Vorbilder

Dorade

Lieutenant Junior Grade
Was waren eure Vorbilder? Speziell natürlich von Star Trek.. Bei mir war es Tess Allenby ..
Wie sie einfach als Flugkontrollinstanz immer alles, na ja, unter Kontrolle hatte. So eine Macht wünsche ich mir auch manchmal. Klar. Der Captain gibt die Befehle, aber irgendwer muss ja auch für die Steuerung verantwortlich sein, oder nicht?
Damals hab ich auch deswegen IT studiert, weil ich dachte so kann ich auch auf einen Knopf drücken und alles passiert von selbst.. Leider ist das heute nicht so und ich bin ein kleines Steuerrad in einer relativ großen Firma…
 
Mein persönliches Vorbild ist natürlich Jean-Luc Picard; auch bin ich von Spock und Data inspiriert und auch von Kirk* kann man in seinen guten Tagen einiges über Verantwortung lernen und Sisko ist ein Vorbild als liebender Vater, der aber auch von seinem Sohn noch so einiges über Toleranz lernt. Damit habe ich nun natürlich die offensichtlichen Auswahlen genannt, aber manchmal sind sie halt die offensichtlichen, weil sie einfach gut sind. Gerade der Führungsstil von Picard ist beachtenswert, weil er eine Arbeitsathmosphäre schafft, die alle zu Höchstleistungen anregt und für alle das beste Ergebnis hervorbringt. Ein Chef mit einer "Ich bin der Boss! Tut gefälligst, was ich will"-Einstellung wird niemals so gute Ergebnisse erzielen.
Fasziniert hat mich natürlich auch immer Jae.

Sofern die Firma insgesamt in die richtige Richtung steuert, ist auch die Arbeit als kleines Rädchen eine gute und lohnenswerte. Kein Getriebe arbeitet zuverlässig ohne die exzellenten "kleinen" Rädchen. Sofern es in die richtige Richtung geht, muss man nicht unbedingt der Fahrer sein. Das setzt natürlich voraus, dass die Verantwortlichen alle Mitarbeiter auch in angemessenerweise würdigen (siehe oben).

Live long and prosper,
Vulcan

* Damit ist natürlich der echte Kirk gemeint, nicht das verzogene Kleinkind in Männer-Gestalt aus den Abrams-Filmen.
 
Muss mich@Vulcan auch anschließen. Picard war mein Favorit, wars immer und wirds immer bleiben.
Heutzutage kann man doch ziemlich vieles mit einem Knopf bewirken.. Musste jetzt bei meiner Firma auch nach Verbesserungsmöglichkeiten (Arbeitsprozess) suchen und bin hierauf gestoßen: https://www.ivanti.de/products/unified-endpoint-manager. Da kann man alles von einem Gerät aus steuern, praktisch für Firmen und so mit mehreren Endgeräten.
Es gibt echt so crazy Zeug inzwischen.. Hab sogar neulich bei einem Personal-Coach ein Angebot gesehen "Führen wie Picard - Leadership Seminar und Workshop". War fast überlegt dort teilzunehmen, aber leider bin ich kein Leader. Außerdem hätte ich keine Lust auf das Halbwissen gehabt, mit denen die da wahrscheinlich um sich schmeißen.
 
Ihr habt gute Argumente. Aber Picard war für mich immer .. wie soll ich sagen .. zu glatt? Solche Menschen gibt es im echten Leben nicht, ohne Ecken und Kanten, einfach perfekt .. Solche Charaktere langweilen mich schon immer. Klar, ich mag ihn. Aber mein Lieblingscharakter muss in der 2. Reihe stehen!
 
Da ich erst mit 19 zu TNG gestoßen bin war die "beste" Vorbild-Zeit für mich da leider schon etwas vorbei. Ich nenne daher immer gerne Ellen Ripley als mein Vorbild - vor allem die Alien Resurrection Version (ja ich weiß, der Film ist nicht DER tollste Film der Alien-Reihe). Hat mich sehr geprägt.

Was Star Trek angeht, so hat natürlich Jean-Luc einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen und tut das auch immernoch, aber jetzt eher nicht als Vorbild, sondern als was anderes. ;) Mit wem ich mich aber sehr gut identifizieren kann ist zB Lily Sloane aus First Contact. Und auch Q manchmal, ich bin auch etwas "extra".
 
Star Trek begleitet mich eigentlich schon mein ganzes Leben. TOS habe ich als kleines Kind immer mit meinem Vater gesehen, ohne jedoch irgendwas zu verstehen (Dachte immer, die Untertassensektion sei dafür da, dass Shuttles darauf landen können) und später so ab der 7. Klasse durfte ich nach den Hausaufgaben immer TNG um 15:00 Uhr sehen. Da wurde ich natürlich zum richtigen Fan und habe auch alles Folgende wie verrückt konsumiert und auch die Originale nochmal nachgeholt.

So sehr ich auch versuche, ein Vorbild aus ST zu finden, das mich wirklich geprägt hat, ich fürchte, da gibt es keines. Als Kind war ich zu dumm, und später ist eigentlich schon das wichtigste passiert. Maximal hat Picard meinen Gerechtigkeitssinn maximiert. Die Charaktäre waren eigentlich, rückblickend betrachtet, viel zu flach. Das ändert nichts an meiner Liebe zu dem Franchise, aber ist tatsächlich eine überraschende neue Erkenntnis für mich.

Dafür war ich verliebt in Lt. Saavik (ST II) und Jadzia Dax. Ok, und B'Etor, aber darauf bin ich nicht stolz :)
 
Ach, ich kenne Leute die zB in Quark verliebt sind - das ist doch alles okay. B’Tor ist doch auch okay. Gibt nix was es nicht gibt. ;)

Ja mit der Charakter-Tiefe hatte es TNG manchmal nicht so, muss sogar ich zugeben... liegt aber halt daran dass das auch Vorgabe von ganz oben war, man wollte eben Konflikte von außen und jetzt weniger die Charaktere selbst und untereinander, und sowas hätte es halt für vollendete Persönlichkeiten gebraucht. Die heutigen TV-Standards sind da ganz anders.
 
Ich bin dabei immer wieder überrascht wie Begriffe wie flach so unterschiedlich verwendet werden.
Hat man z. B. einen Charakter, der quasi vollkommen ohne Impulskontrolle einfach immer direkt ohne Nachzudenken seinen Gefühlen folgt - so wie es heutzutage in vielen Serien zu sehen ist -, also im wahrsten Sinne total flach ist, so bezeichnen ihn heutzutage viele Leute als komplex!?

Hat man aber einen Charaketer, der ebenfalls diese Gefühle hat, aber sie nicht (immer) unkontrolliert hervorbrechen lässt, sondern tatsächlich auch seinen Verstand nutzt, woraus er dann (meist) zu einer Handlungsweise kommt, die zwar seine Gefühle berücksichtigt, aber auf rationaler Durchdachtheit beruht, also ein Charakter, der wahrlich tiefgründig ist, wird dieser dann als flach bezeichnet!?

Sicher gibt es auch flache Charaktere, die nicht den eingangs beschriebenen Triebgesteuerten Chris Pine-Varianten entsprechen: im Grunde eine reine Fassade wie in manchen Superman-Realisierungen - oder aber ein reiner Handlungs-Voranbringer (gewissermaßen eine NCP, eine non-character-person).

Aber, ich kann mich dieser Bezeichnung bei Picard definitiv nicht anschließen. Picard ist kein flacher Charakter. Gerade auch durch die Spielweise von Patrick Stewart wird klar, dass es sich um einen fassettenreichen, tiefgreifenden Charakter handelt, der in seinem täglichen Kampf bzw. Zusammenspiel zwischen Emotion und Verstand meist zu einem sinnvollen Ergebnis kommt. Erst dadurch ist es überhaupt möglich, dass Picard manchmal mit nur einem Blick so viel transportieren kann; z. B das eine kurzen Aussage wie "Mr. Broccoli" nicht einfach nur einen kurzen Lacher gibt. Nur weil er nicht wahllos um sich schlägt, macht ihn das nicht flach!

Was man sicherlich beobachten kann bei den dramatischen Produktionen heutzutage ist, dass die Handlung häufig weniger linear ist, was einerseits darauf basiert, dass sie über einen langen Zeitraum gestreckt ist und daher mit thematischen "Ausflügen" ausgeschmückt wird, und andererseits aber auch, dass die Charaktere weniger zielstrebig sind (was eine irrationalere Handlungsweise nun mal mit sich bringt). Wenn z. B. bei einem romulanischen Angriff Riker plötzlich unvermittelt Picard einen Fausthieb versetzt, weil er schlecht geschlafen hat, verzögert dass die Bewältigung des Angriffs und macht die Handlung "komplexer" (aber sicher nicht besser).
Gutes Fernsehen kommt dabei aber nur heraus, wenn die Autoren vorher einen genauen Plan haben, wohin sie mit der Handlung wollen. Das hat uns vereinzelt hervorragende Serien bescherrt.
Besonders schlimm ist es hingegen dann, wenn die Autoren keinen Plan haben, sondern nur die Vorgabe, eine durchgehende Handlung zu machen wie bei DIS. Dann kriegt man einen unlogischen Haufen soap-Wirrwarr.
Vor allem aber mag das die Handlung komplexer machen, aber nicht die Charaktere.

Nach den ersten beiden Staffeln von DIS habe ich Teile von TNG und DS9 wieder angeschaut und kann definitiv sagen, dass DIS in dieser Auswahl die flachesten (und unmotiviertesten) Charaktere hat.

Live long and prosper,
Vulcan

PS: @MrPicard: Echt ein cooles Profilbild.
 
Danke, @Vulcan :)

Jean-Luc hatte ich bei "flachen Charakteren" auch gar nicht auf der Liste. (Für mich ist er einfach so viel mehr als ein "Charakter", ich zähle ihn da schon gar nicht mehr dazu.) Allerdings muss ich anmerken, dass er ohne Sir Patricks immensen Einfluss wohl nicht so geworden wäre, wie er ist. Wäre es nach Gene Roddenberry allein gegangen, wäre der Jean-Luc der ersten Staffel genau so wie der der siebten Staffel. Sir Patrick hat sich da aber so reingekniet in die Rolle und so viel von sich selbst eingebracht, dass es gelungen ist, Jean-Luc zu einem sehr vielschichtigen Menschen zu machen, obwohl das Format von TNG als Episoden-Serie (in sich abgeschlossene Episoden meine ich) sowas wie character development etwas erschwert. Aber ja, Jean-Luc würde ich nicht flach bezeichnen. Die meisten anderen TNG-Charaktere dagegen... najaaaaa. Könnte etwas mehr Substanz vorhanden sein, IMO.

Was Discovery angeht... da stimme ich dir zu. Die Haupt-Charaktere sind mir alle sowas von egal, und das sollte ja eigentlich nicht so sein. Ich weiß nichtmal alle Namen der Brückenoffiziere, und das nach 2 Staffeln. Die einzigen Charaktere mit denen ich was anfangen konnte waren Georgiou, Lorca und Pike, also die "Gäste". Ich glaube, die Serie macht einen Fehler dadurch, dass sie den Zuschauer unbedingt dazu bringen möchte, Michael Burnham zu mögen. Trek war schon immer eher um Ensembles bemüht, nicht darum, einzelne Charaktere derart in den Vordergrund zu stellen dass alle anderen nur noch Statisten sind.
 
Ich bin dabei immer wieder überrascht wie Begriffe wie flach so unterschiedlich verwendet werden.
Hat man z. B. einen Charakter, der quasi vollkommen ohne Impulskontrolle einfach immer direkt ohne Nachzudenken seinen Gefühlen folgt - so wie es heutzutage in vielen Serien zu sehen ist -, also im wahrsten Sinne total flach ist, so bezeichnen ihn heutzutage viele Leute als komplex!?

Für mich ist ein Charakter nicht flach, wenn er (ernsthafte) Probleme hat, die er bewältigen muss, wenn er sich über all die Jahre entwickelt, wenn seine Herkunft (Geschichte) mit einfließt und überhaupt bekannt ist. Wenn er auch mal Charakterschwächen hat oder seinen Platz im Leben erst findet. Wenn Erlebtes den Charakter langfristig beeinflusst einfach. Wenn er eine eigenständige Person mit eigenen Entscheidungen ist und nicht nur Teil eines Teams oder Partner einer anderen Figur. Wenn er menschlich, nahbar ist und ich mich mit ihm identifizieren kann, selbst wenn kein einziger seiner Lebensumstände mit meinen übereinstimmt.

Ich fühle mich also von deiner Verallgemeinerung, von der ich dem zitierten Teil übrigens vollkommen zustimme, nicht angesprochen.

Das bedeutet für mich also im Bezug auf TNG, dass Picard definitiv kein flacher Charakter ist, im Gegenteil. Er ist nur so weit weg von mir, dass ich mich nicht mit ihm identifizieren kann und ihn somit nicht als Vorbild anerkennen könnte. Auch Worf und Data gestehe ich noch eine gewisse Komplexität zu, aber der Rest der Crew? Ich glaube bei Tasha, Ro und Wesley wurde da noch versucht, etwas einzubauen, aber das war viel zu wenig. Und bitte, LaForge, Riker, O'Brian, Crusher, Guinan (sorry), Pulaski, Troy... Da passiert gar nichts.

Und ich muss nochmal betonen, ich bin mit TNG groß geworden und liebe die Serie. Die Geschichten waren meistens spannend und/oder tiefgründig.
 
Das bedeutet für mich also im Bezug auf TNG, dass Picard definitiv kein flacher Charakter ist, im Gegenteil. Er ist nur so weit weg von mir, dass ich mich nicht mit ihm identifizieren kann und ihn somit nicht als Vorbild anerkennen könnte.

Aber wieso eigentlich? (Keine Kritik, nur Frage.) Ich meine wenn man ihn sich mal genauer betrachtet, ist der gute Mann ein Nerd, er liebt sein Holodeck-Cosplay, Pferde, antike Dinge, Schiffe in Flaschen, Musik machen... ich meine eigentlich ist da ja nun nichts dabei, was man als total "out there" bezeichnen könnte. Oder meintest du jetzt eher seine Art?

Wie gesagt bitte nicht falsch verstehen. Mein Vorbild ist er ja auch nicht, aber die Gründe dafür sind halt so anders. Ich mag seine Art, seine Hobbies und einfach so ziemlich alles an ihm. Und ich kann mich mit ihm total identifizieren, wenn er mal wieder panisch versucht, dem Annual Admiral's Banquet zu entkommen. Oder Commander "Call Me Hutch" Hutchinson's Empfang. Small Talk. Brr. Ich würde mich mit ihm zusammen irgendwo verstecken. lol
 
Für mich ist ein Charakter nicht flach, wenn er (ernsthafte) Probleme hat, die er bewältigen muss, wenn er sich über all die Jahre entwickelt, wenn seine Herkunft (Geschichte) mit einfließt und überhaupt bekannt ist. Wenn er auch mal Charakterschwächen hat oder seinen Platz im Leben erst findet. Wenn Erlebtes den Charakter langfristig beeinflusst einfach. Wenn er eine eigenständige Person mit eigenen Entscheidungen ist und nicht nur Teil eines Teams oder Partner einer anderen Figur. Wenn er menschlich, nahbar ist und ich mich mit ihm identifizieren kann, selbst wenn kein einziger seiner Lebensumstände mit meinen übereinstimmt.
Ok, also haben wir
  1. Probleme bewältigen,
  2. Charakterschwächen,
  3. Geschichte,
  4. Entwicklung (/langfristige Änderung),
  5. eigenständig/ nicht nur Plot-Device,
  6. Identifikationspotential.
Das klingt nach ein paar sinnvollen Punkten. Was ich bei der Entwicklung noch wichtig finde ist Kontinuität. Das heißt, ein Charakter, der diese "Entwicklung" nahezu jede Woche durchmacht (auch etwas, was in serialisierten Serien heute gerne passiert, ist halt eher Soap-Opera), hat für mich keine Tiefe, sondern ist nur beliebig. Eine kontinuierliche Entwicklung finde ich hingegen interessant, weil bei dieser wirklich etwas dahinter steht, sie ist organisch und realistisch. Entsprechend mag ich es bei TNG, dass die Entwicklung der Charaktere Jahre dauert, so sehr, dass man sie von Folge zu Folge gar nicht bemerkt, sondern mitunter erst wenn man sich Folgen aus verschiedenen Staffel anschaut merkt, dass sich da was geändert hat.

Dann wollen wir das mal in Hinblick auf die Leute betrachten, die Du genannt hast (wobei ich "Probleme bewältigen" mal außen vor lasse, weil das das "täglich Brot" auf der Enterprise ist und bei allen sehr offensichtlich zutrifft; sowohl bei persönlichen als auch bei professionellen Problemen):
Und bitte, LaForge, Riker, O'Brian, Crusher, Guinan (sorry), Pulaski, Troy... Da passiert gar nichts.
La Forge: startet als ein schüchterner Junior-Offizier, gewinnt Selbstbewusstsein erst professionell, was mit dem Chefingenieurs-Posten belohnt wird, später (über die Jahre) auch im Umgang mit dem anderen Geschlecht; man vergleiche da z. B. sein Verhalten gegenüber Leah Brahms oder Christy Henshaw mit dem gegenüber Aquiel. Somit sind Charakterschwächen und langfristige Charaketerentwicklung vorhanden - insbesondere finde ich es hier wichtig (und realistisch), dass diese Änderungen Jahre benötigt haben. Seine Geschichte zeigt, dass er als Kind häufigen Standortwechseln unterzogen war, was ganz passend zu seinen (anfänglichen) Problemen passt, soziale Bindungen einzugehen sowie seinen Verlassensängsten. Seine Freundschaft zu Data erscheint hierbei nicht zufällig, er hat sich mit Data den zuverlässigsten/beständigsten Freund genommen.

Riker: startet als ehrgeiziger Karrierist und entwickelt über die Jahre Distinguiertheit und eine gewisse Lockerheit sowie das Bewusstsein, dass es mehr gibt als nur einen höheren Rang anzustreben. Entsprechend sind die Dialoge dazu im Borg-Zweiteiler so treffend - weil man diese Entwicklung vorher gesehen hat. Diese Bequemlichkeit, die er dabei über die Jahre entwickelt habt, führen dann bei der Einführung des neuen Captains Jellico zu Spannungen. Ich denke, dass der Riker aus der ersten Staffel keine großen Probleme mit Jellico gehabt hätte; dass der gewachsene Riker der späteren Staffeln - der mittlerweile gelernt hat, dass nicht nur die Sternenflotten-Karriere (bzw. das Vorankommen in ihr) wichtig ist, sondern auch das Wohlbefinden der Crew - dann durch seine Charakterentwicklung hier eingreifen musste. Von seiner Geschichte beeinflussen sein Handeln hauptsächlich seine Beziehung mit Troi sowie sein zerrüttetes Verhältnis zu seinem Vater, was sicherlich einer der Gründe ist, warum Riker gerade anfangs eher ein Macher ist, der selbst handelt, weil er von seinem Vater "gelernt" hat, nicht darauf zu vertrauen, dass andere etwas für ihn tun.

O'Brien: ist in TNG nur ein Nebencharakter. Interessanterweise hat er später dennoch die ein oder andere Charakterfolge bekommen, aber die Charakterentwicklung von O'Brien ist wohl eher ein Thema für DS9, da war er schließlich Hauptcharakter.

Crusher: War Anfangs - abgesehen von ihrer Arbeit - darüber definiert, Wesleys Mutter sowie eine Freundin von Picard zu sein. Mit Wesleys Ausstieg hat ihre Muttertätigkeit logischerwiese aufgehört und sie wurde oft die Stimme des diplomatischen Mitgefühls in Besprechungen, was natürlich nah an ihrem Beruf liegt. Ich hatte dabei aber immer das Gefühl, dass Crusher Ärztin ist, weil ihr die Menschen wichtig sind - und nicht (wie bei einer Plot-Device) andersherum. Tatsächlich durchäuft sie aber nicht viel Veränderung, da sie bereits recht früh einen abgerundeten Charakter hat. Das könnte vielleicht damit zusammenhängen, dass sie auch eine der wenigen Figuren ist, von denen wir wissen, dass sie eine Erziehungsberechtigte hatte, bei der sie sich stets wohl und geborgen geühlt hat und sie immer unterstützt hat bei ihren Aktivitäten. Sowas hilft im eigenen Leben wohl ungemein, alles auf die Reihe zu bekommen, indem man die Geschichten, die man erlebt dann gelassener und konfliktärmer bewältigen kann - was das Erzählpotential der Geschichten dann aber möglicherweise für Teile des Publikums weniger relevant macht. Andererseits ist so ein Ruhepol in einem Ensemble-Cast vielleicht gar nicht so schlecht.

Guinan: durchläuft in TNG (nahezu?) keine Charakterentwicklung und das ist auch gut so. Sie ist Jahrhunderte alt, sie hat gesehen, wie ihre Heimat von den Borg zerstört wurde, wie ihre Freunde und Familie starben, sie hat auf unzähligen Welten gelebt, sie hat gesehen und miterlebt, was kaum einer der anderen sich überhaupt vorstellen kann. Ihr Charakter ist entsprechend gefestigt und keine große Veränderung mehr zu erwarten. Wichtig ist dabei aber, dass uns zu ihr - obwohl sie nur einen Nebencharakter ist - genug Geschichte geliefert wird, dass man recht genau nachvollziehen kann, wie sie so geworden ist wie sie ist - wieso sie auf die Borg oder Q so reagiert, wie sie reagiert, wo sie ihre Weisheit her hat usw.

Pulaski: war nur für eine Staffel dabei; meinem Dafürhalten nach (zumindest in einem Ensemble-Cast) nicht genug Zeit für eine realistische und glaubwürdige Charakterentwicklung. Dennoch hat man hier Grundsteine gelegt und damit begonnen: Sie hat anfangs ein großes Problem, Data zu respektieren, das bessert sich mit der Zeit. Ihr werden einige bemerkenswerte Dinge zugeschrieben wie das Interesse an klingonischer Kultur sowie eine gewisse Schwärmerei für Picard. Wer weiß, was daraus noch geworden wäre, aber zugegebenermaßen war ich immer froh, dass Crusher wieder zurückgekommen ist - auch wenn Pulaski tatsächlich gar nicht schlecht war.

Troi: wirkt anfangs eher wie eine doppelte Plot-Device aka "state the obvious" und "Riker's love interest"; später wird ihr Charakter interessanter, wenn sie z. B. Picard im Ready Room berät, selbst Karriereambitionen an den Tag legt oder auch als Patin von Alexander. Wenn man von einer Charakterentwicklung sprechen will, hat man hier vielleicht: von "ohne Charaketer" zu "immerhin hat sie einen Charakter". Mit Troi hätte man sicher mehr anfangen können - die Beziehung zu Worf war da aber nicht hilfreich.

Also ich bin ganz zufrieden mit den Charakteren in TNG und das obwohl TNG noch viel besser darin war, jede Woche eine gute Geschichte zu erzählen. Denn man darf nicht vergessen, dass Geschichten auch nicht nur Charakterentwicklungen sind. Es kommt dabei halt auch auf den Typus Geschichte an, z. B. gibt es bei Game of Thrones (insbesondere in den guten Staffeln) so gut wie gar keine Charakterentwicklung bei mehr als 95 % der "wichtigen" Charaketere, weil GoT eben eine soziale und keine psychologische Geschichte ist.
Und TNG erzählte hervorragende philosophische Geschichten sowie ScIFi sowie Parabeln usw. und fand trotzdem zu einem angemessenen Grad Zeit für realistische Charakterentwicklung.

Live long and prosper,
Vulcan
 
Zuletzt bearbeitet:
Vulcan, das war ein großartiger Post!

Und ja, ich habe in Meinem vergessen darauf einzugehen, Kontinuität ist auch für mich sehr wichtig. Langfristgige entwicklung. Aber vielleicht ein wenig mehr? Zu Zeiten von TNG hatten Staffeln ja noch ordentliche 26 Folgen, davon kann man ja heute nur noch träumen.

Mit LaForge und Riker hast du mich tatsächlich etwas überrascht, da scheint ja mehr drin zu stecken als ich in Erinnerung habe. Ich muss aber auch gestehen, dass ich mit dem alten Konzept von linearem Fernsehen, im Fall von TNG 5 Tage die Woche jeweils eine Folge, dann Wochenende dazwischen, nichts mehr anfangen kann. Vielleicht sollte ich mir für 2020 vornehmen, die Serie einfach nochmal zu bingen. Vielleicht würde sich mein Bild dann nochmal ändern. Ich musste tatsächlich Captain Jellico googeln und habe keine Erinnerung mehr an diese Geschichte. -Sie klingt gut.

Bei den anderen Figuren hast du mir ja mehr oder weniger zugestimmt, aber super nochmal ausgeführt/erklärt. Vielen Dank dafür.


Aber wieso eigentlich? (Keine Kritik, nur Frage.) Ich meine wenn man ihn sich mal genauer betrachtet, ist der gute Mann ein Nerd, er liebt sein Holodeck-Cosplay, Pferde, antike Dinge, Schiffe in Flaschen, Musik machen... ich meine eigentlich ist da ja nun nichts dabei, was man als total "out there" bezeichnen könnte. Oder meintest du jetzt eher seine Art?

Ich war damals absolut impulsiv, irrational, rebellisch. All das kann man mit Außnahmen nicht in Picard sehen. Konflikte wurden oft mit Gewalt gelöst.. Vieles mehr noch, auf das ich gar nicht so eingehen will. Man könnte sagen, Kirk ist eine softe Variante von dem, der ich in meiner Jugend war.
Ich bessere mich jeden Tag :)
 
Ich war damals absolut impulsiv, irrational, rebellisch. All das kann man mit Außnahmen nicht in Picard sehen. Konflikte wurden oft mit Gewalt gelöst.. Vieles mehr noch, auf das ich gar nicht so eingehen will. Man könnte sagen, Kirk ist eine softe Variante von dem, der ich in meiner Jugend war.
Ich bessere mich jeden Tag :)

Da haben wir was gemeinsam, ich war in meiner Jugend auch nicht gerade das was man einen "angepassten Menschen" nannte. Jean-Luc hat aber dann irgendwie dafür gesorgt dass ich wesentlich ruhiger und diplomatischer geworden bin. Interessanterweise ist er aber trotzdem nie ein Vorbild für mich geworden oder gewesen, ich hab durch ihn eher gemerkt dass es auch anders geht, aber der ganze "what would Picard do" Hype hat mich nie erreicht. Liegt aber wohl auch daran dass ich ihn auf andere Art mag als die meisten Leute.
 
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