D@ve schrieb:
Das sehe ich genauso... In den 80ern hat das funktioniert. Da wollten die Leute einfach "heile Welt" sehen. Heute kann sowas nicht mehr erfolgreich sein, weil jeder weiß, dass das eine Utopie bleiben wird und sich die "Menschheit" momentan ehr in die entgegengesetze Richtung entwickelt, um dazu merken braucht man nur fünf Minuten Nachrichten zu schauen...
Ein wenig ist das, was Du schreibst gegenläufig.
Der Trend zu den vielen Telenovelas zeigt gerade, dass in der heutigen Zeit die Sucht nach einer heilen Welt recht groß zu sein scheint. Aber auch vor fünfhundert Jahren sah es kaum anders aus, als man jederzeit den Antichristen und das Ende der Welt erwartete.
Ich frage Dich, wieso sollte man heute sicherer sein können, dass es eine Utopie bleiben wird als damals? Wieso konnte man in den Sechzigern und in den Achtzigern, als man (v.a. durch den Kalten Krieg) mit der Vernichtung der Welt durch einen atomaren Krieg Tag für Tag zu Bett ging eher an diese Utopie glauben?
Ich sage nicht, dass die Star Treksche Utopie Wirklichkeit werden wird, es geht dabei auch nicht unbedingt nur um die Flucht in eine perfekte heile Welt.
Ich meine nur, dass Star Trek gerade deswegen so besonders war, weil es das Positive der Menschheit herausstellte.
Und dann ist da eben immernoch der Trugschluss, dass eine friedliche Welt eine problemlose Welte bedeute...
D@ve schrieb:
Das ist fast 50 Jahre her... Heute würde er mit sowas gnadenlos scheitern...
Ich habe es vor einem Jahr gelesen und da ist es nicht gnadenlos gescheitert.
Ich kann Deine Herangehensweise nicht teilen.
Du betrachtest es aus einer anderen Warte, scheinst es nach der speziellen Zeit zu betrachten und postulierst für die Leute von damals sozusagen einen verklärenden Blick für die Zukunft.
Weshalb Lems "Transfer" auch heute noch funktioniert, ist vielseitig begründbar. In der Perfektion der Utopie dieser Welt liegen Schreckgespenster wie Einsamkeit und Sinnlosigkeit verborgen. Es sind Visionen die auch für unsere Zukunft und für unsere Kultur gelten können, nur wird uns in "Transfer" vor Augen geführt, dass das nicht nur die Resultate von Krieg und Hass sein können, sondern dass der Mensch grundsätzlich zum Scheitern verurteilt scheint, denn die gewaltsamen Instikte bieten sich weiterhin nicht als Lösungsoption an. In der Zufriedenheit - sei es durch die Sicherheit, die die perfekte Welt offeriert, oder auf der anderen Seite die Gewissheit, der Mensch könne tatsächlich Kriege und Hass nicht hinter sich lassen, weshalb diese Grenze einfach zu akzeptieren sei - liegt nach dieser Botschaft, will man sie so deuten, das Gefährdungspotential.
D@ve schrieb:
Niemand sagt, dass man gleiche alle Startrek-Prinzipien kompeltt über Bord schmeißen sollte. Aber es würde nicht schaden, wenn man dieses geschniegelte Sonntagsschul-Image ablegen würde... Böser, düsterer... ECHTER...
Ich spreche mich keinesfalls für den "perfekten, moralischen Menschen" aus und in anderer Sci-Fi (z.B. BSG) sehe ich solche "echten" Charaktere durchaus auch gerne. Nur bei Star Trek lege ich andere Maßstäbe an, weil es einfach von Beginn eine Basis der Serie für mich war. Mir ist das Aussehen der ST-Aliens schon immer ziemlich egal gewesen, als Jugendlicher konnte ich gerade noch vom Design der Enterprise angezogen werden, aber das macht(e) für mich nicht Star Trek aus; es war die moralische Instanz etwa eines Captain Picards die mich überzeugt hat. Wenn das verloren ginge, hätte man immer noch interessante und durchaus auch tiefgründige Unterhaltung, aber für mein Empfinden halt nicht mehr das eigentliche Star Trek.
Peter von Frosta schrieb:
Sisko hat doch in einer Folge gesagt, dass die Erde ein utopisches Paradies ist, auf der es im Prinzip keine Probleme mehr gibt, das gelte aber nicht "hier draussen", schließlich gehörte der Bereich ja noch nicht zur Föderation. Von daher waren die Probleme, die in der Serie dargestellt wurden durchaus passend.
Das ist auch für mich ein viel plausiblerer Ansatz, was am oben Geschrieben dennoch nichts entscheidend verändert.