Viel Lärm um – was???
Mit einer Rekord-Erstauflage von 1,5 Millionen Exemplaren hat der Verkauf der Memoiren des früheren US-Präsidenten Bill Clinton in den USA begonnen. Die ersten Bücher wurden ab Mitternacht (Ortszeit) in Buchhandlungen in New York und Washington verkauft, die speziell zu dem Anlass noch so spät geöffnet hatten...
Von Carsten Schmiester, ARD-Studio Washington
Eigentlich hatte der Verlag ja verhindern wollen, dass irgendwer schon vor dem offiziellen Verkaufsstart Clintons Buch in die Hände bekommt, aber ein paar clevere Journalisten haben es doch geschafft. 957 Seiten später stellen sie - wie in der "New York Times" - ernüchtert fest: Lässig geschrieben, kein richtiger roter Faden, viel Selbstlob und Langeweile. Trotzdem liegt Clinton auf Platz Eins der Bestsellerliste, hat 10 Millionen Dollar Vorkasse eingestrichen. Warum eigentlich? Ganz einfach, erklärt Alan Lichtman von der American University: "Die Leute wollen eben alles über das Sexleben des in dieser Hinsicht ja reichlich munteren Expräsidenten wissen. Vor vier Jahren war das ein alter Hut, aber plötzlich ist es wieder interessant."
Bill und Monica und Hillary
Kein Wunder, zum einen sitzt zurzeit mit George W. Bush ein erotischer Totalausfall im Weißen Haus, der lieber Kriege führt als Praktikantinnen vernascht. Zum anderen hat Clintons Verlag eine beispiellose Werbekampagne gestartet. Das Ergebnis: Alle reden über Bill und über Monica und Hillary, während der Sünder selbst mit treuer Stimme seine Liebe zur mehrfach betrogenen Gattin beschreibt. "Als wir heirateten", so Clinton, "da war sie stolz auf mich, ich war stolz auf sie und ich fand es toll, dass ich eine Beziehung eingegangen war, die wohl nie perfekt, aber auch niemals langweilig sein würde."
Langweilig war eigentlich nichts in Clintons Leben, wohl aber schwierig: Seine Kindheit, sein Frühstart in die Politik. Er hat viele Fehler gemacht, aber nur eine richtige Dummheit: Die Sache mit Monika Lewinsky. "Damals haben die alten Teufel in mir gesiegt", sagt er. Den Kampf gegen seine politischen Gegner dagegen hat er gewonnen und auch darüber gibt es viel zu lesen. Michael Duffy vom "Time Magazine" gehört zu den Insidern, die das am spannendsten finden: "Die zweite Hälfte des Buches beschreibt den Versuch des Sonderermittlers Starr, ihn in der Lewinsky-Affäre aus dem Amt zu jagen, Clinton nennt das einen Putschversuch der Rechten."
Sex und Lügen und Intrigen, das ist der Stoff, aus dem Beststeller gemacht sind. "Sicher, es gibt wertvollere Bücher", meint der Washingtoner Buchhändler Cleve Corner, "aber was soll’s - wir sind im Wettbewerb mit so vielen anderen Medien, vielleicht kommen die Leute nur wegen Clinton zu uns... Aber alles, was die Menschen auf Bücher aufmerksam macht, ist gut", sagt Corner.
Chaos und Kasse
Auch James Fugate ist begeistert. Er besitzt einen kleinen unabhängigen Buchladen in Los Angeles. In ein paar Tagen kommt Clinton persönlich zur Autogrammstunde. Bis zu 10.000 Besucher werden erwartet, lange Schlagen, komplettes Chaos, am Ende aber eine prallvolle Kasse. Sollen Kritiker die Clinton-Memoiren doch ruhig runtermachen, sagt er - "für uns ist dieser Verkaufsstart das Allergrößte."
(Quelle www.tagessachu.de)
Kommentar
Nach unseren Buchgrößen wie Dieter Bohlen wird es mal eine Abwechslung sein, ein Buch von einem echten Präsidenten in der Hand zu halten, oder werden wir hier mit den gleichen geistreichen Inhalten zu rechnen haben?
Mit einer Rekord-Erstauflage von 1,5 Millionen Exemplaren hat der Verkauf der Memoiren des früheren US-Präsidenten Bill Clinton in den USA begonnen. Die ersten Bücher wurden ab Mitternacht (Ortszeit) in Buchhandlungen in New York und Washington verkauft, die speziell zu dem Anlass noch so spät geöffnet hatten...
Von Carsten Schmiester, ARD-Studio Washington
Eigentlich hatte der Verlag ja verhindern wollen, dass irgendwer schon vor dem offiziellen Verkaufsstart Clintons Buch in die Hände bekommt, aber ein paar clevere Journalisten haben es doch geschafft. 957 Seiten später stellen sie - wie in der "New York Times" - ernüchtert fest: Lässig geschrieben, kein richtiger roter Faden, viel Selbstlob und Langeweile. Trotzdem liegt Clinton auf Platz Eins der Bestsellerliste, hat 10 Millionen Dollar Vorkasse eingestrichen. Warum eigentlich? Ganz einfach, erklärt Alan Lichtman von der American University: "Die Leute wollen eben alles über das Sexleben des in dieser Hinsicht ja reichlich munteren Expräsidenten wissen. Vor vier Jahren war das ein alter Hut, aber plötzlich ist es wieder interessant."
Bill und Monica und Hillary
Kein Wunder, zum einen sitzt zurzeit mit George W. Bush ein erotischer Totalausfall im Weißen Haus, der lieber Kriege führt als Praktikantinnen vernascht. Zum anderen hat Clintons Verlag eine beispiellose Werbekampagne gestartet. Das Ergebnis: Alle reden über Bill und über Monica und Hillary, während der Sünder selbst mit treuer Stimme seine Liebe zur mehrfach betrogenen Gattin beschreibt. "Als wir heirateten", so Clinton, "da war sie stolz auf mich, ich war stolz auf sie und ich fand es toll, dass ich eine Beziehung eingegangen war, die wohl nie perfekt, aber auch niemals langweilig sein würde."
Langweilig war eigentlich nichts in Clintons Leben, wohl aber schwierig: Seine Kindheit, sein Frühstart in die Politik. Er hat viele Fehler gemacht, aber nur eine richtige Dummheit: Die Sache mit Monika Lewinsky. "Damals haben die alten Teufel in mir gesiegt", sagt er. Den Kampf gegen seine politischen Gegner dagegen hat er gewonnen und auch darüber gibt es viel zu lesen. Michael Duffy vom "Time Magazine" gehört zu den Insidern, die das am spannendsten finden: "Die zweite Hälfte des Buches beschreibt den Versuch des Sonderermittlers Starr, ihn in der Lewinsky-Affäre aus dem Amt zu jagen, Clinton nennt das einen Putschversuch der Rechten."
Sex und Lügen und Intrigen, das ist der Stoff, aus dem Beststeller gemacht sind. "Sicher, es gibt wertvollere Bücher", meint der Washingtoner Buchhändler Cleve Corner, "aber was soll’s - wir sind im Wettbewerb mit so vielen anderen Medien, vielleicht kommen die Leute nur wegen Clinton zu uns... Aber alles, was die Menschen auf Bücher aufmerksam macht, ist gut", sagt Corner.
Chaos und Kasse
Auch James Fugate ist begeistert. Er besitzt einen kleinen unabhängigen Buchladen in Los Angeles. In ein paar Tagen kommt Clinton persönlich zur Autogrammstunde. Bis zu 10.000 Besucher werden erwartet, lange Schlagen, komplettes Chaos, am Ende aber eine prallvolle Kasse. Sollen Kritiker die Clinton-Memoiren doch ruhig runtermachen, sagt er - "für uns ist dieser Verkaufsstart das Allergrößte."
(Quelle www.tagessachu.de)
Kommentar
Nach unseren Buchgrößen wie Dieter Bohlen wird es mal eine Abwechslung sein, ein Buch von einem echten Präsidenten in der Hand zu halten, oder werden wir hier mit den gleichen geistreichen Inhalten zu rechnen haben?