Perihel der Menschheit

dwight schrieb:
@Max
Kennst du eigentlich Alien Contact? Ist vielleicht eine Plattform, um es mal mit einem deiner Werke und breiterem Publikum zu versuchen. (Die sind aber recht selektiv und antworten aus Zeitgründen nicht auf jede Einsendung).

Uih, sieht nach einer interessanten Seite aus! Mal sehen, ob ich den Mut finde, wirklich mal was dort hin zu schicken :)



So, die beiden letzten Kapitel werden hier recht bald folgen :)
 
10. Kapitel: Botschafter

10. Kapitel: Botschafter

Brent befand sich als einziger im Kommandomodul. M’Beke war tot und sein Körper schwebte ziellos im All. Wie es dem Rest seiner Kollegen ergangen war, wusste er nicht. Hench war zum Schichtbeginn nicht erschienen. Yi und Jefferson mussten irgendwo im Schiff ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Seit Brent vor ein paar Stunden die Schwäche durch den Sauerstoffmangel überfallen hatte, konnte er sich nicht mehr von seinem Sitz an der Steuerkontrolle erheben.
Nach Gesellschaft suchte er aber ohnehin nicht. Das Ungewisse, das der Stille im Modul innewohnte, gab ihm ein gutes Gefühl, denn er wollte keine Klarheit darüber, wer der anderen drei noch lebte oder schon vor ihm den Bedingungen zum Opfer gefallen war.

Es machte doch einen Unterschied, ob die ‚Unity’ oder der Rest des Sonnensystems in normalem Zeitempfinden gelebt hatte.

Hatte die Erde noch Milliarden von Jahre existiert? Waren Generationen von Menschen noch ein gewohntes Leben vergönnt gewesen? Oder waren sie dem Zeitgefühl der ‚Unity’ geopfert worden?
Er sah aus dem Fenster. Irgendwo dort draußen musste der Jupiter sein. Er war nun der würdigste Nachfolge der Sonne.
Sein Gehirn arbeitete dumpf und langsam. Das machte nichts leichter, überdeckte seine Trauer aber mit etwas Ruhe. Immer wieder errangen Gedanken seine Konzentration.
Wie war wohl der weitere Weg der Menschheit verlaufen? Hatte es neue Weltraummissionen gegeben? Hatte man gar nach ihnen gesucht?
Brent empfand die vage Hoffnung, andere Menschen hätten die Vernichtung der Erde im Sonnensystem überlebt eigentlich als zu phantastisch um ihr einen Platz in seinen Gedanken einzuräumen. Selbst wenn man die Erde dauerhaft in Richtung neuer Kolonien verlassen hätte können, so hielt er es doch für ausgeschlossen, dass jene Außenposten autonom betrieben werden könnten.
Andererseits, so träumte er entgegen seiner rationalen Disziplin weiter, waren Milliarden von Jahren doch eine lange Zeit! Bedenkt man die Sprünge, die die technische Entwicklung genommen hatte, war doch nicht ganz auszuschließen, dass auch die Menschen hinter die Geheimnisse der Existenz gekommen waren.

Unweigerlich führte die Gedankenspur zu jenem unergründlichen Objekt, dem er immer noch die Schuld für das Geschehene zusprach.
Wieder überfielen Brent Fragen. Etwa die nach der Herkunft und dem Nutzen. Die Vorstellung, es sei natürlichen Ursprungs war alles andere als angenehm, bedeutete es doch anzunehmen, dass sich kein intelligentes Wesen dahinter verbarg, das den Fortbestand dessen, was die menschliche Arroganz Intellekt nannte, sicherte.
Je länger er nachsann, desto öfter ertappte er sich bei dem Wunsch, dies alles sei nur ein abstruser Traum und so schloss er die Augen. Er zählte bis drei und öffnete sie wieder, doch alles war wie zuvor. Abermals gab er dem Schicksal die Chance diese seine hoffnungsvolle Phantasie doch Realität sein zu lassen und schloss erneut die Augen. Diesmal dachte er an die Erde, an die Station auf dem Mond und dann an Victoria O’Reilly.
„Du wirst der Letzte sein, der ankommt.“

Irgendwo zwischen dem Ort, an dem sich einst die Venus befunden hatte, und dem Objekt, was das Sonnensystem innerhalb von Momenten im Zeitraffer hatte altern lassen, irgendwo in dieser Leere starb auch Adam Brent.


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11. Kapitel: Ankunft

11. Kapitel: Ankunft


Als die ‚Unity’ auf ihrer Reise zur Venus am mysteriösen Objekt vorbeigeflogen war, hatte sie etwas in Gang gesetzt. In einem Vorgang der Konservierung wurde zunächst alles umgebende als störend identifiziert. Wie man bei einem wissenschaftlichen Präparat zuerst die Wurzeln einer Pflanzenprobe von Erde entfernt, so wurde auch hier eine Trennung vollzogen. In einer unergründlichen Gewalt über die Zeit überließ man die Sonne und ihre Begleiter einer gerafften natürlichen Entwicklung.
Beispiellos war der Vorgang, in dem dafür gesorgt wurde, dass nur die ‚Unity’ übrig blieb. Welche Wesen mussten sich diese Methode erdacht haben, die so von Allmacht und zugleich gewissenloser Gleichgültigkeit zeugte?

Als Adam Brent als letzter Botschafter der Menschheit starb, war die Konservierung dadurch abgeschlossen und die Phase der Ankunft hatte begonnen.

Der Ort war jeglicher menschlichen Vorstellungskraft enthoben. Auch das, was jetzt aus Brents Eintreffen geboren war, entzog sich der menschlichen Imagination.
Es war keine Inkarnation des letzten Menschen und verfügte doch im tiefsten Inneren über dessen Mentalität. In der Naivität des neu Geschaffenen lag das Potenzial, sich an Empfindungen und an ein Eigenbewusstsein zu erinnern. Es würde es entwickeln, unterbewusst wachsen lassen. Was daraus entstehen würde war völlig ungewiss.
Eingepflanzt in dieses neue Wesen war daneben aber auch eine andere Erfahrung und zwar das Wissen um jenes schicksalhafte Objekt im Sonnensystem. Die Kombination machte es zu einem Unikum. Es vereinte in sich das Rätsel und die Lösung und beidem hatte es seine Existenz zu verdanken.

Es war aber auch noch mehr: Hoffnung! Die Aussicht auf Antworten. Irgendwann würde der Moment kommen, da es sich der Paradoxie seines Ichs würde stellen müssen.
Doch bis dahin tat es das, was so viele Neugeborene machen, nämlich schlafen.


--- ENDE ---
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
So, wie versprochen habe ich mich endlich noch mal mit dem Ende der Story befasst. Es hat ja schon fast zu lange gedauert, in sofern jetzt heir meine abschließenden Kommentare.

8. Kapitel

Das Kapitel wird seinem Titel sehr gerecht, alles speigelt eine friedliche Atmosphäre wieder und es erscheitn so, als gäbe es nicht mehr viel zu sagen. Trotzdem finde ich es gut, dass hier auch einmal Dialoge geführt werden und nicht nur erzählt wird. So gewinnt die Geschichte auch ein wenig an Tiefgrund und man kann sich besser in die Personen hineinversetzen.
Gramamtik und Rechtschreibung ist auch so weit wieder in Ordnung. Zwei Sachen sind mir allerdings doch aufgefallen:
Allerdings gab es niemand, der sich auf die Funkrufe noch melden hätte können
heißt es nicht eher: "hätte melden können" ->?

Und was ich mal anmerken möchte: Was hat deien Tastatur mit den ganzen "N"s gemacht?
...im Vergleich zu M’Beke, der seine Kammer nur noch verließ, um sich im afrikanischen Modul abzukapseln.
So blieben nur Tim Hench und Adam Brent, um sich dem Unfassbaren in Gesprächen anzunähern.
Leute aus allen Teilen der Erde leben zivilisiert und in Eintracht zusammen.
Sonst noch was dazu zu sagen? Ach ja: Tolles Ende des Kapitels ^^



9. Kapitel

Dieses Kapitel an sich finde ich etwas aussagelos, man hätte es auch gut in ein anderes Kapitel einfügen können. Es ist schön zu sehen, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der übertriebenen Ehrgeiz zeigt, andererseits frage ich mich, weshalb sie sooo schnell schon Sauerstoffmangel haben? Der Zwischenfall mit der Luftschleuse ist eine Erklärung, aber für mich noch zu unzureichend um den kompletten Mangel an Sauerstoff zu erklären. Auch hätte ich ETWAS mehr Details gut gefunden, aber es ist ja eine Novelle. Ich hoffe nur an dieser Stelle, dass sich nicht alle Kapitel mit dem Ende der Menschheit beschäftigen, sondern dass es noch eine Wendung gibt, die es in sich hat.

10. Kapitel

OK, scheinbar wird meine Hoffnung nicht erfüllt, dennoch finde ich, dass dieses Kapitel ein würdiger Abschluss für die Besatzung ist. Ein letztes Mal werden die ganzen Gedanken der Personen aufgezählt und du versuchst noch einmal den Leser in die Situation hinein zu versetzten, was er wohl tun würde in diesem Moment der "Einsamkeit". Deine Gleichzeitige Distanz zu dem Geschehen sorgt aber auch dafür, dass der Leser sich weiterhin als Zuschauer fühlt, zwar "mit-fühlen" kann, aber gleichzeitig erkennt, dass er in einer anderen Situation ist um daraus zu lernen.

11. Kapitel

Prinzipiell hätte man dieses Kapitel auch "das Schlusswort" taufen können. Es passt episch gesehen und auch von der Erklärung her gut in den Rahmen der Geschichte und rundet dieselbe noch einmal ab. Für mich ist dieser Abschluss eine gelungene Erkläreung und ein Ende, dass zum nachdenken anregt und viele Fragen aufwirft, die ja schon fast ursprünglich sind (für mich z.B.: "Was ist der Sinn des Lebens"). Gleichzeitig versucht es Hoffnung zu machen und dn Blick nach vorne zu wenden, um in der Zukunft und der Neugeburt eines Wesens oder eines Etwas zu enden.


Zum Schluss kann ich sagen, dass deine Story mir besser gefallen hat, als ich am Anfang angenommen hatte (Wie gesagt, Novelle ist nicht meine Lieblings-Stilart). Deine Geschichte lässt sich als Kunstwerk schon sehen und bedarf (außer vielleicht ein oder zwei Korrekturen) keiner großen Überarbeitung mehr. Ich kann nur sagen Hut ab und mach weiter so :)
 
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