J.J. Abrams zerstörte das Star Trek Universum

Hallo erstmal,

ich verfolge den ganzen Thread nun schon eine Weile und hab mich entschlossen der Aufforderung mal nachzukommen und als neues Forenmitglied was zur Diskussion beizutragen.

Als erstes muss ich gestehen, dass ich lange nicht mehr so fröhlich aus dem Kino gekommen bin. Ebenso erging es allen Bekannten, welche den Film gesehen haben. Darunter waren sowohl langjährige Fans wie ich, als auch völlige Neulinge. Das Box Office war ja auch recht eindeutig, somit kann man allgemein erstmal festhalten: Der Film ist ein Erfolg an der Kasse und genau das hat Star Trek gebraucht oder es wäre ganz in der Versenkung verschwunden. Mag sein, dass einige die zweite Variante dem neuen Film vorgezogen hätten, aber mir gefällt Variante eins deutlich besser.

Die Frage - "Ist das noch Star Trek?" - kann ich für mich klar mit JA beantworten. Mir hat an Star Trek immer die Mischung aus Shakespeare und John Wayne gefallen. Wobei der aktuelle Film definitiv näher am Wagenzug zu den Sternen dran war als am galaktischen Theater. Das ist sicher nichts für alle, aber es trifft den Geschmack der Masse. So traurig es auch sein mag, ein weiterer Film wie Star Trek V oder Star Trek IX hätte endgültig den letzten Nagel in den Sarg getrieben.

Zur Diskussion über Zufälle und Logikfehler nur folgendes. In wie vielen Fällen war die Enterprise (oder Voyager oder Defiant etc.) das einzige Schiff in den weiten des Alls, welches entweder nah genug dran war, nicht kaputt war oder einen erfahrenen Capt. hatte?

Mit der Wahrscheinlichkeit ist es halt immer so eine Sache. Die Wahrscheinlichkeit für intelligentes Leben ist so exorbitant gering und trotzdem diskutiert es hier fröhlich in einem Forum. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich überhaupt zwei unterschiedliche intelligente Wesen auf getrennten Welten entwickeln und dann treffen, ist noch viel geringer. Da ist der Fakt, dass die beiden Kirk und Spock heißen dann eher marginal. ;)

Das Ideal, welches hier von der Zusammenarbeit beim Militär gezeichnet wird, ist doch z. B. in der Bundeswehr durchaus vorhanden. Wo steht denn, dass man unrechtmäßige (amoralische) Befehle befolgen muss. Ganz das Gegenteil ist der Fall, solche Befehle dürfen nicht befolgt werden. Zumindest in der Theorie sind diese Vorsätze fast alle da. Ob diese dann in der realen Situation immer alle umgesetzt werden liegt am Charakter des jeweiligen Vorgesetzten.

Und bei Star Trek? Wer kann denn sagen wie es dem einfachen Crewman auf der USS Enterprise geht. Zumeist sind doch nur Offiziere zu sehen. Der einzige gut bekannte Unteroffizier ist Chief Obrian. Ob der Umgangston zwischen Ens. X und Crewman Z auch so freundlich ist wie zwischen Picard und Riker ist doch reine Spekulation. Man sieht von 1000 Mann Besatzung auf der Enterprise D vielleicht ein Dutzend regelmäßig.

@christian simons: Spock stirbt in Star Trek II und wird auch in selbigem Film auf den Genesisplaneten geschossen. T'Pau konnte man in der 4. Staffel von Enterprise schon beim Versuch beobachten Suraks Katra aus Archer zu holen. Da hatte sie aber noch keine Übung. Das hat aber wohl bei den Dreharbeiten zu Star Trek II noch keiner geahnt. ;) -sorry for klugscheißing-

Never give up, never surrender!

Gilrain
 
Was ist denn, wenn der oberster Beurteiler der Sinnhaftigkeit ein traumatisierter Überlebender ist (Commodore Decker "Doomsday Machine")?
Oder ein Charakterschwein? (Captain Tracey "Omega Glory")
Oder ein "Zweck-heiligt-die-Mittel"-Verfechter a la Admiral Pressman ("Pegasus")?
Dann sollte jemand dagegen vorgehen, was ja auch in diesen drei Fällen getan wurde. Danke für die Beispiele :)

Ulkig, diese Lektion hat aber zB ein Commander Riker erst auf der Idealismus-Hochburg also known as Enterprise gelernt (nochmal "Pegasus")
Jeder macht mal Fehler. Gerade diese Episode zeigt, dass man daraus lernen kann und sollte.

Wozu dann überhaupt noch eine Hierarchie, wenn alle Beteiligten in dieser Beziehung den vollen Durchblick haben?
Ich habe nicht gesagt, dass alle den vollen Durchblick haben. Sicherlich gibt es auch mal Leute, die den Standard nicht halten können, dann muss man halt was machen - innen z.B. noch ein bißchen was beibringen.

Inwiefern war es bitteschön eine Respektangelegenheit, wenn die Nesthocker Riker und Co. eine Ewigkeit auf das hochverdiente, eigene Kommando verzichten?
Mein Punkt sollte sich eher darauf beziehen, dass man beim eigenen Karrierestreben nicht über Leichen geht; bezog sich also nicht darauf, dass Riker sich auf der Enterprise zu wohl fühlt.

Das war wie gesagt nur eine Teilantwort, aber ich habe noch was Feines zum Thema Zufälle und "Deus Ex Machina" in ST:
[...]
- der rapide Alterungsprozess wird zufällig in dem Moment gestoppt, in dem Spock wie Leonard Nimoy (Anno 83) ausschaut.
Ja, dieser Zufall spielt tatsächlich in der selben Liga. Damit wäre meine Anfrage beantwortet, danke an alle Teilnehmer :D

Und heuer im Jahre 2009 entdeckt das Fandom anlässlich einer kleinen Szene plötzlich seine Kritikfähigkeit bezüglich "Deus-Ex-Machina"-Effekten?
Um es nochmal ganz klar zu sagen: der Film ist nicht wegen dieser Szene schlecht, der Film ist aus anderen Gründen schlecht, die aber bereits viel weiter vorne in der Diskussion (in den Threads dieses Forums) ausgelatscht wurden. Irgendjemand ist dann konsequenterweise in die Details (z.B. Logikfehler) gegangen ;)

Wenn das mal das einzige wäre, was an dem Film auszusetzen ist.

Herzlich willkommen :)

Zur Diskussion über Zufälle und Logikfehler nur folgendes. In wie vielen Fällen war die Enterprise (oder Voyager oder Defiant etc.) das einzige Schiff in den weiten des Alls, welches entweder nah genug dran war, nicht kaputt war oder einen erfahrenen Capt. hatte?
So wie in diesem Fall bzw. dieses Mal war es ja vielmehr, dass zufällig die gesamte aktive Flotte im Laurentianischen System war und nur die gerade zum Refit georderten Schiffe und Kadetten da waren, um was zu unternehmen.
Den Zufall habe ich einfach mal akzeptiert.

Die Wahrscheinlichkeit für intelligentes Leben ist so exorbitant gering
So gering ist das gar nicht, wenn man es mal ausrechnet. Deutlich geringer wäre natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass auf zwei Nachbarplaneten (z.B. Erde, Mars) sich unabhängig voneinander intelligentes Leben entwickelt.

Das Ideal, welches hier von der Zusammenarbeit beim Militär gezeichnet wird, ist doch z. B. in der Bundeswehr durchaus vorhanden. Wo steht denn, dass man unrechtmäßige (amoralische) Befehle befolgen muss. Ganz das Gegenteil ist der Fall, solche Befehle dürfen nicht befolgt werden. Zumindest in der Theorie sind diese Vorsätze fast alle da.
Also theoretisch hat die Bundeswehr z.B. den US-Streitkräften in der Hinsicht sicherlich viel voraus. Gerade deswegen wäre es in meinen Augen sehr erfreulich, wenn in einem US-amerikanischen Film diese sinnvollen Gepflogenheiten für eine militärische Organisation in deutlicherem Maße vorkommen würde. Dies ist meiner Ansicht nach in den bisherigen Star Trek Produktionen bedeutend besser gelungen.

Live long and prosper,
Vulcan
 
Jeder macht mal Fehler. Gerade diese Episode zeigt, dass man daraus lernen kann und sollte.

Tja, und da gibt es noch eine andere feine Episode, die wunderbar zeigt, wie man aus Fehlern lernen kann:
Ausgerechnet in der Folge, in der das schöne Urteilsvermögen des Entscheidungsbefugten mal Pause macht, und die Enterprise mit Mann und Maus zerstört wird, befindet man sich praktischerweise in einer Zeitschleife, in der man unbegrenzt Versuche frei hat fürs Happy-End. ("Cause And Effect")

Star Trek at his best nach dem bewährten Pippi Langstrumpf-Prinzip:
Wir machen uns die Welt, wiediwiediewie sie uns gefällt.
Oder anders ausgedrückt:
Die philosophisch, optimistische Grundhaltung des Roddenberry-Idealismus sollte tunlichst nicht mit den Widrigkeiten des Lebens zusammenprallen.
Oder wie Bill Shatner mal eine Konvention von allzu verbiesterten Fundamentalisten aufgemischt hat:
"Get A Life!" :D

Nun hierzu:

Das Problem ist, dass die Szene mit dem Kirk-Rauswurf nicht in die Charakterentwicklung des Spock INNERHALB von XI passt.

Was wissen wir denn vom neuen Spock, dass wir so eine Aussage treffen können?
Grundsätzlich wissen wir spätestens seit dem T'Pau-Dreiteiler aus "Enterprise", dass vulkanische Logik nicht zwangsläufig auf moralische Integrität hinausläuft.
Wir wissen über den neuen Spock, dass sein "Vulkan-Mensch"-Dilemma sich in der neuen Zeitlinie längst nicht so eindeutig in Richtung Vulkan entwickelt hat, wie wir das bisher gewohnt waren.
Folglich ist es für den neuen Spock möglich, sich auf eine sehr menschliche Art und Weise in eine Frau zu verlieben. (Wie der Vater so der Sohn)
Folglich ist es ebenso möglich, dass er besonders unter Stress irrational-amoralische Entscheidungen trifft.

Wo liegt also das Problem?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@vulcan:

Mir geht es nicht um den Fakt, dass die Enterprise im neuen Film mal wieder der letzte Strohhalm war. Ich finde nur diesen sich ständig wiederholenden Zufall genauso wenig plausibel wie das zufällige Treffen von Kirk und Spock auf irgendeinem Planeten.

Nimm doch mal ST V. Die neue Enterprise ist noch im „Rohbau“, die Crew ist unvollständig und trotzdem ist Kirk der einzige erfahrene Kommandant, welcher den Tag retten kann. Das ist ein ebenso sinnfreier Zufall. Aber daran stört sich keiner.

Beim intelligenten Leben hast du wohl recht. Ich hatte die unendlichkeit des Alls aussenvor gelassen. Diese führt bei nur einer existierenden intelligenten Lebensform (uns) zur Multiplikation der Wahrscheinlichkeit mit Unendlich. Somit ist es wohl sicher, dass weiteres Leben existiert bzw. existiert hat bzw. existieren wird. Machen uns also nur noch die Entfernung und die zeitgleiche Existenz einen Strich durch die Rechnung. ;)

Das Thema Kausalitäts- bzw. Zeitschleifen sollte man lieber lassen.

Da entsteht wieder jenes morbide Großvaterparadoxon. Was passiert wenn man in der Zeit zurück reist und seinen Großvater vor der Zeugung des eigenen Elternteils erschießt?

Das dreht sich nur im Kreis. ;)

Wer hat eigentlich Dexter und Star Trek verglichen? Da passt doch was nicht. Star Trek ist Unterhaltung in bester „Disneytradition“ (familiengerecht). Diesen Fakt würde ich Dexter und vielen anderen der heutigen Fernsehsendungen irgendwie nicht zugestehen.

Ein zwei Kritikpunkte an ST XI sind mir doch noch eingefallen. Die Werkhallen- bzw. Wasserwerkoptik von Maschinenraum und Co fand ich etwas befremdlich. Der Kritik an der neuen Brücke kann ich mich nicht anschließen. Allerdings fand ich den Applelook schon immer gut. Des Weiteren fand ich den Soundtrack absolut schwach. Abrams Hauskomponist hat die musikalische Fülle von Jerry Goldsmith oder James Horner nicht erreicht. Das fand ich sehr schade.

Never give up, never surrender!

Gilrain
 
Wer hat eigentlich Dexter und Star Trek verglichen? Da passt doch was nicht. Star Trek ist Unterhaltung in bester „Disneytradition“ (familiengerecht). Diesen Fakt würde ich Dexter und vielen anderen der heutigen Fernsehsendungen irgendwie nicht zugestehen.

Ach, es ging mir doch mit diesem drastischen Vergleich nicht darum, dass ich aus Kirk einen Serienkiller machen will. Es geht mir darum, dass sich das allzu blauäugige ST mal in Richtung jener modernen Serien bewegen sollte, die statt "Schwarz-Weiß"-Malerei die moralischen Grautöne bevorzugen.

Hier ein Beispiel für die Sünden der Vergangenheit:

TNG: „The First Duty“

Starfleet Academy:
Wir lernen einen hochbegabten aber charakterlich fragwürdigen Kadetten namens Nicholas Locarno kennen. Dieser beschwatzt seine Kameraden, bei einer Flugshow ein besonders riskantes, verbotenes Manöver zu wagen.
Einer der Kadetten kommt dabei ums Leben. Locarno will vertuschen.
Es kommt, wie es kommen muss:
Picard predigt. Mitwisser Wesley wird geläutert und gesteht die Wahrheit. Picard predigt. Die Mitverschwörer, die noch rechtzeitig die Kurve gekriegt haben, erhalten einen Nasenstüber. Picard predigt. Tunichtgut Locarno wird in Schimpf und Schande von der Akademie gefeuert. Picard predigt. Schlussmusik

Jahre später:
VOY: „Caretaker“
Es gibt ein überraschendes Wiedersehen mit Nick Locarno. Er verbüßt wegen seiner Missetaten eine Strafe im Starfleet-Freiluftknast. Es ist immer noch der gleiche Windhund wie früher, auch seine nassforsche Art und sein gewinnendes Lächeln strahlen in alter Frische. Nur ein kleines, eher unbedeutendes Detail hat sich geändert:
Er heißt plötzlich nicht mehr Nick Locarno sondern Tom Paris.
„Wieso das denn?“, fragt man anschließend ratlos die verantwortlichen Autoren und Produzenten.
Darauf kam sinngemäß die Antwort: „Tja, wir wollten für die neue Show zwar einen Typen, der ein bissel was auf dem Kerbholz hat. (Weiß eigentlich jemand, was das genau war?).
Aber, Roddenberry behüte, ein Kerl mit einem derart hässlichen Fleck in der Personalakte ist für unsere neueste Riege der Edelrecken schlicht untragbar.
Und so wurde aus Locarno Paris.

Mein Vorschlag:
Die VOY-Verantwortlichen vors Kriegsgericht der Sternenflotte. Anklagepunkte: Schönfärberei und Feigheit vor dem Feind namens bittere Realität.
Mr. Abrams bitte entheben Sie Mr. Berman des Kommandos! :D

Des Weiteren fand ich den Soundtrack absolut schwach. Abrams Hauskomponist hat die musikalische Fülle von Jerry Goldsmith oder James Horner nicht erreicht. Das fand ich sehr schade.

Zustimmung.
Dazu hatte ich letzte Woche auch was im SPIEGEL-Forum geschrieben.
Ich bin jetzt nur zu faul zum suchen... ;)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Dann hab ich die Aussage bzgl. Dexter falsch interpretiert.

Die Einführung von Graustufen ist aber meiner Meinung sowohl bei DS9 als auch bei Ent versucht worden. Die Reaktion daruaf war aber leider ähnlich wie jetzt auf den neuen Film.

Generell krankte Star Trek schon immer daran, dass die Helden unfehlbare Lichtgestalten waren. Die wirklich interessanten Charaktere waren die undurchsichtigen wie Garak oder die Gegenspieler wie Dukat.

Mal schauen was Herr Abrams nun macht. Vielleicht überrascht er ja alle mit ST XII.:thumbup:

Never give up, never surrender!

Gilrain
 
Bei DS9 klappt die Einführung von Graustufen ja auch schon ganz gut (auch wenn es Serien gibt, die das wesentlich besser hinbekommen).

Aber ganz ehrlich: Du wirst die Hardcore-ST-Fans niemals zufrieden stellen können. Denn die neue Serie bzw. der neue Film sind in jedem Fall "kein Star Trek", weil
- das diplomatische Konfliktlösen nicht im Vordergrund steht
- zu viele Explosionen drin sind
- zu wenig moralische Probleme thematisiert werden
- der Canon nicht beachtet wurde
- die Produzenten zu wenig Fans von Star Trek sind
- keine Klingonen auftauchen
- usw. usf.

Ich habe gewusst, dass ein guter Film allerhöchstens 50 % der Trekkies ansprechen wird, während die anderen 50 % maulen. Das war so voraussehbar wie das Amen in der Kirche.
 
Da hast du wohl leider recht.

Und die Moral von der Geschicht: "Wie man's macht, macht man's verkehrt!"
 
Jap, exakt.
Ich glaube, man kann nur damit umgehen, indem man sich den Spaß an den Filmen/Serien, die einem gefallen, nicht nehmen lässt.
 
Jap, exakt.
Ich glaube, man kann nur damit umgehen, indem man sich den Spaß an den Filmen/Serien, die einem gefallen, nicht nehmen lässt.

Ich würde ja auch nicht all die vielen alten Rechnungen aufmachen, wenn ich als ST 11-Genießer nicht als grenzdebiler "Transformer"- und "Crank"-Proll angepflaumt worden wäre. :D
 
*g* Ja, nur ich bezweifle, dass das wirklich mehr bringt als der sprichwörtliche Kampf gegen Windmühlen.
 
Jahre später:
VOY: „Caretaker“
Auf dieser Mission hat die Voyager übrigens ihren ersten Offizier, ihren Piloten und ihren Chefoffizier verloren, welche glücklicherweise mit Maquis-Personal ersetzt werden konnten....

Inwiefern war es bitteschön eine Respektangelegenheit, wenn die Nesthocker Riker und Co. eine Ewigkeit auf das hochverdiente, eigene Kommando verzichten?
Och, da bedauere ich doch eher einen gewissen Harry Kim, der es in 7 Jahren nicht mal vom Ensign zum Lieutenant Junior Grade geschafft hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
[qoute]Nüchtern betrachtet ist ST was? Richtig Fiction! Und somit ist alles erlaubt was den Machern und oder den Geldgebern einfällt. Wie ST oder das ST Universum aussieht bestimmt der, der die Zeche bezahlt.[/QUOTE]
Klar, und wenn der rosa Elefanten will, dann gibts eben rosa Elefanten.

Und damit kommen wir auch zum Thema Mainstream. So What? Serien und Filme werden halt nur fortgesetzt wenn Geld in die Kasse kommt. Wenn nicht werden sie abgesetzt. Vielleicht sollte man auch mal froh sein, wenn ST mainstreamiger wird.
Vielleicht sollte es aber auch besser nie wieder Star Trek, im Kino oder auf dem Fernseher, geben. Nur weil man für den Mainstream das Niveau immer weiter absinken läßt, verliert Star Trek auch nicht unbedingt das Nerd-Image. Es gab genug wild aussehende Aliens in XI und wer glaubt, sich mit netten Zeichen verbünden und abgrenzen zu wollen, findet auch dort wie in den anderen Inkarnationen den Vulkanischen Gruß.

Halten wir also fest: Wenn einem die Folge gefallen hat, dann war der Zufall gar nicht so unwahrscheinlich und das lässt sich alles irgendwie erklären, dass der Zufall doch gar nicht so zufällig ist, weil doch Wesley/Geordi/O'Brien das rettende Teil just vorher zufällig für etwas völlig anderes erfunden hat.

Wenn man einen anderen Zufall aber unbedingt als Logikloch sehen will, dann war dieser Zufall aber sowas von zufällig, dass es völlig unrealistisch war, dass es zu diesem zufälligen Zusammentreffen zufällig kommen konnte.
Das mag schon sein. Das Probelm an XI ist nur, dass es an allen Ecken und Enden krankt. Es gibt Logiklöcher, die Figuren haben keine Tiefe, die Storyepisoden sind aneinandergesetzer Selbstzweck, dem Film fehlt eine Aussage und so weiter. Mein Problem ist, dass ich im Gegensatz zu anderen Filmen (auch oder besonders Star Trek-Filmen) in diesem Fall gar nicht dazu komme, mir einzelne Detail rauszugreifen, weil mir das meistens im Gesamtkontext ziemlich sinnlos vorkäme. Mir ist es ziemlich egal, ob Kirk auf Vega Spock trifft und wie wahrscheinlich das ist; mir fehlt regelrecht die Kraft, mich über all die Einzelheiten aufzuregen, die ob der "Gesamtschwäche" sowas von trivial sind und deswegen überhaupt keine Würdigung verdient haben.

Ich bin für ein bißchen breiteres Angebot im Fernsehen und will in Neuproduktionen Unterschiede zueinander haben und nicht viele Serien, die alle das Gleiche machen.
Und genau das ist es doch! Dunkle und brutale Serien gibt es schon zu Hauf und es werden auch oft und wahrlich nicht immer schlecht die Abgründe der menschlichen Seele beleuchtet. Warum aber nicht auch mal eine Utopie zeigen? Weil die Menschen glauben, dort könnten keine spannenden Geschichten erzählt werden? Weil die Menschen glauben, eine friedliche Welt sei nicht möglich?

Sorry, aber ich bin erwachsen geworden, ich will Geschichten mit echten Charakteren; die sich dreidimensional anfühlen; die nicht perfekt sind, weil niemand perfekt ist; die eine Geschichte haben; denen nicht alles gelingt - richtige Menschen/Aliens halt.
Und damit fühlst Du Dich in XI richtig aufgehoben?

Nö, ich habe von Anfang an akzeptiert, dass ST2009 ein Neustart ist, auch wenn er die Hand mit einer Zeitreisegeschichte austreckt, die offensichtlich von vielen ausgeschlagen wird.

Und in diesem Neustart kann ich sehr gut damit leben, dass Pine-Kirk und Quinto-Spock keine 1:1-Kopien von Shatner-Kirk und Nimoy-Spock sind.

[...]

Ich kann wunderbar damit leben, dass Spock doch manchmal seine Fassung verliert und nicht vulkanischer als ein Vollblutvulkanier ist. Ich kann akzeptieren, dass Scotty ein bisschen durch den Wind ist.

Solange diese Charaktere eine Seele haben, kann ich damit leben.
So ein Neustart ist ein gute Sache. Sogar die feige Haltung, alte Figuren umzukneten, ist nachvollziehbar und schließt ein gutes Konzept und einen guten Film grundsätzlich nun wirklich nicht aus. Nur wird aus dieser Herangehensweise automatisch ein guter Film?
Nein.

Seltsamerweise funktioniert dieses Ideal nicht mal flächendeckend in Starfleet sondern vornehmlich auf der Enterprise, wo der Captain die weiseste, der tugendhafteste, die unerschütterlichste Lichtgestalt des Universums ist.
Ähm, ja, na und? Vielleicht gibt man die Enterprise eben einem Captain, der eine gewisse gefestigte Integrität aufzuweisen hat. Wenn man ein gewisses Bild der Zukunft zeigen und nicht nur bei der Technik ansetzen will, sondern auch bei der Mentalität der Figuren und wenn sich eine Serie wie TNG dann doch irgendwie einer Utopie verschrieben hat, wie auch immer es umgesetzt wurde, tja, dann liegt es nahe, eine Person zu portraitieren, die die anvisierten Werte und Aussagen eben schlüssig transportieren kann.

Die Reaktion der Trekkies auf diesen Zufalls-Overkill:
Macht doch nix. Hauptsache, wir haben unseren Spock wieder.
Gemeinhin ist - warum auch immer - Star Trek 3 nicht sonderlich beliebt. Man möchte meinen, die Fans hüllen den Mantel des Schweigens über diesen Film.

Mit der Wahrscheinlichkeit ist es halt immer so eine Sache. Die Wahrscheinlichkeit für intelligentes Leben ist so exorbitant gering und trotzdem diskutiert es hier fröhlich in einem Forum.
Nur wenige Astrophysiker bezweifeln, dass es außerirdisches(, intelligentes) Leben gibt, aber so gut wie keiner wäre bereit, für Überlichtgeschwindigkeit einzutreten - und über die regt sich wohl kein einziger Sci-Fi-Zuschauer auf:
Klar, Du hast schon Recht: Wahrscheinlichkeiten sind in Science-Fiction ein heikles Thema.

Star Trek at his best nach dem bewährten Pippi Langstrumpf-Prinzip:
Wir machen uns die Welt, wiediwiediewie sie uns gefällt.
Das macht jede Fiktion, egal ob Krimi, Love-Story, Sportfilm, Thriller, Komödie, Drama, Soap, Farce, Horror, Roadmovie, Erotikstreifen, Tragödie, Katastrophenfilm, Kriegsfilm usw.
Alle Plots sind konstruiert, alle erschaffen die Vorraussetzungen, die Figuren, die Ereignisse, die Handlungsketten, Zwänge und Pointen, die sie haben wollen und für die Geschichte brauchen. Und in jedem Genre gibt es Filme, die es besser anstellen und es gibt die Filme, die es nicht schaffen, die Vorgänge plausibel erscheinen zu lassen, aber es wäre mMn verfehlt, deswegen grundsätzlich einem Film oder einer Serie vorzuwerfen, ein bestimmtes Genre oder eine bestimmte (hier: utopische) Welt gewählt zu haben.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Und genau das ist es doch! Dunkle und brutale Serien gibt es schon zu Hauf und es werden auch oft und wahrlich nicht immer schlecht die Abgründe der menschlichen Seele beleuchtet. Warum aber nicht auch mal eine Utopie zeigen? Weil die Menschen glauben, dort könnten keine spannenden Geschichten erzählt werden? Weil die Menschen glauben, eine friedliche Welt sei nicht möglich?




Ähm, ja, na und? Vielleicht gibt man die Enterprise eben einem Captain, der eine gewisse gefestigte Integrität aufzuweisen hat.


Naja, SciFi-Serien gibt es doch auch schon echt viele. Warum also noch mehr zeigen?
Ich persönlich habe kein Problem damit, dass sich eine Serie nicht vornehmlich mit der menschlichen Psyche beschäftigt. Das ist ja auch nicht die Agenda. Ich denke aber, dass die Charaktere nicht nur eindimensional gezeichnet werden sollen (generell) - weil Egoismus, Neid, Eifersucht und Wut ebenso zum Mensch-sein gehören, wie Großherzigkeit und Weisheit. Und eine Entscheidung, die aus dem Bauch heraus getroffen wird, muss dann auch mal als falsch dargestellt werden. Und Weisheit und moralische Entscheidungen müssen eben auch mal ins Verderben führen. Das wäre authentisch.

Und was Picard angeht: Integrität und ein perfekter Charakter sind nicht dasselbe.
 
Tja, und da gibt es noch eine andere feine Episode, die wunderbar zeigt, wie man aus Fehlern lernen kann:
Ausgerechnet in der Folge, in der das schöne Urteilsvermögen des Entscheidungsbefugten mal Pause macht, und die Enterprise mit Mann und Maus zerstört wird, befindet man sich praktischerweise in einer Zeitschleife, in der man unbegrenzt Versuche frei hat fürs Happy-End. ("Cause And Effect")

Star Trek at his best nach dem bewährten Pippi Langstrumpf-Prinzip:
Wir machen uns die Welt, wiediwiediewie sie uns gefällt.
Oder anders ausgedrückt:
Die philosophisch, optimistische Grundhaltung des Roddenberry-Idealismus sollte tunlichst nicht mit den Widrigkeiten des Lebens zusammenprallen.
Oder wie Bill Shatner mal eine Konvention von allzu verbiesterten Fundamentalisten aufgemischt hat:
"Get A Life!"
Oder, um es mal deutlich zu sagen: Das ist viel Geschreibsel, aber wo ist der Zusammenhang? Ich verstehe nicht, wie man von der Handlungsweise in "Cause and Effect" plötzlich auf den Roddenberry-Idealismus kommt? Wo in der Folge hat denn bitte der Roddenberry-Idealismus besondere Ausprägung gehabt, die noch dazu irgendwelche schlechteren Ergebnis als sonst irgendeine Handlungsweise gegenüber den "Widrigkeiten des Lebens" mit sich gebracht hätte?
Sorry, aber das ist doch sinnlose Aneinanderreihung von Polemik, um dann endlich ein beleidigendes Shatner-Zitat verwenden zu können...

Was wissen wir denn vom neuen Spock, dass wir so eine Aussage treffen können?
Der Charakter Spock wird im neuen Film als ein regelkonformer Offizier dargestellt, der gewisse Probleme hat, seine Emotionen zurückzuhalten, wenn jemand abfällig über seine Mutter spricht. Er hat in der Ausübung seiner Taten nicht die vollkommene Sicherheit und kompensiert dieses durch eine geradezu übertriebene Regelkonformität.
... bis er dann spontan überlegt, dass man Kirk lieber zum Sterben auf einen Eisplaneten schießt statt ihn in die Arrestzelle zu stecken.

"Schwarz-Weiß"-Malerei[...]
Wir lernen einen hochbegabten aber charakterlich fragwürdigen Kadetten namens Nicholas Locarno kennen. Dieser beschwatzt seine Kameraden, bei einer Flugshow ein besonders riskantes, verbotenes Manöver zu wagen.
Einer der Kadetten kommt dabei ums Leben. Locarno will vertuschen.
[...]Die Mitverschwörer, die noch rechtzeitig die Kurve gekriegt haben, erhalten einen Nasenstüber. Picard predigt. Tunichtgut Locarno wird in Schimpf und Schande von der Akademie gefeuert.
Das passt doch schon nicht zusammen. Allein in der Folge wird doch schon sehr deutlich, dass einige Charaktere weder schwarz noch weiß sind.

Dass Nicolas Locarno letztlich nicht statt Tom Paris übernommen wurde, finde ich schade. Vermutlich sind die von Dir genannten Gründe die Ausschlaggebenden.
Der Fairness halber sollte man erwähnen, dass die Verantwortlichen zusätzlich erwähnt hatten, dass Tom Paris schließlich doch einen Hintergrund bekommen sollte, der noch stärker auf eine (ambivalente) Verbindung zum Maquis ausgerichtet war.
Man kann nicht unbedingt behaupten, dass sie diesen Hintergrund nachher vollends ausgekostet haben, aber die Maquis-Geschichte war ja sowieso recht schnell vorüber.

Aber ganz ehrlich: Du wirst die Hardcore-ST-Fans niemals zufrieden stellen können. Denn die neue Serie bzw. der neue Film sind in jedem Fall "kein Star Trek", weil
- das diplomatische Konfliktlösen nicht im Vordergrund steht
- zu wenig moralische Probleme thematisiert werden
Wenn die beiden beachtet würden, wären mir
- zu viele Explosionen drin sind
- der Canon nicht beachtet wurde
- die Produzenten zu wenig Fans von Star Trek sind
- keine Klingonen auftauchen
- usw. usf.
ziemlich egal.

Ich kann sicher nicht für alle Fans sprechen, aber meine Ansprüche sind durchaus erfüllbar.

Ich würde ja auch nicht all die vielen alten Rechnungen aufmachen, wenn ich als ST 11-Genießer nicht als grenzdebiler "Transformer"- und "Crank"-Proll angepflaumt worden wäre.
Hey, Crank ist ein guter Film, macht Spaß, sich den anzugucken. Aber wir wissen beide, dass der keinen Anspruch mitbringt. Wer Crank 2 noch nicht gesehen hat: ist definitiv sehenswert, aber denkt nicht zu sehr über den Film nach.

Und ja: wenn Du das Etikett "Star Trek" auf Crank kleben würdest, fände ich es absoluter Mist, weil es Verarsche wäre, so wie wenn Du Sylvesterböller als Zündkerzen verkaufst.

Live long and prosper,
Vulcan
 
Oder, um es mal deutlich zu sagen: Das ist viel Geschreibsel, aber wo ist der Zusammenhang? Ich verstehe nicht, wie man von der Handlungsweise in "Cause and Effect" plötzlich auf den Roddenberry-Idealismus kommt?

Ganz einfach:
Das Rezept des herkömmlichen ST (mit Ausnahme DS9) ist doch folgendes:
Wir haben die positive Utopie einer Raumschiffbesatzung, die (mit minimalen Ausrutschern) uns Normalsterblichen wöchentlich vorführt, wie man’s richtig macht. (den Roddenberry-Idealismus)
Der Roddenberry-Idealismus wird in der Regel durch ein freundlich gesinntes Schicksal belohnt. („Gott beschützt Narren, Kinder und Schiffe mit dem Namen Enterprise“)
Ist Fortuna mal weniger hold, dann steckt man in einer Zeitschleife, in der man so viele Versuche frei hat, bis das „Narren, Kinder, Enterprise“-Prinzip wieder funktioniert.
Und wenn das böse, richtige Leben mal richtig hart zuschlägt, und all der schöne Idealismus absolut nichts mehr nutzt, dann wird am Ende der Folge auf den Resetbutton gedrückt und die Putzfrau macht wieder ihren Job.(VOY-„Year Of Hell“)


Hier wurde mal Asimov als Mentor von ST erwähnt.
Sorry, aber das oben erklärte Prinzip ist für mich näher an „Bonanza“ als an Asimov.
Und ich habe halt nach ST 11 die Hoffnung, dass diese alte, heile Welt in Zukunft tüchtig aufgemischt wird.

Der Charakter Spock wird im neuen Film als ein regelkonformer Offizier dargestellt, der gewisse Probleme hat, seine Emotionen zurückzuhalten, wenn jemand abfällig über seine Mutter spricht. Er hat in der Ausübung seiner Taten nicht die vollkommene Sicherheit und kompensiert dieses durch eine geradezu übertriebene Regelkonformität.
... bis er dann spontan überlegt, dass man Kirk lieber zum Sterben auf einen Eisplaneten schießt statt ihn in die Arrestzelle zu stecken.

Wir vergessen, dass Vulkan gerade zerstört wurde und Spock unter Schock steht.
Das kann einen Prinzipienreiter ganz schön aus der Bahn werfen, oder?


Das passt doch schon nicht zusammen. Allein in der Folge wird doch schon sehr deutlich, dass einige Charaktere weder schwarz noch weiß sind.

Im Gegenteil:
„First Duty“ ist ein Schulbeispiel für "Schwarz-Weiß"-Malerei.
Wir haben da die klassische Dreifaltigkeit:
Die Guten, die Bösen und die Schwachen.
Die Guten siegen am Ende, die Bösen werden bestraft, und die kurzfristig vom rechten Wege Abkommenen werden geläutert.
Sorry, wenn man die schwächelnden, aber am Ende geheilten Charaktere schon unter „Grauzone“ verbucht, dann ist man arg anspruchslos was Psychodrama angeht.
Meine Meinung.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Denn die neue Serie bzw. der neue Film sind in jedem Fall "kein Star Trek", weil
[...]
- keine Klingonen auftauchen
Ich war so froh, endlich mal einen Star Trek-Film ohne Klingonen gesehen zu haben. XI hat ja nun auch nicht alles schlecht gemacht :D

Naja, SciFi-Serien gibt es doch auch schon echt viele. Warum also noch mehr zeigen?
Ich persönlich habe kein Problem damit, dass sich eine Serie nicht vornehmlich mit der menschlichen Psyche beschäftigt. Das ist ja auch nicht die Agenda. Ich denke aber, dass die Charaktere nicht nur eindimensional gezeichnet werden sollen (generell) - weil Egoismus, Neid, Eifersucht und Wut ebenso zum Mensch-sein gehören, wie Großherzigkeit und Weisheit. Und eine Entscheidung, die aus dem Bauch heraus getroffen wird, muss dann auch mal als falsch dargestellt werden. Und Weisheit und moralische Entscheidungen müssen eben auch mal ins Verderben führen. Das wäre authentisch.
Worum es mir geht, ist, dass man das ganze auch in einer echten Utopie zeigen kann, die nicht Konfliktfrei (auch unter den handelnden Personen) sein soll. Und dennoch soll man spüren, dass sich etwas getan hat, eine Weiterentwicklung stattfand. Eindimensionale Charaktere können zwar auch eine Rolle erfüllen, haben aber eigentlich unter den Identifikationsfiguren von Film und Fernsehen eigentlich nichts zu suchen, da gebe ich Dir Recht. Auf der anderen Seite braucht es keinen Krieg und nicht immer neue, extreme Szenarien, um einen round charakter zu formen. Auch in einer Utopie sieht man sich Herausfoderungen ausgesetzt, auch eine Utopie konfrontiert einen mit dem eigenen Tod und dem Tod anderer Menschen, als Beispiele.

Und ich habe halt nach ST 11 die Hoffnung, dass diese alte, heile Welt in Zukunft tüchtig aufgemischt wird.
Zu welchem Zweck? Mit welchem Ergebnis?
Weil es in einer heilen Welt womöglich zu wenige Explosionen gibt? Oder kommt nun wieder diese fragwürdige Theorie, dass eine friedliche Welt nicht realistisch sei?

Wir vergessen, dass Vulkan gerade zerstört wurde und Spock unter Schock steht.
Das kann einen Prinzipienreiter ganz schön aus der Bahn werfen, oder?
Wohl wahr! Der Zuschauer bekommt zwar kein echtes Gefühl dafür, aber grundsätzlich: wohl wahr!
Pikant hingegen: Kirk attackiert Spock und konfrontiert ihn mit dem Verlustschmerz einzig, um ihn das Kommando zu entreißen. Spock ist "kompomitiert" (in diesem Zusammenhang völliger Blödsinn, denn es hatte ja keinen Einfluss auf seine Handlungen als Captain, bei denen er brav und logisch die Anweisungen Pikes weiterführte), wird mit seinem Schmerz aber so ziemlich allein gelassen. Spock hier geschwächt zu haben, ihn aus der Bahn geworfen zu haben, wird wie ein Sieg dargestellt und das ist schon irgendwie armselig. Wenn also so etwas wie eine Beleuchtung des emotionalen Zustands der Figur in XI stattfindet, dann nicht wirklich der Figur zuliebe, sondern der Agenda wegen, einen weiteren Programmpunkt, einen weiteren Meilenstein zum Erreichen eines vorbestimmten Endmodells abhaken zu können.
 
Worum es mir geht, ist, dass man das ganze auch in einer echten Utopie zeigen kann, die nicht Konfliktfrei (auch unter den handelnden Personen) sein soll. Und dennoch soll man spüren, dass sich etwas getan hat, eine Weiterentwicklung stattfand. Eindimensionale Charaktere können zwar auch eine Rolle erfüllen, haben aber eigentlich unter den Identifikationsfiguren von Film und Fernsehen eigentlich nichts zu suchen, da gebe ich Dir Recht. Auf der anderen Seite braucht es keinen Krieg und nicht immer neue, extreme Szenarien, um einen round charakter zu formen. Auch in einer Utopie sieht man sich Herausfoderungen ausgesetzt, auch eine Utopie konfrontiert einen mit dem eigenen Tod und dem Tod anderer Menschen, als Beispiele.

Du wirst es nicht glauben, aber das kann ich ganz genauso unterzeichnen.
 
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