Ukraine Krise

Galaxy-Class

Lieutenant
Wir hams ja. Ich schmeiß einen neuen thread, geboren aus nelames

Die Kriegsschuldfrage

DJD schrieb:
(erinnert das irgendjemanden an die aktuelle Ukraine-Situation, wo niemand im Westen verstehen wollte, dass die Russen sich bedroht fühlen, wenn die NATO bis vor ihre Haustüre kommt und dann der Ukraine auch noch ein die-oder-wir-Ultimatum auf die Brust setzt (guckt euch mal diesen Beitrag an, insbesondere ab Minute 3:00)

Das ist schon interessant.

Ich bin kein Anhänger von Verschwörungstheorien, noch glaube ich das die deutschen Medien gezielt beeinflusst werden.
Aber wenn man sich den Verlauf des Ukraine Konflikts so ansieht tritt doch erschreckend krass zu Tage wie antirussisch berichtet wird (ja, auch über Sotschi). Während man selbst das Gefühl hat wir haben auf der Krim nix verloren und dieses Gefühl auch, aus meiner Perspektive, der Großteil der Bevölkerung teilt, bekommt man in den Nachrichten täglich wieder serviert, wie demonisch böse Russland agiert. Bis man selbst zweifelt.

Woran liegt das, dass wir so wenig erfahren über Ultimaten die die EU der Ukraine setzt? Über die Frage ob man ein Volk das zu Russland gehören will nicht einfach zu Russland gehören lassen sollte? Über ein Russland das immer mehr Militär vor die Nase gesetzt bekommt - und wie Amerika reagieren "würde" wenn Atomwaffen zum Beispiel auf Kuba stationiert werden würden?
Ich meine die Frage echt ernst.

Trauen uns die Medien nicht zu ein profundes Urteil zu fällen und nehmen uns die Entscheidung ab ?
Oder sind es doch düstere geheime Machtbünde die die Politiker und die Medien steuern ?
 
Ich glaube es liegt daran, daß Rußland die Alternative zur EU darstellt und sich auch nicht in diese einfügen möchte. Die Medien müssen Rußland so schlecht darstellen, weil ja sonst das eigene System angegriffen wird. Die EU ist ja das tollste und demokratischte Instrument, das die Welt je gesehen hat - da braucht man eben Rußland, das möglichst böse erscheint, daß alle froh darüber sind, wie toll doch Brüssel ist.

Um die Ukraine geht es ja auch gar nicht - es geht um den Westen (Brüssel) und den Osten (Moskau), die Ukraine ist nur das Austragungsfeld. Daß es so kommt, war zu erwarten, die Ukraine ist der EU eben ins Auge gefallen. Ist ja auch ein schöner Flecken Erde. Daß die Russen sich da provoziert fühlen, war abzusehen. Das wußte der Westen aber genau. Ich würde ja sogar mal vermuten, der Westen ist nicht unschuldig daran, daß die Sache in der Ukraine eskalierte. Man will das Gebiet eben in der EU haben.

Erschreckend ist vor allem, wie abartig die Phantasie der Berichterstatter schon ist. Es geht darum, daß Rußland bei einem Gebiet eingreift, das erst in den 1950ern zur Ukraine kam und die ganze Zeit über mehrheitlich russisch war und ist. Die Medien machen dann aber gleich so, als sei die UdSSR wieder auferstanden und würde alle ehemaligen Gebiete mit Gewalt wieder holen wollen. Klingt wie: Die Ukraine wurde niedergeworfen, die Panzer rollen jetzt schon ins Baltikum. Und wie man schon dabei ist: Warschau, Prag und Berlin kann man da auch gleich besuchen. Das hat mir der Realität nichts mehr zu tun.

Noch widerlicher ist, wie schnell die Medien Sympathien für irgendjemand haben. Das war beim Arabischen Frühling genauso, da hieß es auch gleich: Huh, toll, Arabien erwacht, jetzt wird's demokratisch, alles ist ganz toll usw. War's unter dem Strich dann auch nicht. Und die neue Regierung (demokratisch NICHT gewählt) ist jetzt auch sofort die Rettung Osteuropas ... wieso kann man nicht mal abwarten und beobacten, was da politisch hochgespült wird, bevor man losjubelt?

Ich habe mich mit wenig Leuten unterhalten, daher kann ich schwer einschätzen, wie die deutsche Bevölkerung das sieht. Wirkt die negative Berichterstattung?
 
Das "Problem" mit deutsche Reportern ist, dass die allermeisten (vor allem in den Leitmedien) im alten Westdeutschland sozialisiert wurden. Selbst Reporter, die jetzt 45 sind (und die Chefredakteure sind eher 5 und mehr Jahre älter) haben ihre ersten 20 Jahre auf der "richtigen" Seite der Mauer verbracht.

Auf der anderen Seite sind sie zu jung, um vom zweiten Weltkrieg noch viel mitbekommen zu haben.

Sie wurden so erzogen, dass "der Russe" der Böse ist, der die Welt in Unglück stürzt und die Amerikaner die sind, welche die freie Welt beschützen.

Und diese Sozialisierung hält bis heute an. Wenn die Nato Belgrad bombardiert, um das Kosovo gewaltsam von Serbien abzuspalten (im Kosovo liegt zufällig auch das Amselfeld), dann ist das was Gutes, weil wir die armen Kosovaren von den bösen Serben befreien und ihnen einen eigenen Staat geben.

Was die Russen dagegen jetzt auf der Krim machen, ist hingegen verfassungswidrig und zu verdammen!

Es ist diese Bigotterie, welche auch die Russen unsere Argumente nicht mehr für voll nehmen lässt.

Und diese Bigotterie lässt sich auch in Deutschland beobachten: Die Russen haben bis 1994 alle ihre stationierten Truppen aus Deutschland abgezogen. Die Amerikaner sind 20 Jahre später immer noch da. Aber die Russen sind die bösen Besatzer, gelle?


Natürlich ist nichts, was gerade auf der Krim abläuft, koscher. Aber die Amerikaner stürzen und stützen seit jeher Regime wie es ihnen in den Kram passt.

Man gucke sich auch mal dieses Segment von Volker Pispers an, der nach Husseins Niederwerfung Assads Beförderung zum "bad guy" vorrausgesehen hat, lange bevor es einen syrischen Bürgerkrieg gab:




Die Entwicklung der Krimkrise illustriert
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist teilweise bestimmt richtig, ich traue den Journalisten aber dennoch zu, dass sie sich auch ein kritisches Urteil bilden können. Die sitzen ja auch direkt an unverfälschten und vielfältigen Nachrichtenquellen... Was dann als Output kommt ist ja nochmal was anderes.
Auch gestern wurde wieder nur zaghaft erwähnt das 95% Zusprache (lass es 70% echt sein) doch ganz schön viel ist, aber da es ja keine rechtliche Grundlage gibt ist das total unwichtig.
Ich checks echt nicht so ganz.

Die Kosovo Geschichte ist mir am Anfang auch gleich gekommen, aber so 1 zu 1 kann man das nicht wirklich vergleichen. Auf dem Balkan gab es schließlich einen Völkermord (!), während auf der Krim in der neuesten Geschichte keine blutigen Auseinandersetzungen gab.

Die Besatzung der Amerikaner ist die eine Sache, die Abhörung sämtlicher Telekommunikationskanäle, aller Bürger, Politiker, Technologieträger und Unternehmen nochmal was ganz anderes (Wobei das ja Hand in Hand geht). Darüber war Merkel leicht angesäuert. Und auch so gab es keine nachhaltigen Konsequenzen, sowie das Thema und die Folgen nie wirklich vertieft wurden. Weder von den Medien (da noch mehr) noch von der Politik (und das ist wirklich zum verzweifeln).
Dazu einer meiner Lieblings Postillion Artikel: dezente Kritik an Amerika.

Bei Assad würde ich zunächst sagen, dass der Krieg doch durch den arabischen Frühling losgetreten wurde. Und den konnte man schwer vorhersagen. Wobei einige Unstimmigkeiten gibt es schon. Der Konflikt ist später gestartet und zieht sich nun schon ewig, sowie das mediale und politische Interesse deutlich größer war als in andern Ländern... Vielleicht ist also schon was dran.
Manman, die Amis. So sehr ich sie schätze aber das ist schon verrückt wie sie sich überall einmischen... Was bringt ihnen das eigentlich ? Profitieren sie z.B. nun wirklich vom Irakkrieg ?
 
Der Hinweis DJ Doenas auf den Abzug der russischen Besatzer ist gut. Meines Wissens sind die amerikanischen Stützpunkte in Deutschland sogar amerikanisches Hoheitsgebiet, d. h. das gehört jetzt zu Nordamerika. Aber die bösen Russen, die sogar bereit gewesen wählen, ihren Teil Ostpreußens zu verhandeln ...

Ich persönlich würde sagen, daß das Verhalten der Russen auf der Krim nicht wirklich so gerechtfertigt ist, immerhin marschiert man erst in Gebiet ein und macht dann eine Volksabstimmung. Das klingt schon sehr nach dem Schaffen vollendeter Tatsachen. Natürlich kann man sagen, es gab einen Hilferuf und/oder man mußte einfach die eigenen Leute auf der Krim schützen. ABER: Daß der Westen ähnliche (und wohl deutlich schlimmere) Sachen machte, wird gerne ausgeblendet. Wobei ich die Russen ja bewundern muß, daß deren Politik so konsequent ist, die tun etwas für ihre Leute im Ausland. Völkerrechtlich würde ich auch sagen, daß die Krim zu Rußland gehört, einen Anschluß würde ich daher begrüßen. Ich hoffe nur, daß die Krimtataren nicht die Zeche zahlen müssen.

Das Tolle ist bei der Politik der Vereinigten Staaten, daß unser Ansehen etwa in der muslimischen Welt nun auch sinkt, weil wir ja Nordamerikas beste Freund sind ... natürlich sehr toll, wenn der Begriff "Deutschland" dort unten auch immer mehr mit "Besatzung, Krieg und Terror" verbunden wird.
 
Zurück
Oben