M
Max
Guest
Du willst mir allen Ernstes weiß machen, es wäre gerade genau der zehnte Film gewesen, der auf Action verzichten hätte müssen, weil eben hier der Tropfen kam, der das fass zum Überlaufen brachte? Nein, das glaube ich nicht. Auch meine weitere 'Beweisführung' wird 'zeigen' (halt einfach meine weitere Argumentation), wie wenig es sich "Nemesis" erlauben konnte, den gängigen Konventionen zu trotzen, oder hätte ein Philosophie-Film (mir hätte er schon gefallen, denn Anspruch passt zu TNG besser als Schießereien) Erfolg gehabt?Action? Hatten wir im zweiten, im dritten, im sechsten, im achten im neunten zur Genüge.
Ich spreche ja von der Star Trek-Reihe und die hatte zwar davor einige beandruckende Schlachten vorzuweisen; dennoch überbot "Nemesis" den Standard an sich (an sich - deswegen, weil ich die Ent-E in "Nemesis" häßich gerendert fand) nochmal. Sicher, es war viel Action, aber das war das Ziel des Films - siehe oben.Star Wars 3 hatte auch ganz "tolle" Schlachten und war trotzdem ein sch**ß Film.
Ebenfalls: siehe oben. Ausgerechnet der zehnte Film hätte keinen Gegner haben sollen? Okay, dann laßt uns Geheimnisse rund um die Physik des Weltalls herausfinden, aber die 98,5 Prozent der Zuschauer wollen das nicht haben. Ein "Endgegner" musste her.Originell vielleicht nicht, aber zum ersten Mal in der StarTrek-Reihe. Vor Shinzon hatten wir Khan, Kruge, Chang, Soran, Borg-Queen und Ru'afo. Also ist er nur der 7. Endgegner im 10. Film.
Khan war durch Rache stereotyp, Kruge besaß auch keine Tiefe. Chang hatte eine Motivation, war jedoch zu stark ideologisiert um nicht platt in seinem Verhalten zu sein - Action-Muster halt. Einzig Ru'afo, vor allem aber Soran könnten hervorstechen. Ersterer ist halt auch wieder von origineller (immerhin!) Rache geleitet. Soran ist als Gegner deswegen auch so interessant, weil er so ich-bezogen handelte; letztendlich bedient aber auch er die Thriller-Muster.
Wie wurde es den Filmen gedankt, die auf keinen Endgegner setzten? Siehe oben
Also Spocks Tod kam zumindest überraschend, weil der Fokus lange auf Kirk war und der erst merkt, dass etwas nicht stimmt, als es zu spät ist. Dieses "wir können nur noch einen beamen, wir haben nämlich nur einen persönlichen Transporter auf dem ganzen Schiff" war dagegen unglaubwürdig - zumal man quasi als ST2-Kopie wieder die Hintertür offengelassen hat "naja, vielleicht isser ja doch nicht tot"
Die technische Lösung ist natürlich nicht sehr glücklich. Aber ist es, so muss ich mich fragen, verwerflicher, eine seltsame Lösung zu erkären, als gar keine Begründung für en offensichtlichen Blödsinn der im Bild zu sehen ist zu bringen?Das habe ich auch negativ bemerkt, als B4 am Ende des Filmes angefangen hat zu singen - ich hab mir schon fast gedacht, man köntne den in eine Uniform stopfen, ihm Datas Namen und Rang geben und zack, schon hätten wir unseren Commander zurück.
Spocks Tod wirkt gerade deswegen so unmotiviert, weil er inhaltlich nicht nachvollziehbar ist.
Sicher, ST II dreht sich um Veränderungen im Leben, ums Älterwerden.
Aber so verhält es sich mit "Nemesis" auch! Da geht es ums Abschiednehmen, darum, was das Leben und die eigene Identität ausmacht. Datas Tod reiht sich hier mindestens so gelungen ein, wie Spocks in ST II.
Die Hintertür ist ganz klar vorhanden, doch der Zuschauer muss sie bei dem, was im Film gesagt wurde, ganz klar hinterfragen (Data & Picard in der Kartographie).
Ja, das kann man den Film schon vorwerfen: Er versucht zu viel nach zu vielen Mustern, die Erfolge bringen. Dennoch verfügt "Nemesis" über eben diese Aspekte.DJ Doener schrieb:Vielleicht zu gängig? Wir haben doch jedes einzelne Storyelement dieses Films mindestens schon ein- oder zweimal in einem der vorherigen ST-Filme gesehen.
Ja sicher, gerade Scotty und Uhura agierten in ST II ja so raffiniert. Wie in allen Filmen gibt es in "Nemesis" wie in "The Wrath of Khan" Protagonisten, die ihre Momente der Genialität und Interaktion bekommen. Richtig ausgewogen ist aber nur ST IV. Und mehr Interaktivität als bei ST II findet sich übrigens in ST V und auch in ST VI.Kannst du mir denn einen anderen Star Trek Film nennen, in dem die Crew eines Schiffes so raffiniert agiert, wie in Star Trek 2? Der Film baut Spannung dadurch auf, dass die beiden Gegner sich eben nicht nur mit ihren Schiffen, sondern auch auf psychologischer Ebene mit taktischen Manövern und raffinierten Tricks bekreigen, das hat Nemesis nicht zu bieten, da haben wir einfach nur Geballer.
Wüsste man nicht um die zu erfüllenden Konventionen, so böte gerade "Nemesis" (natürlich weniger als "Insurrection" und "Generations") die Möglichkeit zum Ausgleich. Die Möglichkeit kein unabänderliches Ende vor Augen zu haben (Khan war an keinem Punkt zu packen, Shinzon hingegen schon: an seiner Menschlichkeit) schafft auch eine psychologische Ebene, die über reine Kriegsstrategie hinausgeht.
Shinzons Motiv ist Rache, doch er hat nicht damit gerecht mit den menschlichen Aspekten seiner Natur derart konfrontiert zu werden. Viel Zeit nimmt man sich freilich nicht damit und vieles ist implizit, aber wieder: ist das schlimmer, als so eine Ebene des Zweifelns ganz weg zu lassen, oder sie auf nur einen einzigen Satz ("da draußen ist ein Mann, der mich umbringen möchte, und mein Sohn würde ihm gerne dabei helfen") zu reduzieren?Wenn man mal davon absieht, dass Shinzons Motivation, die Erde zu zerstören, mir immer noch nicht klar ist und in solchen Szenen dann nur über Menschlichkeit gesprochen wird (und dabei auch nicht in besonderer Tiefe) dann muss ich sagen, bleibt der Film deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Natürlich bleibt der Film hinter seinen Möglichkeiten, weil er sich zu viel vornimmt, ohne dabei bereit zu sein, notfalls die Action für andere wichtige Bereiche zurückstehen zu lassen.
Klar, deus ex macchina oder ein weiterer Trick à la Kleintransporter wäre ja eine sooo tolle Lösung gewesen.Okay, wir können uns darauf einigen, dass beide Tode irgendwie unnötig waren, wobei der von Data mir unmotivierter vorkam, als von Spock, da hat man den Sinn hinter der Aktion noch irgendwie bemerkt, das war in Nemesis nicht der Fall, ich meine, was hat Datas Tod gebracht, außer dass Picard jetzt weiter lebt? Hätte unser raffinierter Captain nicht irgendeinen Weg gefunden, sich wieder zurück zu beamen?
Mal ernsthaft: Immer sehen wir die abgeklärte Helden, die heikle Situationen noch mit einem Witz auf den Lippen überstehen.
Einer der schockierensten und einnehmensten Stellen dieses Films, aber auch aller ST-Filme überhaupt ist eine Szene, in der Stewart wieder mal seine darstellerische Leitung allein mit Mimik beweisen kann: Shinzon ist tot, seine Leiche noch über Picard gebeugt und er, Picard, starrt apathisch nach vorne. Das ist in seiner Wirkung einzigartig. Der Gegner ist besiegt, doch kann Picard deswegen triumphieren? Wenn ja, dann wäre das platt.
Und das Data sich für Picard opfert ist im Gegensatz dazu natürlich wieder eine Film-Konvention, aber es wäre nicht das erste Mal, dass das funktioniert hätte (siehe "Armaggeddon" & 1 000 000 andere Filme).