Max schrieb:
Wo zieht man denn aber die Grenze bei der Partizipation, bei der Weitergaben von Informationen?
Ich denke mal, dass gerade diese Frage die Oberste Direktive so interessant macht.
Ich denke, in Star Trek ist die Oberste Direktive in zwei Teile gegliedert:
1.
Die Nichtkontaktregel für Prä-Warp-Zivilisationen:
Hat eine Kultur noch keinen Warp-Antrieb entwickelt, so darf keinerlei Kontakt aufgenommen werden (das Beobachten selbiger ist hierbei offenkundig eine Grauzone).
2.
Die Nichteinmischungsdoktrin:
Es darf nicht in die kulturelle oder politische Entwicklung einer anderen Kultur eingegriffen werden.
Der zweite Punkt kann natürlich auch so ausgelegt werden, dass die gemeinsame Entwicklung neuer Technologien und die Einführung selbiger auch die Kultur in mitunter gewaltigem Ausmaße ändert, doch für mich persönlich zählt hier eher der machtpolitische Effekt.
Max schrieb:
Die Binären entwickelten das Holodeck weiter. Ich denke, da würdest Du keinen Einspruch erheben. Aber warum?
An der Stelle würde ich tatsächlich nicht widersprechen, da die Binären (oder Bynären, je nachdem ob man das Grundwort, dass für die Rassenbenennung genommen wurde, übersetzt oder nur das Rassensuffix) und die Föderation in einem technologischen Austauschprogramm zusammenarbeiten, das sicherlich nur mit weitestgehend gleichentwickelten Spezies initiiert wird. Die Binären sind in meinen Augen nahezu ein Föderationsmitglied
Max schrieb:
Wie ist es mit einmaliger, konkreter Hilfe? Hätte die Enterprise-D nicht auf den Reisenden zurückgreifen dürfen, als man in eine ferne Galaxie geriet ("Where no one has gone before")?
Das Beispiel finde ich etwas unpassend, da die missliche Lage in der Situation ebenfalls durch den Reisenden verursacht wurde; dann ist die Inanspruchnahme der Hilfe sicherlich auch angebracht (ebenso in "Zeitsprung mit Q").
Ein besseres Beispiel ist vielleicht eher wieder die Folge mit den Binären. Die Föderation bewahrt die Binären vor der vollkommenen Auslöschungen. Auch an dieser Stelle würde ich sagen: Hilfeleistungen gegenüber gleichentwickelten Zivilisationen sind zulässig, sofern dabei nicht machtpolitische Entscheidungen getroffen werden.
Max schrieb:
Dürfte Janeway nur dann Hilfe von Q annehmen, wenn sie selber allmächtig wäre?
In der Heimsuchung... ähhh Heimschickung der Voyager in den Alpha-Quadranten sehe ich eine Einmischung, die durchaus direkte kulturelle Änderungen mit sich bringt, so dass es auch schon gemäß der Nichteinmischungsdoktrin mitunter zu diskutieren wäre, ob es eine Verletzung der (hypothetischen) Obersten Direktive für die Q wäre.
Jedoch denke ich, dass man die Oberste Direktive für die Q anpassen muss. Wie Du selber ausführst, ist der Hauptgrund für die Grenzziehung mittels Warptechnologie (in Fall 1) der ermöglichte und geradezu unausweichliche Fremdkontakt hiernach.
Auf die Q bezogen, wäre hier die Erlangung der Transzendentalität wohl das entsprechende Gegenstück. Insofern wäre jeder Kontakt der Q mit der Föderation ein Verstoss gegen die Oberste Direktive für die Q.
Wenn man sich Picards Handlungsweise gegenüber Q ansieht, könnte man die Ansicht erlangen, dass Picard genau dieser Meinung ist, da er fast jedes Mal deutlich macht, dass er kein Interesse an Kontakt mit dem Kontinuum und insbesondere eines speziellen Mitglieds desgleichen hat (man könnte Picards Verhalten allerdings sicherlich auch einfach als starke, tiefsitzende Abneigung gegenüber diesem einen Q interpretieren).
Angesichts der Tatsache, dass Q das Angebot Janeway macht, sollte man allerdings vielleicht die Überlegung miteinbeziehen, dass Janeway die Oberste Direktive (zumindest in meinen Augen) in keinster Weise respektiert (ich denke auch, dass Janeway in der Folge "30 Tage" Paris nicht degradiert, weil er sich in eine fremde Kultur eingemischt hat, sondern weil er es gegen ihren Befehl gemacht hat. Sie hingegen mischt sich an dieser Stelle nicht wegen der OD nicht in die Kultur ein, sondern weil sie davon keinen Nutzen für sich und die Föderation sieht). Janeway (und nahezu der ganze Rest der Voyager-Crew) handelt leider durch und durch wie eine amerikanische Republikanerin: Ziel ist Profitstreben und der größt-mögliche Nutzen für sie selbst (und die Föderation... immerhin
). Regeln wie die Oberste Direktive dienen dabei nur als Werkzeug, wenn sie gerade angenehm sind. [Das ist auch der Grund, warum Voyager in meinen Augen die schlechteste Star Trek-Serie ist]... Wann immer die einem wohlgesonneren Gruppen einer Spezies nicht an der Macht sind, tut Janeway Alles, um dieses zu ändern. Ein schönes Beispiel hierfür ist wiederum das Q-Kontinuum... es herrscht Bürgerkrieg, also erst Mal zu den Waffen greifen.
Das ist am Anfang der Serie noch nicht so schlimm (die Ocampa werden immerhin mit einem Bruch der Obersten Direktive selbstlos gerettet), wird aber von Jahr zu Jahr schlimmer.
Meiner Meinung nach bleibt Qs Angebot im Sinne der Obersten Direktive fragwürdig, allerdings muss ich wohl zugeben, dass ich - wenn die Gegenleistung weniger ethisch verwerflich wäre - meine Bedenken wohl an Janeways Stelle auch fallen lassen würde, weil man strenggenommen ja mal wieder auf der bequemeren Seite steht und die Einhaltung der Obersten Direktive in ihrer Föderations-Formulierung hier ja nur von Q beachtet werden müsste
Max schrieb:
Die Grenze der Erfindung des Warpantriebs ist wohl deswegen gewählt worden, weil [...]
Stimme ich Dir vollkommen zu.