Original von Mike Hillenbrand
Die Neue Grenze
Der Satz ist aufmerksamen Corona-Lesern nicht ganz unbekannt: "Die fünfte Star Trek-Serie erschien bereits 1997 in den USA und sie geht - wendet man das Fernsehprinzip auf sie an - inzwischen schon in das sechste Jahr."
Die U.S.S. Excalibur, ein Schiff der Ambassador-Klasse startete schon vor langem ihre Mission in den unendlichen Weiten. Kommandierender Offizier ist Captain Mackenzie Calhoun und die Väter dieser ersten Star Trek-Serie, die allein in Buchform auf dem Markt erschienen ist, sind der Herausgeber der Star Trek-Romane bei Simon&Shuster John Ordover und Star Trek-Autorenveteran Peter David.
Ordover, der dem Star Trek-Universum seinen eigenen Stempel aufdrücken wollte und obwohl bei den Autoren sehr beliebt - William Shatner benannte nach ihm eine Reittier-Rasse in seinen Romanen.. eine vielleicht doch eher zweifelhafte Verbeugung -, nicht so ganz zufrieden mit dem Regelkatalog war, den er von den Star Trek-Eignern aufs Auge gedrückt bekam. Tatsächlich ist von allen Herausgebern der Star Trek-Reihen John Ordover tatsächlich derjenige, der die meisten Vorgaben zu beachten hat.. Star Trek ist kompliziert geworden - und das sind auch die Regeln für einen Star Trek-Roman.
Diesen starren Vorgaben zu entkommen, war der Wunsch und das Ziel. Und der Weg führte - soviel war klar - nur über eine neue, eine eigenständige Romanreihe. In der Handlungen beschrieben werden konnten, die das entsprechende Universum auch veränderten und die nicht am Ende eines Romans die Situation am Beginn wieder herstellen musste..
Ordover kämpfte für diese Idee und er kämpfte so gut und so lange, dass er ein Konzept vorlegen durfte. Selber mit nur geringem Autoren-Ambitionen belastet, wandte sich der Herausgeber an den Autoren, der einige der besten Trek-Romane aller Zeiten verfasste und mit erstaunlicher Regelmäßigkeit in erstaunlich kurzen Abständen erstaunlich gute Romane veröffentlicht: Peter David.
Zusammen arbeiteten Sie das Grundkonzept aus: Der Zusammenbruch des thallonischen Imperiums, eines riesigen Sternenreiches im Sektor 221-G ist der Hintergrund dieser Roman-Reihe. Thallon wurde von einer privilegierten Führungskaste regiert, der eine mächtige Adelsfamilie vorstand und das Imperium über viele Generationen mit eiserner Faust zusammenhielt. Mit ihrem Fall zerbrach das Reich in viele kleine Machtbereiche. Alte Konflikte erwachten und nun versuchen verschiedene Welten ihren eigenen Vorteil aus dem entstandenen Chaos zu ziehen. Hinzu kommt, dass das Nachbarreich, das Imperium der Danteri, seine Chance gekommen sieht, sich das zerfallene thallonische Imperium einzuverleiben.
Kurzum: Der Raumsektor 221-G ist auf dem besten Wege, sich in ein gefährliches Pulverfass zu verwandeln, deren Auswirkungen der Föderation nicht gleichgültig sein können. Das Flüchtlingsproblem sorgt bereits in einigen Deep Space-Stationen für Platz- und Lebensmittelknappheit. Nach langen Diskussionen wird beschlossen, ein Schiff der Föderation in das Krisengebiet zu entsenden. Seine Mission: Humanitäre Hilfe zu leisten und zu verhindern, dass die Machtkämpfe eskalieren.
John Ordover war sich bewusst, dass dieses neue Konzept Risiken in sich barg, - und obwohl Paramount seine Zustimmung signalisierte, wusste niemand, wie die Fans - die bei Star Trek tatsächlich eine wichtige Rolle spielen - auf dieses innovative Projekt reagieren würden. Die ersten vier Bände ("House of Cards", "Into the Void", "The Two-Front-War" und "End Game") erschienen im Sommer 1997 und sie umfassen die Pilotstory der Serie.
John Ordover und Peter David versuchten wirklich alles, um "Star Trek - New Frontier" einen erfolgreichen Start zu ermöglichen und das Interesse der Leser zu wecken. Ordover teilte den Pilotroman in vier Bücher auf, die jedes für sich dünner waren, als es der Leser von den anderen Star Trek-Serien gewohnt ist. Der damit einhergehende niedrigere Preis sollte mehr Käufer, die sich auf das Experiment einer Star Trek-Serie in Buchform einlassen, anlocken. Auf dem ersten Titelbild befanden sich zudem Picard und Spock, zwei beliebte und bekannte Charaktere aus dem Star Trek-Universum, denen auch tatsächlich ein "Gastauftritt" in der Pilotstory vergönnt war. Und schlussendlich wurde mehrfach und eindeutig darauf hingewiesen, dass New Frontier starke Verbindungen zu der TNG-Romanreihe aufweist, - der Buchserie, die damals wie heute die besten Verkaufsergebnisse erzielt.
Diese Strategie und damit auch die vierbändige Pilotstory erwiesen sich in den USA als großer finanzieller Erfolg. Dennoch wird es in Deutschland keine Kopie der Marketing-Strategie von Simon&Shuster geben. Sascha Mamczak, beim deutschen Wilhelm Heyne-Verlag für den Bereich Science Fiction zuständig, erläutert zu diesem Punkt: "Die ersten vier Originalbücher sind etwas kurz geraten - wir haben uns daher entschieden, sie in zwei Doppelbänden zu veröffentlichen. Im November erscheint CAPTAIN CALHOUN (06/6551) mit den ersten zwei Originalbänden, im Dezember U.S.S. EXCALIBUR (06/6552) mit den zweiten zwei Originalbänden. Wenn die Serie gut ankommt, wird vermutlich jedes halbe Jahr ein Titel erscheinen."
Damit würde "Star Trek - Die neue Grenze" ebenbürtig zu den anderen etablierten Star Trek-Buchserien behandelt werden. Denn Sascha Mamczak verriet uns: "Ganz grob sollte jedes halbe Jahr mindestens ein Titel aus der jeweiligen Subserie erscheinen - mit der Ausnahme von Starfleet Kadetten, die wir auf Grund des geringen Interesses der Leserinnen und Leser erst einmal auf Eis gelegt haben. Nur Star Trek-Sachbücher erscheinen sporadisch."
Captain Calhoun, - so heißt also der fünfte Captain, der sich zwischen Kirk, Picard, Sisko, Janeway und Archer in die Star Trek-Historie einreihen darf. Und das ist nur gerecht. Denn bei der Erschaffung des Charakters Mackenzie Calhoun führten John Ordover und Peter David die Entwicklung fort, die Rick Berman zuerst mit einem farbigen und dann mit einem weiblichen Captain begonnen hatte: Mackenzie Calhoun ist kein Mensch.
Star Trek-erfahrene Leser werden in der Crew der U.S.S. Excalibur mit Commander Shelby, Lieutenant Robin Lefler und Doktor Selar aus der Fernsehserie "The Next Generation" bekannte Charaktere wiederentdecken. Aber auch die Leser der inzwischen "auf Eis gelegten" Buch-Serie "Starfleet-Kadetten" werden mit den Namen und Figuren von Zak Kebron, Lieutenant Mark McHenry und der Halb-Vulkanieren Soleta etwas anfangen können, so dass die Identifizierung des Lesers mit dem Rest der Crew keine allzu lange Zeit benötigen sollte.
Auch beim Heyne-Verlag ist man guter Dinge, die einzelnen Bände verkaufen sich nicht schlecht und vor allem über die Qualität der Bücher sind die deutschen Mitarbeiter entzückt. Bernhard Kempen, der für die Übersetzung verantwortlich zeichnet: "Mir hat diese Übersetzung sehr viel Spaß gemacht, weil es Peter David gelungen ist, frischen Wind ins Star-Trek-Universum zu bringen: mit einer packenden, konfliktreichen Handlung und äußerst lebendigen und farbigen Charakteren. Natürlich geht die Arbeit des Übersetzens viel leichter von der Hand, wenn man es mit einem gut geschriebenen Text zu tun hat."
Inzwischen sind - den "Pilotroman, der bei uns in zwei Teilen erschienen ist, mitgerechnet - schon sechs Bände der "Neuen Grenze" erschienen und bei der Lektüre merkt jeder Star Trek-Fan sofort, dass diese Buchreihe ihren eigenen Regeln und Gesetzen folgt. "Die Neue Grenze" ist witziger, gewalttätiger und auch mit mehr Sex-Appeal ausgestattet als ihre TV-Pendants. Zwar neigt auch David mitunter zur Star Trek-typischen Oberflächlichkeit bei unwichtigen Figuren, aber irgendwie passt dies zu seinem bildhaften Stil, mit dem er sogar Situationskomik im Slapstick-Stil beschreiben und damit Lacher erzielen kann.
John Ordover hat es geschafft: Er hat eine neue Star Trek-Serie ins Leben gerufen und dem Star Trek-Universum damit seinen Stempel aufgedrückt. Peter David wiederum macht das, was er wirklich am Besten kann: Schreiben, schreiben, schreiben.. und darum kann sich jeder Fan noch auf viele Abenteuer hinter der neuen Grenze freuen. Und wer die Serie noch nicht kennen sollte, dem sei sie hiermit wärmstens ans Herz gelegt..
Link zum Thema:
Quelle: Corona Newsletter
Nachdem in D jetzt die Bände 1-8 veröffentlicht wurden stellt sich ja jetzt unzweifelhaft die Frage: Wie gehts weiter. Besonders vor dem Hintergrund des letzten Satzes im Buch:
(...)fünf Minuten bevor die Exkalibur explodierte.
Wenn man sich bei Amazon mal die Hardcovers der kommenden Bücher in der engl. Rubrik anschaut, wird die neue Excalibur wohl ein Galaxy-Class-Ship werden.
Ein weiteres Konzept,das wohl auch aus der Feder von John J. Ordover stammt (zusammen mit Robert Greenberger), ist ein Spin Off: Gateways. Hierbei kommt es wohl zu mehrfachen Crossovers mit z.B. TNG, DS9 und NF. Und Co Autoren sind Diane Carey und Peter David.
Einfach mal bei Amazon: Engl. Bücher: Star Trek Gateways Suchen.