Lyncht die Synchronisatoren!

Nur mal so nebenbei: schon mal jemand daran gedacht, dass die Übersetzung nicht nur sinnmäßig, sondern auch zeitmäßig (meine damit die Zeit, die zur Verfügung steht um den Satz los zu werden; sprich einigermaßen passend zu den Mundbewegungen des Schauspielers) hinhauen muß?
Irgendwo muß man da eben halt Kompromisse machen.
 
Ich finde die Synchronisation und Stimmenauswahl im allgemeinen gut gelungen. Kleine Ausrutscher wie falsche Übersetzungen oder Sinnentfremdungen wird des immer geben. Das liegt zum einen daran, daß für manche englische Redewendungen kein deutsches Äquivalent zur Verfügung steht oder aus Gründen der Lippensynchronität nicht verwendet werden kann. In der Regel sind in der ST-Synchronisation Regisseure tätig, die sich mit ST auskennen. Natürlich kann es auch 'mal vorkommen, daß vertretungsweise ein trek-unerfahrener Synchronregisseur das Zepter schwingt - das kann zu üblen Patzern führen.

Bevor man die Synchronsisation kritisiert, sollte man sich jedoch die Bedingugen vergegenwärtigen unter der Synchronstudios arbeiten müssen.

Die arme Firma Paramount läßt die Synchronstudios für Hungerlöhne und unter extremen Zeitdruck arbeiten. Eine ST-Episode muß innerhalb von 3-4 Tagen übersetzt, arrangiert, synchronsiert und nachbearbeitet werden. Jemand kann ja spaßeshalber einmal versuchen, das zu schaffen.

Die Folgen werden in 150-200 "Takes" gegliedert. Für jeden Take bekommt ein Synchronsprecher erbärmliche 5-10 DM!

Wenn Neelix oder Chakotay nur zwei, drei Sätze pro Folge zu sagen haben, haben die Sprecher also inkl. Anfahrtsgeld nur 100 DM pro Episode verdient. Nicht viel bei nur 26 Folgen im Jahr... Daß unter diesen Bedingungen keine perfekte deutsche Version geschaffen werden kann, liegt auf der Hand.

20.000 DM pro Episode sind sehr wenig für die Synchronisation, bedenkt man, daß die Produktion einer Voyager-Folge ca. 2 Millionen Dollar kostet!

Erstaunlicherweise hat man sich dagegen die Synchronsisation des PC-Spiels "Elite Force" ca. 100.000 DM kosten lassen. Ergebnis: die deutsche Version war besser als die Englische!
 
Also um mal zu verdeutlichen um was es mir geht, hier ein Beispiel. Ich weiss nicht mehr genau wie die Folge hiess, aber es ist einer der gröberen Schnitzer die mir im Gedächtnis geblieben ist:

Troi mit Data auf der Brücke. Troi schwärmt von einem Landurlaub (?):

Troi: blablabal ... to have a moonlight-swim...
Data dreht sich verduzt um und fragt:
"One can swim in moonlight?"
Troi lacht und sagt sowas wie "It's Ok, Data"
Hier ist also die Pointe, das Data den Begriff moonlight-swim (=schwimmen im Mondlicht) wörtlich nimmt.
In der Übersetzung sagte Data: "Ist das etwas besonderes?"

Das ist was völlig anderes. Dieser Beispiele gibt es unzählige. Natürlich tut das im grossen und ganzen der Qualität von TNG nichts ab, vor allem da die Serie ja nichts für die schlechte Übersetzung kann. Aber es ist doch die Plicht eines Übersetzters so orginalgetreu wie möglich zu bleiben, und nicht selber neue, und z.Teil völlig sinnfremde Dialoge zu erfinden. Das hat auch nichts damit zu tun dass die Lippenbewegung nicht gepasst (zu lang, zu kurz) nicht gepasst hätte. Ich jedenfalls als Autor wäre stinkesauer, wenn ihrgendein Fuffi-Übersetzer hergeht und meine Dialoge umschreibt. Auch dass die Übersetzter schlecht bezahlt sind, ist keine Entschuldigung. Eine Kellnerin ist auch nicht besonders gut bezahlt, aber als Gast darf ich dann doch erwarten, dass sie mir mein Essen auf einem Teller serviert und nicht auf einem Mülltonnendeckel. Ja ich weiss, der Vergleich hinkt vielleicht etwas, aber ich denke ihr versteht was ich damit sagen will.
 
Es klingt zwar blöd: aber das sind sich wandelnde "Modetrends" in der Synchronbranche. So war es in den 70er und 80er Jahren angesagt, Dialoge vollständig umzuschreiben und dem deutschen Geschmack anzupassen. Nehmen wir als Beispiel die Serie "Die Zwei". Im Original ein Flop, in der deutschen Übersetzung ein Hit. Auch die Original Raumschiff Enterprise-Serie wurde fast vollständig umgeschrieben. Ähnliches gilt für die Bud-Spencer/Terrence Hill-Filme. Die Dialoge und Geschichten in der deutschen TOS-Fassung haben relativ wenig mit der Originalserie zu tun.

Legendär sind deutsche Sätze wie "Im Himmel ist Jahrmarkt und wir feiern ein wenig mit" oder "Drücken Sie auf die Tube, wir wollen Ostern wieder zu Hause sein." Sätze, die nicht einmal ansatzweise im Original so gefallen sind.

Auch bei der ZDF-Übersetzung von TNG, 1990, nahm man sich noch manche Freiheiten. Inzwischen ist man mehr und mehr dazu übergegangen, sich so treng wie möglich - soweit es der Wortsinn und die Lippensynchronität erlauben - an das Original zu halten. Aber auch das ist nicht immer vorteilhaft. Viele englische Redewendungen wirken einfach albern, wenn man sie direkt ins Deutsche übersetzt.

Schon die Entscheidung, ob das englische "you" mit"Du" oder "Sie" zu übersetzen ist, kann von weitreichender Bedeutung sein. Gute Bekannte sprechen sich im Original mit Vornamen an und sagen selbstverständlich "you" (Janeway - Chakotay, Riker - Troi). In der deutschen Übersetzung hat man sich für das halbvertraute, halbdistanzierte "Sie" entschieden ("Kathryn, ich bin nicht Ihrer Auffassung").

Die wörtliche Übersetzung ist problematisch. So entsteht jenes typische, unnatürliche Synchrondeutsch, das so kein Mensch spricht. "Have a good time" heißt allen Ernstes "Haben Sie eine gute Zeit", "Give me a chance" grundsätzlich "Gib mir eine Chance", denn "Chance" ist gewissermaßen vollsynchron: "Bitte gib mir eine Chance" sagt B'Elanna zu Tom, wenn sie ihm bei einer technischen Arbeit zur Hand gehen will. Sie sagt nicht "Laß es mich 'mal versuchen" - sie sagt "Gib' mir eine Chance", als hinge von diesem Schraubenzieher das Gelingen des Tages, das Glück des Lebens, ja, das Seelenheil ab.

Unangenehm auffallend sind auch oberlehrerhaft korrekte Konjunktive und Imperfekte im Synchrondialog ("Sagtest Du nicht, Du liebstest mich, als Du um meine Hand batest?"). Diese Beispiele zeigen, daß die wörtliche Übersetzung manchmal nicht geboten ist.

Im übrigen spielt die Unterbezahlung der Übersetzer, Regisseure und Synchronsprecher schon eine Rolle. Gute Leute haben einfach keinen Bock, für ein paar Mark fuffzig zu arbeiten. Daher sind es manchmal nicht die Besten, die den Job übernehmen.

Würde man die Arbeit besser bezahlen, würden auch bessere Leute den Job übernehmen. Dabei ist Star Trek schon recht hochwertig bearbeitet. Vergleicht man das mit der üblen Synchronisation von Billig-Serie à la "Reich und Schön" oder japanischen Zeichentrickfilmen, steht Star Trek noch gut da.

Immerhin arbeiten für Star Trek häufig die bekanntesten deutschen Sprecher und nicht irgendwelche Schauspielschüler.
 
Das war recht überzeugend dargelegt. Irgendwie stehen die Synchronisatoren vor einem Widerspruch: man kann nicht immer wortwörtlich übersetzen und gleichzeitig "gutes/flüssiges/zeitgemäßes" deutsch benutzen.

Von den Synchronisatoren beides zu fordern ist paradox.

Man muss sich halt manchmal entscheiden: entweder wortwörtliche Übersetzung ODER "gutes/flüssiges/zeitgemäßes" deutsch.

Ich finde es in Einzelfällen aber auch sehr sinnvoll, eine Aussage inhaltlich zu verändern, nämlich dann, wenn eine Szene speziell auf die amerikanische Mentalität zugeschnitten ist. Ich denke da beispielsweise an eine Szene, in der die Brückencrew eines Raumschiffs plötzlich ein Abbild der Erde auf ihrem Hauptbildschirm sieht und der Captain dann ehrfürchtig ausstösst "der nordamerikanische Kontinent,..." (Kunstpause)"... das ZENTRUM der Sternenflotte"
Dass die Amis sich von Zeit zu Zeit im Fernsehen beweihräuchern müssen und dass sie sich zeigen wollen, dass sie auch in Zukunft die größten sind, das kann ich ja noch verstehen. Aber warum wir diese Ami-Huldigung auch noch wortwörtlich übernehmen müsen, dafür habe ich wenig Verständniss. Solche Aussprüche hätte man auch übersetzen können mit "die Erde... - endlich wieder zu Hause" oder "Ich glaub's nicht... - die ERDE". Das wäre beim deutschsprachigen Publikum wahrscheinlich viel beser angekommen.
 
Ich find eine Synchron-Stimme sollte auch zum Charakter passen, und das denk ich bei TNG eigentlich schon der all.
Und sooo schlimm ist die Synchron nicht, ich hab schon schlechteres gehört...udn das Trifft besonders bei Animes zu...da ist die Synchron schrecklich...wenn man das dann mit Star Trek vergleicht, dann wirkt es wie ein Traum...und eine mittlere Synchron ist doch immernoch besser als garkeine (zumindest für die die Englisch nicht vertshen können) oder eine miserable...udn wenn man das Problem ganz abschaffen will, dann müßten Untertitel her, da muß man sich dann übelegen, was besser ist
 
@Daffy
Das war vor allem eine Antwort auf Geckos Post, der vorher auch schon meinte, dass er auch eine Sinnveränderung ab und zu gut findet. Dann habe ich den Begriff "wortwörtlich" verwendet statt "sinnrichtig". Entschuldige für diese Ungenauigkeit! ;)

@Gecko
Diese amerikanische Selbstbeweihräucherung ist zwar womöglich lästig, aber sie gehört in diese Serie hinein. Besonders an solchen Szenen sieht man doch gerade die Qualität einer Serie. Tritt eine Serie für Toleranz und Gleichberechtigung aller Rassen und Völker ein und hat auf der anderen Seite solche Huldigungen an ein einzelnes Volk, dann sollte das auch ruhig so übersetzt werden, damit man eindeutig erkennt, in welchem Licht diese Serie eigentlich wirklich steht.
Außerdem braucht man dann ja wieder jemand, der entscheidet, welche der Szenen nun den deutschen Geschmack (bzw. den Geschmack des Publikums) treffen und welche nicht. Dann gibt es wieder solche Fragen wie: "Hm... Würde Spock beim Pon Farr wirklich Kirk töten?" "Nein, schneiden wir das lieber um!" Und somit geht der Sinn der Serie wieder verloren und man erschafft im Grunde eine neue Serie. Die hat dann im Grunde den Namen nicht mehr verdient, den sie vorher hatte, da sie mit der ursprünglichen Serie nicht viel gemeinsam hat.
Um den Geschmack des Publikums zu treffen muss außerdem das Publikum erst bestimmt werden. Du weißt, dass Star Trek in deutschland oft eher einem jungen Publikum zugeordnet wird. Also würden wir dann vermutlich im Endeffekt nur noch ein etwas besseres Teletubbie-Zeugs haben und kein Star Trek mehr.
 
Ich finde, bei den deutschen Dialogen hat man sich viel Mühe gegeben. Nennenswerte Übersetzungsfehler sind bei TNG seltener als bei den anderen Star Trek Serien. Die mir aufgefallen sind habe ich in meinen Erbsensählerführern aufgelistet. Ich habe allerdings auch erst die ersten beiden Staffeln komplett im Originalton gesehen und sond nur einzelne Folgen. Störender sind wohl inkonsequente Übersetzungen von Begriffen. Und was die deutsche Version wirklich mieß macht, ist die Tonqualität. Die ersten 125 Folgen sind ja nicht einmal in Stereo. :(
In den anderen Serien ist die Qualität recht unterschiedlich. Meine Meinung zu den Dialogqualitäten von 1=sehr gut - 6=ungenügend (Die Tonqualität ist hier mal unberücksichtig, da sie ja wieder ein Problem für sich ist.):
ZDF-TOS: 5
SAT.1-TOS: 3
CIC-TOS: 2
ZDF-TAS: 6
CIC-TAS: 2
ZDF-TNG: 2
SAT.1-TNG: 2
DS9: 3
VGR: 3
ST5: 5
ST6-9: 1
Wie seht Ihr das?
 
Faszinierend schrieb:
Aber an einer Stelle (zumindest fällt mir diese auf Anhieb ein) finde ich, ist die deutsche Synchro auf jeden Fall besser: In ST:7.
Picard sagt ja am Schluss auf Englisch: "Let\'s make sure, history never forgets the name Enterprise."

Ähm, war das nicht in der Episode mit der Enterprise C?

Also ich sehe mir die Episoden am Liebsten im Original an. Schon um nicht plötzlich wechselnden Sprechern unterworfen zu sein!

Mich störte immer am meisten dass sich z.B. Picard und Beverly und v.a. Troi und Riker per Sie anreden! Ich meine, Erstere kennen sich doch seit Jahrzehnten und die anderen waren zusammen!
 
@ Ratuk:
Öhm, nö, eigentlich nicht, die Enterprise-D wird doch in ST:7 zerstört und am Schluss steht Picard in den Überbleibseln des Schiffes und sagt diese Worte. ;)
Die Episode mit der Enterprise-C habe ich noch nie gesehen, keine Ahnung, ob das dort auch vorkommt. (zum Glück kommt die Folge ja bald auf Sat1 :) )
 
Öhm, nö, eigentlich nicht, die Enterprise-D wird doch in ST:7 zerstört und am Schluss steht Picard in den Überbleibseln des Schiffes und sagt diese Worte.

Nö, das kam nicht in Generations vor. Dieses Zitat ist tatsächlich aus der Folge mit der Enterprise-C (TNG Die alte Enterprise).
 
Hm, ihr habt recht, ich hab mir jetzt mal ein Bild davon angeguckt, da war die Brücke noch intakt, also war es wirklich nicht Generations.
Allerdings bin ich immer noch der Meinung, dass der Satz heruntergerasselt klang. ;)

Aber wo habe ich dann diesen Satz bloss gehört? Hm...war der vielleicht in diesem Enteprise Promo-Trailer dabei? *malreinguck*
 
Ja, war sicher in nem Promo.

Ich frag mich aber jetzt nur, woher du wissen willst, dass die dt. Synchro davon besser ist, wo du doch die Folge gar nicht gesehen hast.
 
Ratuk schrieb:

Mich störte immer am meisten dass sich z.B. Picard und Beverly und v.a. Troi und Riker per Sie anreden! Ich meine, Erstere kennen sich doch seit Jahrzehnten und die anderen waren zusammen!

Ja, das stört massiv, vorallem, weil man bei Riker und Trpi an mehrer Stellen merkt, das sie sich doch noch lieben, und das Beverly und Picard mit einander vertarut sind emrkt man auch, dass könnten man wirklich mit DU übersetzen...
 
Was mich besoners ärgert ist daß es seit jahren wenn nicht Jahrzehnten die Möglichkeit besteht Zweikanalton zu senden.
Aber was wird gemacht ??
Viel lieber wird Geld für Talkshows , Eigenproduktionen zum Fenster rausgeworfen.
Sicher würde man mehr Zuschauer vor dem Fernseher locken wenn man neben der deutschen auch die Orginalfassung senden würde. Ich sage nur SatelittenTV und andere Länder
 
Och mann, sei doch nicht so spitzfindig, vor allem, wenn ich grad keine Erklärung dafür habe.
Hm...Sagen wir mal so: Ich kenne den englischen Wortlaut und diesen finde ich, wie schon gesagt, heruntergerasselt. Ok, den Deutschen kenne ich auf der anderen Seite nicht, aber ich hatte das ganze ja auch mit ST:7 verwechselt. Also ändere ich einfach meine Behauptung dahingehend, dass ich die deutsche Synchro der Stelle nicht kenne, nur die Englische, ok?
Jetzt zufrieden? ;)
 
Zurück
Oben