D@ve schrieb:
Du hast mich vollkommen falsch verstanden. Es geht hier nicht um Inhalte sondern um Dramaturgie... Um "die Kunst ein gutes Drehbuch zu schreiben" wenn Du so willst...
Zuviel Spannungs-erzeugende Maßnahmen können übersättigen. Man muss wissen, wann eine Wirkung erreicht wird, ohne dass sich Ereignisse fatal zuspitzen oder mit Action oder womöglich noch mit Pathos aufgeladen werden.
D@ve schrieb:
Ganz genau: Aber wenn man dann in der nächsten Folge sagt: "Ätsch, verarscht, war garkeine Cliffhanger" fühlen sich die Zuschauer verarscht... So einfach ist
Gerade das hat doch Akte-X die ganze Zeit gemacht. Bei einem Großteil der Folgen mit dramaturgisch-spannenden Schlüssen war in der nächsten Episoden von nichts mehr die Rede!
Und im Gegensatz dazu, wurde der Erzählstrang um Trip und T'Pol bei Enterprise eben nicht fallen gelassen, sondern immer wieder in neue Geschichten als Nebenhandlung eingewoben.
Das führt uns zum nächsten Punkt:
D@ve schrieb:
Sorry, aber das funktioniert so einfach nicht. Nicht in einer Serie wie Startrek. Man kann nicht Vier Handlungsstränge in einer Folge anfangen und nur einen zu Ende bringen und denn dann auch noch über's Knie gebrochen in einer Szene von 30 Sekunden... Und genau DARAN ist Enterprise imo auch gescheitert zu viel Staffel- oder sogar Serienübergreifende Handlungsstränge...
Schau Dir mal TNG an. Da gab es mal maximal einen zweiteiler pro Staffel (wenn überhaupt). Du konntest Dich ohne viel Vorwissen davor setzen, 45 Minuten Spaß haben und dann zwei Monate nicht mehr schauen und Dich dann wieder davorsetzen ohne Probleme damit zu haben wieder reinzukommen Und trotzdem haben es die Autoren geschafft eine Geschichte über die Staffeln hinweg zu erzählen. Aber auf persönlicher Ebene durch Entwicklung der Charaktere ohne direkte Eimischung in die Handlung...
ENT besteht fast zu einem Dritteln aus Mehrteilern. Die Haupstory ist viel zu komplex um sich das "mal eben" anzuschauen... Selbst mit Einleitung "in der letzten Folge sahen Sie" blickt man da nicht mehr viel, wenn man von einem Mehrteiler was verpasst hat...
Es ist ja so schon schwer für einen Non-Trekkie sich in die Terminologie von Startrek einzufinden, wenn dann noch die Storie verworren ist oder unbefriedigend endet, schaut sich das kein Interessierter ein zweites Mal an...
Es gibt unterschiedliche Haltungen zu dem Konzept der Mehrteiler.
Grundsätzlich versuchte sich Enterprise an drei gängigen Methoden bei Fernsehserien:
(1) Einzelfolgen die in nahzu keinem Zusammenhang zueinander stehen. Rahmengebend nur die Besetzung und die grundsätzliche Ausrichtung. [1. und 2. Staffel]
(2) Durchgängiger Erzählstrang, der jede Folge in einen Gesamtkontext stellt und dennoch einen begrenzten Raum für Einzelgeschichten zuläßt. [3.Staffel]
(3) Mehrteiler, die insich geschlossen Geschichten erzählen. [4.Staffel]
Das "Vor der Folge ist nach der Folge"-Prinzip erleichtert fraglos den Einstieg, nur bietet das weniger Raum, um eine breitangelegte Geschichten und Prozesse zu erzählen.
Mir gefiel der Xindi-Plot nicht, weil mir das zu sehr den Fokus auf Militarismus legte. Dennoch sorgte der Aufbau für eine kulminierende Spannung und dichte Atmosphäre.
Die Charakterentwicklungen sind behutsam zu vergleichen. Letztendlich hat sich doch bei TNG nicht viel getan, dass es herauszustellen gilt? Klar, die Crew war nach 7 Jahren nicht mehr die gleiche. Positives Beispiel für eine Entwicklung ist - ausgerechnet ! - Wesley Crusher, dessen Weg ins Erwachsenwerden natürlich in Einzelauftritten spielend leicht dokumentiert werden konnte. Bei Licht betracht passierte aber nicht sonderlich viel. Gradmesser müsste Data sein, dessen Weg zum Erschließen der Menschlichkeit aber erst in "Generations" die entscheidende Entwicklung nahm. Einzelaspekte, wie sein Traumprogramm, fanden keinen großen Einzug in die globaleren Verhaltensweise, und sind deswegen fast schon belanglos.
Die Liebesgeschichte zwischen Trip und T'Pol mag klischeehaft gewesen und sehr gekünstelt eingeleitet worden sein, aber sie ist dennoch lebendig.
Ich halte das Mehrteilerkonzept sogar für einen gelungen Kompromis. Es erlaubt den Einstieg, da sich die Komplexität im Rahmen hält (den Inhalt von zwei Folgen zusammenzufassen geht; anders sieht es aus, wenn man wie bei der 3. Staffel dutzende zu raffen hat) und trägt dennoch der Tatsache Rechnung, dass eine Serie eigentlich die Zeit hätte gravierende Veränderungen zu beschreiben!
Die Schuld am Scheitern von Enterprise muss vielen Faktoren zugeschrieben werden. Zu Beginn wurde der Serie attestiert, sehr für Einsteiger geeignet zu sein. Doch die Quoten ließen deutlich nach, und das zu einer Phase, die der TNG-Methode (Siehe Methode #1) gleich kam. Dann gibt es noch Serien, die ganz auf Kontinuität setzten und dennoch funktionieren, wie "24"!
Die Probleme die Enterprise hatte sind vielschichtiger, wenn überhaupt aber in erster Linie auf zu geringe Originellität (ich fürchte das Wort gibt es nicht

) zurückzuführen. Es wirkt sich sehr schnell auf eine solche Serie aus, wenn das vorhandene Potenzial - und das war bei ENT sehr hoch - nicht genutzt wird.