Tja, warum ist denn nötig, dass man Konflikte zeigt?
Die Enterprise könnte doch Woche für Woche von Planet zu Planet ziehen, Gaänseblümchen pflücken und Gesteinsproben sammeln und den willigen Eingeboren unter Umgehung der Prime Directive den rechten Weg aufzeigen.
Gibt es echt keine Themen, die es wert sind, gezeigt zu werden, die sich nicht darum drehen, jemandem das Leben zu nehmen?
Erzählerisches Armutszeugnis sind eher Probleme, die sich bequem innerhalb einer 45-Minuten-Folge lösen lassen.
Du willst mir also sagen, dass die Problemlösung, die innerhalb von 45 Minuten funktioniert, weil der Andersdenkende in einer Explosion ums Leben kam, die besten oder zumindest besseren sind?
DS9 hat viele Staffeln bekommen, um ein besonderes Ende des Dominion-Kriegs zu erarbeiten; aber da war der "Wir-sind-Amerikaner-und-überreden-Euch-schnell-mit-einfachen-Argumenten"-Weg von ENT aus der 3. Staffel ja noch besser.
Den umspannenden Krieg in einer ST-Serie zum Tabu zu erklären ist weltanschauliche Dünnbrettbohrerei.
Rein von der Weltanschauung her, hoffe ich, dass zum Beispiel die Bewohner Europas zur Klärung unterschiedlicher Meinungen in der Union den Krieg tabuisieren.
Star Trek dürfte in meinen Augen den Mut haben, das Potential einer friedlichen Welt zu zeigen, die möglich ist. Es wäre nicht schlimm, wenn es mal keinen Krieg gäbe, wirklich.
Weil der Krieg die komplexeste, schwierigste, folgenreichste und gravierendste Variante aller menschlichen Konflikte ist.
Und wie will man die größte, krasseste, heftigste und komplexeste Variante mal eben in einem Film abhandeln? Die Ernsthaftigkeit, diesem Anspruch gerecht zu werden, würdest Du XI zusprechen? Denn wenn man wirklich einen allumfassenden Konflikt zeigen will, aus dem man Erkenntnisse zieht, wäre das wirklich ein lohnendes Thema (wenngleich ich glaube, dass sich hier nicht umbedingt ST hervortun müsste); nicht umsonst taucht es in der Literatur ja auch so oft auf.
Klar wollen die Leute im Kino mitgerissen werden, aber da wäre ich inzwischen echt soweit, mir etwas à la "Nemesis" zurück zu wünschen, nicht, was die Überfettung des Backgrounds angeht, sondern was die Erzählstruktur, die Pseudobotschaft und die innere Konsequenz und Konsistenz (nicht den canon) betrifft.
Ja und es tut mir leid, ich hätte auch weiterhin nichts gegen ein bisschen Anspruch in einem Film; das würde ja nicht wirklich schaden. Müßig ist die Diskussion ja ohnehin, denn mit dem Erfolg von Abrams' Star Trek bekommen wir ja vorgesetzt, was der Regisseur und seine Leute für Mainstream halten.