Final Fantasy erzieht Mörder

USS Nelame

Lieutenant
Ich habe es langsam satt. Diese ewigen Diskussionen in den Medien darüber, dass Killerspiele unsere Jugend zu Mördern machen sind nicht nur aus der Luft gegriffen, sondern erlangen mittlerweile so ein Maß, dass es schon an Perversion grenzt.

An Spielen, wie den vielbesagten Ego-Shootern kann man meinetwegen noch herleiten, dass aggressive Verhaltensweisen dargestellt werden. Natürlich ist der Sinn so eines Spieles, seine Gegner zu töten. Doch wird sich ja wohl hoffentlich jeder darüber im Klaren sein, dass es sich dabei um eine fiktionale, virtuelle Welt handelt. Man tötet den Gegner doch nicht, um des Tötens Willen, in diesen Spielen ist es der Sinn dadurch möglichst viele Puntke anzusammeln und sich gleichzeitig selbst zu schulen, sei es reflexmäßig, im Kooperation mit anderen, oder einfach nur, um mal ein wenig Spaß zu haben.

Mit der Nennung von Final Fantasy wird das Ganze aber jetzt zur Perversion! Ein Spiel, in dem ich selbst eine Geschichte miterlebe und durchspiele, soll mich zum Mörder machen? Weil ich in der Gestalt einer jugendlichen Spielperson eine neue Welt erkunde, werde ich zum Killer? Was ist es demnächst? Werde ich zum Attentäter, weil ich über die Luft Moleküle aufnehme, die in mir womöglich die Gier nach einem Giftanschlag wecken? Werde ich zum Vergewaltiger, weil in Kinderfilmen Mädchen zu sehen sind, die im Sommer kurze Kleidung tragen? Werde ich zum judenhassenden Faschist, weil ich Rock-Musik mag?
Bei aller Liebe zum Blödsinn unserer konservativen Verfassungsschützer, irgendwann ist es einmal gut. Man kann Problematiken nicht immer weiter aus dem Weg gehen, indem man neue Probleme schafft oder Dinge verbeitet, die gar keine Probleme darstellen. Im Gegenteil, so schafft man sich nur mehr, nur noch schlimmere Voraussetzungen und eine Garantie dazu, dass neue, schlimmere Angriffe erfolgen werden, als es sie bisher gab.

Als Politiker mag man ja gerne die Intuition haben, von eigenen Fehlern abzulenken und den schwarzen Peter anderen Tatsachen zuschieben, mag es noch so lächerlich sein. Mit der Verteufelung von Videospielen sollte es jetzt aber langsam mal Schluss sein! Ein Spiel, dass hier in Deutschland ab 12 freigegeben ist, durch eine tolle Geschichte und eine tiefgehende Moral besticht, kann nicht platzhalter für das reale Versagen unserer Führungskräfte sein.
Schlimm ist, dass es genügend Trottel gibt, die das trotzdem noch glauben!
 
Bin absolut deiner Meinung. Ich selbst kriege jedes Mal so'n Hals, wenn der "Mord des Tages" wieder auf das Konto sogenannter Killerspiele geht. Können die sich keinen anderen Sündenbock suchen? Ich meine, was tun denn Politiker sonst noch alles nicht, außer Ego-Shooter zocken?

Ich habe sie alle gespielt und mir geht's prima. Weil ich jetzt ungefähr weiß, wie es ist, ein Lebewesen zu erschießen, erstechen, erwürgen, verbrennen, enthaupten usw. (pädagogisch wertvoll und nebenbei erhöht es die Zielgenauigkeit) Dazu muss ich nicht nochmal vor die Haustür gehen.
Ich bin zwar ein absoluter Hardcore Tierfreund, aber im Spiel zögere ich keine Sekunde, meine Lieblinge abzuknallen, ist ja nicht echt. Realität und Fantasie kann ich also auch auseinander halten.

Es gibt zwei Arten von Gamer: Die einen entsprechen dem oberen Absatz, die anderen nicht und gehören eigentlich weggesperrt. Es sei denn, diese Labilen kommen nie in die Nähe eines Computers oder einer Konsole. Tja, und in ein paar Jahren sind auch die Handys dran. Ihr lacht, aber wartet mal ein paar Jährchen.

In der Januar Ausgabe der "Games Aktuell" gibt es übrigens einen tollen Leserbrief, der folgende interessante Frage aufwirft:
Warum bekommen Spiele, in denen man durch die Gegend rast wie ein Geistesgestörter (z.B. "NFS") nicht auch eine FSK18 Freigabe? Denn so mancher Jugendlicher rast nach solchen Spielen auch wie Schumi, Röhrl und Co durch die Gegend.
 
Ist doch das gleiche wie beim Thema "Kampfhunde" und "Sportwaffen". Wenn ein Fleischer seine Axt nimmt, und seine Alte in kleine handliche Stücke hackt, ist das eben für die Yellow Press. Nicht so Auflagend bringend wie so etwas!

Probleme wie diese bekommt man durch Schönreden eh nicht in den Griff. Die Soziale Verarmung bekommt man durch Propaganda nicht gelöst. Das ist hier des Pudels Kern und nix anderes. Ich möchte diese Kindern nicht von ihrer Verantwortung entheben, wenn sie sich zu so einem Schritt entschließen. Aber wer hat ihnen vorher zugehört! Keine Sau!!

Ich möchte auch nicht wie das Wort am Sonntag klingen, aber Verantwortung als Mensch wird so nicht gelehrt!


Anderes Thema, sollen wir jetzt als Spielezocker uns als Zuhälter, Koksdealer oder (Politiker) Sonstiges fühlen. Nur weil wir unsere Phantasie benutzen? (ja gut man braucht da ja keine Phantasie, nicht wirklich *lol*)
Bisher hat noch Jeder und Jede Spieler und Spielerin, die Realität von der Illusion unterscheiden können. Noch gibt es keinen Pathologischen Fall, wo man ebber in die Heilanstalt gesperrt hat. Weil er andauernd, mmeeeeinn SChhhaaatsch, von sich gegeben hat. *sarkasmus*

Na ja, bis irgenwo ein Krieg, Seuche ausbricht oder ein Königspaar heiratet. Müssen wir wohl damit leben, das die Presse darauf rumreitet und ein paar Politiker, die danach Keiner wählen möchte, sich profilieren wollen............. *ironie*
 
USS Nelame schrieb:
Man tötet den Gegner [...] einfach nur, um mal ein wenig Spaß zu haben.
Dieser Zusammenhang macht die Sache aber halt bedenklich.
Sei's drum.


dsonnscheintschee schrieb:
Probleme wie diese bekommt man durch Schönreden eh nicht in den Griff. Die Soziale Verarmung bekommt man durch Propaganda nicht gelöst. Das ist hier des Pudels Kern und nix anderes. Ich möchte diese Kindern nicht von ihrer Verantwortung entheben, wenn sie sich zu so einem Schritt entschließen. Aber wer hat ihnen vorher zugehört! Keine Sau!!
Ganz genau so ist es!
Man muss sich die Frage stellen, warum ein Mensch zum Täter wird.
Was ließ die Person zu dem werden, was sie wurde? Was machte sie zu Außenseitern? Warum fehlte ihnen die emotionale Kompetenz ihre Probleme anders anzugehen? Dergleichen lassen sich viele Fragen formulieren, deren Antworten alle in der Komplexität der Gesellschaft liegen.
Wir können nur eins machen: Jeden Tag versuchen, ein guter Mensch zu sein und eben diese Einstellung weiter geben.
 
Da war dieser böse Massenmörderterroristenamokläufer Robert Steinhäuser.

Der hat in Erfurt das Gymnasium nicht geschafft und hatte damit nicht mal nen Hauptschulabschluss. Seine Eltern wussten nichts davon. Dann hat er mit realen Waffen im Schießstand der Polizei das benutzen von Waffen gelernt. Anschließend hat er mit einer Kollektion von legalen und illegalen Waffen das Schulmassaker begangen.

Schuld an alledem war aber nicht das verkorkste Schulrecht, auch nicht das Trainieren mit echten(!) Waffen, auch nicht die legale Besitzmöglichkeit von Schusswaffen, nein Schuld an allem war der Ego-Shooter auf dem PC.

Der kann sich nämlich nicht wehren und ist angreifbar.

Man stelle sich vor, man stellte Schützenclubs in Deutschland in Frage, in Bayern liefe sofort eine Sezessionsbewegung an.

"Killerspiele" verbieten ist schon schön einfach, weil alle die es fordern, in der Regel noch nie am Computer gespielt haben.

Für mich ist es genauso einfach, ein Verbot vom Oktoberfest zu fordern, weil dort die Trunksucht gefördert wird und unzählige Körperverletzungsdelikte begangen werden. Den Aufschrei aus München würde man noch am Nordkap hören.
 
USS Nelame schrieb:
An Spielen, wie den vielbesagten Ego-Shootern kann man meinetwegen noch herleiten, dass aggressive Verhaltensweisen dargestellt werden.
Jau, deswegen war ich als alter Killerspieler beim Bund auch der beste Schütze in meiner Kompanie (tatsächlich habe ich in meiner Bundeswehrlaufzeit allerdings nie die P8 Prüfung bestanden).
 
Jeder Innenminister, der Killerspiele nicht unmittelbar in die rechtlichen Schranken verweist, versündigt sich an den Online-Spielern und an der kulturellen Harmonie in Europa.

Verstehe ich jetzt nicht, wir haben doch die restriktivsten Gesetze, wir sind als die "unharmonischen".
 
Ist schon schön das man wieder auf eine Randgruppe los geht. Stapelt Holz und errichtet Scheiterhaufen. *sarkasmus*

Und Tatsächlich gibt es schon Politiker, die hergehen und eine gesetzes Eingabe machen wollen. Die dann wieder nach Jahren des, es gab keinen neuen Vorfall, revidiert wird. Analog mal auf die Kampfhunderegelung anspiel.

Aktuell scheint es keine Publicity für uns arme Spieler zu geben. Außer vieleicht von ein paar Spielemags bei denen ein Brief zum verschicken, an den örtlichen Politiker abgedruckt ist.
 
Das Problem an den Gesetzesänderungen ist doch letztlich, wenn irgendwann gesagt wird was damals (also heute ;)) fürn Unsinn gemacht wurde, es wieder niemand gewesen sein will.
 
Was ich nicht verstehe ist der Auspruch der Herren und Damen Politiker "...das töten von Menschen ... mit Punkten belohnt werden".

Häh habe ich was verpasst? Sollte ich meiner langen Karriere als Videospieler etwa nicht auf Bits und Bytes sondern auf echte Menschen geschossen haben?

Aber was mich wirklich besorgt ist die schlampige (gewollt oder ungewollt) Berichterstattungen der Medien in denen besagtes FF plötzlich als Killerspiel dargestellt wird. Da fragt man sich wie ernst und professionell andere Themem recherchiert werden.
 
@sweethy da können die Damen und Herren wohl auch nicht, Realität und Fantasie auseinander halten. :)


@Thema
Also müssen in Zukunft auch, Betriebanleitungen von Kettensägen verboten werden. Schließlich könnte man damit auch Menschen töten.

Ich kann mich noch daran erinnern als das Spiel Moorhuhn nen Hype hatte, als da die Grünen Angst hatten, das man damit die armen und echten Viecher mit ausrotten könnte. :lol:
 
Irgendwie kommen doch aber immer noch mehr Studien zum Ergebnis, es gebe eine negativen Einfluss von Gewaltspielen:

der Standard schrieb:
Brutale Computerspiele steigern die Aggressivität der Spieler im wirklichen Leben. Das ist das Ergebnis von vier Studien, die Medienwissenschafter auf einem Kongress der Hochschule München am Donnerstag vorgestellt haben

Dazu ist .:hier:. auch ein Interview zu finden.
 
Die Zugehörigkeit zu einer niedrigen sozialen Schicht und der Hauptschulbesuch gehen in den Untersuchungen mit einer intensiveren Nutzung der Spiele einher. Sie sind aber auch unter Gymnasiasten verbreitet.
Man muss sich auch anschauen was um eine Person herum in dieser "Niederen" Schicht passiert, genauso wie es bei einem "super Oberschicht Gymnasiasten" so ist, es ist doch Prinzipiell egal aus welcher Schicht man kommt. Ein Hauptschüler kann genauso ausgegrenzt und vernachlässigt werden, wie ein Gymnasiast, in beiden Fällen, sofern sie emotional Angreifbar sind, kann es passieren das diese sich zurückziehen und über längere Zeit so verändern das sie Aggressionen ihrer Umwelt gegenüber entwickeln und es Schlussendlich zu einem Amoklauf gegen ihre "Feinde" ansetzen.
...in den Studien festgestellten Wirkungen, welche unterschiedlichen Ursachen im Einzelfall zusammenkommen, muss genauestens ergründet werden.
Genau das ist es, worauf ich hinaus will, die Ursache ist nicht das Spielen von "Killerspiele", es sind weitaus Komplexere Ursachen dafür zu finden, wofür man sich natürlich Zeit nehmen muss. Warum wurde er so, wie er ist, was hat ihn dazu getrieben und vor allem, wieso konnte es passieren das er sich Duke Nukem zum Vorbild dieses Amoklaufes genommen hat? (Beispiel;))

Manchmal denke ich einfach das unsere Technik, die Möglichkeiten des PC´s und die sich verändernden sozialen Gegebenheiten, wie Menschen heutzutage kommunizieren und ihre Freizeit nutzen, zu schnell wachsen und unsere Politiker dafür einfach zu Alt und Eingesessen sind um sich damit überhaupt Sinnvoll auseinanderzusetzen. Wieso Word benutzen, Schreibmaschine ist nicht so kompliziert…
 
die Ursache ist nicht das Spielen von "Killerspiele", es sind weitaus Komplexere Ursachen dafür zu finden, wofür man sich natürlich Zeit nehmen muss. Warum wurde er so, wie er ist, was hat ihn dazu getrieben und vor allem, wieso konnte es passieren das er sich Duke Nukem zum Vorbild dieses Amoklaufes genommen hat? (Beispiel;))
Ja da hast Du Recht und dieser Punkt ist der entscheidende.
Nur das bedeutet nicht, dass Gewaltspiele keinen negativen Einfluss auf das Aggressionsverhalten haben. Ich finde, auch die angesprochene Spielergemeinde sollte da etwas ehrlicher sein.
 
Dem Stimme ich dir zu, sicherlich führt es keineswegs zu einer Besserung bei Personen die sowieso schon labil sind, aber ich denke auch nicht das es der entscheidende Reiz ist, welches den Spieler zum Killer macht.

Es macht einfach keinen Sinn immer nur dort das Problem zu suchen und generell das JuSchG immer weiter verschärfen, das es schon kein JuSchG mehr ist, sondern eher ein Bevormundungsgesetz des normalen Bürgers, welcher schon das 18te Lebensjahr erreicht hat. Meinetwegen können sie es auch ab 21 machen (Dann ist auch der Letzte Mensch in Deutschland entgültig laut Strafrecht Volljährig), aber mir vorzuschreiben, welche Grenze der Gewalt ich im Stande bin zu ertragen, finde ich eine Frechheit.
Des Weiteren ist es doch nur Augenwischerei bzw. Bauerfängerei, in Wahlzeiten, zu glauben es würde etwas bringen das JuSchG so exzessiv wie es nur geht zu verschärfen, dann holt der gute 15 Jährige sich das Spiel halt ausm Ausland oder anderswo, in der heutigen Zeit ist nichts unmöglich, dem Internet sei dank.
Ich denke der Weg zur Lösung wäre ein Kompromiss, der die Jugend schützt, aber auch dem Mündigen erwachsenen Bürger das Recht gibt, sein Spiel ungeschnitten zu genießen. Doch da sucht ja keiner nach, schnell und einfach muss es sein und zack haben wir das Killerspiel Gesetz.

Ach und im übrigen, kann mir mal wer genau sagen was das Wort Killerspiel jetzt so alles einbezieht? Wissen die Erfinder ja selbst nicht, selbst das wirkt unfertig!


PS: Auch ich habe als 15 Jähriger Resident Evil gespielt und habe keinen Knacks weg, aber ich denke trotzdem das es Sinn macht, das solche Spiele erst ab 18 gespielt werden sollten.
 
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