Wenn Sie eine idealistische Darstellung des Militärs haben wollen, dann bekommen wir eine Truppe von Nesthockern[, die] ihre Karriereambitionen edel zurückstellen, um [ein] gut funktionierendes Rädchen im Getriebe zu sein.
Nein, eben nicht. Das wäre nur so, wenn das Ideal, das dargestellt werden soll, bedingungsloser Gehorsam ohne Einbringen eigener Ideen wäre.
Die Idee der hierarchischen Strukturen in der Sternenflotte geht aber in eine ganz andere Richtung, welche unter Anderem beinhaltet:
* Jeder Offizier kann seine Ideen einbringen
* die Ideen werden ihrer Sinnhaftigkeit beurteilt und nicht nach dem Rang oder der Position desjenigen, der sie äußert
* Befehle werden nicht befolgt, wenn sie gegen bestimmte Vorgaben verstoßen (die Würde von Lebewesen, dem gesunden
Menschenverstand usw.)
* Befehle werden befolgt, wenn sie nicht gegen die vorher genannte Regel verstoßen (auch wenn man selber gegen den Vorschlag vor)
* eigene Ambitionen werden durchgeführt mit Respekt gegenüber seinen Mitmenschen und Kollegen
usw.
"Findet Ihr es gut, dass Spock Kirk auf dem Eisplaneten aussetzt, wo er jederzeit hätte draufgehen können?"
[...]
Aber ich finde es gut, dass dieser ewige Tugendbold endlich mal was tut, was ich nicht gut finde.
So etwas macht mir Hoffnung, dass in der Neuaflage die Charaktere etwas ambivalenter daherkommen.
Ambivalenter? Ich nenne das beliebig. Wenn ein Charakter etwas tut, das seinen üblichen Charaktereigenschaften vollkommen widerspricht, das noch dazu total unsinnig ist, dann finde ich das nun mal absolut dämlich. Wenn diese Handlung dann auch noch (instory) ein Verstoss gegen jede Vorschrift und gegen die Würde einer Lebensform und gegen den gesunden Menschenverstand ist, dann finde ich es desweiteren in Star Trek unpassend, dass alle anderen Crew-Mitglieder das einfach hinnehmen.
"Parallels".
In einem der vielen, alternativen Paralleluniversen gab es da gar eine Enterpise-Crew, die durch die Angriffe der Borg derart zermürbt wurde, dass die Überlebenden zu traumatisieren, schlecht rasierten Psychopathen mutiert sind.
Verglichen damit ist man mit den Kulturschocks in ST 11 doch relativ glimpflich davon gekommen, oder?
Ganz im Gegenteil. In den wenigen Sekunden, in denen der überbärtige Riker auf dem Sichtschirm zu sehen ist, bringt er sehr deutlich seine Motivation zum Ausdruck. Seine Handlung ist nachvollziehbar, entspricht seinem Charakter und erwächst immerhin noch aus einer Situation, wo er seit Jahren in einer Ausnahmesituation lebt, wo es jeden Augenblick um Leben und Tod geht.
Diese "spontane" Handlung des Spock widerspricht einfach nur von vorne bis hinten komplett seinem Charakter, den er direkt davor, direkt danach und auch den Rest des Films zeigt. Und nicht zuletzt zeigt es, was für rückgratlose Nullnummern die restlichen Crewmitglieder sind, wenn sie so einen Mist durchgehen lassen.
"Equinox." [...] Eine Crew, die zwar prinzipiell das Gleiche erlebt hat wie unser edlen Recken, dabei aber zu einem amoralischen, opportunistischen Haufen geworden ist.
Auch hier hat die Crew um Rudi Ransom sich nach und nach in diese unglückselige Handlungsweise verrannt. Ein (falscher) Schritt führte zum nächsten usw., da war zumindest eine gewisse Entwicklung in den Rückblicken zu erkennen.
Es ist nicht so, dass Ransom einen strikten Charakter hätte, dem er durch und durch die ganze Story nachfolgt, dann mal eben kurz ausbricht, um z.B. jemanden vorsätzlich zu töten und danach wieder seinen ursprünglichen Charakter weiterverfolgt.
Spocks Handlung in diesem Fall ist ein singulärer Ausbrecher, der schlicht nicht in seine Charakterstory passt. Da haben sie die Szene, wo Kirk ihn später reizt, (charaktertechnisch) besser hinbekommen. Wenn ich auch sagen muss, dass ich die nicht besonders gut fand aber immerhin passte seine Reaktion zu seiner restlichen Charakteretwicklung in XI.
Aber ein Star Trek, das im Zeitalter von Serien wie "Sopranos" und "Dexter" ankommt, wäre wohl ein bissel arg viel verlangt.
Und da haben wir wieder den Ruf nach Gleichmacherei. Um im gleichen Zeitalter wie Dexter zu bestehen, muss man natürlich seine Serien oder Filme auch genau so anlegen wie Dexter? Bloß immer den Vorgaben folgen und keine Sachen riskieren, die anders sind als die letzte Serie, die erfolgreich war.
Ich kann verstehen, warum die Filmstudios das so machen (Gutes kopieren ist einfacher als selber Gutes zu machen), aber ich finde es beachtlich, dass diese Angsthasen-Mentalität hier im Forum so große Fürsprache findet.
Um es nochmal kurz zu sagen: wenn ich etwas wie Dexter gucken will, dann gucke ich Dexter und keinen Abklatsch davon, auf den dann noch irgendein Depp das Label "Star Trek" draufklebt.
Ich bin für ein bißchen breiteres Angebot im Fernsehen und will in Neuproduktionen Unterschiede zueinander haben und nicht viele Serien, die alle das Gleiche machen.
Laut Deiner Definition gibt es keine bösen Taten (zu denen nunmal Verbrechen gehören)
Falsch. Ich habe nicht gesagt, dass es keine bösen Taten gibt. Ich habe gesagt, dass es langweilig ist, wenn Personen böse Taten vollbringen, einfach weil sie "von Grund auf" böse sind. Und um es nochmal zu wiederholen:
Vulcan schrieb:
Ob Nero die Kelvin zerstört, weil er gerade Blähungen hat oder weil die Crew der Kelvin für die Finanzkrise auf Romulus verantwortlich sein wird, wodurch er sein Vermögen verliert und seine Familie hungerleidet, ist egal für den Fakt, dass es sich um vielfachen Mord handelt.
Es ist aber ganz und gar nicht egal für die Frage, ob ich Nero für nachvollziehbar und interessant halte.
oder um es anders zu sagen "Die Kelvin zerstören ist böse", egal wieso er es tut. Die Kelvin zerstören ohne eine Motivation dafür zu haben, ist nicht nur böse, sondern auch langweilig und dämlich für den Zuschauer.
Der Text war aber recht polemisch. Die Sache mit Wesley sehe ich eher auf einer Stufe mit der Nachricht, die Uhura empfangen hat.
Kirk ist zufällig am Rummachen mit Uhuras Mitbewohnerin und bekommt deswegen genau die Nachricht mit, die ihn die Lage versetzt, die Falle zu erkennen.
In beiden Fällen (Kirk/Wesley) wird am Anfang des Films/der Folge genau die Technologie/Information in zufälligem Kontext ergattert, die später die Rettung der Enterprise ermöglicht.
DAS ist die gleiche Art von Zufall. Es gibt aber einen guten Grund, warum ich das an XI nicht bemängelt habe: es ist plaubsibel genug und passt ebenso wie die Wesley-Sachen.
Die "Kirk flüchtet in genau die Eishöhle, in der Spock sich versteckt"-Sache ist von ganz anderem Kaliber.
Was mich sicherlich am meisten daran stört ist halt die Tatsache, dass es so unglaublich unwahrscheinlich erscheint, dass Kirk in die "richtige" Höhle läuft.
Im Gegensatz dazu ist eine Begebenheit wie "Wesley arbeitet gerade an einem umgekehrten Traktorstrahl" für sich genommen in keinsterweise unwahrscheinlich oder unglaubwürdig.
Es war immer genau das Teil, welches das Schiff in der Situation gerettet hat. Kein anderes Technobabble konnte helfen, es musste genau das sein.
Na ja, gerade bei Galavorstellungen ist das so nicht der Fall. Die Situation sieht zwar nicht gut aus, aber es ist letztlich so, dass sie ohne den Warp-Sprung noch Zeit gehabt hätten, sich etwas anders auszudenken, aber wenn man einen Schraubenzieher hat, warum dann nicht einfach die Schrauben wieder anziehen
Vor allem weil man mit Technik alles erklären kann. Beamen geht nicht? Erfinden wir uns einen Heisenberg-Kompensator. Problem gelöst. Wie der funktioniert?
Das ist ja nochmal eine ganz andere Sache. Dass die Technologien in der SciFi nicht immer vollständig erklärt werden können, ist klar, sonst wäre es ja keine Science Fiction mehr sondern Science Fact. SciFi muss nur das Ziel erreichen, dass die Technologien im physikalischen Kontext irgendwie plausibel erscheinen und möglichst nicht vollkommen gegen physikalische Grundsätze verstossen. Schön ist es, wenn der Zuschauer desweiteren einen groben Eindruck davon bekommt, was passiert, wenn diese Technologie angewandt wird und das sollte dann mit den Beobachtungen im Film übereinstimmen (also z.B. wenn jemand gebeamt wird, wird er am einen Ort zerlegt und am anderen Ort wieder unbeschadet zusammengesetzt).
Das hat Star Trek bisher immer recht gut geschafft. Dass Teleportation ein physikalisch tatsächlich auftretendes Phänomen ist, wissen wir. Dass man es potentiell technologisch kontrollieren kann, ist dann auch nicht so weit hergeholt (das Photonenbeamen, welches vor wenigen Jahren experimentell durchgeführt wurde, hat möglicherweise den tatsächlichen ersten Schritt auf diesem Wege dargestellt).
Dass Star Trek außerdem noch einen (kleinen) Schritt weitergeht und einen Heisenberg-Kompensator erwähnt, ist ein kleiner zusätzlicher Bonus, der zeigt, dass die Leute sich wirklich ein paar Gedanken gemacht haben, wo das Problem dabei liegen könnte.
Solche Gedanken hätte ich mir bei "Roter Materie" auch gewünscht. Vielleicht hätte es da bereits geholfen, wenn sie nicht gesagt hätten, dass es ein Schwarzes Loch erzeugt, sondern z.B. einen Negativ-Energie-Bereich oder ähnliches, wobei es dann noch immer Probleme damit gibt, dass es zusätzlich sowas Ähnliches wie ein Wurmloch sein sollte...
Na ja, alles sehr unausgegoren. Ehrlich gesagt ist mir bei dem ganzen Rote Materie-Dingens nicht so recht klar, was da überhaupt ablaufen soll. Wieso das bei der Supernova bei Romulus ein Wurmloch gebildet hat und bei Vulkan nicht... oder hat es bei Vulkan auch ein Wurmloch gebildet und wieso ist danach kein schwarzes Loch mehr zu sehen (meinte sparrow jedenfalls)? Na ja, alles sehr mysteriös.
Live long and prosper,
Vulcan