Episode 6: "Lethe"

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Vulcan

Lieutenant
Beginnen wir mit dem Positiven: Mit einer Rettungsoperation wurde ein klassischer humanistischer Star Trek-Ansatz als Grundstory genommen wurde. Leider beginnt nun aber beim Grund bereits das Schlechte: Der Rettungseinsatz wird notwendig wegen eines terroristischen Anschlags. Was könnte es in einer Serie heutzutage auch sonst sein. Discovery folgt hier weiter dem Spruch "To cowardly go where all the other current series went before." Sicher, wir hatten auch schon in anderen Star Trek-Serien Terrorismus gesehen. Dort wurde das Thema aber jeweils tiefer beleuchtet und sich damit auseinandergesetzt.* Hier wird es offenbar nur eingebaut, weil es ja gerade alle machen.

* Was genau genommen auch geradezu ironisch ist, wenn man bedenkt, dass das vorgeblich serialisierte Format gewählt wurde, weil man sich in Einzelfolgen nicht so tief mit einem Thema auseinandersetzen könne.

Und schon wieder: Der Antagonist ("Fanatiker") darf wieder mal seine dümmliche Argumentation darlegen, die Protagonisten haben nichts entgegenzusetzen; Sareks Antwort ist nur "Sie sind einer von denen!". Ich vermute mal, dass das keine Absicht ist, aber diese Frage ist geradezu die platte Darlegung des Hauptprinzips des Faschismus: die Abgrenzung "wir gegen sie". Kann ja sein, dass Sarek gerade anderes im Kopf hat, aber es ist ein sträfliches Versäumnis, dass in der Serie immer nur die Antagonisten ihr Handeln begründen; die Protagonisten hingegen offenbar ohne durchdachte Motivation kämpfen.

Sehr ärgerlich ist, dass Sarek in der Folge als Lügner dargestellt wird. Wir wissen zwar, dass Sarek bezüglich seiner eigenen körperlichen Unzulänglichkeit gerne länger schweigt als gut für ihn wäre, aber ein Lügner war er nie. Er hat ebenfalls seine Kinder in dem Glauben erzogen, dass Vulkanier nicht lügen.
Und hier sehen wir nun, dass Discovery ihn eiskalt zum Lügner umdefiniert.

Das wäre vielleicht noch zu verkraften, aber noch um einiges schlimmer, werden die Vulkanier hier zu verdammten Rassisten gemacht. In Enterprise starteten die Vulkanier extrem arrogant bzgl. ihrer Kultur, was es schon sehr schwer machte, sich mit der Serie anzufreunden. So zeigte das Oberkommando in der Serie eine Ablehnung gegenüber allen Andersdenkenden. Enterprise schaffte es mit der Auflösung in der vierten Staffel, gerade noch so mit einem blauen Auge davon zu kommen, weil sie uns präsentierten, dass sie sich erst in Archers Zeit wirklich zu den Vulkaniern entwickelten, die wir aus den weiteren Serien kannten: die Pazifisten, die IDIC als zentrales Prinzip verstehen.
Discovery bricht nun komplett damit. Diese Vulkanier verdammen nicht nur Andersdenkende, sie sind stattdessen frei heraus dreckige Rassisten! Abgesehen davon, dass die Abartigkeit damit qualitativ noch eine ganz andere Stufe annimmt, kann eine Erklärung wie in Enterprise dieses Mal nicht möglich sein: DIS spielt nun mal zwischen ENT und TOS, ein "sie haben sich erst dieser Jahr dahin entwickelt" klappt nicht mehr. Hier haben die Autoren wieder unglaubliche Scheiße abgeliefert.

Na ja, und dabei habe ich den Mist mit den "LogikExtremisten" noch gar nicht angesprochen. Dazu nur zwei Dinge:
1. Wenn die wirklich der Motivation folgen, die sie angeben, ergibt es keinen Sinn, dass Burnham sie "LogikExtremisten" nennt. Ihre Motivation hat nichts mit Logik zu tun, sondern nur mit Rassismus und Fremdenhass. Man kann sie "NationalExtremisten" nennen oder "RassenreinheitsExtremisten" oder was auch immer, aber eben nicht "Logik...". Sollte es ein von der Gruppe selbst gewählter Name sein, so müsste man sie trotzdem höchstens "sogenannte LogikExtremisten" nennen.
2. Sehr kreativ, die mit der gleichen Motivation wie die Klingonen auszustatten...

Dass ich kein Fan der Fernspukwirkung äh Interstellar-Telepathie bin, habe ich wohl schon mal dargelegt. Dass Burnham einen Teil von Sareks Katra in sich trägt, erklärt nicht, wie der echte Sarek als Kontakttelepath über Lichtjahre hinweg mit dem in Burnham zurückgelassenen Katra-Teil kommunizieren kann. Und wenn das möglich ist, erklärt es eben auch nicht, warum nicht jedes Föderationsschiff mit einer Person bemannt wird, die einen Katra-Teil in sich hat, um das in Notfallsituationen als Kommunikationsweg benutzen zu können.

Weitere Absurditäten:
- Holodeck... Ich sehe mittlerweile auch keine Möglichkeit mehr, wie es sich bei DIS nicht um ein Reboot handeln soll. Das ist wirklich scheiße. Wenn sie ein Reboot machen wollen, sollen sie, aber dann sollen sie es gefälligst auch so nennen. Die geradezu trumpsche Verlogenheit der EPs kotzt mich nur noch an.
- The disco shirts: very disco discovery? Ich weiß nicht, ob disco-shirts vorher schon irgendwie ein Begriff waren! Ansonsten verstehe ich die Anspielung nicht; auf der Enterprise läuft doch auch niemand mit "enter"-shirts herum! Die hätten wenigstens auf der Rückseite noch ein "very" draufdrucken können!
- lächerlicher Nebel: Der war sehr bunt; ich glaube, sowas in den 90er-Jahren im WindowsMediaPlayer gesehen zu haben.
- Auf seine Lüge angesprochen, lügt Sarek ein weiteres Mal: Er behauptet, er habe Burnham nicht die Wahrheit gesagt, weil Spock sich entschieden habe, zur Sternenflotte zu gehen. Spocks Entscheidung fand aber erst sehr viel später statt und kann somit offensichtlich nicht der Grund für Sareks erste Lüge gewesen sein. Da allerdings Burnham diese Fakten bekannt sind und sie trotzdem nichts sagt, ist das offensichtlich wieder ein fetter Autoren-Fehler.
- Die Friedensmission scheitert... na, war das eine Überraschung, nachdem Cornwell ala "sobald ich zurückkomme, nehme ich Dir das Schiff weg" abreist. Das hätte man vielleicht etwas weniger plump und vorhersehbar gestalten sollen!
- Lorcas Reaktion auf die gescheiterte Friedensmission ist natürlich ein weiterer Beweis für seine Verkommenheit. Was mir nicht klar ist, ist wie manche Leute im Internet Lorcas Verhalten als Beweis für einen "komplexen" Charakter bezeichnen. Das ist schon ziemlich daneben. Er macht halt, was er unmittelbar für sich selbst als das beste erachtet. Das ist nicht komplex, das ist einfaches kurzsichtiges Verhalten. Sowas kennen wir seit jeher. Das ist nichts im Vergleich zu der Komplexität eines Charakters wie z. B. Jean-Luc Picard. Möglicherweise verwechseln viele eher oberflächlich nachdenkende Leute eine gewisse positive Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit einer Person mit mangelnder Komplexität und verwechseln entsprechend fehlende Berechenbarkeit bzw. Zuverlässigkeit mit Komplexität. Diesen Leuten erscheint der demente Trump wahrscheinlich auch extrem komplex.
- Es ist in dieser Folge wohl nicht direkt zu sehen, aber in der vorherigen und der darauffolgenden: Lorcas Tribble ist ohne Erklärung verschwunden... na, wie praktisch für VoqTyler!

After Trek:
- Airiam ist nun doch ein "augmented human" (nicht alien).
- EP Berg sagte, Lorca sei ein guter Captain für die Kriegszeit, "because he get things done". Sie scheint sogar nahe zu legen, dass Lorcas Entscheidung bzgl. Cornwell in diese Kategorie falle.
Leider zeigt sich hier also, dass die EP Lorca nicht mal als Negativbeispiel ansehen, sondern wohl tatsächlich mit DIS die naive Ansicht in die Welt tragen wollen, dass es besser sei, zum Zwecke der Kriegsführung die Prinzipien über Bord zu werfen. Solche rückratlosen Gut-Wetter-"Demokraten" werden es wohl sein, die unsere Demokratie vollends in den Abgrund stürzen werden. Extrem traurig, dass sie nun ebenfalls Star Trek als Werkzeug der Verdummung der Leute einsetzen. So einen Scheiß erwartet man von 24 und sieht man auch in vielen anderen naiven Produktionen (die sich dann selbst als "realistisch" und "gritty" und "komplex" bezeichnen, obwohl sie kaum weiter von der Realität und Komplexität entfernt sein könnten, sie sind stattdessen faschistoid und naiv), aber doch nicht von Star Trek!
- negativ fällt bei After Trek außerdem auf, dass keine inhaltlich relevanten Fragen gestellt werden (also welche, die z. B. Unklarheiten beseitigen würden) und dass selbst bei einfacheren Fragen ala "Habt Ihr bei den Klingonenhäusern darauf geachtet, dass jedes Haus seine eigene Version von Stirnkämmen hat" extrem ausweichend und mit unausstehlicher Selbstlobhudelei geantwortet wird.
- Weiterhin fällt negativ auf, dass sie während der Sendung mehrfach dazu auffordern, mit dem gegebenen HashTag zu posten, weil sie dann Tweetes vorlesen würden (z. B. Vorhersagen für die nächste Folge); während der Sendung werden dann aber keine Tweets(/Vorhersagen) vorgelesen.


Ich habe die Serie zwar immer noch nicht komplett abgeschrieben, aber ich verliere zusehens an Zuversicht, dass da noch etwas brauchbares kommt. Ich bin ehrlich gesagt etwas angepisst - das mag man auch an meinen obigen Ausführungen merken.
Discovery zeigt absolut überhaupt nichts Neues, sie klauen nur die Scheiße von anderen, kopieren sie auf schlechte Weise und ersetzen dann alles Gute in "Star Trek" durch eine schlechte Kopie von irgendeinem Mist, den man überall sonst auch sieht.
Gut, grundsätzlich, wenn jemand eine Serie(-nfortsetzung) ankündigt mit "alles neu" und "gritty" und "modern" - also nur leere Buzzwords, kann man wohl sicher sein, dass sie überhaupt nichts neu machen. Aber es ist dennoch eine unglaubliche Enttäuschung!

Fantheorie der Woche:
Der Titel der Folge ist Lethe. Lethe ist auch der Name einer Insassin der Tantalus-Strafkolonie aus der TOS-Folge "Dagger of the Mind", deren Gedächtnis gelöscht wurde. Die Theorie lautet nun, dass Admiral Cornwell letztlich Lethe sein wird, also unter diesem Namen auf Tantalus enden wird, nachdem die Klingonen fertig sind mit ihr (inklusive dem Mind Scanner/Hirnzerhexler).

Live long and prosper,
Vulcan
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Holodeck wird in TNG als neue Technologie eingeführt. In VOY wird bestätigt, dass die Technologie Ende des 23. Jahrhunderts der Föderation noch nicht zur Verfügung stand.
In TAS gibt es natürlich eine Folge, in der ein "Recreation Room" vorkommt, der einem Holodeck wohl sehr ähnlich ist. In der Folge läuft Kirk aber auch mit einem "Kirk is a jerk"-Shirt rum. Es hat wohl seinen Grund, warum TAS nicht als Canon betrachtet wird.

Es ist ja auch nicht singulär das Holodeck, warum DIS in meinen Augen nicht mehr anders als als Reboot bezeichnet werden kann. Man kann auch in einer Kontinuitätsfortsetzung mal den einen oder anderen Fehler oder möglicherweise auch mal eine kleinere Modifikation einbauen, so dass man es insgesamt noch akzeptieren kann: Wenn man halt plötzlich in DIS HoloCommunicatoren hat, obwohl die erst in DS9 eingeführt wurden, sonst aber alles passt, könnte man das wohl akzeptieren. Es ist bei DIS aber nach nur 6 Episoden nun der Punkt erreicht, dass es nur noch als Reboot betrachtet werden kann.* Es sind halt einfach mittlerweile zu viele Punkte, die unstimmig sind. Die Vulkanier sind dabei natürlich ein ganz gewaltiger Punkt. Und auf der anderen Seite sieht man nur wenig, was zur Kontinuitätsbewahrung genommen wird. Man nimmt halt nur das, was einem gerade in den Kram passt für die Story. Und wie nennt man eine neue Geschichte, die nur ganz punktuell Sachen übernimmt, die einem gerade so passen und ansonsten alles umbaut? Einen Reboot!

Live long and prosper,
Vulcan

PS: * Genauer gesagt natürlich (wie oben geschrieben): Es ist der Punkt erreicht, wo ICH es nicht mehr als was anderes als ein Reboot betrachten kann. Das mögen andere Leute anders betrachten; es soll ja auch Leute geben, die die Andrew Garfield-Spiderman-Filme nicht für einen Reboot halten (bzgl. den Tobey Maguire-Spiderman-Filmen).
 
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