+ Karl Urban hat Pille echt gut getroffen
Da hast Du meine Zustimmung. Karl Urbans schauspielerische Leistung war erfreulich.
+ Man hat das Sternzeitsystem vereinfacht, es funktioniert jetzt nach dem gregorianischen Kalender
Für mich ist das neue Abramszeitsystem ein starker Kritikpunkt an
Abrams Trek:
Die Sternzeit ist ein System, in dem effizient und konsistent zum Zahlenstandard eine genaue Uhrzeit angegeben werden soll. Metatechnisch ist sie ein Mittel, die Handlung von der Gegenwart abzulösen, natürlich auch von der christlichen Zentrierung.
- Bei der Abramszeit kommt erst die Jahreszahl und dann der Tag im Jahr:
2253,9 liegt also vor 2253,10. Und 2253,300 ist etwas deutlich anderes als 2253,3.
Das ist einfach hinrissig und genau dem Sinn des ganzen entgegengesetzt. Es zerstört die Konsistenz. Den zeitlichen Unterschied kann man aus zwei AbramsZeiten nun gerade wieder nicht mehr schnell ersehen: Wie viel Zeit liegt zwischen AbramsZeit 2253,217 und AbramsZeit 2255,3?
- Des Weiteren benötigt man nun drei Hinterkommastellen, um nur 365 verschiedene Zeitpunkte darzustellen. Man verschenkt also 2/3 der Bandbreite.
- Und natürlich orientiert sich AbramsZeit zentral auf Christi Geburt, ist also weiterhin eine religiös motivierte Zeitrechnung.
Kurzum: Drei Schritte in die vollkommen falsche Richtung. Die AbramsZeit ist nur eine systematische Verschlechterung der ISO-8601 (bzw. EN 28601 und DIN 5008). Denn die AbramsZeit ignoriert führende Nullen und macht einen Vergleich dadurch noch schwieriger. Die AbramsZeit ist also selbst für heutige Verhältnisse ein rückständiges System. Es handelt sich um eine Vergewaltigung des Begriffs Sternzeit!
+ Die Enterprise ist in der Neuen Zeitlinie um einiges größer als in der alten Zeitlinie
Inwiefern ist das gut/schlecht? Ich sehe da zwar die Gigantomanie hinter, aber keinen Sinn.
Gefallen hat mir an
Into Darkness natürlich die schauspielerische Leistung von Cumberbatch, wobei man sagen muss, dass er mehr kann; er hat aber genutzt, was bei dem Drehbuch möglich war.
Auch gefallen hat mir, dass
Into Darkness gegenüber Abrams Trek sich auf einigen Gebieten verbessert hat: das Drehbuch ergibt mehr Sinn (wenn es auch immer noch für den Zuschauer oft unnötig unverständlich ist, handelt es sich meiner Meinung nach um flickbare Löcher und nicht fundamentale Logik- und Sinnfehler wie bei
Abrams Trek).
Die Personen, insbesondere auch die Antagonisten, haben eine echte Motivation, die im Film weitgehend rüberkommt - ganz im Gegenteil zum "Böse, um böse zu sein!"-Nero aus
Abrams Trek.
Auch die Handlungsweise der Protagonisten ist dieses Mal weniger schwachsinnig. Tatsächlich verfügt ein CrewMitglied in diesem Film sogar über ein Gewissen, während in
Abrams Trek noch alle Brückenoffiziere einfach nur dabeistanden und gafften, als Spock Kirk am Erwürgen war.
Alles in Allem war der Film in diesen genannten Aspekten zwar nicht gut, aber eben zumindest nicht grottenschlecht wie
Abrams Trek.
Jedoch war der Film auf emanzipatorischem Gebiet grottenschlecht (wobei
Abrams Trek auch hier nicht besser war):
- Die gerade mal zwei Frauen ("Spocks Freundin" und "Admiral Markus' Tochter") sind nur im Film als Love Interest oder Famllienmitglied (und dann natürlich noch für Bikini-Szenen).
- Mal abgesehen von der "Spocks Freundin"
kommen keine schwarzen im Film vor.
- Sulu... kam der überhaupt im Film vor?
- die einzigen Außerirdischen, die im Film "relevant" sind, sind (mal abgesehen davon, dass sie aussehen wie die Perser aus
300) barbarisch aggressiv und nur dafür da, um von einer einzigen menschlichen Person abgeschlachtet zu werden. Die Szene soll sicherlich die Überlegenheit Khans beweisen. Aber da die Klingonen vorher nicht eingeführt wurden, zeigen sie dem
Abrams-Trek-Fan, der
Star Trek ja nicht kennt, nur die Unterlegenheit von Außerirdischen - schlimmer noch, wenn man die ganze Szene betrachtet: diese vermittelt dem unbedarften Zuschauer, dass der Versuch einer friedfertigen Kontaktaufnahme mit Außerirdischen zum Scheitern verurteilt ist, das massenreiche Abschlachten selbiger aber verlustlos gelingt.
So präsentiert der Film dem Zuschauer eine Welt, in der alle wichtigen bzw. erfolgreichen Personen gewaltbereite, weiße Männer sind.
Ich hoffe für den dritten Film auch auf ein intelligenteres Skript, welches sinnvoll etwas mit friedlicher Koexistenz enthält, in dem auch mehr Personen vorkommen, die mindestens mehrere der Prädikate gewaltbereit, weiß, männlich nicht aufweisen.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich keine sehr großen Hoffnungen habe, schließlich werden wahrscheinlich im Wesentlichen die selben Autoren das Drehbuch schreiben und laut deren Aussagen planen sie ja wohl eher einen Film, in dem es darum geht, den in Into Darkness bereits angesprochenen Konflikt mit den Klingonen zu eskalieren.
Live long and prosper,
Vulcan