Als ich in der Vorschau die Szene gesehen habe mit dem HoloSpam, der einfach so auf der La Sirena angezeigt wird, dachte ich mir "Wie albern!" und habe gehofft, dass man davon nicht auf die ganze Folge schließen kann.
Nun habe ich die Folge gesehen und muss sagen: Die alberne Szene mit dem HoloSpam war noch die beste der Folge. Entschuldigung für den Ausdruck, aber was für eine verdammte Sch**** war das denn?
Die albernen Hologramme und die absolut lächerliche Verkleidung - 70er-Jahre Zuhälter und Augenklappen-Pirat - sind ja schon genug, um die Folge in die FLOP 10 aller
Star Trek-Folgen zu befördern. Auf deutsch kam dann dieser absolut lächerliche französische Akzent hinzu (weiß jetzt nicht ob das auf englisch auch so unterirdisch ist).
Das absolute Desaster aber ist, dass es das erklärte Ziel der Folge ist, dem Publikum nahezubringen, dass ein kaltblütiger Mord aus niederen Beweggründen (Rache) eine tolle Sache sei. Entsprechend wird er von einer Hauptrolle und Ikone des Franchise durchgeführt. Wie die Drehbuchautorin Kirsten Beyer ausführt, hat sie einzig zu diesem Zweck Icheb zurückgeholt, um ihn dann gnadenlos abzuschlachten, um den Zuschauer emotional zu überwältigen, damit er den Mord am Ende dann auch entsprechend goutiert.[1] Und als sei das nicht schon abartig genug, ist Seven selbst es, die auch Icheb ermordet - in der schlimmsten Variante des alten ausgelutschten Tropes des MerciKills; wohlgemerkt geht Seven davon aus, dass Icheb nicht tödlich verwundet ist und Seven ist gekommen, um ihn zu retten; es ist also davon auszugehen, dass sie auch für die Mittel gesorgt hat, um das auch zu tun. Sie tötet ihn letztlich nur, weil er sich nun in der Situation so beschissen fühlt, dass er seinen Lebenswillen verloren hat. Eine verständliche Einstellung seinerseits (aber offensichtlich nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte); dem in der Situation so einfach nachzugeben vergewaltigt aber ein weiteres Mal alle Opfer jeglicher schwerer Gewalt, indem es das Statement setzt "Wer Opfer einer Gewalttat wurde, sollte lieber sterben als leben!" Eine perverse Sauerei ist es, was die Folge uns da präsentiert.
Dass zusätzlich zur weiteren Rechtfertigung des späteren Mordes die Antagonistin als "böse, um böse zu sein" dargestellt wird (um die lukrativen Borgteile unversehrt zu bekommen, wäre es vorteilhaft, Icheb eben nicht ohne Betäubung zu metzgern), würde ich in einer normalen Folge auch als großes Minus verbuchen; hier verkommt es aufgrund der Fülle an menschenverachtender Perversion fast schon zu einer Fußnote.
Dass die oben erwähnten Lächerlichkeiten in die selbe Folge mit dem nicht-jugendfreiem* Metzgern eines beliebten Gastcharakters von früher gesetzt wird, zeugt auch nicht gerade von Pietät.
Und zu guter Letzt zeigen die Autoren, dass sie wirklich überhaupt gar keine Kreativität haben, indem sie die Dr. Verati-Theorie bestätigen und dafür auch gleich noch den zweiten
Star Trek-Wiederkehrer auch umgehend dahinmeucheln. Und somit stellt sich ganz klar die Frage, warum in der dritten Folge niemand mal überlegt hat, warum Verati bereits mit einer Romulaner-Waffe ins Chateau kam (was jeder Zuschauer sofort bemerkt hat, siehe im dortigen Thread). Zwei Geheimdienstler und ein Sternenflotten-Captain kommen nicht auf die Idee, das mal zu erfragen? Man muss jetzt bloß hoffen, dass sie zusätzlich auch noch ein Android ist, damit Maddox nachher noch aus seinem Grab über sie lachen kann.
Die Folge wirkt wie eine extrem schlechte Version einer dieser Alibi-"Handlungen" für einen billigen First-Person-Shooter aus den 90gern, wo man irgendwie Mission 1 mit Mission 2 verbinden muss, aber die Mechanik des Spiels es nun mal erfordert, dass jedes Problem mit dummem Rumballern gelöst wird und man daher bar jeder Moral und Logik halt irgendeinen Mist zusammenschreibt. Sowas als Folge zu einer Serie zu drehen, ist schon ein Armutszeugnis; man merkt beim Angucken quasi wie einem die IQ-Punkte aus dem Hirn purtzeln. Das war ganz eindeutig die schlechteste
Star Trek-Folge aller Zeiten - und innerhalb eines serialisierten Kontexts bedeutet das nichts Gutes für die Serie.
Ich verschwende jetzt mal nicht noch die Zeit, auf die Vielzahl von Ungereimtheiten bzw. Aulassungen, um den Mord überhaupt dem Publikum als einziges Mittel zu präsentieren, einzugehen.
Ich fand den Pilotfilm von
PIC beeindruckend gut "poliert", so dass jeder darin etwas finden konnte, um bei der Serie am Ball zu bleiben. Ich war danach recht enthusiastisch. Diese Folge hat nun offenbart, dass in dieser Serie für erwachsene Menschen wie mich, die mit Kinderkacke wie dem absoluten naiven Konzept "Gewalt ist die Lösung" nichts anfangen können, offensichtlich nichts zu holen ist. Einziges Ziel darüber hinaus ist den
TNG-Charakter Picard zu vernichten - eine absolute Schande. Ich wünschte wirklich, Patrick Stewart hätte nie zugestimmt, dafür zurückzukommen. Mein Interesse wurde vaporisiert! Ich muss mich wohl damit abfinden: Star Trek ist tot!
Live long and prosper,
Vulcan
* Die Altersfreigabe scheint mittlerweile auf 16 heruntergesetzt worden zu sein. Schade, immerhin hätte die Beschränkung bedeutet, das weniger Leute diesen Müll zu sehen bekommen hätten.
[1]
https://www.indiewire.com/2020/02/s...violent-scene-icheb-seven-of-nine-1202212586/