Dein Idealismus in allen Ehren, vielleicht habe ich auch einfach nicht genug Fantasie, aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, mit welchen Neuartigkeiten du bei einer solchen Serie eine ansprechende Menge Publikum hinter dem Ofen hervorlocken willst. All dieses "Phänomenale" wurde und wird ja nicht nur in Sci-Fi sondern auch in der Jetzt-Zeit spielenden Serien und Shows herangezogen.
Klar, irgendwann kann es sein, dass wieder Interesse an esotherischen Themen erwacht und man sich mit Vorstellungen von der (sehr) fernen Zukunft auseinander setzen will.
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Das meinte ich auch nicht. Ich sprach von dem Konzept eines Raumschiffs, das durch das All gondelt und dessen Crew sich mit irgendwelchen Phänomenen oder Problemen auseinandersetzt.
Klar, eben, neue Formate. Raumschiff + Crew + Phänomen ist nicht neu sondern abgegriffen. Und zwar über Jahrzehnte hinweg.
Eben dann ist doch die Notwendigkeit zu Neuerungen gegeben. Die menschliche Fantasie sollte doch in der Lage die filmerischen Mittel der Gegenwart zu nutzen.
Ich verstehe, dass Du die Kombination Raumschiff + Crew + Phänomen als nicht mehr reizvoll empfindest.
Nur, an der Crew kannst Du wenig verändern - wenn doch, dann wäre das schon mal eine schöne Neuerung.
Am Raumschiff wirst Du dann nichts ändern können, wenn Du nicht auf die Stargate-Schiene wechseln willst - grundsätzlich bestünde aber also auch hier die Möglichkeit auf Innovationen und sei es nur, dass wir ein zukünftiges ST-Schiff sehen, dass sich von den bisherigen unterscheidet; deshalb auch mein Vorschlag weiter 400 Jahre in die Zukunft zu schauen, einfach weil das die Gelegenheit zum Erdenken völlig neuer Technologien und - mit Blick auf die Crew - Gesellschaften bietet, denn wer weiß schon, ob im Jahr 2994 nicht die Homosexualität - jetzt mal als eins von vielen möglichen Beispielen - wieder den Stellenwert wie in der Antike einnimmt?
Und die Phänomen sind nun mal kein Teil der Kombination, denn so wie ich die Sci-Fi-Landschaft beurteile heißt es:
Raumschiff + Crew + Kampf mit Aliens.
Und damit kann das Publikum doch auf Dauer auch nicht zufrieden sein, oder etwa doch?
Wir werden uns ganz sicher in nicht allzu langer Zeit wiedersprechen und dann wird irgendeine Ami-oder Briten-Serie ein Konzept entwickelt haben, das einen ganz neuen Fokus setzt - vielleicht einen neuen Bezug zur Zukunft, vielleicht eine Serie zum Altertum, vielleicht aber auch etwas, was so ungewöhnlich und gleichzeit im Makrt so erfolgreich sein wird, dass ich, der ich kein Medienprofi bin, noch keinerlei Ahnung habe, wie es aussehen wird und um was es sich drehen wird.
In Bezug auf eine zukünftige ST-Serie muss man sich die Frage stellen: Was ist so ungewöhnlich, dass es das nicht auf der Erde geben kann, dass es das nicht in unserer Zeit geben kann? Wo liegen die Grenzen dessen, was dem Mensch begreifen kann. Eines gehört zu den spannensten Dingen der Sci-Fi und das muss man nicht auf den Umgang mit den kampfesbereiten Klingonen, Formwandlern und Xindi reduziern: Die Interpretation und der Umgang der Menschen mit dem, was für sie so fremd ist, dass sie es eigentlich nicht begreifen können und die Fehler und Unglücke, die aus der Begrenztheit entstehen, aber auch die Chancen die aus dem ständigen Lernen und Anpassen erwachsen.
Keine Sci-Fi hat dieses erzählerische Limit ausgelotet. Vielleicht sollte man den ST-Autoren von morgen jetzt erstmal Stanislaw Lem zu lesen geben. Die Menschen, die die Gegenwart prägen haben sicherlich genug Potential um Standard-Werke von morgen zu erschaffen.
Nelame schrieb:
Was eine Serie aus dem 30. Jahrhundert angeht, da muss ich dann aber doch Bedenken äußern. Ich selbst weiß (aufgrund meiner Vorbereitungen für meinen Roman über die Borg im 29. Jahrhundert), wie extrem kompliziert es ist, auf neue Technologien und Ideen zu kommen, die aufgrund ihrer Komplexität auch als Technologie des 29. Jahrhunderts authentisch wirken. Ein weiteres Problem ist, dass dieses Konzept allzu leicht in das Fantasy-Genre abdriften könnte - und welcher von uns Star Trek-Fans will schon einen Picard mit Lichtschwert, oder einen Worf mit Zauberring sehen?
Das Zauberwort würde hier womöglich Reduktion heißen: Man braucht nicht viele bunte, sondern hintergründig wirksame Effekte. Man kann nicht das Reproduzieren, was bisher vorgelebt wurde. Schlachten wie in "Nemesis" oder "Star Wars" gibt es schon - die funkelnden Blitze haben sich doch im Grunde schon überlebt. Zumindest muss ein neuer Bezug hergestellt werden.
Außer der optischen Tragweite (keinesweg mit Langweile und Effektlosigkeit zu verwechseln), muss der tatsächliche Umgang wirklich zurückgefahren werden. Erst nach und nach die Geheimnisse der Zeit zu entdecken, könnte ein Reiz der Zukunftstechnologie des 30. Jahrhunderts sein, der selbstverständliche Umgang mit ihr der andere. Außerdem sollte die Technik nur in Ausnahmefällen Dreh- und Angelpunkt und Lösung der Situation sein; Deus-ex-machina-Effekte wie bei VOY schaden der eigentlichen Geschichte.
In 400 Jahren, aus unserer Sicht 900 Jahren, kann sich so viel verändern. Für die Zukunft ist der gesellschaftliche und technische Zustand normal, für uns womöglich kaum zu begreifen. Sich dieser Diskrepanz zu widmen, sie zu entdecken, wäre eine grosse Quelle der Neugier, der Aufmerksamkeit und des Reizes eines solchen Formats und würde ganz nebenbei auch finanziellen Erfolg nicht unrealistisch erscheinen lassen