen von Menschen mit ihrer Umwelt bzw. den ihnen direkt umgebenden Menschen wäre durchaus interessant.
Kurz gesagt: ich vermisse in den heutigen Serien auch in dem Umgang mit seinen direkten Mitmenschen das friedliche Miteinander. Zu unterschiedlichen Ansichten und Konflikten kann es immer mal kommen, das ist normal. Die Frage ist halt, wie man damit umgeht und das Verhalten in den meisten aktuellen Serien in diesen Fällen ist halt das, was hier teilweise als "realistisch" bezeichnet wird. Mein Ausdruck für dieses Verhalten ist "dämlich" und "aggressiv". Warum das realistischer sein soll als die Suche nach einem friedlichen Konsens kann ich nicht nachvollziehen.
Kendra schrieb:
Die Frage ist natürlich, ob das in einer ST-Serie oder einem ST-Film thematisiert werden soll, aber meiner Meinung nach schließt sich das ja nicht unbedingt aus. Man kann doch Serien machen, die sowohl die äußeren als auch die inneren Konflikte zeigen.
Finde ich gut.
Kendra schrieb:
Und ja, absolut richtig: Auch ST muss sich der Zeit anpassen und das thematisieren, was die Menschen in der heutigen Zeit bewegt. *nickt* Nichts anderes habe ich ja gesagt. (Obwohl ich mit dir nicht wirklich konform gehe, dass Terrorismus und Verarmung DIE größten Themen sind.)
Was bewegt Deiner Meinung nach die heutigen Menschen? Ich sehe Max' Ausführungen ähnlich und bin persönlich wegen der Verarmung der Massen und der Ausnutzung von "Sicherheitsbedürfnis" bzgl. angeblicher Gefahren zum Aufbau eines Folter- und Überwachungsstaates besorgt.
Kendra schrieb:
Was DS9 angeht: Klar ist dir als jemandem, dem die äußeren Konflikte wichtiger sind, es bitter aufgestoßen, dass dort ein Krieg gezeigt wird. Kann ich absolut nachvollziehen.
Sauer aufgestossen ist insbesondere, wie der Krieg entstanden ist und wie auf ihn reagiert wurde... da war nicht viel von diplomatischem Handeln zu merken.
Boosta schrieb:
Einen Blick in die Zukunft der zeigt wie die große Allianz Zerfallen ist und die Sternenflotte zerschlagen wurde.
Ich würde Dir Andromeda empfehlen. Als Star Trek-Serie fänd ich dieses Szenario katastrophal.
USS Nelame schrieb:
Ich hätte (wahrscheinlich genauso wie Max) stattdessen auch gerne eine Serie, die sich nicht nur dem Krieg widmet, sondern auch mal wieder mysteriöse Geheimnisse des Weltraums und unerforschte Phänomene beäugt. Ich will was neues, neue Ideen, neue Lebewesen, neue Kulturen... so etwas, wie TNG es uns seinerzeit oft gezeigt hat.
Das würde mich auch erfreuen.
Live long and prosper,
Vulcan