Gefreut hat mich, endlich mal wieder etwas Weltraum und einen neuen Planeten zu sehen. Drei Folgen auf der Erde waren letztlich mehr als genug (wobei man natürlich im Vergleich sagen kann, dass es bei
DIS 8 Folgen gedauert hat bis zum ersten Planeten mit Außerirdischen... und 11 bis zum ersten Planeten mit sprechenden Außerirdischen). Auch dass man sich eine ganze Folge Zeit nimmt, "nur" um ein weiteres Crew-Mitglied aufzusammeln und dabei etwas die Hintergrundgeschichte zu beleuchten, finde ich ok. Die Handlung auf dem Borg-Kubus fand ich diese Woche hingegen deutlich schwächer; da sehe ich auch kaum eine Entwicklung gegenüber letzter Woche - Soji ist die Zerstörerin, Nissa drangsaliert Narek für sein langsames Vorankommen... alles letzte Woche schon gesehen. Normalerweise sagen Filmschaffende ja "besser etwas zeigen, als es sagen", aber bei "langsamem Vorankommen" ist es manchmal halt nicht so sehr spannend, es zu zeigen. Und natürlich fehlen Laris und Zhaban.
Auch scheint die Handlung weiterhin grundsolide aufgebaut - eine autoren-handwerklich solide Arbeit und somit eine erfreuliche Abwechslung zu
DIS. Allein die Message will mir nicht zusagen. Trotz der Ankündigung mit der ragtag motley crew aus ehemaligen Geheimagenten und anderen "toughen" Charakteren hatte ich auf eine positive Botschaft gehofft, etwas, was die Serie von anderen aktuellen Serien abhebt. Und im Pilotfilm hatte ich gedacht, in der Hinsicht eine Bestrebung zu erkennen; etwas in die Richtung Phoenix aus der Asche; nach Jahren des Zauderns rafft sich Picard nochmal auf, um nochmal für eine gerechte Sache einzustehen und für die Gerechtigkeit zu kämpfen. Und dabei nimmt er nicht nur diese Geheimdienstler und Haudraufler mit, sondern mit Dr. Jurati auch einen Charakter für gehobene Ansprüche.
Nun sind wir drei Folgen weiter; sein Eintreten für die Ideale aus der ersten Folge hat er mittlerweile als Fehler und ersten Anflug von Demenz deklariert; der Charakter demontiert sich selbst (siehe obigen Beitrag) und es wird klar, dass es Picard offenbar weniger um die gute Sache geht, als sicherzustellen, dass er nicht von der Demenz dahingerafft wird, sondern einen anderen Tod findet - zwar vorzugsweise dabei auch irgendwas Gutes tut, aber zur Not reicht es dabei auch, rassistische Romulaner zu provozieren. Und er hat dann noch nicht mal allen seinen Mitstreitern mitgeteilt, dass er im Prinzip vor hat, sie in den Tod zu führen. Noch dazu fällt den Autoren für Jurati nichts besseres ein, als dass sie ihre Langweile zum Besten gibt, damit Rios und sie in dieser Folge überhaupt ein paar Dialogzeilen haben. Wobei ich dazu sagen muss, dass Jurati ein unendlich viel besserer Charakter ist als z. B. Tilly. Denn Jurati kann/weiß etwas, während Tilly einfach nur arrogant ist. Noch schlimmer wäre es natürlich, wenn diese langweilige "Jurati spioniert für Oh"-Theorie auch noch stimmen sollte.
Nun ja, schauen wir mal, was da noch kommt, aber bei nur 10 Folgen mache ich mir nach 4 Folgen natürlich Sorgen, ob da nun endlich noch was kommt, was
PIC irgendwie in
Star Trek-Manier vom Rest der aktuellen Fernsehlandschaft abhebt... eine Philosophie, ein Optimismus, ein Plädoyer für eine positive Lebensweise oder wenn sie es sich schwer machen wollen das Geheimrezept wie man eine verkorkste Welt zum besseren wendet; die positive Zukunfts-Utopie oder Technologie-Faszination haben sie ja schon ziemlich nachhaltig gekillt.
=== Kleinigkeiten ===
- Ich kann nachvollziehen, dass Picard 2385 nicht mit der Sternenflottenuniform auf dem Planeten beamen will, aber irgendwas stört mich an seinem Outfit; irgendwie muss ich da an Kolonialherren oder ähnliches denken.
* Apropos: Ich habe vor einiger Zeit die Serie "The Musketeers" mit Santiago Cabrera (Rios) in einer der Hauptrollen geschaut, aber zugegebenermaßen hauptsächlich, weil dort Peter Capaldi mitspielt. Wenn man nicht drüber nachdenkt, kann man sich das durchaus anschauen.
- Der Junge versteht ein Wort in der Geschichte nicht und Picard sagt nur, er zeige ihm morgen, was es bedeute. Das hilft nicht beim Verständnis - dabei wäre es so leicht zu erklären. Stellt sich die Frage: Liest er das dem Jungen vor oder will er nur sich selber lesen hören?
- Warum geht(bewegt) Picard während er sich beamen lässt? Ist doch sinnlos und erschwert das Beamen unnötig.
- Was zum Verständnis sehr fehlt, sind ein paar Worte zur politischen Situation des ehemaligen Romulanischen Reiches. Existiert das Reich noch? Umfasst der in einer vorherigen Folge erwähnte Romulanische Freistaat mehr oder minder alle vorherigen romulanischen Territorien? Oder umfasst er nur den Borg-Kubus? Existiert die neutrale Zone noch? Na ja, immerhin kriegen wir später noch ein paar Worte zum Qiris-Sektor (das Gebiet um Vashti).
- Irgendwie merkwürdig, Picards Arbeitszimmer vom Chateau im Holodeck nachzubilden, wo er doch so dringend von dort weg wollte.
* Wie üblich brennt das Kaminfeuer weiter, wenn man das Programm pausiert.
- Der Warp-Flug sieht blöd aus. Da stimme ich chrisbergr auch voll zu: hätte das mal wenigstens ordentliche Warp-Gondeln; dann würde sich wenigstens das nach
Star Trek anfühlen.
- "like a good starfleet officer" <- Ein guter Sternenflotten-Offizier ist eben keiner, der blind Befehle befolgt.
+ Sehr positiv ist zu erwähnen, dass nun klar wird, dass die Rettungsoperation tatsächlich schon angelaufen war, als der Mars-Angriff statt fand. Es war ja irgendwie ein bißchen merkwürdig, warum die jahrelang auf dem Mars die Flotte aufbauen, aber nicht schon zwischendrin mit den bereits fertigen Schiffen auch schon loslegen würden. Das gilt insbesondere, wo das Hauptproblem ja die Kapazizät der Schiffe war und man mit "mehrfach fliegen" diese Kapazität ja sehr einfach vervielfachen kann. Die einzige Frage, die damit bleibt, ist, wieso die ganze Flotte dann beim Angriff auf dem Mars war. Und die einzig plausible Antwort ist wohl, dass sie das gar nicht war. Auf dem Mars wurde wahrscheinlich lediglich ein signifikanter Teil der Flotte zerstört, nicht die gesamte Rettungsflotte - nur genug, damit die Sternenflotte das Projekt abgebrochen hat und die verbleibenden Schiffe umgewidmet hat, um die Verluste bzw. Ausfälle durch Wegfall der Werft auszugleichen.
- Das Kriterium für Hilfe bei den Qowat Milat ist eher unsinnig und das Herauszögern der Erklärung bis zum Ende der Folge ist ärgerlich. Ich hatte schon fast befürchtet, dass dann in dem Moment, wo es endlich enthüllt werde muss, wieder Tyler anruft, um die Enthüllung weiter zu verzögern.
- Und wieder Loser Flares!
* Es werden Buttons mit einem Symbol sehr prominent gezeigt, aber nichts explizit dazu gezeigt/gesagt. Man kann wohl nur annehmen, dass das das Symbol der Romulan Rebirth Movement sein soll.
* Der Senator sagt offensichtlich bereits kurz nach Picards Runterbeamen über Kommunikator jemandem bescheid; könnte sein, dass der Bird of Prey herbei gerufen wurde.
- Die CGI für die Drohne, die Ramdha scannt, wirkt recht inkonsistent. Anfangs fliegt sie von hinten durch die Tür und wirkt relativ groß, aber im Hintergrund. Dann plötzlich ist sie direkt über Rahmda, vor Narek und wirkt sehr viel kleiner.
- "Are you Tal Shiar?" Und Nareks Gesichtsausdruck sagt: "Was? Aber ich hatte mich doch so gut getarnt! Unmöglich, dass mich jemand durchschaut hat!"
- Was mir unklar ist, ist warum auf Vashti Terraner leben - auch wenn wir keinen einzigen sehen.
* Die Szene, in der Picard das Rassisten-Schild hinwirft, ist im Prinzip eine starke Szene. Sie wäre aber sehr viel besser, wenn man nicht den Eindruck hätte, dass er es nur macht, weil er getötet werden will.
- Unerfreulich ist in meinen Augen, dass Picard auf den Romulaner plötzlich ganz anders reagiert, als er hört, dass er Senator war. Ich hatte in den vorherigen Folgen auch schon ein wenig das Gefühl, dass an einigen Stellen deutlich mehr Abschätzigkeit gegenüber den "einfachen" Leuten vorhanden war als das in
Star Trek der Fall sein sollte. Etwas mehr Gleichheit und weniger aristokratisches Verhalten wäre für
Star Trek dringend notwendig.
+ Die Rettungsschiffe gehörten der Wallenberg-Klasse an, das ist eine erfreuliche Referenz.
+ Die Entschuldigung Picards an die Romulaner ist ganz gut - weil sie ernst gemeint wirkt; bloß schade, dass Elnor vorher den Ex-Senator tötet.
- Warum lassen die sich am Ende überhaupt auf einen Raumschiff-Kampf ein? Sie haben alles, was sie wollten, alle sind an Bord; sinnvollerweise sollten sie also nun einfach abhauen. Wenn Rios Schiff dem 150 Jahre alten Bird of Prey in einer Sache überlegen sein sollte, dann in der Geschwindigkeit.
- Raffi hat zu spät gebeamt! Das Schiff war bereits zerschellt bevor sie den Beamvorgang startet.
+ Jery Ryan zu sehen ist natürlich immer eine Freude - vom schauspielerischen Standpunkt meine ich natürlich.
Verwirrt hat mich hingegen diese Naivität oder Ignoranz Picards, weil dieser absolut überrascht schien, nicht als Held willkommen geheißen wurde.
Raffis Aussage über die Statue zeigt wohl, dass sie Picards Verwunderung auch teilt, dass sie so negativ empfangen werden.
Live long and prosper,
Vulcan