Es klingt zwar blöd: aber das sind sich wandelnde "Modetrends" in der Synchronbranche. So war es in den 70er und 80er Jahren angesagt, Dialoge vollständig umzuschreiben und dem deutschen Geschmack anzupassen. Nehmen wir als Beispiel die Serie "Die Zwei". Im Original ein Flop, in der deutschen Übersetzung ein Hit. Auch die Original Raumschiff Enterprise-Serie wurde fast vollständig umgeschrieben. Ähnliches gilt für die Bud-Spencer/Terrence Hill-Filme. Die Dialoge und Geschichten in der deutschen TOS-Fassung haben relativ wenig mit der Originalserie zu tun.
Legendär sind deutsche Sätze wie "Im Himmel ist Jahrmarkt und wir feiern ein wenig mit" oder "Drücken Sie auf die Tube, wir wollen Ostern wieder zu Hause sein." Sätze, die nicht einmal ansatzweise im Original so gefallen sind.
Auch bei der ZDF-Übersetzung von TNG, 1990, nahm man sich noch manche Freiheiten. Inzwischen ist man mehr und mehr dazu übergegangen, sich so treng wie möglich - soweit es der Wortsinn und die Lippensynchronität erlauben - an das Original zu halten. Aber auch das ist nicht immer vorteilhaft. Viele englische Redewendungen wirken einfach albern, wenn man sie direkt ins Deutsche übersetzt.
Schon die Entscheidung, ob das englische "you" mit"Du" oder "Sie" zu übersetzen ist, kann von weitreichender Bedeutung sein. Gute Bekannte sprechen sich im Original mit Vornamen an und sagen selbstverständlich "you" (Janeway - Chakotay, Riker - Troi). In der deutschen Übersetzung hat man sich für das halbvertraute, halbdistanzierte "Sie" entschieden ("Kathryn, ich bin nicht Ihrer Auffassung").
Die wörtliche Übersetzung ist problematisch. So entsteht jenes typische, unnatürliche Synchrondeutsch, das so kein Mensch spricht. "Have a good time" heißt allen Ernstes "Haben Sie eine gute Zeit", "Give me a chance" grundsätzlich "Gib mir eine Chance", denn "Chance" ist gewissermaßen vollsynchron: "Bitte gib mir eine Chance" sagt B'Elanna zu Tom, wenn sie ihm bei einer technischen Arbeit zur Hand gehen will. Sie sagt nicht "Laß es mich 'mal versuchen" - sie sagt "Gib' mir eine Chance", als hinge von diesem Schraubenzieher das Gelingen des Tages, das Glück des Lebens, ja, das Seelenheil ab.
Unangenehm auffallend sind auch oberlehrerhaft korrekte Konjunktive und Imperfekte im Synchrondialog ("Sagtest Du nicht, Du liebstest mich, als Du um meine Hand batest?"). Diese Beispiele zeigen, daß die wörtliche Übersetzung manchmal nicht geboten ist.
Im übrigen spielt die Unterbezahlung der Übersetzer, Regisseure und Synchronsprecher schon eine Rolle. Gute Leute haben einfach keinen Bock, für ein paar Mark fuffzig zu arbeiten. Daher sind es manchmal nicht die Besten, die den Job übernehmen.
Würde man die Arbeit besser bezahlen, würden auch bessere Leute den Job übernehmen. Dabei ist Star Trek schon recht hochwertig bearbeitet. Vergleicht man das mit der üblen Synchronisation von Billig-Serie à la "Reich und Schön" oder japanischen Zeichentrickfilmen, steht Star Trek noch gut da.
Immerhin arbeiten für Star Trek häufig die bekanntesten deutschen Sprecher und nicht irgendwelche Schauspielschüler.