Klassiker-Diskussion: Odyssee im Weltraum

USS Nelame

Lieutenant
Unser Forum hat ja mittlerweile nicht mehr nur den Ruf eines Star Trek-Forums sondern auch eines Multimediaforums, dafür aber finde ich, dass hier noch recht wenige Diskussionen laufen.

Das ist für mich der Antrieb, hier mal eine neue Rubrik zu eröffnen, mit dem Vorschlag, doch mal bei der Diskussion von Filmen, die jeder irgendwie kennt, zu beginnen, vielleicht so in dem Abstand, dass man pro Monat einen Film ausgiebig diskutiert und darüber schreibt.

Ich wollte diese Runde mal mit dem Klassiker "Odyssee im Weltraum" beginnen, da dieser Film ja auch vor Kurzem im ZDF ausgestrahlt worden ist.

Dieser Film bietet meiner Meinung nach auch viel Stoff für eine Diskussion, da er einerseits durch (für damalige Verhältnisse) sehr interessante Bilder besticht und zum anderen auch eine interessante (und damals womöglich neue) Story zu bieten hat. Einschränkungen muss man vielleicht bei der Musik-Auswahl hinnehmen. Vivaldi und Strauss sind ja schön anzuhören, dieses atonale Geschreie im Hintergrund stattdessen eher weniger :D

Was ich eher skurril fand, war dieser Quader, quasi als Symbol für Leben und/oder als Zeichen der Unendlichkeit. Welche Funktion er nun wirklich erfüllt, konnte ich dem Film zwar nicht entnehmen, dennoch muss ich sagen, dass man dieses Werk so auch auf eine philosophische Ebene bringen kann, da aus dem Ende des Lebens schließlich neues Leben wird, woraus ein scheinbar ewiger Wandel zu entstehen scheint.

Was sind denn eure Eindrücke und Ideen zu diesem Film?
 
Der Monolith war afaik sowas wie ein Katalysator, der die Affen dazu befähigen sollte, einen Kultur- und Intelligenzsprung zu machen.

Um die Diskussion auf eine fundierte Grundlage zu stellen, müsste ich aber nochmal das Buch lesen.
Den Film fand ich auch sehr gut, aber wie es eben immer ist: nach dem Buch kann der Film nur enttäuschen.
 
Bevor ich auf den Film - einer meiner Lieblingsfilme - selber eingehen werde...

Um die Diskussion auf eine fundierte Grundlage zu stellen, müsste ich aber nochmal das Buch lesen.
Den Film fand ich auch sehr gut, aber wie es eben immer ist: nach dem Buch kann der Film nur enttäuschen.
"2001: Space Odyssey" ist so mit der einzige Fall der mir in den Sinn kommt, bei dem der Film besser als das Buch ist.
Nun, im Grunde entstand beides ja gleichzeitig, wenngleich die Idee auf Clarkes Kurzgeschichte "The Senitinell" basiert (mit der er übrigens einen Wettbewerb nicht gewann).
 
Also auch hierzu gibt's ein Buch, das ich glücklicher Weise nicht gelesen habe ^^

Ich muss sagen, mir selbst erscheint es schon fast als unmöglich, diesen Film zubeurteilen, ohne ihn in verschiedene Kathegorien einzuteilen. Storymäßig hat er ja nicht all zuviel zu bieten, stattdessen ist die Aussage, die man gerade mit den letzten Bildern verbinden kann, schon äußerst tiefgehend. Genausogut kann man auch über die Musik sagen, dass es einerseits eine gute Auswahl war und andererseits einfach nur Krach. Und letztendlich die Bilder und Effeckte. Mir scheint es fast so, als wäre gerade der Film darauf ausgelegt, eben diese Effeckte so ausgiebig, wie möglich zu zeigen. In diesem Punkt könnte man ihn vielleicht ein bisschen mit den neuen Star Wars Filmen vergleichen, die Effeckte ja auch prinzipiell nur noch bringen, damit sie gesehen werden. Denn - mal ehrlich - wenn da ein Raumschiff über 5 Minuten auf einer langweiligen Flugbahn mit Raumstation aus allen Perspektiven zu sehen ist, dann kann das nicht mehr storydienlich sein.
 
Genausogut kann man auch über die Musik sagen, dass es einerseits eine gute Auswahl war und andererseits einfach nur Krach. Und letztendlich die Bilder und Effeckte. Mir scheint es fast so, als wäre gerade der Film darauf ausgelegt, eben diese Effeckte so ausgiebig, wie möglich zu zeigen. In diesem Punkt könnte man ihn vielleicht ein bisschen mit den neuen Star Wars Filmen vergleichen, die Effeckte ja auch prinzipiell nur noch bringen, damit sie gesehen werden. Denn - mal ehrlich - wenn da ein Raumschiff über 5 Minuten auf einer langweiligen Flugbahn mit Raumstation aus allen Perspektiven zu sehen ist, dann kann das nicht mehr storydienlich sein.
Aber diese Effekte wollen einen nicht durch Reizüberflutung erschlagen. Sie erreichen ein Vordringen in die Atmosphäre des Film, in den Kern des Gezeigten!
Also bitte ein Kunstwerk wie "2001" nicht mit Star Wars vergleichen, dieser Vergleich verbietet sich, denn die beiden Filme treffen sich nicht. "2001" steht für sich.

Das ist der Grund, warum es mir schwer fällt, meine Perspektive zum Film zu sezieren.

Dennoch ein paar Punkte:
Auch die sphärischen Klänge (schon in der Overture, ebenso zu beachten wie "Intermission", beides wohl in der TV-Version unterschlagen) haben ihre Bedeutung, ihren Sinn und ihre gelungene (!) Wirkung. Die Klänge schaffen das andere Gefühl für den Weltraum, das nicht durch "Weltraum-Ballett" bestimmt wird. Hier ist der Weltraum dann die tiefe Fremde, geheimnisvoll und unnahmbar, unverständlich. Das steigert sich dann vom transzendenten Chor bis zum, ja, schrillen Kreischen, wenn der Monolith bei der Ausgrabungsstätte auf dem Mond, nach vielen Jahrtausenden zum ersten Mal wieder aktiv wird.
Darüber hinaus versteht der Film den Respekt vor vielen grundlegenden Fakten zu wahren, wenn man an die Wechsel zwischen Geräuschen und der absoluten Stille des Vakuums denkt.

In der Mitte des 20. Jahrhundert mögen die Effekte sicherlich außergewöhnlich gewesen sein, und zwar nicht nur die "Reise des Astronauten" am Ende des Films, sondern auch die Kamerafahrten etc. Allerdings sind sie nicht aus der technischen Umsetzung heraus Selbstzweck. Eher genau andersherum. Kubrick realisierte damals "A.I." nicht, weil er daran zweifelte mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln seine Vision des Stoffs durchführen zu können.
Wenn Bilder also ausführlich gezeigt werden, dann, um dem Zuschauer die Ruhe zu geben, das Gesehen zu verinnerlichen. Das ist bei Flügen zur Raumstation und bei der subjektiv ewig erscheindenen und mit Schnaufen unterlegten EV-Aktion zur Reparatur der Sende- und Empfangseinheit so. Die Beständigkeit und die nur ganz selten einsetzende Rassanz, das sind filmerische Effekte, unterstützt durch die technischen, die uns die Raumfahrt in "2001" intensiv erleben lassen.
Die optische Wirkung mancher Einstellung ist freilich ungebrochen grandios. "Jupiter - and beyond the infinite" ist zum Beispiel so schön, dass man in Tränen ausbrechen könnte, gerade auch wegen der Sphären-"Musik". Dazu passend eine Randnotiz: im Buch wird übrigens auch noch der Saturn in die Reise miteinbezogen. Normalerweise würde man sagen, dass dies die Story erweitern könnte, aber tatsächlich ist diese "andere Route" im Buch zwar nett, aber man vermisst sie im Film deswegen nicht, weil der Film alles von Bedeutung zeigt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Aber diese Effekte wollen einen nicht durch Reizüberflutung erschlagen. Sie erreichen ein Vordringen in die Atmosphäre des Film, in den Kern des Gezeigten!
Also bitte ein Kunstwerk wie "2001" nicht mit Star Wars vergleichen, dieser Vergleich verbietet sich, denn die beiden Filme treffen sich nicht. "2001" steht für sich.
Gut, das lasse ich jetzt einmal für sich stehen. Es erzielt schon einen gewissen Eindruck, wie die Effeckte gebracht werden, doch, dass sie nicht so erscheinen, als dass man sie selbst zeigen wollte, kann auch an der Natürlichkeit dieser Effeckte liegen. Eine Enterprise E, die nicht Computergeneriert ist, erscheint mir persönlich auch weniger effeckt-hascherisch, als das, was wir in Nemesis zu sehen kriegen. Daher meine These: "Odyssee im Weltraum" ist durchaus darauf aus, die Effeckte genau so zu zeigen, dass sie zwar alle gesehen werden, jedoch in dem Ausmaß, dass die meisten Zuschauer die Effeckte nicht um ihrer selbst Willen wahrnehmen, was andererseits auch zu einem verstärkten Eindruck der Musik im Hintergrund führt (ich führe wieder Vivaldi und Strauss an ^^)

Dennoch ein paar Punkte:
Auch die sphärischen Klänge (schon in der Overture, ebenso zu beachten wie "Intermission", beides wohl in der TV-Version unterschlagen) haben ihre Bedeutung, ihren Sinn und ihre gelungene (!) Wirkung. Die Klänge schaffen das andere Gefühl für den Weltraum, das nicht durch "Weltraum-Ballett" bestimmt wird. Hier ist der Weltraum dann die tiefe Fremde, geheimnisvoll und unnahmbar, unverständlich. Das steigert sich dann vom transzendenten Chor bis zum, ja, schrillen Kreischen, wenn der Monolith bei der Ausgrabungsstätte auf dem Mond, nach vielen Jahrtausenden zum ersten Mal wieder aktiv wird.
Gut, über die Wirkung mag man streiten, wenn man nach 2 Minuten unaufhörlichem Gekreische schließlich den Ton ausschaltet, um wenigstens die Bilder genießen zu können ;)
Ganz ehrlich, diese "Klänge" wären gerade für mich ein Grund zum Umschalten gewesen. Vielleicht weiß ich Chaos und schrilles Gekreische nicht zu würdigen, aber verstärkend hat dies garantiert nicht auf mein Empfinden bei diesen Szenen gewirkt.

Darüber hinaus versteht der Film den Respekt vor vielen grundlegenden Fakten zu wahren, wenn man an die Wechsel zwischen Geräuschen und der absoluten Stille des Vakuums denkt.
Das ist allerdings auch mir positiv aufgefallen. Der Film besticht durch Fakten- und Eindrucksreichtum.

Wenn Bilder also ausführlich gezeigt werden, dann, um dem Zuschauer die Ruhe zu geben, das Gesehen zu verinnerlichen. Das ist bei Flügen zur Raumstation und bei der subjektiv ewig erscheindenen und mit Schnaufen unterlegten EV-Aktion zur Reparatur der Sende- und Empfangseinheit so. Die Beständigkeit und die nur ganz selten einsetzende Rassanz, das sind filmerische Effekte, unterstützt durch die technischen, die uns die Raumfahrt in "2001" intensiv erleben lassen.
Wobei ich schon sagen muss, dass der Film hart an der Langeweile-Grenze liegt. Die fehlende Action muss ja nicht zwangsläufig schlecht sein, hier jedoch hat sie dem Film nur in Maßen gedient. Natürlich wird so ein Fokus auf die Bilder und die Details in ihnen gelegt... wo wir dann wieder bei den Effeckten sind, die dadurch sehr in den Vordergrund kommen ^^

Die optische Wirkung mancher Einstellung ist freilich ungebrochen grandios. "Jupiter - and beyond the infinite" ist zum Beispiel so schön, dass man in Tränen ausbrechen könnte, gerade auch wegen der Sphären-"Musik". Dazu passend eine Randnotiz: im Buch wird übrigens auch noch der Saturn in die Reise miteinbezogen. Normalerweise würde man sagen, dass dies die Story erweitern könnte, aber tatsächlich ist diese "andere Route" im Buch zwar nett, aber man vermisst sie im Film deswegen nicht, weil der Film alles von Bedeutung zeigt.
Die Reise noch mehr in die Länge zu ziehen, hätte den Film imho nur effecktreicher und damit (noch) kommerzieller gemacht. So wahrt er zumindest den Anspruch, zum Nachdenken anregen zu wollen, was mir dann gegen Ende hin doch wieder positiv aufgefallen ist, auch wenn der Film mit meiner eigenen Lebenseinstellung nicht übereinstimmt.

Diese Stärke des Filmes könnte man ihm auch gleichzeitig wieder als Schwäche auslegen. Das Ende verleitet ja stark zu intelektuellen bzw. religiösen Diskussionen, die dann, abhängig von der Perspektive jeder Person, sehr stark unterscheiden können bzw. sehr unterschiedlich ausgelegt werden können. Für den Einen köntne das Ende zum Beispiel auf Widergeburt hinweisen, für den Anderen, dass der Tod eben nicht das Ende ist, sondern man danach in einem geistigen Zustand Zugang zum ganzen Universum hat und für wieder einen Anderen ist es vielleicht einfach nur schwachsinnige Fantasterei.

Eins haben die meisten dieser Ansätze gemeinsam: Sie gehen davon aus, dass aus dem Ende ein Neuanfang entsteht.
 
Nein im Zweiten.

Im Übrigen finde ich alle Gespräche mit dem Bordcomputer, HAL, unglaublich gut gemacht.
Ich weiss noch genau wie es mir in Anblick dieser so kalten und doch so kranken Intelligenz kalt über den Rücken lief als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe.

Auch interessant:
Wenn man die Buchstaben von HAL (Heuristic Algorithmic Computer) jeweils um eins erhöht kommt IBM raus...
 
Ja, da habe ich es auch gesehen und deswegen kam mir die Frage erst. Und wenn ich weiter darüber nachdenke, erinnere ich mich nicht mal mehr daran, ob ich es im Roman gelesen habe.
Man könnte auch noch einen Thread zum zweiten Film eröffnen, wenngleich vielleiht nicht unbedingt unter dem Marke "Klassiker".

Im Übrigen finde ich alle Gespräche mit dem Bordcomputer, HAL, unglaublich gut gemacht.
Ich weiss noch genau wie es mir in Anblick dieser so kalten und doch so kranken Intelligenz kalt über den Rücken lief als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe.
Zuerst habe ich HAL ganz neutral wahrgenommen, so wie er auch als Teil der Crew bestimmt sein soll: Freundlich und rational, jedenfalls zu Beginn, noch versehen mit einer netten Portion Distanz. Ich muss sagen, einen wirklichen Horror in Bezug auf HAL habe ich aber eigentlich nie verspürt, wenngleich die Szene, in der er HAL nicht mehr in die Discovery läßt ziemlich heftig ist.
 
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