Eine kleine Fortsetzungsgeschichte

Ich empfehle als Autor natürlich, die Geschichte ganz zu lesen ;)
Aber wenn man die Prämisse weiß, kann man auch getrost beim 2007er Part einsteigen.

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Ein Humanoider beugte sich über Riker und rief erfreut aus: "Doktor! Er wacht auf! Dem großen Vogel der Galaxis sei dank, er wacht auf!"
"Wo...?" brachte Will Riker hervor.
Der Humanoide entgegnete etwas Seltsames, und trotz seiner Benommenheit gelang es Riker sofort, die Umstände zu begreifen: "Keine Sorge, Admiral Black. Sie sind noch immer an Bord der Avanger."
Riker presste abermals die Lieder zusammen und trieb entgültig die Schleier von Orientierungslosigkeit fort, die seinen Geist vernebelt hielten. Er blinzelte in den grellen Schein einer globigen Sensorapparatur. Die Schemen am Rande seines Blickfeldes vermochte er nun besser zu identifizieren. Sie trugen jene blauen Einteiler, die in den Jahren vor der Gründung der Föderation üblich waren - den Jahren des Krieges, den Jahren des großen Leids. Die Umgebung schien ihm rasch vertraut. Schließlich zählte er Holodeckprogramme, die von dieser Zeitperiode handelten, zu seinen Favouriten – eine Zeit, in der sich eine erwachsen werdende Menschheit mutig moralischen Fragen stellte, die in seinem Jahrhundert längst als gelöst galten. Schon oft hatte er sich in diese Epoche vertieft, wenn er sich mit ebenso schweren inneren Konflikten konfrontiert sah.
Zwar ahnte er, was vor sich ging, aber Riker brauchte mehr Informationen. Er rang seinem staubtrockenen Mund die Frage ab: „Was... ist passiert?“
Das Vibrato, das seine Stimmbänder erzeugten, jagte Riker eine Schauer über die Haut. Er steckte im Körper eines Fremden, wenn auch nicht eines vollkommen Fremden. Riker folgerte, dass er auf Geheiß von Q den berüchtigten Admiral St Henry Black verkörpern sollte - und hegte für einen Moment den Gedanken, Qs Spiel schlicht und ergreifend zu boykottieren. Doch angesichts der Unberechenbarkeit des – beinahe – Allmächtigen hielt er es für möglich dass Q ihn wahrhaftig ins zweiundzwanzigste Jahrhundert versetzt hatte - wo Riker in seiner Position starken Einfluß auf die tatsächlichenn Ereignisse nehmen würde. Er dachte in diesem Zusammenhang an die Erzählungen Picards um den sogenannten Anti-Zeit-Zwischenfall. Doch Rikers Entscheidung für die Rolle des Admiral Black band ihn nur noch stärker an die Temporale Erste Direktive. Er konnte Q letztendlich garnicht nicht den Gefallen tun, irgendeinen historisch belegten Krieg zu beeinflussen, geschweige denn ihn vollkommen zu verhindern.

All diese Gedankengänge schloss Riker innerhalb weniger Sekunde ab. Er hatte seine außerordentliche Auffassungsgabe rasch zurückgewonnen, der die Enterprise-Besatzung mehr als einmal ihr Leben verdankte.
„Keine Sorge Admiral, sie sind blos in Ohnmacht gefallen.“ entgegenete ihm der junge Mann auffallend hellen Haaren, dessen Namensschild und Rangabzeichen ihn als Lieutenand Stenvall auswiesen. Sein breites Grinsen schien zu signalisieren, dass nichts im Universum seine Laune trüben konnte.
„Auch wenn sich beim besten Willen nicht feststellen lässt, wodurch die Bewußtlosigkeit ausgelöst wurde.“ grummelte der zweite Offizier, ein Doktor fortgeschirrtenen Alters namens Carrington. In seiner kratzigen Stimme schlug sich weniger Besorgnis nieder als tiefe Unzufriedenheit. Er schien verbittert darüber, keine Ergebnisse liefern zu können.
Riker richtete sich von der Sensorbahre auf. Es fröstelte ihm. Er war der Meinung, als Admiral hätte er eine aufwendige, mit Orden behangene Uniform tragen müssen. Doch in Wirklichkeit trug er nichts außer einer Krankenschürze. Ein letztes Mal nahm sein Unglaube gegenüber der abstrusen Situation die Oberhand und verleitete ihn entgegen der Zeitreise-Theorie zu einem ganz anderen Lösungsansatz:
„Computer, Programm beenden!?“
 
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Schön, wie Du noch den "These are the voyages"-Aspekt (so kritisch man ihn sehen will, er ist nun mal canon) einbaust.

Wiederum hübsch geschrieben, inhaltlich angemessen und verheißungsvoll. Das Grundproblem fällt zwar nicht aus dem üblichen TV-TNG-Rahmen, dennoch wird Riker wohl in viele missliche Lagen geraten, wenn eine Vielzahl kleiner, aber womögloch schwerwiegenden Entscheidungen zu treffen hat, wo er aus seinem Wissen keine eindeutige historische Vorlage besitzt.

Hast Du Dir eigentlich überlegt, den (Topic-)Titel zu ändern und der Geschichte einen echten Namen zu geben?
 
Da ich noch nicht weiß, wie die Geschicht endet, kann ich ihr doch noch keinen Namen geben. Ein Baby wird auch erst getauft nach der Geburt ;)
Andererseits könnte aus der kleinen Fortsetzungsgeschichte schnell eine große werden...
Zum "There are the Voyages"-Thema: Du wirst sicherlich gemerkt haben, dass ich gern mal in Continuity-Porn verfalle *gg*

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Doktor Beverly Crusher schnappte erschrocken nach Luft. Ihre weit aufgerissenen Augen starrten in die Finsternis des Raumes. Dort tanzten, wie auf eine schwarze Leinwand projeziert, noch immer die verstörenden Bilder ihres Traumes, phantastisch und furchterregend zugleich, ihrer Unvereinbarkeit zum Trotz in geisterhaftem Zusammenhang stehend.
Am greifbarsten war die Vision eines schwarzen, tausendköpfen Ungeheuers, gebohren aus einer glühenden Sonne. Sein Anblick gerann in ihr zu einem Gefühl der Ehrfurcht und Ohnmächtigkeit. Im gleichen Moment überwältigte sie der Eindruck, das Ungeheuer sei nichts weiter als die Puppe eines weitaus mächtigeren Geistes, ein Geschöpfe absoluter Macht – und doch von solcher Kindlichkeit. Der Moment, in dem sich das Wesen mit seiner ganzen Zauberkraft ihr zuwandte, hatte auch das Ende des Traums eingeleitet.
Die Bilder verblassten, Dunkelheit und Verwirrung mochten bleiben.

Sie fuhr heftig zusammen, als eine fremde Stimme sagte „Computer, Licht!“. Während ihr das Blut in den Kopf strömte und das Herz ihr im Hals zu hämmern begann, versuchte sie die Tatsache, das die fremde Stimme aus ihrem eigenen Mund gekommen war, mit ihrem rationalen Verstand zu vereinen.
Fahrig tasteten ihre Hände die Umgebung ihres Bettes ab. Sie hatte irgendetwas umgestoßen, und während es klirrend zu Boden fiel, fühlte sie plötzlich einen antiquierter Kippschalter in den Händen. Sie legte ihn um. Eine uralte Nachttischlampe flutete den Raum mit gelbem Licht. Sie schlug hastig die Decke zurück und stolperte durch die halb offene Tür aus dem Schlafzimmer. Noch bevor sie dazu kam, die Einrichtung ihres Apartments zu betrachten, fiel ihr Blick auf die Aussicht jenseits der Glasfront, die zwei komplette Wände des Raumes verreinnamte. Vor ihr dehnte sich eine Metropole aus. Ein Meer von regenverwaschenen Lichtern glänzte unter dem wolkenverhangenen Nachthimmel bis zum Horizont. Es war ein schmutziger Moloch aus Beton, wie er auf Beverlys Erde nicht mehr existierte und ihr trotzdem so unverfrohren real seine Häßlichkeit entgegenspuckte.
Noch beunruhigender war für sie nur das Spiegelbild in der Scheibe. Zitternd am ganzen Leib, sahen sie die Gesichtszüge einer fremden Frau an. Sie wagte es nicht, ihre Stimme zu erheben. Lautlos formten ihre Lippen die Worte: „Was geht hier vor?“
 
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Will Riker fühlte sich wie ein Gespenst, während er sein Spiegelbild in der Scheibe betrachtete. Von dort sah ihm, im Halbdunkeln verborgen, der eigentliche Geist entgegen. Der Anblick Admiral Blacks ließ Riker einmal mehr erschaudern.
Schließlich, nach vielen vergebenen Versuchen der Gewöhnung, glitt sein Blick durch den Geist hindurch und stieß in die Tiefe. Nicht weiter ins All, sondern weiter hinab zu der Welt, die sich dort drehte – getauft die Siebente Welt, dank seiner Eigenschaft als einzig bewohnbarer Planet des Systems den etwas vermessen Beinahmen „das prachtvolle Zentrum von Alpha Centauri“ tragend. Als Außenweltler konnte man sich rasch Ärger mit den Siedlern einhandeln, wenn man ihn spöttisch „den Morast“ nannte, wobei sich insbesondere von den Bewohnern nicht abstreiten ließ, dass die vorherrschend Landschaftsform auf Centauri Sieben Sumpf darstellte. Aus dem All jedoch mutete die Siebente Welt so erhaben an, wie ihr Name es erahnen ließ. Ihr strahlendes Blau konnte sich durchaus mit dem der Erde messen. Die Wolkenmassen aber waren hier zu jeder Jahreszeit reicher an Menge und majestätischer Form, türmten sich um vieles weiter in den Raum, wodurch die Siebte Welt eine legendäre Körperlichkeit erreichte.
Admiral Black beanstpruchte gerne die Ehre für sich, als erster Mensch auf dem Planeten geboren und aufgezogen worden zu sein. Riker hingegen hatte die Siebente Welt nie für einen Ort gehalten, an dem man unbedingt Fuß fassen musste. Seine Besuche hielten sich demnach auch beschränkt auf Akademiekommandos. Lebhaft erinnerte er sich noch an die klammen Nächte und das Waten durch das allseitige Moor. Zu Rikers Verwunderung löste der Gedanke ein noch stärkeres Frösteln in ihm aus als seine derzeitige Lage.
Doch kaum war die Gänsehaut abgeklungen, umfasste etwas ganz anderes sein Herz. Eine Wertschätzung für die ursprüngliche Schönheit dieses Landes, ein starkes Gefühl der Verbundenheit stieg wärmend aus seiner Seele empor, ein Gefühl von... Heimat. Riker suchte nach einer Erklärung für dieser merkwürdigen Empfindung, die so eklatant im Wiederspruch zu seiner eigenen stand. So verwirrt war er, dass er die naheliegenste Erklärung ersteinmal überging. Riker löste seinen Blick von Centauri.
Nach einer Schrecksekunde begriff er, dass sein Spiegelbild sich zum zweiten Mal innerhalb dieses Tages verwandelt hatte.

„Aah, Commander! Sie scheinen sich schon ganz wie zu Hause zu fühlen!... oder heißt es Admiral? Verzeihen sie, Admiral... ich komme ganz durcheinander, Commander.“
„Q“ bemerkte Riker trocken.
„Welch herzlicher Empfang“ erwiederte das falsche Spiegelbild. Seine Stimme klang dumpf, so als stünde er tatsächlich auf der anderen Seite des Glases.
Rikers Augen wurden schmal. „Wie dieser Stoff kratzt, nicht wahr?“ Q zupfte im Zwielicht an seiner Admirals-Uniform, „Wäre ich nicht aus reiner Energie, hätte ich längst einen Ausschlag! Wie haben diese Primitiven das blos ausgehalten?“
Riker setze eine todernste Mine auf und schob das Kinn vor. „Zu Sache, Q.“
Q fingierte Empörung. „Sie wissen doch Bescheid, warum ich sie hierhergebracht habe!“
Der Commander gefiel sich nicht in der Rolle des Bittstellers. Zwar hatte er noch keinerlei Bitten geäußert, aber die Gesprächskonstellation würde zwangsläufig darauf hinauslaufen. „Ich kann nicht tun, was sie verlangen. Es wäre absolut verantwortungslos, einen Eingriff in die historischen Abläufe...“
„Verschonen sie mich mit den limitierten Vorstellungen iher Spezies von Raum und Zeit, Commander Riker!“
Er seufzte und schüttelte wehmütig den Kopf „Ich hätte ihnen damals so viel Macht geben können... soviele Möglichkeiten. Verspüren sie nicht hin und wieder Reue?“
Riker quittierte Qs Frage mit einem kurzen Zucken in den Schläfen. Ansonsten blieb seine Mine unbewegt. Die Theatralik des Übermächtigen erzielte bei ihm immer weniger Wirkung. Auch, dass der keinen Augenblick später Gönnerhaftigkeit zur Schau stellte, überraschte den Commander kaum.
„Wie auch immer. Um ihnen den ganzen Vorgang nicht schwerer zu machen, als er für ihren begrenzten Horizont ohnehin schon ist, verrate ich ihnen zwei Dinge" Q hob den Zeigefinger, „Erstens: Ihr kleines, ach so wertvolles Jahrhundert, das sie so lieben, wird in keiner weise angetastet werden... bis auf die Tatsache, dass dort ein unrasierter Homo Sapiens weniger Schäden anrichten kann... und Zweitens“ Q hob nun auch den zweiten Zeigefinger, „Ihnen kann hier alles passieren! Dies...“ Rikers Augen weiteten sich unwillkührlich, als die Präsenz des Mächtigen für den Moment bedrohlich an Wahrhaftigkeit gewann, und seine Stimme auf unnatürliche, nicht physikalisch erklärbare Weise in Rikers Gedanken zu treten schien, “Dies ist bei weitem realer als sie bisher glaubten.“
 
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[Tobbi];195889 schrieb:
Zum "There are the Voyages"-Thema: Du wirst sicherlich gemerkt haben, dass ich gern mal in Continuity-Porn verfalle *gg*
Ja das stimmt. Auf der anderen Seite: Sieht man es wie eine weitere TNG-Episode, schreibst Du einfach eine mögliche Geschichte in einen bestehenden Verbund und das kann doch etwas sehr unterhaltsames sein.
Heikler wäre eine zu große Vermischung von fiktiven und canon Figuren.

Das einzige Problem, das ich im Moment bei Dir sehe, könnte sein, dass bei Dir zu viele Figuren sozusagen Türen öffnen, aber wenn nicht eine dieser Türen auch wieder geschlossen wird, zieht es mächtig ;)
Aber nun greifst Du ja den Riker-Strang wieder auf - ich bin beruhigt.

Die richtig schöne Erkenntnis ist für mich aber in Dir nicht nur den hervorragenden Satiriker zu erleben (da gabs ja viele lustige Topics, okay, manchmal vielleicht auch hart an der Grenze ;)), sondern auch den Schreiber solcher ernsthaften und dabei unterhaltsamen Geschichten.
Die letzten Tage bin ich aber nicht zum Weiterlesen gekommen, also nicht so schnell nachliefern ;)
 
Ich verleih dir so oder so das Eiserne Leserkreuz...
Welche Figuren meinst du btw?

PS: Mir war nicht bewußt, dass meine Satirik auf so herzliche Gegenliebe stößt *gg*
 
[Tobbi];195953 schrieb:
Ich verleih dir so oder so das Eiserne Leserkreuz...
Oha :rolleyes: ;)

[Tobbi];195953 schrieb:
Welche Figuren meinst du btw?
Sprichst Du auf meine Warnung vor Verquikung von Canon- und Fiktiv-Leuten oder auf mein Bild mit dem zugigen Raum an?

[Tobbi];195953 schrieb:
PS: Mir war nicht bewußt, dass meine Satirik auf so herzliche Gegenliebe stößt *gg*
Sie polarisiert ;) :D Sonst würde sie ja auch nicht funktionieren. Oft halt :thumbup:, aber auch mal :bibber: :rolleyes:

:D
 
Wie gesagt, ich beschrieb damit nur eine möglich Gefahr, aber so wie es aussieht, muss ich mir da ja keine weiteren Sorgen machen.

Also...
Den Einstiegt für mich in dieses Thema, in diese Geschichte, machte die Passage mit Q und Picard, die ich aber nur überflogen habe, weil Du ja die Zusammenfassung nachgeliefert hast.
Dann kam der Riker-Part,
dann der von Crusher.

In Unkenntnis der Zukunft (;)) befürchtete ich jetzt also, wieder neue Figuren machen ihren Strang auf und so könnte es passieren, dass Du die Lust an den tollen Einsteigern verlierst und es bei den jeweiligen Einleitungen bleibt, ohne dass Du Einzelteile auflöst.
 
Dass ich die Lust verliere, könnte in der Tat jeden moment passieren
aber das erzeugt nur noch mehr Spannung. ;) ;)
Sicher kannst du dir aber sein, wenn ich einfach so aufhöre, gehts in spätestens vier Jahren wieder los ;)

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Beverly Crusher erging sich in Ratlosigkeit. Allein die Situation gab ihr schon genug Rätsel auf.
Doch sie sah sich nicht nur im Körper einer myseriösen Fremden gefangen, sonder auch in deren geheimnisvollen Apartment. Sowohl der Eingang als auch die Türe zum Balkon waren elektronisch gesichert und verlangten ihr eine unbekannte Zahlenfolge ab. Für besonders überzogen hielt sie, dass selbst die vermeindlichen Kleiderschränke im Schlafraum auf diese Weise verrigelt waren.
So war ihr Vorhaben, das Apartment nach Hinweisen zu durchforsten, auch mehr als unergiebig ausgefallen - ganz zu schweigen von ihrer Absicht, etwas über ihrem Nachtrock zu tragen.
Die Einrichtung ansich war nichtssagend und zeigte keinerlei persönlichen Bezug. Die bodennahen, geschwungenen Möbel aus hellem Holz, die sich in die dicken roten Teppichfasern drückten, erschienen ihr wie nie verwendete Ausstellungsstücke. Eine halbe Ewigkeit stand sie ohne Regung im Raum, verloren in losen, banalen Gedanken, während ihr Blick sich in den Flokati bohrte. Irgendwann spührte sie, wie ihre Augen feucht wurden und ihr Kopf schwer. Ein Schwall der Verzweiflung überkam sie.
Doch Beverly schlug ihn mit Entschlossenheit zurück, ermahnte sich zu innerer Disziplin, zwang sich zu einem klaren Verstand und kalkulierte endlich ihre spärlichen Optionen.
Vielleicht würde sich alles von selbst regeln, wenn sie nur wieder Schlafen ging und sich morgen alles als verrückter Traum herausstellte. Aber was redete sie sich ein? Dies war so real wie nur denkbar. Allein der monsunartige Regen, jetzt immer heftiger gegen die Scheiben schlagend, erregte die Luft im Raum zu einem unbändigen Vibrieren, an dessen Echtheit kein Zweifel bestand.
Stattdessen kam ihr der vielleicht riskanteste Lösungsansatz in den Sinn, und noch bevor ihr Verstand ihrem Impuls zu Handeln ein Zaudern in den Weg legen konnte, stand Beverly am Eingabefeld der Tür, schnaubte kurz energisch und hämmerte eine wahllose Kombination ein. Noch während ein erstes Warnsignal erklang, war sie bei zwei weiteren Falscheingaben angelangt.
Noch schriller, als sie erwartet hätte, schlug der Sicherheitalarm los.
 
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Durch die Erzählform mit Worten hast Du die gewaltige Freiheit bekommen, die Identität einer Person auf das wirklich Innere zu begrenzen, etwas, was in Filmen ja nur beschränkt funktioniert und dann unter ganz anderen Bedinungen. Genauso verhält es sich mit der Q-Telepathie.

Der Übergang von Crusher zu Riker ist gut gelungen.

Bei der Beschreibung der Siebenten Welt gefällt mir vor allem die Vorstellung der aufgetürmten Wolken. Ein Charakteristikum, das eine "Location" von anderen abhebt und dabei einem grundlegen Sci-Fi-Aspekt treu bleibt, der realstischen Fantasterei.

Alles sehr routiniert geschrieben, gut zu lesen.
 
Danke danke. Ich bemühe mich, auf dem Level zu bleiben...


Zweitausend, Einhundert, Siebenundfünfzig, wiederholte Riker die Zahl wie eine Beschwörung, das Jahr in dem die Bomben fallen. Ein Ereigniss, das für ihn mehr als zweihundert Jahre in der Vergangenheit lag. Und doch war er nun unmittelbar darin verstrickt. Er benötigte mehr Informationen, doch seine Bemühung, Admiral Blacks persönliche Tagebücher einzusehen, scheiterte an dem Umstand, dass er keinen Kommando-Autorisationscode vorweisen konnte.
Er stieß einen Fluch aus, der zwar stumm, dafür aber umso derber geriet. So unbewußt formulierte er die Worte, dass sein Verstand ihren imaginären Klang erst im Nachhinein bildete. Wie ein lautloses Echo hing jede Silbe im Raum. Pendelte aus. Riker stutzte. Diese Verwünschung hatte er noch niemals gehört, geschweigedenn selbst verwendet. Ohne den geringsten Zweifel.

Er erbebte. Etwas hatte sie ihm eingeflüstert. Er müsste nur über die Schulter schauen, und blickte es an. Vielleicht. Kam es dort nicht bereits? Im Winkel seines Auges? Riker verkrampfte sich, und sein Kopf wurde so schwer wie Blei.

Auf ihm lastete die lebendige Gegenwart eines anderen Wesens, schwer, müde und alt. Es gab nur einen Weg, dieser ruhelosen Seele Wiederstand zu leisten. Er mußte sie Willkommen heißen. Er mußte sich eingestehen, was er in sich trug: Admiral Black. Die Summe seines Geistes. Nachdem er sich dieser Tatsache mutig geöffnete hatte, durchströhmte ihn wie zum Lohn eine große Erleichterung.
Mehr Pragmatiker denn Theologe ergriff Riker gleich die Gelegenheit und entnahm Blacks Erinnerungen gezielt jene winzige Information, die er benötigte. Mit der Entscheidung, die Existenz des alte Gespenstes einfach zu akzeptieren, hatte Riker dessen Einfluß und Drängen nach Geltung gebannt.
Riker erstaunte dies kaum, denn es folgte immer dem selben Muster: Aus dem Unbekannten erwuchs Wissen und wiederlegte die Angst, und ohne Angst zerrann die Macht.

„Computer, erbitte Zugang zu den persönlichen Dateien von Admiral...“ Riker korrigierte sich, was ihm sichtliche Überwindung abverlangte, „Computer, erbitte Zugang zu meinen persönlichen Dateien. Autorisation Zwei-Rot Black Charlie-Lambda-Neun .“
„Zugang gewährt.“
Gerade als Riker sich mit der Menüführung beschäftigen wollte, setzte sich eine Eiltransmission über die Priorität seiner Anzeige hinweg. Auf dem Monitor erschien Martie Stenvall, der Blondschopf, der Riker hilfsbereit zu Admiral Blacks Quartier begleitet hatte und freundlich lächelnd die Frage beantworte, welches Jahr man denn schreibe. Stenvall mußte Black seither für senil halten.
Riker sah dem jungen Steuernmann ins Gesicht und bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Sein Dauerlächeln war zum ersten Mal, seit er ihn kannte, einer angstvollen Miene gewichen.
„Admiral Black, melden sie sich umgehend im Auditorium. Die Besatzung hat sich bereits dort eingefunden. Etwas Gravierendes hat sich ereignet.“
 
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Zuallererst freue ich mich ausgeschriebene Zahlen zu lesen :thumbup:

Die Phase, in der Riker sich der Gegenwart Black immer bewusster wird, finde ich stilistisch nicht sonderlich schön. Die kurzen Sätze sind grundsätzlich für so einen Moment ein gutes Mittel, aber irgendwie mag ich sie nicht. Ich weiß nicht genau, ob es am Prinzip liegt, oder ob sie ganz konkret nicht so schön rund sind. Das kann auch ein subjektiver Punkt sein, weshalb Du Dir darüber keine großen Gedanken machen musst.

Den Widerstand mit 'ie' kann ich so nicht stehen lassen, wenngleich wir uns ja hier auf einem Niveau befinden, wo kleine Rechtschreibunsauberkeiten verziehen werden.

Ein Problem wünschte ich mir inhaltlich in der Story noch aufgegriffen. Wann immer - so erinnere ich mich eigentlich - ein derartiger Rollentausch stattfand, veränderte sich die Person zumeist nur äußerlich, jedenfalls nicht so stark innerlich, dass ihr neben dem Zugriff auf Erinnerungen auch noch zum Nachteil wurde, schizophren noch "in sich" den (Teil)Charakter der eigentlichen Person zu tragen.
Eigentlich müsste doch Riker zum Beispiel diesen Aspekt als, tja, unfaire Voraussetzung für den Test empfinden.
 
Ersteinmal danke für die Aufrichtigkeit. Da du mein einziger Leser bist, nehme ich deine Kritik sehr ernst.
Ich denke nie viel voraus, sondern beobachte quasi selbst, wohin die Einfälle während des Schreibens die Geschichte führen.

Ich werde mal eine Alternative schreiben.
 
[Tobbi];196046 schrieb:
Ersteinmal danke für die Aufrichtigkeit. Da du mein einziger Leser bist, nehme ich deine Kritik sehr ernst.
Ich denke nie viel voraus, sondern beobachte quasi selbst, wohin die Einfälle während des Schreibens die Geschichte führen.

Ein interessante wenn auch heikler Ansatz: Das nicht-im-voraus-denken. Ich könnte das nicht so sehr; momentan denke ich selber an eine Story, aber bevor da nicht alles inhaltlich steht, könnte ich sie nicht vorzeigen wollen.
Heikel finde ich das in Bezug auf Deine Geschichte hier nicht deswegen, weil ich befürchte, Du hättest nicht genug Idee um die Sache durchzuziehen, sondern weil ich weiß, wie schnell einem von außen was dazwischen kommen kann und so habe ich als Leser einfach Angst, dieser Plot könnte vielleicht wieder einfrieren und ich würde von der Spannung zerfetzt, weil ich nicht weiß, wie die Sache endet.

Ich finde die Abschnitte auch sehr lesefreundlich gestaltet. Jedes mal unternimmt man einen weiteren Schritt, erfährt etwas Neues, ohne von Textlängen erschlagen zu werden.

In diesem Sinne hoffe ich einfach, dass Du weiter machst.

[Tobbi];196046 schrieb:
Ich werde mal eine Alternative schreiben.
Aber laß Dich wirklich nicht zu sehr von mir beeinflussen, denn ich habe kein Zweifel daran, dass Du die Sache gut weitermachst.
 
Ich muß meine Zeit auch auf andere Dinge verwenden ;)

Um die Leserschaft (also dich :D ) ein wenig zu beruhigen: Ich gelobe die Geschichte nicht einfach so ruhen zu lassen. Selbst wenn ich völlig die Lust verliere, werde ich sie auf die ein oder andere Art beenden. Aber keine Sorge, im moment fehlt es mir lediglich an etwas Freizeit, nicht an Lust.
 
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[Tobbi];196267 schrieb:
Ich gelobe die Geschichte nicht einfach so ruhen zu lassen. Selbst wenn ich völlig die Lust verliere, werde ich sie auf die ein oder andere Art beenden.

"Da explodierte das Schiff, aber Q schickte Riker und Co. zurück zur Enterprise" ;) :D
 
Will Riker war furchtbar zumute. Jäher Schwindel erfasste ihn, als er schwer schnaufend in den Lift sprang. War es der Mangel an Sauerstoff, die fehlende Kondition des gealterten Körpers? Oder übermannten ihn allmählich die nagenden Zweifel, nicht ausreichend vorbereitet zu sein? Denn Riker befürchtete, ihm entgleite die Kontrolle über die Situation - zumindest das Maß an Kontrolle, dass ihm in diesem Schauspiel zustand. Hinzu kam, dass ihm der Makel einer multiblen Persönlichkeit anhaftete, einer Selbstdiagnose, der Riker mit Widerwillen und Verständnislosigkeit begegnete.
Mochte Q ihm etwa solche Angst bereiten, dass er nicht mehr in der Lage war, seine Prüfung zu bestreiten? Nur weshalb sollte er das tun? War er nicht an einem gerechten Ende der Probe interessiert? Anständigkeit konnte man dem Mächtigen mit Sicherheit nicht bescheinigen, aber Riker glaubte bei seinen makaberen Spielen immerhin an eine gewisse Sportlichkeit. Dies war, schloss er, nicht Qs Art, und außerdem viel zu real, um Gaukelei zu sein.
Im Zuge dessen stellte Riker nicht nur Qs Urheberschaft in Frage, sondern zweifelte gar an seiner Allwissenheit. Letztendlich sprach er Q jegliche Kenntnis von Admiral Blacks Geist ab. Eine schwerwiegende Überzeugung. Denn in ihrem Licht schien etwas hier völlig falsch zu laufen. Zum ersten mal fragte sich Riker, wie Q überhaupt etwas mißlingen konnte. Welche Konsequenz es für ein omnipotentes Wesen hatte, schlicht fehlbar zu sein.

Das Zischen der Tür unterbracht seine bitteren Gedanken. Er trat eilig aus dem Lift und stieß beinahe mit Lieutenand Stenvall zusammen, der unsinnig nah am Eingang stand, vermutlich auf ihn wartend.
„Sagen sie mir, was passiert ist!“ entfuhr es Riker mit einer schneidenden Schärfe, die ihn selbst überraschte. Verblüffung zuckte über Stenvalls Gesicht, jedoch antwortete er ohne zu zögern: „Ich weiß nichts genaues. Nur, dass einige Mitglieder der Gruppe einem „bösartigen Eindringling“ anheim gefallen sind.“
Riker empfand neben der großen Beklommenheit plötzlichen Ärger über die verquere Ausdrucksweise des Lieutenands. Es gelang ihm nicht vollends, den Zorn und die Angst aus seiner Stimme zu vertreiben: „Welche Gruppe? Ist es die Wega-Sternengruppe? Sind es die Außenposten? Die Kolonien? Welche Gruppe, Lieutenand?“
Seine Stimme überschlug sich, und beinahe wäre er dem Impuls erlegen, Stenvall an den Schultern zu packen um aufzurütteln. Der Pilot blinzelte für einige Sekunden verwirrt, und antwortete schließlich auffallend langsam und bedächtig: „Eh, nein. Es handelt sich um die Musik-Gruppe, Sir. Sie erinnern sich doch sicher an die Veranstaltung? Die musikalische Darbietung heute Abend?“
Stenvalls Worte korrelierten nicht im geringsten mit dem, was Riker zu hören erwartete. Seine Gedanken rasten, und für einen Moment war er sicher, den verstand verloren zu haben. Sein nächster Gedanke war jener an einen völlig mißtratenen Aprilscherz.
In einem einem eindringlichen Tonfall fuhr Stenvall seine Erläuterung fort – einem Tonfall, den man entweder bei sehr jungen oder sehr alten Menschen verwendete: „Doktor Carrington behandelt die Mitglieder der Gruppe gegen ein centaurisches Bakterium. Er vermeldete bereits, dem „bösartigen Eindringling“ allmählich Herr zu werden.“
Riker nickte nur und spürte, wie sich die Kreiselbewegung in seinem Kopf langsam einstellte. Nachdem er sein geistiges Gleichgewicht wieder einigermaßen hergestellt hatte, erwiderte er „Was hat denn das ganze mit mir zu tun?“, und registrierte mit einem inneren Seufzen, dass Stenvall seine Bemerkung einmal mehr mit Entgeisterung quittierte. „Nun, sie selbst haben sich vor nicht all zu langer Weile als Ersatzmann bereitgestellt.“
 
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