Windsor schrieb:
Die Frage, die ich mir immer wieder stelle ist eigentlich: Wann ist ein Gothic ein Gothic?
So habe ich ein/zwei Bekannte, die dem ganzen Recht nah kommen. Der eine mehr als die andere wohl. Dennoch ist das einzige was man so sieht, schwarze Haare und überwiegend schwarze Kleidung (Aber nicht pausenlos). Hinzu kommt die Musik eben.
Oder gehört dazu das depressiv sein und traurige Gedichte schreiben auch noch? Glaub ich irgendwie nicht ganz, denn das trifft, soweit ich weiß, bei weitem nicht auf jeden zu.
Viele Gothics sehen auch tatsächlich richtig toll aus. Aber natürlich auch nur dann, wenn das ganze Stil hat. Nicht übertrieben oder ungekonnt aussieht. Sei es Frisur oder Schminke oder Kleidung. Vieles, was ich von Bildern so kenne, sieht leider schlimm aus, aber ich weiß, dass es auch anderes gibt und bei vielen sieht es dagegen auch wirklich super aus. Und einige übertreffen jede Plastikschönheit.
Wann ist ein Gruft ein Gruft...? Kann man nicht sagen.
Ich kann es allerdings in Stufen an meinem Beispiel versuchen zu erklären...
1. "Kontakt": Man lernt Leute aus der Szene kennen (in meinem Fall über das Rollenspiel, was bei uns seehr verbreitet ist). Voraussetzung um dabei zu bleiben ist eine gewisse Affinität.
2. "Information & Studium": Mit der Zeit lernt man mehr kennen, wird schonmal irgendwo zu Veranstaltungen mitgenommen, lernt vor allem mehr Musik kennen. Man adaptiert eine oder mehrere Strömungen für sich und beginnt auch kritisch zu Reflektieren. Der Gedankliche "Beitritt" ist dann geschafft.
3. "Optische Anpassung": Besteht die Affinität und kann man sich mit der Ästhetik anfreunden, passt man sich gewissermaßen an. Es ist normal für den Menschen sich äußerlich anzupassen. (1. weil man ohne Szenetaugliche Klamotten nicht in jeden Laden reinkommt - Eine Schande! 2. weil man sich unwillkürlich dämlich vorkommt bunt zwischen lauter "Schwarzen" rumzulaufenS) ich dabei an Vorbildern zu orientieren ist zwar legitim, allerdings keineswegs soo gern gesehen. Da kommt das Individualitätsstreben zum Ausdruck.
4. "Eingliederung": Irgendwie findet jeder seine Soziale Nische, die er besetzt und mit gleichgesinnten und Seelenverwandten teilt. Sei's jetzt als Cybergoth in der Elektrofraktion, als Dunkel-Punk, als "Standard"-Gothic oder Mittelalterverrückter. Aufgrund der Heterogenität der Szene finder jeder was ihm zusagt.
Was die Klamotten betrifft: Ich habe mit der Zeit auf 95% Schwarz umgestellt. Bunt sind bei mir nur der Kilt und die Tartan-Teile an meinem Longskirt. Der Rest ist einheitlich schwarz. Hinzu kommen die ganzen MA-Sachen (Gürteltaschen, Armschienen etc.) und der Nietenkram (der mit persönlich sehr gut gefällt, aber im Allgemeinen im Abwärtstrend begriffen ist.)
Die Szene hält nichts von Trends von Außerhalb, normalerweise ist man nicht wirklich darüber informiert, was im Mainstream los ist (abgesehen von offensichtlichen Sachen, die an jeder Straßenecke auf einen zukommen.). Innerhalb sind durchaus Trends zu beobachten. Hier bei uns in der Gegend z.B. sind bei der Cybergoths Armbänder und anderes aus Neon-Knicklichtern beliebt, es gibt da noch die "Puschelfraktion" die Arm- und Beinstulpen aus buntem Plüsch trägt.
Immerhäufiger sind auch die Gruft-Metaler (zu denen ich mich z.T. auch zähle.) die immernoch gerne guten alten truen Metal hören, aber auch bei MA, Wave und sogar EBM nicht nein sagen.
Meine Nische seht ihr übrigens in meiner Signatur verewigt. Hier noch mal die komplette Zutatenliste:
Gruftie-Grundmasse (25%), Metalhead-Malz (20%), Musiker-Minze (20%), Rollenspieler-Rohstoff (15%), Mittelalterfriggel (15%), Keltogermanisches Nordmannsblut (5%)
Natürliche Aromen: Punk-Kotze, Skaroma, Blueskneipenmief, Reggaeräucherduft, Sambal Oelek
Kann Spuren von Nerd, Trekkie, Blassfisch und Kiffern enthalten.
@ Scaddycat: Das haben auch die Besitzer von Musik-Kneipen und Diskotheken erkannt und bieten daher mittlerweile eine Vielzahl von Veranstaltungen an. Auch wöchentlich, allerdings an weniger praktischen Tagen: Mi & Do meistens, monatlich auch schon mal Fr. oder Samstag.
@ Windsor: Die Vorliebe für die Bezeichnung "Gruftie" ist zwar da, aber nicht sonderlich ausgeprägt. Nennt uns wie ihr wollt, wir wollen kein Etikett drauf packen.