Nach dem was man in dem Film über Shinzons Charakter erfahren hat, traue ich ihm dieses riskante, unüberlegte, unnötige "Indieaugenseemanöver" voll und ganz zu.
Das Manöver wird aber von Picard durchgeführt, nicht von Shinzon. Und um mal den Grundtenor des Films aufzugreifen und - was Picard eigentlich schon wusste, bevor er es rechtzeitig zum Neulernen in diesem Film vergessen hat - nicht die Gene allein machen den Charakter aus.
Also zumindest mir gefällt das Rammen, es zeigt so schön wie ein vollkommen überlegener Gegner durch eine Charakterschwäche oder auch Fehleinschätzung platt gemacht werden kann . Außerdem ist das nicht auf eine ähnliche Weise auch schon im ersten Kontakt passiert?? Die Borg-Queen befiehlt Data statt einer ihrer Drohnen das Warpschiff zu zerstören um Picard nochmal so richtig fertig zu machen und am Ende wendet genau diese Fehleinschätzung Datas von der Queen das Blatt.
Ich will es mal so audrücken: das eine war glaubwürdig und sinnvoll erscheinend umgesetzt, das andere nicht... Das Rammmanöver wirkte absolut unnötig, dämlich und technisch und charakterlich unpassend. Ich habe mich an der Stelle fast schon geschämt, mir den Film anzugucken... dabei war das im Vergleich eine der besseren Szenen im Film.
um mich nochmal selbst zu zitieren:
wer sagt denn dass die Menschen (Drehbuchautoren zählen da glaub ich acuh zu) logisch sind? - um auch nocheinmal Dr Gillian Tayler zu zitieren.
Schönes, aber irrelevantes Zitat. Es geht hier um die Handlung des Films. Die Handlung eines Films, der sich selber halbwegs ernst nimmt, muss logisch und schlüssig sein - auch wenn sie von Menschen geschrieben wird. Nemesis hat in dem Punkt einfach versagt.
zu den Fehlern im Film, also ich denke die hat zumindest fast jeder
Kleine winzige Produktionsfehler, die leicht wegzudenken sind, hat sicherlich jeder Film. Große, massive Patzer, deren Korrektur ein Umschreiben der gesamten Handlung notwendig machen würden, sind eher selten... lediglich bei Nemesis scheinen diese eher die Regel zu sein.
also das Argument mit der Größe finde ich vollkommen absurd, du machst den Fehler, dass du menschliche Maßstäbe anlegst, um die architektische Kultur einer fremden Spezies zu kritisieren, nur weil andere Rassen in der Regel irgendwelche Sääle gerne 5x so groß wie nötig bauen.
Das ist ein architektonisches Problem? Und ich dachte immer, der Bundestag hat so viele Mitglieder, weil sie die Gesetzgebung für 80 Millionen Bürger machen müssen (na ja, zumindest ein Teil davon
). Gut, dass Du mich aufklärst, dass der Bundestag nur so groß ist, weil wir uns eben die entsprechend großen Gebäude leisten können.
Dagegen sprechen zwei Fakten.
1. Wie befinden uns im 24 Jh.
2. Es sind Romulaner
Du willst also sagen, dass sie noch mehr bürokratischen Aufwand haben müssten als wir (jetzt)?
Wäre Picard nicht früh als fähiger Offizier aufgefallen, man hätte ihm wohl kaum das Kommando über ein Schiff der Galaxy-Klasse gegeben
Du meinst also, dass den Romulanern, die sich bis 2364 aus den galaktischen Angelegenheiten rausgehalten haben, so um 2350 aufgefallen ist, was für ein talentierter Jungspund dieser Picard ist, und das auch noch bevor die Sternenflotte das bemerkt hat? Da halte ich es ja schon fast für realistischer, dass die Romulaner damals einfach von jedem, der mindestens den Rang Commander in der Sternenflotte inne hatte, Klone angefertigt haben.. gut, das wäre ein nicht unbedeutender Aufwand, aber deutlich realistischer, als dass sie sich zufällig aus den hundert tausenden von Offizieren gerade den richtigen aussuchen, der später als Captain des Flaggschiffes der bedeutenste Captain der Flotte wird...
(denn wer die in Serie bauen kann, schafft eine Scimitar als Einzelprototyp auch).
Natürlich kann man die Theorie vertreten, dass die Scimitar von der Romulaner gebaut wurde; Shinzon behauptet im Film jedenfalls das Gegenteil: ein Zitat des Films beginnt etwa mit "vom Bau der Scimitar auf einer geheimen Basis bis hin zur ...". Somit ist DJ Doenas Kritik mehr als berechtigt.
Und wieso die Borg außen vor lassen? "First Contact" wird jeder Unsinn verziehen, bei "Nemesis" ist man übergenau. Das Schiff der Borg, der Schrecken der vier Quadraten, kann durch konzentrierten Beschuss einer bestimmten Stelle (!) mal eben zerstört werden; erst dadurch kommt die in sich mehr als heikle Zeitreise überhaupt zustande, weshalb das ein dicker Storyfehler ist.
Das hat einen ganz einfachen Grund: First Contact ist im Gegensatz zu Nemesis ein Film, der eine gute und schlüssige Handlung aufweist; bei dem die Charaktere glaubwürdig und nicht unprovoziert entgegen ihrer bisherigen Charaktereigenschaften handeln; in dem der Kontrahent bedrohlich und nicht lächerlich wirkt.
Desweiteren möchte ich Dich bitten folgendes Experiment zu versuchen: nimm zwei identische, massive Gegenstand, die keine offensichtlichen Schwachstellen haben. Schlage auf beide 100 mal ein, bei dem einen immer auf die gleiche Stelle, bei dem anderen zufällig auf die gesamte Oberfläche. Sofern die Gegenstände das ganze zumindest teilweise überstehen, wirst Du dennoch einen interessanten Unterschied bemerken.
Desweiteren war der Borg Würfel bereits stark beschädigt, als die Enterprise eingetroffen ist. Ob wirklich das angesprochene Vorgehen direkt die Zerstörung ausgelöst hat, ist nahezu irrelevant.
Fakt ist: die neuen Schiffstypen der Sternenflotte waren im Kampf effektiver als die alten Schiffstypen und konnten - wenn auch unter starken Verlusten - den Kubus besiegen. Selbst wenn das Ergebnis des gezielten Beschusses unlogisch wäre, wäre somit eine Korrektur der Handlung minimal und würde nur etwa 20 Sekunden der Einleitungssequenz des Filmes betreffen.
Nimmt man dann noch andere Aspekte des Aufstieges des kleinen österreichischen Gefreiten, dann erscheint Shinzons Aufstieg gar nicht mehr so ungewöhnlich.
Hätte Hitler aber ebenso wie Shinzon mal eben innerhalb von sehr kurzer Zeit (1-2 Jahre) schnell durch einen Putsch die Macht an sich reißen wollen, wäre er womöglich noch festgenommen und in Festungshaft gesteckt worden.
Fakt ist, dass der Machtergreifung Hitlers deutlich mehr Vorbereitung vorausging und die Instabilität im Inneren und vom Äußeren ihr nötiges dazu beigetragen haben, das gerade erst neu geschaffene Regierungssystem zu stürzen bzw. zu übernehmen.
Zwar regieren auf Romulus die Regierungen auch nicht unbedingt auf lange Zeit, allerdings scheint dort doch schon seit langer Zeit ein vergleichsweise kontinuierlich gleichbleibendes System zu bestehen.
Daher sehe ich nicht so sehr die Parallelen bei den beiden "Machtergreifungen".
PS: mal eine Nebenbemerkung: Einen Film zu mögen oder nicht zu mögen, ist auch hauptsächlich Bauchsache. Selbst wenn du mir all diese Widersprüche logisch aufdröseln könntest, würde ich den Film wahrscheinlich trotzdem nicht mögen. Das ist ja keine willentliche Entscheidung, dass ich beschlossen habe, den Film nicht zu mögen. Ich mag auch andere Filme nicht, die keine für mich offensichtlichen Logiklöcher haben.
Bei mir ist die Zu- und Abneigung bei Filmen meist Kopfsache. Bei zuviel Blödsinn kommen aber auch aber auch Bauchschmerzen hinzu - wie bei Nemesis.
Um nur einige wenige zu nennen:
* Picards Handlungen sind absolut atypisch - allein schon die Buggy-Fahrt ist absolut lächerlich.
* Die Enterprise-Crew scheißt auf ihre Prinzipien (sorry für die derbe Ausdrucksweise, aber in dem Fall ist es angebrachter als es jemals war) - man begibt sich auf einen Prä-Warp-Planeten, um eine wilde Verfolgsjagd und Schießerei zu beginnen. Dass man das ganze auch mit 5 Beam-Vorgängen hätte bewerkstelligen können, bleibt mal unerwähnt.
* Data ist mitterweile total verblödet - plant eine Flugroute durch einen Subraumgraben obwohl die Folgen offensichtlich nicht nur absehbar, sondern zwangsläufig waren. Einem Fähnrich, der gerade von der Akademie kommt, hätte ich noch abgekauft, dass er die Überprüfung des Kurses auf Unwegsamkeiten vergisst, aber Data...
* der "Bösewicht" wirkt bestenfalls lächerlich - mag an seiner Kleidung liegen, die so wirkte, als habe es im Remaner Second Hand Laden nichts mehr in seiner Größe gegeben...
* mit ein paar Ausnahmen wirken die Dialoge sehr gezwungen oder teilweise unlogisch... nachdem die Enterprise 18 Stunden im Orbit von Romulus gewartet hat, empfiehlt Worf plötzlich, dass man jetzt die Schilde hochfahren könnte... (Das hätte man höchstens noch retten können, wenn man danach einen Rückblick gezeigt hätte, der offenbart, dass Worf die gesamten 18 Stunden lang alle 5 Minuten diese Empfehlung gemacht hat
).
Einziger Lichtblick des Films war in meinen Augen der Spruch "Now, if you'll excuse me, I'll be in the gym." und vielleicht noch der gelungene Kamera-Anflug auf Romulus. Aber ein von Picard selbst-initiierter Witz auf seine Kosten und ein 30-sekündiger Special Effect reichen einfach nicht, um den Verrat an den Grundprinzipien von Star Trek und die schwache Handlung auszugleichen. Witze und Special Effects sollen einen guten Film garnieren, können eine verkochte Hauptspeise aber nicht rausreißen.