Ossi - Wessi Konflikt!

Was soll an Kummunismus so schlecht sein?

Ach übrigens, in der DDR herrschte Sozialismus, nicht Kommunismus. Obwohl das eine Vorstufe ist. :D Abgesehen davon, dass es nur wenig zu kaufen gab, ging es der Bevölkerung wahrscheinlich sogar besser.
 
Also ich seh da nicht soviel wo der Osten dem Westen hinterherhängt. Ok ich wohn in Jena und die Stadt ist wohl sehr gut weggekommen. Neue Straßen, Straßenbahnnetz, Kino, Einkauszentrum usw. hier ist so gut wie alles neu. Ich wohn in einem Neubaudorf, da gibt's sogar 5 verschieden Recyclingtonnen :D Wenn ich zu meiner Oma fahr sind da noch die alten Asphaltgehwege während hier alles schön mit kleinen Steinchen gemacht ist, mit roten Steinen für Fahrrad usw. Ich kann ja immer wunderbar vergleichen zwischen Aschaffenburg und Jena. Hier ist viel grün, Bäume in der Stadt, in Aschaffenburg normale Häuserreihen und hier und da mal ein Baum. Auch die Architektur: Asch.=grau Beton,70er; Jena=Glas,Metall,modern. Also die haben echt was mit dem Geld gemacht. Auf den Punkt gebracht: Hier sieht's schon so aus wie man sich die Städte der Föderation in 300 Jahren vorstellt. :) (Allerdings war ich natürlich nicht in jedem abgelegenen Winkel) In meiner Klasse sind auch alle demokratisch tolerant erzogen, schätze ich hab genau die richtige Generation erwischt. Und für alle die jetzt denken ich würde hier durch die rosarote Brille gucken sei gesagt dass ich mir schon der Probleme in anderen Teilen des Ostens bewusst bin, betreffend fehlgeschlagener Umerziehung sowol bei alt als auch bei jung. (<--klingt arrogant ich weiß :D)
 
Ich bin auch ein Ossi. Meine Mutter ist geflüchtet und so bin ich in W-Deutschland aufgewachsen. In unserer klasse haben wir 3 ossis (mich mitgez.) und die stehen auch dazu. Ich sehe keine unterschiede zwischen ost und west. alle verwandten mütterlicher seits sind ossis und ich versteh mich gut mit ihnen. Meine verwandten väterlicher seits sind pfälzer. in der schule werde ich akzeptiert und was will man mehr?
 
Also, ich bin ein Wossi, ein im Westen lebender Ossi. :)
Ich fühl mich hier total wohl und abfällige Bemerkungen kommen auch net.

@Sovok: Jena muss ja auch was bieten. Immerhin haben die eine Uni. Und man fühlt sich doch wohler, wenn die Stadt freundlich gestaltet ist.

Bei uns in Erfurt gibt es auch ein gut ausgebautes Straßenbahnnetz. Und mit dem Ausbau der Innenstadt (attraktiver) kommen se auch langsam voran.
 
Cornelius Scipio schrieb:
Worauf ich hinaus will? Das ist einfach.
Die meisten hier waren nicht in dem Alter, um zumindest die ostdeutsche Sicht erklären zu können (mit Regime, Wirtschaft oder politischen Ansichten). Das ist nur Hören-Sagen - und keine persönlichen Erfahrungen.


watn watn, soll ick jetz meene omma vor de röhre schieben damit se euch wat über den osten erzählt oder wat?
 
Was soll an Kommunismus so schlecht sein?
Am Konzept des Kommunismus ist nichts schlechtes. Wer verstanden hat wie er funktioniert, wird ihn sicher haben wollen, nur leider ist er nicht umsetzbar. Der real gelebte Kommunismus in der Sowjetunion hatte nichts mit der Idee desselben zu tun.
Und wenn wir es uns mal genau überlegen ist das, was die UFP darstellt eigentlich nichts Anderes. Es gibt kein Geld mehr, jeder arbeitet nur für das Algemeinwohl, und es gibt keine Sozialen Probleme.

Das Problem des Kommunismus ist aber, dass es vorher einen funktionierenden Sozialstatt geben muss (Sozialismus), aber dieser scheitern einfach an der Wirtschaftskraft. Oder kennt einer von Euch einen wirtschaftlich ausgewogenen sozialistischen Statt.

Abgesehen davon, dass es nur wenig zu kaufen gab, ging es der Bevölkerung wahrscheinlich sogar besser.
Aber auch nur weil die Meisten nicht wussten, wie es sein könnte. :(
Denn derjenige der nicht weis, dass er besser leben könnte, der findet sein Leben gut.
Im Osten durftest Du kein Westfernsehen schaun (haben zwar viel gemacht, aber ...), Du durftest nur unter bestimmten Umständen in das kapitalistische Ausland reisen, und vieles mehr. Und jetzt fragt Euch mal warum!

Also ich seh da nicht soviel wo der Osten dem Westen hinterher hängt. Ok ich wohn in Jena ...
Der Osten blüht, und hat den Westen sogar in vielen Teilen überholt (Telefonnetz zum Beispiel) , aber leider ist das nicht überall so. Sachen, S-Anhalt, und Thüringen haben es da gut erwischt. Wenn man nur sieht, wo da überall neu gebaut wurde.

Da kommen wir aber zum Problem, hier war die Wirtschaft schon immer größer als weiter im Norden. Und Die meisten Investoren haben halt ihr Geld hier hin gesteckt.

Ich kenn viele, die von der Küste kommen, oder dahin gezogen sin. Und gerade die Ausbildungsmöglichkeiten sind doch eher miserabel. Warum sonnst hat bitte einer, der an der Ostsee lebt Ausbildung in Leipzig und Berufsschule oben?????????????

Die Menschen haben sicher weniger ein Problem miteinander (schon gar nicht wir Jungen), aber die Umstände sind noch lang nicht die Selben, und dass mach die, denen es schlechter geht als vor 12 Jahren (ob Ost oder West ist egal), doch erst recht sauer. Und so was merkt man doch noch oft, wenn man mit verschieden Leuten spricht.

Zu den Straßen:
Ich kenn da paar Straßen, da stößt es mir immer das Becken in den Kopf. :)
Da ist teilweiße 50 Jahre lang nix gemacht worden, und bei dem Verkehr heutzutage, kommst einfach nicht mehr nach mit ausbessern (von neubauen gar nicht erst zu reden).
 
Wer verstanden hat wie er funktioniert...
Das Problem ist, er wird als böse und schlecht dargestellt, nur dabei ist das Problem, dass Menschen die solche Staaten aufgebaut haben diese Gedanken nicht richtig umgesetzt haben. Wir lernen nur aus der Geschichte, und wie eine Staatsform angewandt wurde, aber nicht wie sie richtig anzuwenden ist, da sie nie richtig angewandt wurde und alles somit Theorie bleibt!

Der Osten blüht, und hat den Westen sogar in vielen Teilen überholt (Telefonnetz zum Beispiel) , aber leider ist das nicht überall so. Sachen, S-Anhalt, und Thüringen haben es da gut erwischt. Wenn man nur sieht, wo da überall neu gebaut wurde.
Das liegt wohl daran, dass der Osten nach der Wende neu aufgebaut werden konnte, da konnte man sofort das neueste reinstecken, im Westen war ja schon alles da und das alte muss ja erst weg um für das neue Platz zu schaffen.
 
He, he. Kann es sein, dass Karl Marx in einigen Punkten von Jesus "abgeschrieben" hat...? ;) Einiges (das positive) kommt mir irgendwie so vor. Auch wenn es überzeugte atheistische Kommunisten nicht wahrhaben wollen.

Ich war bisher nicht oft in Ostdeutschland (etwa 5mal) - jedesmal im Urlaub, deswegen kann ich die Situation nicht so gut beurteilen. Aber ich weiß, dass die Arbeitslosenquote dort (auch in den südlichen Bundesländern) um einiges höher ist als im Westen. Soooooo doll scheint der Osten also noch nicht zu blühen.

Ich glaube nicht, dass der Ossi-Wessi-Konflikt besonders brisant ist. Wer wünscht sich denn die deutsche Teilung zurück? Quasi keiner! Selbst die PDS nicht. Also kann die Situation nicht so schlimm sein. Man meckert zwar gelegentlich ein bisschen (darin waren wir Deutschen schon immer gut), aber im Grunde gehört man zusammen.

Trotzdem frage ich mich manchmal, ob sich Ostdeutsche nicht manchmal herablassend von Wessis behandelt fühlen. Gerade, was sich unsere Politiker in den letzten Monaten geleistet haben (Welcher Partei gehört die deutsche Einheit? Darf man Stasi-Unterlagen auch über westdeutsche Politiker veröffentlichen?), fand ich gegenüber Leuten aus den östlichen Bundesländern unfair und teilweise arrogant.

Ich muss auch berichten, dass es unter westdeutschen Studenten gewisse Vorbehalte gibt, in den ostdeutschen Bundesländern zu studieren. Die Unis dort sind zwar mindestens so gut wie im Westen (häufig besser), aber viele Studenten befürchten immer noch einen niedrigeren Lebensstandard. Mit den "Ossis" haben diese Vorbehalte eigentlich weniger zu tun.

Unterschiede in der Mentalität? Die gibt es mit Sicherheit. 40 Jahre Sozialismus oder Kommerzgesellschaft hinterlassen ihre Spuren. Das äußert sich z.B. in Einstellungen zur Abtreibung oder anderen Fragen. Ostdeutsche haben da eher atheistische Einstellungen (war ja auch staatlich verordnet), während Moralvorstellungen von Wessis noch stärker durch Religion geprägt sind (auch wenn das viele nicht wahrhaben wollen).

Nunja, mit Sicherheit gibt es mehr Gemeinsamkeiten als trennendes. Ist euch schonmal aufgefallen, dass wir das einzige größere europäische Land Europas sind, in der es keine separatistische Wiederstandsbewegung gibt?

Mir als Prrrrrreußen sind die Bayern wesentlich suspekter als unsere Ossis. ;)
 
Es dachte doch eh alle, dass es im westen verneindlich besser war, aber wieviele hätten sich gewünscht, wieder zurück zu kommen. Der Westen war anders, aber kaum besser.
 
Mok.Vi schrieb:
Was würde denn passieren, wenn Österreich und Ungarn plötzlich sich wiedervereinen wollten? Hätte das überhaupt eine Chance?
Schließlich ist ja schon die Sprache eine andere, und die Kultur ist auch vollkommen verschieden.
Naja, Ungarn und Österreich waren ja nie ein Staat. Der Kaiser von Österreich war ja gleichzeitig aber nicht automatisch in Ungarn König. Es waren zwei grundverschiedene Staaten die in Personalunion regiert wurden. D.h. ein Heer und eine Außenpolitik aber das wars. Aber im Prinzip wäre ja eine Wiedervereinigung nicht schlecht. Aber dann richtig. Immerhin trug der Kaiser v Österreich ja gleichzeitig die Titel: Apostolischer König von Ungarn. König von Böhmen, Dalmatien, Croatien, Slavonien, Galizien, Lodomerien, Illyrien und Jerusalem. Erzherzog v. Österreich, Großherzog von Toscana und Krakau. Herzog von Lothringen, Salzburg, Steier, Kärnten, Krain, von Ober- und Niederschlesien, von Modena, Parma, Piacenza, Guastalla, Auschwitz, Zator, Teschen Friaulm Ragusa und Zara. Grossfürst von Siebenbürgen, Markgraf von Mähren, von Ober- und Niederlausitz und in Istrien. Gefürsteter Graf von Habsburg und Tirol, von Kyburg, Görz und Gradisca. Fürst von Trient und Brixen. Graf von Hohenembs, Feldkirch, Bregenz, Sonnenberg. Herr v. Triest, Cattaro und auf der Windischen Mark sowie Grosswojwod der Wojwodschaft Serbien.
Da sind noch die früheren Besitzungen wie Venedig, die Lombardei, die Schweiz, Belgien, die Niederlande und Spanien samt der Kolonien in Übersee die schon früher verloren gegangen waren.
Eine Wiedervereinigung scheint unwahrscheinlich wäre aber erstrebenswert! Und dann werde ich als Ratuk I. mit all diesen Titeln zugepflastert und der Herr der Welt(und dieses Forums
devil.gif
)

(Frage an die Verwaltung: Ist chronischer Größenwahn eigentlich Ausschlußgrund? :D)
 
So. Reynolds, wenn du nichts zum Thema sagen willst, dann sag auch nix. *g* Noch was. Ich als Ossi habe damals nur die besten Erfahrungen machen können. Kostenlose Behandlung, geringe Lebenshaltungskosten, geringe Mieten und sowas. Heute? Nichts dergleichen. Was heute mit den Löhnen ist möchte ich gar net beschreiben. (Habe im Jahr 2000 noch immer 84% erhalen. als FWDLer) Außerdem habe ich nach meine Ausscheiden aus der BW kein ALG erhalen, weil ich nicht genügend geleistet haben soll. Was ist das für ein Staat in dem man 2 Jahre dem Staat dient und dann nichts erhält?

*FrageindenRaumstell*

Matane Subeno-san
 
Herzlichen Glückwunsch, wenigstens ein kluger Beitrag. Ansonsten kann ich nur zusammenfassen, daß Ihr alle nicht im Osten leben wollt, es aber auch doof findet, daß der Osten stigmatisiert wird: Ist mir auch egal, ich finde es wurscht, ob ich 11 Jahre alt war oder 5 oder 21 Jahre alt, als 1989 die friedliche "Revolution" in Leipzig begann. Ich bin in einem Alter, der die "Wende" psychisch mitgemacht hat; und ich muß sagen, dem Osten geht es leider heutzutage schlecht... Man mag den Osten als ein Klischee und einen Begriff reduzieren wollen, aber der Osten ist genauso vielschichtig wie die "alten" Länder. Und Leute, die dort nicht lebten, geschweigedenn ihre Erfahrungen in jenem Staat gesammelt haben (niemand unter 30 Jahre heute), sollten es sich ersparen, Zeitgenossen eine Standpredikt halten zu wollen. Auch "Legenden oder Erzählungen" im Familienkreis sind nicht autenthisch und nicht so gut wie reale Erfahrungen ... So viel zu diesem Beitrag...

Nun zu Österreich-Ungarn:

Erstmal muß ich Dir widersprechen, denn das Habsburgerreich war ein Konglomerat an "privaten" Herrschaftsrechten. Also quasi ein Reich! Erst mit der Ausbildung von verschiedenen Nationalbewußtsein(s) hat sich das österreichische Reich diversifiziert. Mit der "Reichsteilung" 1867 hat man die Lösung in einer Konföderation gefunden. Ein Österreich und ein Ungarn teilen sich Kaiser und Außenpolitik; dies war im Grunde genommen moderner, als so manche Phase des 20. Jh., aber im Zeitalter des Nationalismus und vor allem des Imperialismus mußte dieses "Konglomerat" zerbersten.
 
Ich bin ein waschechtes Kind des Ostens. Und mit meinen 26 1/2 Jahren bilde ich mir ein, lange genug im Osten gelebt zu haben, um mitreden zu können (@Cornelius) :D
Wie (fast) alle Kinder in der ehemaligen DDR habe ich eine steile sozialistische Karriere hinter mir. Bereits frühzeitig wurde mir vermittelt, wo der Klassenfeind sitzt und wo die aufrechten Streiter für Frieden und Sozialismus. Somit war mein weiterer Lebensweg bis in alle Einzelheiten verplant. Mit 6 Jahren (anno 1981) wurde ich eingeschult. Bereits in der 1. Klasse, ich war mitlerweile 7, wurde ich ein "Junger Pionier". Das war schön. Man war etwas! Weißes Hemd und blaues Halstuch. Die Jahre vergingen, aber die sozialistische Erziehung wurde weiter vorangetrieben. Mit dem stolzen Alter von 10 Jahren konnte ich endlich das blaue Halstuch gegen das rote eintauschen. Nun war ich ein Thälmannpionier. Thälmann, der Held unserer Jugend, ein aufrechter Streiter und Glatzenträger.
Bereits ein Jahr später erfolgte das nächste spannende Ereignis. Ich war bereits auf dem Weg nach oben in der 5. Klasse angelangt. Endlich konnte ich die Sprache unserer Sovjetischen Befreier, Beschützer, Freunde in einem Wort unserer Brüder erlernen, Russisch. Zu meinem Bedauern muß ich gestehen, dass meine Kenntnisse z.Z. eher fragmentarisch sind. ;)
Wiederrum vergingen die Jahre und in der 7. Klasse war es dann soweit. Aus dem "Seid bereit - immer bereit" wurde "Freundschaft". Die Kenner erahnen es bereits. Jawohl, ich durfte das rote Halstuch ablegen und gegen ein Blauhemd (hängt immer noch in meinem Schrank, ob ich noch reinpasse? ich bezweifle es) austauschen. Nun war ich wer, jetzt war ich bei den "Großen". Dort wo das Leben war. Ich gehörte dazu. Ich war nun ein Mitglied der FDJ (Freie Deutsche Jugend). Bereits im Namen "Frei" ist zu erkennen, wo unsere Ideale waren. Wir waren frei vom Kapitalismus, Nationalismus, Imperialismus, Faschismus, Militarismus und anderen Ismusses. Jetzt begann auch für mich ein weiterer Lebensabschnitt. Nun wurde die Antifaschistische Erziehung ihrem vorläufigen Höhepunkt mit Vehemens (sp?) entgegengetrieben. Und das gipfelte in einem neuen Unterrichtsfach: Staatsbürgerkunde, auch Stabi bzw. Stabü genannt. Ich danke noch heute meiner ehemaligen Pionierleiterin und Lehrerin für Staatsbürgerkunde, dass ich unter ihrer Anleitung vollends über die Verhältnisse in der Welt aufgeklärt wurde. Nun wurde ich vorbereitet auf den Ernst des Lebens, auf den Real Existierenden Sozialismus. Aber dieses Fach war nicht alles in meiner Karriere. Bereits ein Jahr später hatte ich Jugendweihe. Und zu meiner Zeit, verdiente das Wort noch was es war. Kein ödes Geldabkassieren. Nein! Wir wurden zu jungen sozialistischen Staatsbürgern ernannt. Zu diesem Zwecke legten wir unseren Eid auf Frieden und Sozialismus ab. Nach den Formalien kam dann der schöne Teil, nun wurde Geld abkassiert. :D Nach der Jugendweihe war nichts mehr wie zuvor. Fortan wurden wir gesiezt.
Bereits ein Jahr später sollte ein weiteres Kapitel aufgeschlagen werden. Es war im Herbst 1989. Nun sollten Taten geschehen. Jetzt war es Zeit für unsere Vormilitärische Ausbildung. Aber leider kam die Conterrevolution dazwischen. Nix mit militärischer Ausbildung mehr. Nix mit Staatsbürgerkunde mehr. Statt dessen Sport. Unser neuer Staatsbürgerkundelehrer war gleichzeitig Sportlehrer. Und da der Stundenplan feststand, war es nichts leichteres als dass er das Fach einfach wechselte.

Wie ihr seht, war meine sozialistische Karriere in diesem Moment vorbei. Die DDR war am Ende...

Zum Thema:

Cornelius hat recht.-Viele von euch waren damals zu jung, um eine eigene fundierte Meinung abzugeben. Selbst ich war zu jung, um wirklich alle Einzelheiten zu verstehen. Meine Eltern waren weder in der SED, noch waren sie Widerstandskämpfer. Sie haben sich eben bemüht, ihr eigenes Leben zu leben. Und mich konnten sie von allem fernhalten. Da sie beide sehr fleißg waren, konnten sie ihr eigenes Haus kaufen. Und mit viel Fleiß und privatem Engagemant haben sie versucht mit den Tücken der Mangelwirtschaft fertig zu werden.

Zu diesem Ost West Konflikt. Ich weiß nicht wo das Problem liegt. Es gab von je her ein Problem zwischen den deutschen Landsmannschaften. Und dass wir Ossis nun in die Bundesdeutsche Gesellschaft hinzukamen, ist für mich eine Bereicherung für beide Seiten. Sicherlich ist es ein Problem, wenn unterschiedliche Wertevorstellungen und 40 Jahre getrenntes Leben auf ein ander stoßen. Und was gibt es schöneres, wenn man seine Vorurteile bestätigt sieht.

Ich habe keine Probleme mit den Wessis. Alle Leute, die ich kennengelernt hab, sind vernünfzige Menschen. Und Idioten gibts überall. Ein weiteres ist, dass jeder Goldrausch von Wegelagerern, Halsabschneidern und niederem Gesinde angelockt wird. Und da wir Ossis keine Erfahrung mit der kapitalistischen Wirtschaft hatten, haben wir uns natürlich öfters kräftig über den Tisch ziehen lassen.

Zum West-Ost-Gefälle: Sehe ich nicht so. Es gibt eher ein Süd-Nord-Gefälle. Und dass im Osten mehr Arbeitslose rumlaufen, hat auch ein bisschen mit unserer Vergangenheit zu tun. So traurig es klingen mag, aber es ist auch ein Teil der Wahrheit, dass in der ehemaligen DDR, die Frauen alle erwerbstätig waren. Und die sind jetzt sehr oft arbeitslos und auch so gemeldet. Das ist im Westen wohl anders. Da gibts auch viele (Haus)Frauen ohne Arbeit. Aber die sind nicht bei den Arbeitsämtern gemeldet. Und wo keine Meldungen, da auch keine Arbeitslosen. Das hat doch schon mal vor einiger Zeit eine Sächsisch-Bayrische Kommission festgestellt und dann vorgeschlagen, dass sich die ostdeutschen arbeitslosen Frauen nicht mehr bei den Arbeitsämtern registriert sein sollen. "Tolle Idee" sag ich nur. Man beseitigt die Arbeitslosenzahlen nicht indem man neue Jobs schafft, man diskutiert sie weg. Es lebe die Statistik!!!
 
Boothby hat leider vergessen zu erwähnen, wie stolz wir immer waren, wenn wir regelmäßig zum Appell angetreten sind. Einer aus der Klasse durfte sogar einen tollen Wimpel tragen, den man sich vorher hat ausgeben lassen. Danach wurde mit einer fast militärischen Präzision Aufstellung genommen, und tolle Reden gehalten. Wehe dem, der sein Pionierhemd oder gar sein Halstuch vergessen hatte. Das Erstere konnte man ja noch mit nem weißen ärmellosen Hemd (in der Sprache des Klassenfeindes auch T-Shirt genannt) ersetzen, aber ohne Halstuch gab's meist ein Eintrag ins Hausaufgabenheft, den die Eltern unterschreiben mussten. Bei besonderen Anlässen sind wir an unserem August-Bebel-Gedenkstein vorbei marschiert, und haben ihn unsere Ehre erwissen. Wir waren schon Klasse, wie ich das vermisst haben nach der Wende, dass könnt ihr Euch gar nicht vorstellen. Was mich besonders traurig gemacht hat, ist die Tatsache, dass ich niemals in die FDJ habe eintreten können, und daweil wär's in der nächsten Klasse soweit gewesen. ....

Es gibt sicher keinen richtigen Konflikt zwischen den Bürgern aus den alten und den neuen Ländern, es sind die wirtschaftlichen Unterschiede, die wir nicht vergessen dürfen. Ich würde auch nicht sagen, dass es dem Osten im Allgemeinen schlecht geht, es gibt genügend Beispiele dafür, dass der Osten sich von 50 Jahren Ausbeutung und Misswirtschaft erholt, aber halt leider viel zu viele auch dafür, dass es einfach nicht voran geht.

to Wolfpack:
Du hast sicher Recht, dass in der DDR die sozialen Leistungen besser waren als heutzutage, aber bedenke mal bitte auf welche Kosten. Die Wirtschaft lag 89 am Boden. Es war kein Metall mehr da, um die 45 Jahre (?) DDR Pins herzustellen, die sonnst zu jedem Jubiläum in Massen unter das Volk geworfen wurden. Mit jedem Jahr wurde das Blech bei der Wartburg Produktion dünner, bald hätte auch der nicht mehr hergestellt werden können. Die Fünf-Jahres-Pläne konnten schon lange nicht mehr erfüllt werden. Hier wurde nur noch getürkt und betrogen, damit man im nächsten 5 Jahres Abschnitt nicht mit weniger Geld dastehen musst.
Hast auch die schlechten Sachen mitbekommen? Bestimmt nicht. Hinterfragen war ja verboten. Wenn Du ins Ausland telefonierst und merkst, dass da einer mit zuhört, is ja gerade nicht so der Hit. Verbindungen wurden plötzlich getrennt, wenn die falschen Themen angesprochen wurden. Zum Beispiel, warum in Packten die Hälfte fehlt und am Schluss gar nicht mehr ankommen. Ich hatte ne Brieffreundin im Westen, und mich immer gewundert, warum die nicht mehr schreibt, bis irgendwann mal ein Brief durchkam, worin sie genau dies bei mir bemängelt hat, obwohl wir Beide fleißig weiter geschrieben haben.

Und mal im Ernst möchtest Du so was wieder haben? Oder die Schei... mit der Schule (siehe oben). Politische Bildung war da eher ne Art Gehirnwäsche und nicht Aufklärung.

Ich geb ja zu, nicht alles mitbekommen zu haben, aber meine Eltern waren doch sehr Regimekritisch, und haben mich auch genauso erzogen. Wenn ich damals nicht hätte in die FDJ eintreten wollen, so hätte sie mich sicher unterstütz, obwohl man da doch eher auf verlorenen Posten stand. Man musste nicht in die FDJ, aber die Argumente es zu tun, waren doch recht überzeugend. :(
Es war ja schon problematisch als meine Mutter aus der SED und dem Betriebskampfverband (so was Tolles hatten wir bei uns) ausgetreten ist (das war noch laaannnnngeeeee vor der Wende, da war ich noch Quark im Schaufenster).
 
Cornelius Scipio schrieb:

Nun zu Österreich-Ungarn:

Erstmal muß ich Dir widersprechen, denn das Habsburgerreich war ein Konglomerat an "privaten" Herrschaftsrechten. Also quasi ein Reich! Erst mit der Ausbildung von verschiedenen Nationalbewußtsein(s) hat sich das österreichische Reich diversifiziert. Mit der "Reichsteilung" 1867 hat man die Lösung in einer Konföderation gefunden. Ein Österreich und ein Ungarn teilen sich Kaiser und Außenpolitik; dies war im Grunde genommen moderner, als so manche Phase des 20. Jh., aber im Zeitalter des Nationalismus und vor allem des Imperialismus mußte dieses "Konglomerat" zerbersten.

Mag stimmen. Aber ich habe ja auch nur gesagt, Österreich und Ungarn seien nie EIN Staat gewesen. Klar, das ist eine Frage der Interpretation aber die ungarischen Magnaten haben schon immer das Recht der Königswahl gehabt. Das heißt sie waren im Prinzip nicht an Habsburg gebunden. Nur haben sie halt immer die Familie Habsburg gewählt. Bis sie sich geweigert hatten Franz Joseph als König anzuerkennen. Das konnten sie ohne weiteres und es ist v.a. Kaiserin Elisabeth zu verdanken, dass der Ausgleich zustande kam. Die Böhmen hatten ja das Recht der Königswahl ja auch im Majestätsbrief von Kaiser Rudolf II. erhalten. Nach dem Prager Fenstersturz und dem Böhmisch-Pfälzischen Krieg wurde ihnen dieses Recht aber mit der sog "Verneuerten Landesordnung" wieder weggenommen.
Klar hingen Österreich und Ungarn zusammen. Aber nie so, dass man sich EIN VOLK nennen konnte.
Es muß ja recht witzig zugegangen sein in der K.u.k. Armee. Eine Gruppe von zehn Soldaten bestand aus etwa vier Österreichern, 2 Ungarn, 2 Tschechen sowie je einem Kroaten und einem Italiener.
Das muß ja einige Verständigungsschwierigkeiten gegeben haben.
(Hauptmann:"Alle Mann Rückzug!" Soldat: "Che cosa dice il nostro capitano?")
 
mal sehen, ob ich auch so lange Postings hinbekomme:

Meine Familie war eigentlich ganz glücklich in der DDR. Alle 7 Jahre wurden abwechselnd von Muttern und Opa ein Auto beantragt, damit regelmäßig im Zyklus nach 14 Jahren dann der Wartburg vor der Tür stand. :D Meine Oma und mein Opa waren überzeugt vom System DDR (und seien wir ehrlich: so richtig wohl fühlen sie sich jetzt immer noch nicht). Meine Mutter guckte von jeher Westfernsehen und auch ich sah Mitte der Achtziger auf einem schwarzweissen Grisselbild meine erste StarTrek-Folge (TOS - Tempel des Apoll). Auch ich habe es noch geschafft, Thälmannponier zu werden, aber auch die FDJ verschwand, bevor ich ihr die Ehre erweisen konnte. btw: eine gute Sache an der DDR werd ich nie vergessen: Die zahlten für "Müll", dass heisst, man ist durch die Häuser gezogen und hat bei den Leuten als guter Pionier Flaschen / Gläser / Papier gesammelt, hat dieses dann zu SERO gefahren und dafür Geld gekriegt (30 Pfg für 1 Kilo Papier). Nix von wegen Wegwerfgesellschaft. ;) Und nebenbei hat man sich noch Emmy-Stempel geben lassen und hat dann noch ne Auszeichnung gekriegt, weil man die meisten Rohstoffe gesammelt hat. Eigentlich gabs ja nur Geld oder Stempel, aber unsere SERO-Sammelstelle sah das nicht so eng. :).
Eigentlich hab ich von der Mangelwirtschaft immer nur was mitgekriegt (89 bin ich grad mal 12 geworden), wenn wir Samstags einkaufen gegangen sind. Dann hiess es immer, Muttern geht einkaufen und Karsten stellt sich an. Und wenn meine Mutter dann ne halbe Stunde später fertig war, dann war ich schon fast vorne an der Kasse.
pukey.gif
. Von Aktionen wie Bananen, Erdbeeren oder Negerküssen (aka Dickmanns) möcht ich erst gar nicht anfangen, die Schlange kann sich eh keiner vorstellen, ders nicht miterlebt hat...

So, zum ossi-wessi-konflikt. Ich würd sagen, das ist ein Konflikt wie jeder andere. Der blöde Bayer, der blöde Ossi, scheiss Polen, fuck Russen, bescheuerte Franzosen, dämliche Amis, arogante Wessis .... Das liegt in der Natur der Sache, das wir Fremde nicht mögen.
 
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