@Pegasus: von welcher gesellschaftskritik sprichst du?
Ich finde, dass der Film unsere Gesellschaft einmal mehr oder weniger direkt und einmal indirekt kritisiert. Natürlich bleibt diese Kritik recht vage, weil der Film in erster Linie unterhalten soll.
Direkte Kritik wird über das Verhalten der Personen geübt: Peter Parker (unter Einwirkung eines Parasiten - aber letztlich doch symbolisch für einen Großteil der Gesellschaft) distanziert sich von seiner Umgebung, seiner Tante, seiner Freundin; verhärtet unter den Verletzungen, die er dadurch erleidet und versucht diese und andere Wunden (Tod seines Onkels) durch Verletzung anderer Menschen (seine Freundin, der Sandmann) zu rächen.
Auch die Frau des Sandmanns ist verhärtet und hat sich (wahrscheinlich zum eigenen Schutz) eingekapselt. Erst wollte sie die Erklärungen des Sandmann vielleicht nicht hören, jetzt kann sie sie nicht mehr hören, weil sie das Zuhören und auf einen Menschen einzugehen verlernt hat.
Wir kommunizieren immer weniger miteinander und oft auch noch auf mißverständliche Art und Weise. Nicht zu sagen was man meint und trotzdem Verständnis zu erwarten ist weit verbreitet. Schlimmer noch: In vielen Gesprächen, wenn man sie denn noch so nennen kann, attackieren sich die Gesprächspartner pausenlos. Wer heute nicht mit Worten wie mit Messern zu schneiden versteht, hat in dieser Gesellschaft verloren. Sie bietet kaum Platz für Sensibilität und wenig Raum für freies Denken. Das hat die Reaktion einiger Zuschauer verdeutlicht. Kaum einer hat z.B. Parkers Vergebung gegenüber dem Sandmann gewürdigt, wo doch soviel dahinter steckt: die bewußte Betrachtung des Gegenüber (möglichst unbeeinflusst von Vorurteilen), die bewußte Betrachtung seiner selbst (vor allem seiner eigenen Schwächen), das Neubewerten der Situation und schließlich die Kraft, über den eigenen Schatten zu springen.
Die wenigsten haben die eben genannten Situationen mit mehr als Geringschätzung wahrgenommen und viele haben Peter Parker als Weichei abgelächelt. Gefühle zeigen, miteinander reden und aufeinander eingehen ist schon lange nicht mehr gesellschaftskonform. Das hat der Film angedeutet (direkte Kritik) und die Reaktion der Zuschauer gezeigt (indirekte Kritik).
Wie gesagt: Es war für einen Actionfilm angemessen dezente Kritik, die den wenigsten auffallen aber dazu führen wird, dass ihnen der Film aus nicht näher zu benennenden Gründen nicht so gefällt.