S
Sibi
Guest
Habe die Story für einen Wettbewerb geschrieben. Würde mich über konstruktive Kritik freuen 
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"Captain? Captain T'Silva?" Die junge Frau drehte sich um. "Brüllen Sie noch mehr Lieutenant McAran, es haben noch nicht alle mitbekommen." Ihr Gegenüber lies den Kopf hängen und schaute beschämt zu Boden. "Tut mir leid, Captain." Dann hob sie ihren Kopf. "Commander Trynier möchte Sie so schnell wie möglich auf der Brücke sehen, Ma'am." Mit einer Handbewegung deutete sie in Richtung Dock und auf den Anlegeplatz der U.S.S. Masterson, einem Schiff der Norway-Klasse. T'Silva schüttelte ihren Zopf mit einer knappen Bewegung auf den Rücken und folgte dann dem menschlichen Lieutenant. Diese aktivierte unterwegs ihren Kommunikator. "Lieutenant McAran an Commander Trynier." "Trynier hier." "Sir, ich habe den Captain gefunden und komme nun mit ihr an Bord." "Wir erwarten Sie, Lieutenant. Trynier Ende." Colleen McAran, Irin aus vollem Herzen, seufzte leise und ging weiter vor ihrem neuen Captain her. Eine Vulkanierin mit einem Romulaner als erstem Offizier - das konnte etwas werden. Als sie nun T'Silva den Vortritt an der Luftschleuse gab, strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ihre Frisur entsprach nicht ganz den Vorschriften, aber schließlich war sie erst kurzfristig als Eskorte festgelegt worden und konnte vorhin gerade noch in ihre Uniform schlüpfen, bevor sie das Schiff verlassen sollte. Ein Lächeln schlich sich in ihre Mundwinkel als sie sah, dass der Captain zunächst in die drei angrenzenden Korridore blickte und sich dann umdrehte. McAran's Lächeln verschwand noch rechtzeitig und sie zeigte in den rechten Flur, woraufhin T'Silva vorausging. Mit einigem Abstand folgte McAran ihr und begab sich dann auf der Brücke an die Taktik-Station. Der Fähnrich, der eigentlich Dienst hatte, schaute sie zwar schief an, doch McAran winkte ab. Bei Ankunft des Captains war es ihrer Meinung nach besser, wenn sich Personen aus der Alpha-Schicht auf der Brücke befanden.
"He Colleen, was ist los mit dir?" Jaldra schüttelte ihre Freundin. "Lee?" Diese schüttelte den Kopf und verdrängte ihre Gedanken. "Alles ok. Danke. Ich habe nur nachgedacht." "Ja, ich habe es gemerkt." Colleen schaute die Betazoidin schief an. "Warst du wieder in meinen Gedanken?" "Nein. Man muss keine Telepathin sein um zu merken, dass dich etwas beschäftig. Ist es Trynier?" "Trynier?" Colleen lachte. "Nein, Naze doch nicht. Der ist voll in Ordnung." "Wer dann? Sebastian? Erik? Oder doch Alexander?" "Es ist kein Mann. Ich habe dir doch gesagt, dass ich die nicht brauche. Nach der letzten Geschichte...", sie winkte ab. "Jaldra, wieso müssen Vorgesetzte immer auf jede Kleinigkeit achten?" "Weil das ihr Job ist." "Ja, ich weiß...", Colleen seufzte. "Aber sie nerven." "Und du nervst sie genauso. Das ist normal. Nerven dich die Fähnriche und die neuen Kadetten nicht auch?" "Nein, ich komme mit denen eigentlich ganz gut zurecht. Na gut, Ausnahmen gibt es." "Siehst du? Genau das meine ich, Colleen. Aber ist jetzt auch egal. Lass uns schlafen gehen, wir haben morgen Frühschicht." "Ja, ich weiß." Colleen setzte sich auf ihr Bett und zog ihre Uniform aus. "Aber eins ist doch ziemlich bescheuert: Auf den unteren Decks sind Quartiere frei. Und wir dürfen in einem schlafen." Jaldra drehte sich um. "Stört es dich?" "Nein, das meine ich nicht. Aber es wundert mich. Nehmen wir noch mehr Leute an Bord?" "Nicht dass ich wüsste. Die Chefs wissen schon, was sie tun...", Jaldra legte sich unter ihre Decke. "Schlaf gut. Und denk nicht mehr soviel nach." "Ja, danke, du auch." Colleen drehte sich auf die Seite. "Computer, Licht aus."
Alles dreht sich. Langsam steht sie auf und verlässt den Schlafbereich. Etwas stimmt nicht. Sie geht an der Konsole vorbei. Am Fenster. An der Tür zum Hygienebereich. Bleibt vor der Quartiertür stehen. Dann hört sie das typische Zischen. Sie verlässt den Raum und geht durch die Flure. Der Anblick wirkt vertraut, doch auch feindlich. Nervös blickt sie sich um. Hört Stimmen. Flucht! Weg hier! Sie beginnt zu laufen. Mehr Stimmen - vor ihr. Wie konnten die sie überholen? Sie rennt in einen Seitenflur. Eine Nische. Sie stellt sich mit dem Rücken gegen die Wand. Fremde gehen vorbei - reden, beachten sie nicht. Verwirrung. Ein Schott. Sie öffnet es und kriecht in die Röhre. Ruhe. Herrliche Stille. Sie kauert sich zusammen. Verschränkt die Arme... und schreckt hoch. Sie ist nackt. Verwirrt blickt sie an ihrem bloßen Leib herunter. Schaut sich beschämt um. Dann hangelt sie sich die Treppe entlang. Kommt in einen größeren Raum - er ist leer. Sieht einen Replikator und atmet erleichtert auf. Stellt sich eine neue Uniform her. Dann fasst sie zum ersten Mal seit verlassen des Quartiers einen klaren Gedanken: Wo bin ich überhaupt? Und was mache ich hier? Als ihr keine hinreichenden Erklärungen einfallen, klettert sie zurück durch die Jeffriesröhre und kehrt zurück in ihr Quartier. Colleen schläft friedlich in ihrem Bett und auch Jaldra klettert wieder in ihres. Innerhalb von Sekundenbruchteilen fällt sie in einen tiefen Schlaf.
"Jaldra?" Colleen war schon komplett angezogen und versuchte die Betazoidin zu wecken - normalerweise war diese zuerst wach. "Komm schon, Jal." Obwohl die junge Irin ihre Freundin fast aus dem Bett warf mit den Bemühungen sie zu wecken, zuckte diese nicht mal mit einer Wimper. "Lieutenant McAran an Krankenstation." "Dr. Five hier. Ich höre, Lieutenant." "Sir? Ich bewohne mit Lieutenant Eris ein Quartier. Sie wacht nicht auf." "Lieutenant Eris ist doch Betazoidin, oder?" "Ja, Sir." "Ich schicke ein Team. Bitte warten Sie, bis dieses eingetroffen ist." "Ja, Sir." "Krankenstation, Ende." Colleen setzte sich auf die Bettkante neben Jaldra und berührte erneut ihren Kommunikator. "Lieutenant McAran an Brücke." "Wir erwarten Sie schon, Lieutenant." Colleen verdrehte die Augen, als sie die kalte Stimme des Captains hörte. "Ja, Captain, ich weiß. Ich bewohne mit Lieutenant Eris ein Quartier. Sie ist Betazoidin und liegt in einem komaähnlichen Schlaf." "Kommen Sie, sobald Sie können." "Danke, Captain." "Brücke, Ende." Sie drehte sich zu ihrer Freundin und strich dieser eine Strähne aus dem Gesicht. Dabei berührte sie Jaldra's Wange - und erschauderte. "Was zum ...", erschrocken zuckte sie zurück. Was war das nur gewesen? Sie legte ihre Hand wieder an das Gesicht von Jaldra - und spürte etwas seltsames. Er war nicht unangenehm - nur ungewohnt. Sie fühlte sich von wohliger Wärme umschlossen und lies sich weiter hineinziehen. Ihre Gefühle spielten etwas verrückt - als wenn sie sich vermischen würden mit etwas Fremden. Und instinktiv wusste sie, dass es so war, dass sie EINS war mit Jaldra. Sie hatte schon mal ihre Gedanken berührt. Das hier war ähnlich. Nur viel intensiver. Colleen legte den letzten Rest Zweifel ab und umarmte die Gefühle, Sehnsüchte und Sorgen ihrer Freundin - tröstete sie und hielt sie fest.
*Ping* ... *Ping* ... *Ping* ... "Medizinisches Team an Lieutenant McAran." Keine Antwort. "Computer, wo befinden sich die Lieutenants McAran und Eris?" #Die Lieutenants befinden sich in ihrem Quartier, Deck 7, Sektion Gamma.# *Ping* "Medizinisches Team an Dr. Five." "Ja, Michael?" "Doktor, Lieutenant McAran antwortet nicht. Laut Computer befinden sich die beiden Frauen in ihrem Quartier. Doch die Tür ist verriegelt." "Computer, hier Dr. Five. Medizinischer Notfall. Öffne das Quartier der Lieutenants McAran und Eris." #Bestätigung# "Danke, Doktor", sagte Michael Connor bevor er durch die nun offene Tür in den Wohnbereich trat. "Computer, Licht." Der Raum erhellte sich und Connor ging mit seinen Helfern direkt auf den Schlafbereich zu. Als sie durch dieses Schott traten, schauten sie verdutzt und blieben verwirrt stehen. Auf einem Bett lagen die beiden Frauen nebeneinander, die Hand der einen an der Wange der anderen - und wirkten wie versteinert. Wenn man genau hinsah, dann konnte man erkennen, dass sie atmeten, doch auch das geschah nur sehr flach. "Connor an Dr. Five. Sir, Sie sollten sich das selbst anschauen." "Meine Güte Michael, haben sie ein Arztdiplom oder nicht?" "Ja Sir, aber so was habe ich noch nicht gesehen und ich bin kein Spezialist für diese... Fähigkeiten." "Na gut, ich bin unterwegs. Five, Ende." Michael holte einen Trikorder raus und begann McAran und Eris zu scannen - keine leichte Aufgabe, denn die Daten fluktuierten. "Mac, geben Sie mir mal ihren Trikorder." "Ja, Doktor." Doch auch mit diesem Gerät bekam Connor keine klaren Werte. Er hörte hinter sich ein Geräusch und drehte sich um. In der Tür stand Dr. Five und starrte auf das Bett. "Oh, mein Gott." "Sir?" "Michael, sagen Sie dem Captain Bescheid. Die Lieutenants McAran und Eris werden auf unbestimmte Zeit nicht zum Dienst erscheinen können. Und bitten Sie sie, dass sie und Trynier hierher kommen mögen." "Aye, Sir." Während Connor Kontakt zur Brücke aufnahm, koppelte der Doktor zwei Trikorder. Dann scannte er die beiden, deren Biowerte begonnen hatten sich zu überlagern. "Michael, wir müssen die beiden irgendwie wieder trennen. Haben wir einen Telepathen an Bord?" "Ja, Sir, haben wir. Eris." Der Doktor runzelte die Stirn. "Sind auf unseren Schiffen nicht zwei vorgeschrieben?" "Doch, eigentlich schon." Michaels Stirn legte sich nun ebenfalls in Falten. "Aber wer ist der zweite?" Während sie überlegten betraten der Captain und der Erste Offizier den Raum und schauten betrübt. "Doch nicht das, was ich denke, oder Doktor?" "Doch Captain, leider schon. Leider konnten wir es nicht verhindern. Aber da wir außer Eris noch einen Telepathen an Bord haben sollten, müssten wir die Verbindung wieder lösen können." "Und wenn wir die beiden einfach auseinander ziehen?" "Das, Commander...", sagte der Captain scharf. "... würde den sicheren Tod für beide bedeuten." "Captain, wer ist der zweite Telepath an Bord?" "Ein Lieutenant Commander namens Steve Jefferson." "Steve Alexander Jefferson?" Michael hob verwirrt den Kopf. "Kennen Sie ihn?" Commander Trynier schaute den jungen Arzt verdutzt an. "Ja, Sir. Wir arbeiteten zusammen. Er, ich und... Lieutenant McAran. Wir waren in einen Hinterhalt geraten. Steve rettete uns mit seinen Fähigkeiten. Er und Colleen waren eine Zeit lang liiert." "Und wieso sind sie es nicht mehr." "Nun ja, Captain, es gab Differenzen. Und Colleen - Verzeihung - Lieutenant McAran hat dann Schluss gemacht." "Also kommt er wahrscheinlich nicht in Frage." Doktor Five seufzte. "Dann müssen wir anders rangehen - wir müssen herausfinden, weshalb Jaldra in diesen Zustand verfallen ist. Wenn wir dies ermitteln und beheben können, dann sollten wir sie auch aus ihrer Trance holen." "Machen Sie das, Doktor." "Ja, Captain."
Schmerz. Hass. Trauer. Eine wahre Flut an negativen Gefühlen schwappte Jaldra entgegen. War das Colleen? Dieses zerrissene Wesen, dass anscheinend mehr vom Verstecken von Empfindungen verstand als ein Vulkanier? Das konnte doch nicht sein. Das hätten ihre Vorgesetzten wissen müssen. Oder wussten sie es? War Colleen eine Art Geheimwaffe? Jaldra war es egal. Sie nahm ihrer Freundin ihren Schmerz weg und löschte ihn aus deren Gedächtnis.
Weg. Alles Weg. Der Kummer, die Furcht. Colleen fühlte sich auf einmal so frei. Frei von allem. Als wäre alles nie geschehen. Als hätten bestimmte Personen nie existiert. Wie war das möglich? Sie tauchte tiefer in die Gedanken ihrer Freundin und spülte unbezähmte Wut hervor. Wut auf was? Wut auf wen? Colleen konnte es nicht erkennen. Sie zog sich am Rand dieser Zone entlang und spendete Trost. Der Zorn wich ein wenig zurück, doch er erlosch nicht. An die Sorgen ihrer Freundin geschmiegt begann sie Liebe und Glück in Richtung dieses Bereiches zu senden.
Wieso hatte er es getan? Erst hatte er Colleen verletzt und nun sie. Er war so ein Mistkerl. Jaldra verdrängte die Emotionen - doch sie fraßen sich weiter vor. Sie hatten sie gezwungen, in diese Trance zu fallen. Sie hatten sie durch die Korridore gehetzt. Und sie hatten die Verbindung zu Colleen gefordert. Als Rache. Colleen hatte ihn damals auf ihren Rat hin verlassen. Nun wollte er es ihr zurückzahlen.
Sie spürte ihn. Das konnte nur er sein. Die Gedanken klar strukturiert, die Gefühle geordnet und in Schubladen verstaut - dachte er. Sie hatte diese Schubladen damals geöffnet - und er war außer Kontrolle geraten. Das hatte er ihr doch angeblich verziehen. Aber anscheinend nicht ganz. Nun benutzte er Jaldra um sie gegen sie einzusetzen. Colleen spürte alten Zorn in sich hochkeimen. Er hatte es wieder getan. Obwohl er versprochen hatte, es nicht noch mal zu tun - er hatte sie indirekt angegriffen. Und damit nicht nur sie, sondern auch ihre Freundin in diesen Zustand gezwungen.
"Doktor? Ich habe hier etwas interessantes." "Lesen Sie vor Michael." "Ich fasse es besser zusammen, der damalige Arzt war sehr ausführlich: Colleen McAran befand sich schon mal in einem solchen Zustand. Es gab damals einen telepathischen Angriff auf die Besatzung eines Scoutschiffes und der Lieutenant und drei weitere Personen waren 11 Tage in diesem Zustand, bis man sie in Stasis versetzte. Das hob den Effekt anscheinend wieder auf. Doch keiner der vier konnte - oder wollte - erklären was passiert war. Meinen Berechnungen zufolge war das um die Zeit, als Colleen mit Steve Schluss machte. Und er ist ein sehr hochqualizierter Telepath." "Und Sie würden ihm einen Angriff auf eine unschuldige Person - in diesem Fall Lieutenant Eris - zutrauen, nur weil er Probleme mit McAran hatte?" "Er ist kein Betazoide, Doktor. Er ist ein Mensch. Ein Mutant, wenn sie es so wollen. Er ist das perfekte Beispiel für eine Gesellschaft aus Zufalls-Telepathen: Keine Rücksicht auf andere. Nur der eigene Wille zählt." "Und sie sind sich sicher, dass er es ist?" "Sicher? Keinesfalls. Ich sage nur, dass es eine Option ist und wir das überprüfen sollten." "Ok, dann machen Sie das, Michael. Aber seien Sie vorsichtig und nehmen Sie sich einen Sicherheitsmann mit." "Ja, Doktor, das wird wohl das beste sein." Michael stand auf und verließ den Raum. Dr. Five hingegen drehte sich an seinen Tisch und begann die Datenbank nach weiteren potentiellen Telepathen zu durchsuchen.
*Ping* ... *Ping* ... "Steve, mach auf, ich bin es, Michael. Ich weiß, dass du da bist. Ich muss mit dir reden." ... *Ping* Connor seufzte und winkte dem Sicherheitsmann zu. "Öffnen Sie die Tür." Dieser nickte und gab einen Code in das Schloss ein. Die Tür öffnete sich mit einem zischen. Ein eigenartiger Geruch drang aus dem Quartier. "Computer, Licht." Als das Licht anging schreckte Connor zurück. Das Quartier war verwüstet und mittendrin lag jemand. Regungslos. Er betrat den Raum und stieg über einige Gegenstände. Doch als er bei der Person ankam sah er, dass er zu spät kam. Steve war schon mindestens 12 Stunden tot. "Connor an Dr. Five." "Ja, Michael?" "Wir sind zu spät. Crewman Jefferson ist seit etwa einem halben Tag tot. Und da ihm die Kehle durchgeschnitten wurde, gehe ich davon aus, dass es Mord war."
An Bord herrschte Sicherheitsalarm. Bewaffnete Teams standen an jeder Ecke und betrachteten skeptisch jeden, der sein Quartier verließ. Bis auf den Dienst war eine Art Ausgangssperre verhangen worden. Als Dr. Five und Connor aus dem Obduktionsraum kamen warteten davor Captain T'Silva und ihr Erster Offizier. Die beiden sahen angespannt aus, und der Captain hob eine Braue und forderte somit Dr. Five zum Sprechen auf. "Es war Mord, daran besteht kein Zweifel. Kein Mensch kann sich selbst so verletzen. Jedoch können wir nun eines ausschließen: Es war nicht Crewman Jefferson, der Eris und McAran - oder eine der beiden - angegriffen hat. Erstens war er zu diesem Zeitpunkt schon tot und zweitens befinden sich die beiden noch immer in demselben Zustand. Ich habe derweil die Datenbank nach weiteren potentiellen Telepathen oder Leuten gesucht, die Probleme mit einem der beiden Lieutenants hatten." "Wie viel haben Sie gefunden, Doktor?" Der Captain zog eine Braue hoch. "An Bord 17 Personen." "17?", Commander Trynier schaute verdutzt. "Und wie viele davon sind potentielle Telepathen?" "9." Connor fasste sich an den Kopf. "9 Personen, die möglicherweise telepathisch veranlagt sind. Wer hat denn da im Hauptquartier geschlafen?" Der Captain schaute ihn streng an. "Niemand hat geschlafen. Die Personen sind auf mein Geheiß hier. Wir haben eine Sondermission - und deren Anführer sollten Eris und Jefferson sein."
Etwas hatte sich verändert. Das spürten die beiden Frauen. Nicht nur in ihnen, nein, es hing auch mit ihrer Umgebung zusammen. Doch Jaldra bemerkte noch etwas anderes: Ein Teil von Colleen"s Wut und Zorn waren auf einmal wie ausgelöscht. Als sie immer tiefer in die Gefühle und Gedanken ihrer Freundin eindrang, sah sie dort eine Art Loch. Als hätte da etwas existiert, was nun nicht mehr da war. Sie versuchte die Barriere zu durchbrechen, die diese Leere umgab, doch der Widerstand war zu stark.
Schmerz, Liebe, Wut, Hoffnung... Colleen hatte immer gedacht, sie hätte sich unter Kontrolle. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sich im realen Leben etwas bedeutendes verändert hatte. Genau einordnen konnte sie die Gefühle nicht, doch sie konnte sich denken, was es war. Nur eine Person hatte jemals so intensiven Kontakt mit ihr gehabt, dass sie ihn ständig spürte, wenn man ihre gegenwärtige Verbindung mit Jaldra nicht mitzählte.
'Colleen?' Jaldra flüsterte in die Tiefen des Bewusstseins ihrer Freundin. Bisher hatten sie sich über Gefühle verständigt, doch nun wusste die Betazoidin, dass ein Gespräch nicht mehr unumgänglich war. 'Colleen, ich will wissen, wer das war und wieso er es getan hat. Steve war es nicht.' Sie erhielt keine Antwort sondern spürte nur, wie ihre Freundin versuchte sich zurückzuziehen. 'Lee, rede mit mir, bitte!' Sie bekam eine Geste, die ihr wie ein Kopfschütteln vorkam, zurück. 'Lee, du weißt, ich bin deine Freundin. Ich will dir nur helfen. Doch das kann ich nicht, wenn du mich nicht lässt.' Ein Seufzen kam von Colleen. 'Jal, du würdest es nicht verstehen.' 'Bist du dir da sicher? Wir sind miteinander verbunden, wir teilen unsere Gedanken, unsere Gefühle.' 'Ja, meinst du, ich weiß das nicht? Jal, ich bin diese Sache hier freiwillig eingegangen.' 'Ja, das ist mir auch bewusst. Aber, na ja, wie soll ich das sagen... ich weiß nicht, wie wir diese Verschmelzung wieder aufheben können.' 'Wie, du weißt es nicht?' 'Ich denke, ein anderer Telepath könnte uns wieder trennen.' 'Da übersiehst du nur etwas, Jal. Wir haben keinen weiteren an Bord. Denn du weißt, was mit dem zweiten geschehen ist.' 'Lee, ich...' 'Nein, Jal, du weißt es. Wie du sagtest: Wir sind verbunden. Du hast die Leere bemerkt. Und ich habe gespürt wie du versucht hast sie wieder zu füllen. Aber derjenige, der sie füllte ist tot.' 'Ja, Lee, ich weiß. Und ich weiß auch, dass dir Steve noch immer viel bedeutet hat.' Jaldra umarmte die Präsenz ihrer Freundin. 'Aber eines weißt du nicht: Er und ich waren auf einer... Spezialmission. An Bord befinden sich 7 weitere Telepathen.' 'Was?' Colleen wich ein Stück vor ihrer Freundin zurück. 'Jal, das kann doch nicht sein. 9 Telepathen auf einem Schiff? Wer würde so etwas befehlen?' 'Das Hauptquartier.' Jal merkte das Äquivalent eines Kopfschüttelns bei ihrer Freundin. 'Jal, das ist doch Selbstmord.' 'Nein, gerade den wollten wir verhindern. Denn die 7 anderen Telepathen sind eine Art Gruppe. Ursprünglich waren es mal 12. Doch einer scheint Probleme zu haben, versteckt diese Gefühle aber sehr gut und tötet seine Kollegen.' '5 Tote?' '5 Tote einer Gruppe innerhalb von 3 Monaten. Sehr seltsam, nicht wahr?' 'Ja, allerdings. Aber wieso hat das Hauptquartier dich und Steve ausgewählt?' 'Weil er und ich schon früher zusammengearbeitet haben. Wir sind ein Team, wir kennen die Stärken und Schwächen des anderen.' Colleen schwieg. 'Alles in Ordnung, Lee? Du denkst doch nicht... oh nein, du denkst es doch. Lee, sieh in meine Gedanken. Du kennst die Wahrheit, willst sie nur nicht wahr haben. Wir waren zwar geistig verbunden, aber... aber eins kann ich dir mit Gewissheit sagen: In seinem Herzen gab es immer nur dich!' Colleen seufzte. 'Ja, ich weiß es Jal. Es ist nur... ich konnte ihm nicht mal Lebewohl sagen damals. Ich habe Schluss gemacht und er hat sich umgedreht und ist gegangen. Ok, er war enttäuscht, aber verbunden waren wir trotzdem noch. Er hat uns nie wirklich auseinander gebracht. Die Verbindung war so stark, dass sie bis in den Tod reichte... bis in den Tod...' 'Ach Lee.' Jaldra überflutete sie mit positiven Gefühlen. 'Trauer bringt uns jetzt auch nicht weiter. Wir müssen versuchen uns voneinander zu trennen und dann müssen wir den Mörder finden.' 'Ja, Jal, ich weiß. Lass uns anfangen.'
Captain T'Silva setzte sich in den Kommandosessel. Sie hielt sich gerade, wie es sich für eine Vulkanierin gehörte, jedoch hatte sie nach ihrer Meinung in letzter Zeit zuviel toleriert. Sie war zuviel unter Menschen. Der Chefingenieur war auch Vulkanier, aber ansonsten bestanden sowohl ihre Brückencrew als auch die Kommandooffiziere aus einer Trill, einer Betazoidin, einem Romulaner und der Rest waren Menschen. Am meisten faszinierte T'Silva die Verbindung zwischen den Lieutenant's Eris und McAran sowie dem Crewman Jefferson. Eine eigenartige Verbindung, wenn man bedachte, dass Eris und Jefferson ein Team gewesen, Eris und McAran jetzt verbunden waren und McAran und Jefferson eine Beziehung gehabt hatten. Aber das waren halt die Nicht-Vulkanier, sagte sie sich. Jederzeit bereit, sich gegen ihre Freunde zu wenden und im nächsten Moment heißblütig für sie einzutreten. Doch jetzt gab es erst mal wichtigere Probleme. Die Sonderaufgabe von Eris und Jefferson hatte sich zu einem Vorfall auf ihrem Schiff entwickelt. Ein Mordfall bei einer Untersuchung des Hauptquartiers. Bisher hatten sie die Funkstille gehalten, doch ewig ließ sich der Tod eines Telepathen nicht verheimlichen. T'Silva stand wieder auf. "Commander Trynier, Sie haben die Brücke. Ich bin im Bereitschaftsraum." "Aye, Ma'am." Diese informelle Antwort brachte ihm einen scharfen Blick des Captains ein, doch er ignorierte ihn und konzentrierte sich auf ein Padd, das er in der Hand hielt. Wäre T'Silva ein Mensch gewesen, hätte sie wohl geseufzt, doch so drehte sie sich nur weg und verließ mit raschen Schritten die Brücke.
'Zieh dich von dort zurück, Lee.' Colleen und Jaldra trennten sich Stück für Stück. Ein Gedankenstrang nach dem anderen entwirrte sich. Keiner der beiden hatte geahnt, wie nah sie sich wirklich gekommen waren. Ihre Emotionen, ihre Gedanken, jeder einzelne gehörte nicht mehr einer der beiden, sondern ihnen gemeinsam. Colleen wusste nicht, wie Jaldra ihre beider Gedanken unterscheiden konnte, sie tat einfach instinktiv, was ihre Freundin sagte. Ihnen war beiden klar, dass sie eventuell Erinnerungen verlieren konnten. Doch für die Sicherheit des Schiffes taten sie alles, das hatten sie sich insgeheim geschworen. 'Jal?' 'Ja, Lee?' 'Jal, was ist, wenn wir zu spät kommen?' 'Keine Angst, das werden wir nicht. Wir wissen doch beide, wer es war. Wir müssen es nur noch beweisen.' 'Du kennst doch die Vulkanier. Die mit ihrer verdammten Logik. Aber eines irritiert mich: Wie konnte er verbergen, dass er so etwas schon mal getan hat?' 'Ich habe keine Ahnung, Lee. Leider. Aber das werden wir herausbekommen.' 'Ok Jal, das ist sowieso dein Job und nicht meiner.' 'Lee, kann ich dich was fragen?' 'Immer.' 'Da Steve tot ist...' Beide merkten, wie die andere schluckte. 'Ja.' 'Ich bräuchte einen neuen Partner.'
*Ping* ... T'Silva hob den Kopf und sah von ihrem Padd auf. "Herein." Trynier betrat den Raum, blieb vor dem Tisch des Captains stehen und wartete auf die Bestätigung, dass er sprechen konnte. "Captain, die Crew macht sich Sorgen wegen Crewman Jeffersons Tod." "Inwiefern?" "Nun ja, es geht das Gerücht um, dass der Mörder einer der neuen Mannschaftsmitglieder ist und die Leute haben Angst." T'Silva senkte den Blick auf ihr Padd. Dann legte sie es auf den Tisch und schaute auf einen Punkt, der sich in etwa 2 Meter über der rechten Schulter des Commanders befand. Dieser wartete geduldig auf eine Antwort seiner Vorgesetzten. "Commander, ich weiß ganz genau, was auf meinem Schiff vorgeht. Wenn die Crew kein Vertrauen zu ihrem Captain hat, dann kann ich das auch nicht ändern." Trynier runzelte die Stirn. "Und wenn Sie so etwas in der Art der Crew sagen würden? Es würde sie beruhigen." T'Silva erhob sich. "Commander, wir befinden uns hier auf meinem Schiff. Wenn Ihnen mein Kommandostil nicht passt, dann fragen Sie besser beim Hauptquartier nach, ob die nicht einen besseren Posten für Sie haben." Trynier schwieg und blickte finster. Er hasste diese kühlen Vulkanier, die ihre Logik für unübertreffbar hielten. Er stellte sich gerade hin. "Bitte um die Erlaubnis, wegtreten zu dürfen." T'Silva winkte mit der Hand während sie sich setzte und wieder ihr Padd in die Hand nahm. Trynier schaute sie noch kurz an, drehte sich dann um und verließ den Raum.
Colleen zog sich nach Jaldra's Anweisungen immer weiter aus deren Gedanken zurück während diese dasselbe tat. Inzwischen konnte sie schon fast wieder ihren Körper spüren, doch sie wusste auch, dass sie nun für immer einen gemeinsamen Teil hatten. Als sie sich damals für diesen Job gemeldet hatte, wurde ihr klar gemacht, dass ihr Leben nicht zählen würde, dass sie sich eventuell für andere opfern würde. Sie hatte es akzeptiert und ihre Wünsche und Gewohnheiten daran ausgerichtet. Ihr Job war zu ihrem Leben geworden. Beziehungen hatte sie nur noch mit Kollegen, doch diese wurden versetzt oder lebten wie sie nur für ihren Job. Genauso war es mit Steve gewesen. Nachdem er sie und Michael gerettet hatte, waren sie zusammen gekommen. Drei Jahre waren sie ein Paar, hatten über Heirat und Kinder fantasiert. Dann war ein Einsatz gekommen, bei dem Colleen schwer verletzt worden war und ihr war klar geworden, dass sie sich nie binden könnte. Sie konnte es nicht verantworten, jemanden so zu verletzen, falls der Job sie wirklich jemals das Leben kosten sollte. Also hatte sie mit ihm geredet und sie wusste, dass ihm klar war, dass sie nicht Unrecht hatte. Sie hatte ihn immer geliebt, auch, als sie ihn noch nicht kannte, doch gerade deshalb wollte sie das Risiko nicht eingehen. Jetzt war es zu spät. Für immer. Sie würde ihn nie wieder sehen, nie wieder spüren. Ihre Verbindung war stark gewesen, sie wussten immer, ob es dem anderen gut oder schlecht ging. Das war vorbei. Es war für immer vorbei.
"Michael?" "Ja, Doktor?" "Kommen Sie mal her." Connor stand seufzend von seinem Laborstuhl auf und trat zu Dr. Five der an der Liege stand, auf die man Colleen und Jaldra gelegt hatte. "Sehen Sie sich mal die Neuralwerte an. entweder trennen sie sich selbstständig oder ihre Körper stoßen sich gegenseitig ab." "Nach anderthalb Tagen? Ich bitte Sie, Doktor. Das wäre unlogisch. Aber auf jeden Fall ändert sich etwas." "Holen Sie den Captain." "Ja, Sir."
T'Silva stand am der Diagnoseliege und studierte die Anzeigen. "Und Sie sind sich sicher, dass es keine negative Entwicklung ist?" "Sicher? Nein, Captain." Doktor Five schüttelte den Kopf. "Aber wie Dr. Connor meinte, wäre es unlogisch, da seit dem Beginn ihrer Verbindung inzwischen 36 Stunden vergangen sind." T'Silva neigte den Kopf um eine Winzigkeit zur Seite und blickte Michael aus den Augenwinkeln an. Dann konzentrierte sie sich wieder auf die Anzeigen und nickte leicht. "Ja, das stimmt wahrscheinlich. Auch wenn eine Abstoßung nicht auszuschließen ist. Ich möchte, dass die beiden ständig überwacht werden." "Ja, Captain, selbstverständlich." Dr. Five zeigte auf eine Kontrollleuchte auf der Anzeigentafel. "Das werden sie, seitdem sie in der Krankenstation sind." "Gut, Doktor. Ich werde ein Sicherheitsteam für die beiden abordnen. Und sobald die beiden dazu fähig sind - sollten sie es je wieder sein -, möchte ich sie in meinem Raum sehen." "Ja, Ma'am." "Dann ist ja alles geklärt." T'Silva drehte sich um und wollte zur Tür gehen, als Michael anfing zu reden. "Da wäre noch etwas, Ma'am." T'Silva blieb stehen und schaute ihn kalt an. "Ja, Dr. Connor?" "Wir haben die Liste überprüft und konnten inzwischen feststellen, dass 7 Telepathen zusätzlich an Bord sind. Uns ist der Verdacht gekommen, dass einer von ihnen der Mörder von Steve - ich meine von Crewman Jefferson sein könnte." "Sie haben eine phänomenale Auffassungsgabe, Doktor. Ja, das wäre eine Möglichkeit." "Ich würde gerne weiter in diese Richtung ermitteln, Captain." "Dann passen Sie auf sich auf, Doktor, Sie wären sonst der 7. Tote. Und ich möchte nicht noch einen Mord auf meinem Schiff." Connor blickte betroffen und schwieg lange, bevor er stumm nickte. T'Silva nickte ebenfalls und verließ dann den Raum. Michael kaute auf seiner Unterlippe und schaute dann Doktor Five an. "6 Morde. Was mag das für eine Person sein, Doktor?" "Fragen Sie mich nicht, Michael, ich weiß es nicht."
Die letzten Stränge verbanden sie. Noch immer spürten sie jede Kleinigkeit der anderen. Ein letztes mal umarmte Jaldra Colleen's Präsenz und die beiden teilten nochmals ihre Gedanken. Dann lösten sie die Verbindungen. Ein kleiner Teil war immer noch präsent - würde sie nun auf immer verbinden. Das war bei Partnern der größte Vorteil.
Sie erwachten auf der Krankenstation. Nebeneinander - fast aufeinander - lagen sie auf einer schmalen Diagnoseliege. Diese piepte und Colleen sah neben sich eine vertraute Person - Michael. Auf der anderen Seite stand ein älterer Mann mit Fältchen um die Augen und einem schmalen Mund auf dem ein erleichtertes Lächeln stand. Colleen versucht sich zu bewegen doch Jaldra lag halb auf ihr drauf. Diese blinzelte in eine Lampe, die ihr direkt in die Augen schien und setzte sich dann auf. Colleen tat dasselbe auf ihrer Seite und fasste sich dann an den Nacken. "Mist, ich habe mich verspannt." Das löste bei allen im Raum ein herzliches Lachen aus und Michael meinte amüsiert, dass sie wenigstens ihren Humor nicht bei Jaldra gelassen hätte. Dann wurde er wieder ernst. "Was ist passiert?" "Das würde jetzt zu lange dauern, Michael." Dann wandte sich Lee an ihre Freundin. "Jal, wir müssen zum Captain." "Ja, ich weiß." Jaldra macht anstauten aufzustehen doch der Doktor hielt sie fest. "Einen Moment, meine Damen, nicht so hastig. Zunächst werden wir sie gründlich durchchecken." Jaldra wollte protestieren doch der Doktor legte ihr eine Hand auf den Arm. "Mein liebes Kind, ihr wart 36 Stunden miteinander verbunden, niemand weiß, was passiert ist und welche Gründe es hatte. Und bevor wir das nicht geklärt haben, müssen wir ein paar Untersuchungen machen." Jaldra seufzte und drehte sich zu Colleen um. Diese schüttelte nur den Kopf und winkte resigniert ab. Sie war erschöpft und hatte keine Lust darüber zu diskutieren. Willig ließ sie sich von Michael in einen anderen Raum führen.
*Ping* ... T'Silva stand mit dem Rücken zur Tür und blickte aus der Sichtluke auf den Planeten, in dessen Orbit sich die U.S.S. Masterson befand. "Herein", rief sie mit erhobener Stimme. Die Lieutenants McAran und Eris betraten den Raum und stellten sich nebeneinander vor den Tisch des Captains. Diese drehte sich nicht um. "Setzen Sie sich." Colleen und Jaldra sahen sich an und begaben sich auf zwei Stühle die nebeneinander standen. "Nun", T'Silva sprach in Richtung des Fensters mit leiser Stimme, so dass sich die Lieutenants anstrengen mussten, damit sie etwas verstanden. "Dann erzählen Sie doch mal, wie es zu der Situation kam." McAran und Eris blickten sich an und dann fing Jaldra an. "Nun ja, es gab einen telepathischen Angriff auf mich und zu meinem Schutz hat sich mein Geist in eine Trance zurückgezogen. So eine Trance hat es an sich, dass man mit Personen, die einen berühren eine geistige Verbindung eingehen kann. Das konnte Lieutenant McAran nicht wissen und deswegen wurden wir verbunden." "Ja, das ist mir bekannt, Lieutenant. Ich möchte wissen, ob es besondere Vorkommnisse gab während sie verbunden waren." Der Captain hatte sich umgedreht und sah, wie Colleen schluckte und dann aufsah. "Ja, Captain, die gab es. Ich besaß eine... eine Verbindung zu Crewman Jefferson. Daher spürten wir, dass er... dass er..." Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Eine Träne lief ihr über die Wange. Jaldra legte ihr eine Hand auf die Schulter. Colleen wischte die Träne weg und hob den Kopf wieder. "Dass Crewman Jefferson tot ist, Captain. Das meinte ich. Ansonsten haben wir eine Spur, wer den Angriff auf Lieutenant Eris durchgeführt hat." Der Captain blickte erstaunt auf die beide jungen Frauen und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Sie meinen, dass sie den Angreifer überführen können?" "Captain, ich will ehrlich sein." Jaldra blickte der Vulkanierin fest in die Augen. "Wir wissen wer es ist. Aber wir können es nicht beweisen - noch nicht." T'Silva erwiderte den Blick. "Lieutenant Eris, ich hätte sie nicht an Bord, wenn sie keine Spezialisten auf ihrem Gebiet wären. Sie haben volle Handlungsfreiheit." Jaldra stand auf. "Danke, Captain. Wir werden Sie nicht enttäuschen." Dann sah sie ein Zweifeln im Blick ihrer Vorgesetzten. "Lieutenant McAran ist meine neue Partnerin, Captain. Ich werde das mit dem Hauptquartier klären, keine Angst." "Wenn Sie meinen, Lieutenant. Sie können wegtreten." Colleen erhob sich hastig und sie verließ mit Jaldra den Raum. Draußen zupfte sie ihre Freundin am Ärmel. "Du, Jal. Die muss eine Menge von dir halten, wenn sie dir das anvertraut." "Ja, Lee, ich weiß. Ich arbeite schon länger mit ihr zusammen. Sie ist mein Verbindungsoffizier." Colleen schaute sie groß an und folgte ihr dann zum Turbolift.
In den nächsten Tagen trieben sich die beiden viel im Schiff herum. Sie scherzten laut und das Gerücht wurde laut, dass sie nach ihrer Verbindung eine Woche Sonderurlaub bekommen hatten. Das führte zu einigen bösen Blicken von Schiffskameraden, doch die beiden ignorierten es. Sie hatten einen Auftrag und waren darauf fixiert. Insgeheim scannte Jaldra jedes Besatzungsmitglied, dass ihnen begegnete, auf versteckte Ambitionen. Sie hatten sich mit den anderen Mitgliedern des Telepathenteams getroffen und Colleen war ihnen vorgestellt worden. Die Leute hatten sie skeptisch angeguckt, doch Jaldra hatte sie abgeschirmt, so dass niemand ihre Gedanken lesen konnte. Ansonsten war die Zusammenkunft reibungslos verlaufen und man hatte sich schon bald wieder getrennt. Jaldra meinte, man hätte sie akzeptiert, doch Colleen war sich nicht ganz sicher. Aber es war auch egal. Sie warteten ja auf eine Aktion des Angreifers, ansonsten würden sie ihn nicht überführen können.
"Du, Jal, ich glaube, wir müssen den Druck verstärken." Jaldra schaute ihre Freundin kritisch an. "Ich weiß nicht, Lee. Vielleicht sollten wir einfach abwarten." "Jal, das bringt nichts. Der Angreifer rührt sich nicht. Wir müssen etwas unternehmen, sonst kommt noch ein Unschuldiger zu Schaden." Jal legte den Kopf zur Seite. "Ja, du hast wahrscheinlich Recht. Lass uns etwas unternehmen."
'Hast du schon gehört? Die beiden, die da zusammen auf der Krankenstation waren, die haben den Angreifer überführt und wollen ihn heute Abend festnehmen.' 'Heute Abend? Ich dachte, heute Nachmittag schon.' 'Echt? Doch schon?' Jaldra grinste, als sie die beiden Fähnriche belauschte. Colleen's Plan funktionierte reibungslos. Dieses und ähnliche Gerüchte waren von ihnen verbreitet worden und das ganze Schiff sprach von nichts anderem. Ihr Lächeln verschwand als zwei Mitglieder des Teams die Bar betraten. Jaldra konzentrierte sich voll und ganz auf ihr Getränk. Doch die beiden kamen trotzdem zu ihr. "Du, Jaldra. Stimmt es, was gesagt wird? Ihr habt Beweise gegen den Angreifer?" Die Angesprochene blickte auf. Ihre Augen blickten die beiden kalt an. "Lasst euch überraschen", sagte sie kühl und widmete sich wieder ihrem Cocktail. Die beiden Telepathen zuckten mit den Schultern, sahen sich an und verließen den Raum wieder. Jaldra grinste wieder. Das funktionierte besser als sie gedacht hätte.
Sie hatte ihn nicht kommen gehört. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie zuckte zusammen und wollte sich umdrehen. Doch als sie es versuchte, griff ihr eine Hand in den Nacken und hielt sie schmerzhaft fest. Dann hörte sie ein hämisches Lachen, dass sie nur allzu gut kannte, spürte einen Schlag gegen den Kopf und wusste dann nichts mehr.
"Lee? Bist du da?" Jaldra schaute sich im Quartier um, konnte ihre Freundin aber nicht entdecken. "Computer, lokalisiere Lieutenant McAran." #Lieutenant McAran befindet sich in ihrem Quartier.# "Lee? Komm schon, wo bist du?" Jaldra blickte in den Hygienebereich, doch auch dort war niemand. Sie runzelte die Stirn und tastete mit ihren Gedanken nach ihrer Partnerin. Die geistige Verbindung über Entfernung war noch schwach, trotzdem wusste sie, dass Colleen auf jeden Fall noch lebte. Aber eine Lokalisierung war ihr nicht möglich. Sie schaute in den Schlafbereich der abgedunkelt war und wollte sich gerade wieder abwenden, als sie eine Bewegung in einer Ecke bemerkte. "Computer, Licht." #Piep# Als sich der Raum erhellte, erschrak Jaldra. An Händen und Füßen gefesselt lag Colleen in einer Ecke und schaute sie groß an. Als sie ihre Freundin erkannte, breitete sich Trauer in ihrem Gesicht aus. Jaldra näherte sich ihrer Partnerin und wollte sie gerade losbinden als sie spürte, dass sie nicht allein im Raum waren.
"Captain T'Silva an Lieutenant Eris." ... "T'Silva an Eris, Jaldra, antworten Sie." ... "Computer, lokalisiere Lieutenant Eris." #Lieutenant Eris befindet sich in ihrem Quartier.# "Captain T'Silva an Lieutenant McAran." ... "Computer, Lieutenant McAran lokalisieren." #Lieutenant McAran befindet sich in ihrem Quartier.# T'Silva erhob sich aus dem Kommandosessel. Ihr war bewusst, dass alle auf der Brücke sie anstarten aber es war ihr egal. "Computer, wie viele Personen befinden sich in dem Quartier von den Lieutenants McAran und Eris?" #Drei.# "Kann die dritte Person identifiziert werden?" #Negativ.# T'Silva drehte sich um und wandte sich an den Sicherheitschef. "Commander Akres, stellen Sie ein Team zusammen. Und beschaffen Sie mir einen Phaser. In fünf Minuten vor dem Quartier der Lieutenants." "Ja, Sir." Akres verließ im Eiltempo die Brücke - anscheinend wollte er den Einsatz selbst leiten. T'Silva blickte auf eine Anzeige an der Rückwand der Brücke und ging dann zu dieser Konsole. Sie rief sich die internen Sensordaten ab, doch auch aus diesen konnte sie nur erkennen, dass es eine humanoide Person war.
Sie trafen sich vor dem Quartier, wie der Captain es gewünscht hatte. Akres hatte fünf Sicherheitswächter geholt. Jeder dieser Männer war ein von ihm persönlich ausgebildeter Spezialist. *Ping* ... *Ping* ... "Lieutenant Eris? Lieutenant McAran?" ... *Ping* ... T'Silva erhielt keine Antwort. Dann nickte sie Akres zu. Dieser gab einen Sicherheitscode an der Tür ein und öffnete die Tür. Von innen hörte man einen Stöhnen. Auf ein weiteres Zeichen vom Captain betrat Akres den Raum. T'Silva und das Team folgten.
Die Räume lagen im Dunkeln. T'Silva strengte ihre Augen an und sah eine Bewegung auf einer Couch. Sie machte Akres darauf aufmerksam. Dieser nickte und bewegte sich langsam weiter hinein. Er berührte den Rand der Couch und fasste dann höher - und griff in weiches Fleisch. Er schaltete den mitgebrachten Strahler ein und das Licht erfasste Lieutenant McAran. Diese war geknebelt und an Händen und Füßen gefesselt. Akres zog ihr den Stofffetzen aus dem Mund und Colleen schluckte erleichtert. "Captain?" "Ich bin hier, Lieutenant." "Captain, er ist im Schlafbereich. Jaldra ist mit drin." "Und Sie sind sich sicher, dass er es ist?" "Ja Captain, ganz sicher!" "Ok. Commander Akres, lassen Sie Lieutenant McAran hier rausbringen. Sie selbst kommen mit mir." "Ja, Ma'am." Akres gab zwei seiner Männer ein Zeichen. Diese begannen damit McAran die Fesseln abzunehmen. Diese grummelte vor sich hin und weigerte sich, das Quartier zu verlassen. Sie schlich sich von hinten an den Captain heran. "Captain, Jaldra ist meine Partnerin. Ich werde sie nicht im Stich lassen." "Dann lassen Sie sich einen Phaser geben." "Ich würde eine passive Rolle vorziehen Captain." "Sie meinen, eine Verbindung?" "Ja, Captain." Colleen spürte, dass T'Silva die Stirn runzelte. "Sind sie sich sicher, Lieutenant." "Ja, Ma'am. Ich denke es ist die einzige Möglichkeit die wir haben, um Jaldra Bescheid zu sagen, dass wir sie da rausholen." "Ok, Lieutenant, dann versuchen Sie es. Brauchen Sie etwas?" "Nein, danke Captain. Nur etwas Zeit und Ruhe." "Die sollen Sie bekommen."
Colleen hatte sich auf einen Stuhl am Fenster gesetzt und die Augen geschlossen. 'Jal, hörst du mich?' ... 'Jal, ich weiß nicht, ob ich das richtig machte. Wenn du mich hörst, dann antworte mir bitte!' ... 'Lee? Wie...? Was...?' 'Jal, hör mir zu. Ich weiß nicht, wie lange ich das hier packe. Wir sind hier draußen 8 Leute. Der Captain, der Sicherheitschef, fünf Spezialisten und ich. Wir holen dich da raus.' 'Lee, das könnte zu gefährlich für euch werden. Er will eine Verschmelzung. Bisher konnte ich es verhindern, aber wenn er so weitermacht...' 'Halt noch ein wenig aus, Jal. Es dauert nicht mehr lange.' 'Ok Lee. Danke.' 'Ich bin deine Partnerin, wir müssen doch zusammenhalten.' Dann unterbrach sie die Verbindung.
Vor dem Eingang zum Schlafbereich standen, hockten und knieten die Leute, die bei dem Einsatz mitwirken sollten. Außerdem befand sich ein medizinisches Team im Raum. Akres hatte weiteres Sicherheitspersonal geordert, alles war bereit. Fast alles. Colleen war nach ihrer Verbindung mit Jaldra in eine Art Trance verfallen, bevor sie sagen konnte, was in dem Raum vorging. Zwei Mediziner betreuten sie. Zurzeit wartete man nur noch auf sie, dann konnte man vorstoßen.
T'Silva nickte Akres zu. Dieser öffnete die Tür zum Schlafbereich. Colleen trat hindurch, hinter sich den Captain und den Commander. Jaldra lag auf dem Bett, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Sie wehrte sich mit ihren Füßen gegen ihren Widersacher. Colleen hob ihren Phaser und drückte ab. Stöhnend fiel der Mann um und landete halb auf Jaldra. Akres stürzte vor und zog den Angreifer vom Bett. Colleen nahm ihrer Freundin die Fesseln ab und umarmte sie erleichtert. 'Danke Jal', hörte sie in ihren Gedanken. Dann wandten sie sich dem Angreifer zu und Colleen stellte sich vor ihm. Sie gab ihm eine Ohrfeige und verließ den Raum. Jaldra folgte ihr.
"Und Sie sind sich sicher, Lieutenant McAran?" "Ja, Sir." "Sie auch, Lieutenant Eris?" "Hundertprozentig, Sir." Commander Trynier nickte den Sicherheitswachen zu und diese schleppten den Angreifer aus dem Raum. "Eine Frage hätte ich." "Ja, Sir?" Jaldra zog die Nase kraus und erwartete Unannehmlichkeiten. "Wie sind Sie auf Connor gekommen?" Colleen meldete sich zu Wort. "Michael war lange Zeit ein Freund. Wir haben viel zusammen durchgemacht. Aber als vor ein paar Jahren herauskam, dass er telepathisch veranlagt war, wurde er immer arroganter. Aber auch seine Unsicherheit wuchs. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Also begann er Gewalt anzuwenden. Die Mission damals, als Steve ihn und mich rettete, war von ihm herausgefordert worden. Anscheinend konnte er seine Gefühle nicht mehr steuern, ich denke, seine Aktionen kommen daher, dass er sich nicht abblocken kann." Trynier, der Captain und Jaldra blickten sie an. Dann ergriff T'Silva das Wort. "Sie können gehen. Sie haben dem Schiff und der Flotte einen großen Gefallen getan." Jaldra schüttelte den Kopf. "Wir taten nur unseren Job." Dann verließen sie das Sicherheitsbüro und taten das, was ihnen der Arzt gesagt hatten: Sie erholten sich.
Drei Tage später kamen Jaldra und Colleen in die Krankenstation und ließen die Nachuntersuchung durchnehmen. Dr. Five blickte sie zwar grimmig an, weil sie sich nicht wie vorgeschrieben nur ausgeruht hatten, aber er war anderseits auch erleichtert. Einerseits, weil die beiden es gut überstanden hatten und anderseits, weil sie den Mörder gefasst hatten. Nie hätte er gedacht, dass sein enger Vertrauter ein Telepath war. Und einen Mord hätte er ihm auch nie zugetraut. Da sah er mal wieder, dass Menschenkenntnisse nicht alles waren.
T'Silva setzte sich auf den Kommandosessel. Endlich war ihre Brückencrew wieder vollständig. Lieutenant Colleen McAran besetzte die Taktik und Lieutenant Jaldra Eris kam ihrer Aufgabe als Pilotin nach. Michael Connor hatte man in die Arrestsektion der nahen Starbase gebeamt. Dort konnte man ihm schneller helfen als an Bord des Schiffes. "Lieutenant Eris, bringen Sie uns nach Trill. Dort werden wir das Team absetzen und dann geht es weiter nach Andor. Ich hoffe, Sie und Lieutenant McAran werden uns weiterhin eine große Hilfe sein." "Aye, Captain." Jaldra setzte den Kurs und die U.S.S. Masterson schwenkte aus dem Orbit.
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"Captain? Captain T'Silva?" Die junge Frau drehte sich um. "Brüllen Sie noch mehr Lieutenant McAran, es haben noch nicht alle mitbekommen." Ihr Gegenüber lies den Kopf hängen und schaute beschämt zu Boden. "Tut mir leid, Captain." Dann hob sie ihren Kopf. "Commander Trynier möchte Sie so schnell wie möglich auf der Brücke sehen, Ma'am." Mit einer Handbewegung deutete sie in Richtung Dock und auf den Anlegeplatz der U.S.S. Masterson, einem Schiff der Norway-Klasse. T'Silva schüttelte ihren Zopf mit einer knappen Bewegung auf den Rücken und folgte dann dem menschlichen Lieutenant. Diese aktivierte unterwegs ihren Kommunikator. "Lieutenant McAran an Commander Trynier." "Trynier hier." "Sir, ich habe den Captain gefunden und komme nun mit ihr an Bord." "Wir erwarten Sie, Lieutenant. Trynier Ende." Colleen McAran, Irin aus vollem Herzen, seufzte leise und ging weiter vor ihrem neuen Captain her. Eine Vulkanierin mit einem Romulaner als erstem Offizier - das konnte etwas werden. Als sie nun T'Silva den Vortritt an der Luftschleuse gab, strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ihre Frisur entsprach nicht ganz den Vorschriften, aber schließlich war sie erst kurzfristig als Eskorte festgelegt worden und konnte vorhin gerade noch in ihre Uniform schlüpfen, bevor sie das Schiff verlassen sollte. Ein Lächeln schlich sich in ihre Mundwinkel als sie sah, dass der Captain zunächst in die drei angrenzenden Korridore blickte und sich dann umdrehte. McAran's Lächeln verschwand noch rechtzeitig und sie zeigte in den rechten Flur, woraufhin T'Silva vorausging. Mit einigem Abstand folgte McAran ihr und begab sich dann auf der Brücke an die Taktik-Station. Der Fähnrich, der eigentlich Dienst hatte, schaute sie zwar schief an, doch McAran winkte ab. Bei Ankunft des Captains war es ihrer Meinung nach besser, wenn sich Personen aus der Alpha-Schicht auf der Brücke befanden.
"He Colleen, was ist los mit dir?" Jaldra schüttelte ihre Freundin. "Lee?" Diese schüttelte den Kopf und verdrängte ihre Gedanken. "Alles ok. Danke. Ich habe nur nachgedacht." "Ja, ich habe es gemerkt." Colleen schaute die Betazoidin schief an. "Warst du wieder in meinen Gedanken?" "Nein. Man muss keine Telepathin sein um zu merken, dass dich etwas beschäftig. Ist es Trynier?" "Trynier?" Colleen lachte. "Nein, Naze doch nicht. Der ist voll in Ordnung." "Wer dann? Sebastian? Erik? Oder doch Alexander?" "Es ist kein Mann. Ich habe dir doch gesagt, dass ich die nicht brauche. Nach der letzten Geschichte...", sie winkte ab. "Jaldra, wieso müssen Vorgesetzte immer auf jede Kleinigkeit achten?" "Weil das ihr Job ist." "Ja, ich weiß...", Colleen seufzte. "Aber sie nerven." "Und du nervst sie genauso. Das ist normal. Nerven dich die Fähnriche und die neuen Kadetten nicht auch?" "Nein, ich komme mit denen eigentlich ganz gut zurecht. Na gut, Ausnahmen gibt es." "Siehst du? Genau das meine ich, Colleen. Aber ist jetzt auch egal. Lass uns schlafen gehen, wir haben morgen Frühschicht." "Ja, ich weiß." Colleen setzte sich auf ihr Bett und zog ihre Uniform aus. "Aber eins ist doch ziemlich bescheuert: Auf den unteren Decks sind Quartiere frei. Und wir dürfen in einem schlafen." Jaldra drehte sich um. "Stört es dich?" "Nein, das meine ich nicht. Aber es wundert mich. Nehmen wir noch mehr Leute an Bord?" "Nicht dass ich wüsste. Die Chefs wissen schon, was sie tun...", Jaldra legte sich unter ihre Decke. "Schlaf gut. Und denk nicht mehr soviel nach." "Ja, danke, du auch." Colleen drehte sich auf die Seite. "Computer, Licht aus."
Alles dreht sich. Langsam steht sie auf und verlässt den Schlafbereich. Etwas stimmt nicht. Sie geht an der Konsole vorbei. Am Fenster. An der Tür zum Hygienebereich. Bleibt vor der Quartiertür stehen. Dann hört sie das typische Zischen. Sie verlässt den Raum und geht durch die Flure. Der Anblick wirkt vertraut, doch auch feindlich. Nervös blickt sie sich um. Hört Stimmen. Flucht! Weg hier! Sie beginnt zu laufen. Mehr Stimmen - vor ihr. Wie konnten die sie überholen? Sie rennt in einen Seitenflur. Eine Nische. Sie stellt sich mit dem Rücken gegen die Wand. Fremde gehen vorbei - reden, beachten sie nicht. Verwirrung. Ein Schott. Sie öffnet es und kriecht in die Röhre. Ruhe. Herrliche Stille. Sie kauert sich zusammen. Verschränkt die Arme... und schreckt hoch. Sie ist nackt. Verwirrt blickt sie an ihrem bloßen Leib herunter. Schaut sich beschämt um. Dann hangelt sie sich die Treppe entlang. Kommt in einen größeren Raum - er ist leer. Sieht einen Replikator und atmet erleichtert auf. Stellt sich eine neue Uniform her. Dann fasst sie zum ersten Mal seit verlassen des Quartiers einen klaren Gedanken: Wo bin ich überhaupt? Und was mache ich hier? Als ihr keine hinreichenden Erklärungen einfallen, klettert sie zurück durch die Jeffriesröhre und kehrt zurück in ihr Quartier. Colleen schläft friedlich in ihrem Bett und auch Jaldra klettert wieder in ihres. Innerhalb von Sekundenbruchteilen fällt sie in einen tiefen Schlaf.
"Jaldra?" Colleen war schon komplett angezogen und versuchte die Betazoidin zu wecken - normalerweise war diese zuerst wach. "Komm schon, Jal." Obwohl die junge Irin ihre Freundin fast aus dem Bett warf mit den Bemühungen sie zu wecken, zuckte diese nicht mal mit einer Wimper. "Lieutenant McAran an Krankenstation." "Dr. Five hier. Ich höre, Lieutenant." "Sir? Ich bewohne mit Lieutenant Eris ein Quartier. Sie wacht nicht auf." "Lieutenant Eris ist doch Betazoidin, oder?" "Ja, Sir." "Ich schicke ein Team. Bitte warten Sie, bis dieses eingetroffen ist." "Ja, Sir." "Krankenstation, Ende." Colleen setzte sich auf die Bettkante neben Jaldra und berührte erneut ihren Kommunikator. "Lieutenant McAran an Brücke." "Wir erwarten Sie schon, Lieutenant." Colleen verdrehte die Augen, als sie die kalte Stimme des Captains hörte. "Ja, Captain, ich weiß. Ich bewohne mit Lieutenant Eris ein Quartier. Sie ist Betazoidin und liegt in einem komaähnlichen Schlaf." "Kommen Sie, sobald Sie können." "Danke, Captain." "Brücke, Ende." Sie drehte sich zu ihrer Freundin und strich dieser eine Strähne aus dem Gesicht. Dabei berührte sie Jaldra's Wange - und erschauderte. "Was zum ...", erschrocken zuckte sie zurück. Was war das nur gewesen? Sie legte ihre Hand wieder an das Gesicht von Jaldra - und spürte etwas seltsames. Er war nicht unangenehm - nur ungewohnt. Sie fühlte sich von wohliger Wärme umschlossen und lies sich weiter hineinziehen. Ihre Gefühle spielten etwas verrückt - als wenn sie sich vermischen würden mit etwas Fremden. Und instinktiv wusste sie, dass es so war, dass sie EINS war mit Jaldra. Sie hatte schon mal ihre Gedanken berührt. Das hier war ähnlich. Nur viel intensiver. Colleen legte den letzten Rest Zweifel ab und umarmte die Gefühle, Sehnsüchte und Sorgen ihrer Freundin - tröstete sie und hielt sie fest.
*Ping* ... *Ping* ... *Ping* ... "Medizinisches Team an Lieutenant McAran." Keine Antwort. "Computer, wo befinden sich die Lieutenants McAran und Eris?" #Die Lieutenants befinden sich in ihrem Quartier, Deck 7, Sektion Gamma.# *Ping* "Medizinisches Team an Dr. Five." "Ja, Michael?" "Doktor, Lieutenant McAran antwortet nicht. Laut Computer befinden sich die beiden Frauen in ihrem Quartier. Doch die Tür ist verriegelt." "Computer, hier Dr. Five. Medizinischer Notfall. Öffne das Quartier der Lieutenants McAran und Eris." #Bestätigung# "Danke, Doktor", sagte Michael Connor bevor er durch die nun offene Tür in den Wohnbereich trat. "Computer, Licht." Der Raum erhellte sich und Connor ging mit seinen Helfern direkt auf den Schlafbereich zu. Als sie durch dieses Schott traten, schauten sie verdutzt und blieben verwirrt stehen. Auf einem Bett lagen die beiden Frauen nebeneinander, die Hand der einen an der Wange der anderen - und wirkten wie versteinert. Wenn man genau hinsah, dann konnte man erkennen, dass sie atmeten, doch auch das geschah nur sehr flach. "Connor an Dr. Five. Sir, Sie sollten sich das selbst anschauen." "Meine Güte Michael, haben sie ein Arztdiplom oder nicht?" "Ja Sir, aber so was habe ich noch nicht gesehen und ich bin kein Spezialist für diese... Fähigkeiten." "Na gut, ich bin unterwegs. Five, Ende." Michael holte einen Trikorder raus und begann McAran und Eris zu scannen - keine leichte Aufgabe, denn die Daten fluktuierten. "Mac, geben Sie mir mal ihren Trikorder." "Ja, Doktor." Doch auch mit diesem Gerät bekam Connor keine klaren Werte. Er hörte hinter sich ein Geräusch und drehte sich um. In der Tür stand Dr. Five und starrte auf das Bett. "Oh, mein Gott." "Sir?" "Michael, sagen Sie dem Captain Bescheid. Die Lieutenants McAran und Eris werden auf unbestimmte Zeit nicht zum Dienst erscheinen können. Und bitten Sie sie, dass sie und Trynier hierher kommen mögen." "Aye, Sir." Während Connor Kontakt zur Brücke aufnahm, koppelte der Doktor zwei Trikorder. Dann scannte er die beiden, deren Biowerte begonnen hatten sich zu überlagern. "Michael, wir müssen die beiden irgendwie wieder trennen. Haben wir einen Telepathen an Bord?" "Ja, Sir, haben wir. Eris." Der Doktor runzelte die Stirn. "Sind auf unseren Schiffen nicht zwei vorgeschrieben?" "Doch, eigentlich schon." Michaels Stirn legte sich nun ebenfalls in Falten. "Aber wer ist der zweite?" Während sie überlegten betraten der Captain und der Erste Offizier den Raum und schauten betrübt. "Doch nicht das, was ich denke, oder Doktor?" "Doch Captain, leider schon. Leider konnten wir es nicht verhindern. Aber da wir außer Eris noch einen Telepathen an Bord haben sollten, müssten wir die Verbindung wieder lösen können." "Und wenn wir die beiden einfach auseinander ziehen?" "Das, Commander...", sagte der Captain scharf. "... würde den sicheren Tod für beide bedeuten." "Captain, wer ist der zweite Telepath an Bord?" "Ein Lieutenant Commander namens Steve Jefferson." "Steve Alexander Jefferson?" Michael hob verwirrt den Kopf. "Kennen Sie ihn?" Commander Trynier schaute den jungen Arzt verdutzt an. "Ja, Sir. Wir arbeiteten zusammen. Er, ich und... Lieutenant McAran. Wir waren in einen Hinterhalt geraten. Steve rettete uns mit seinen Fähigkeiten. Er und Colleen waren eine Zeit lang liiert." "Und wieso sind sie es nicht mehr." "Nun ja, Captain, es gab Differenzen. Und Colleen - Verzeihung - Lieutenant McAran hat dann Schluss gemacht." "Also kommt er wahrscheinlich nicht in Frage." Doktor Five seufzte. "Dann müssen wir anders rangehen - wir müssen herausfinden, weshalb Jaldra in diesen Zustand verfallen ist. Wenn wir dies ermitteln und beheben können, dann sollten wir sie auch aus ihrer Trance holen." "Machen Sie das, Doktor." "Ja, Captain."
Schmerz. Hass. Trauer. Eine wahre Flut an negativen Gefühlen schwappte Jaldra entgegen. War das Colleen? Dieses zerrissene Wesen, dass anscheinend mehr vom Verstecken von Empfindungen verstand als ein Vulkanier? Das konnte doch nicht sein. Das hätten ihre Vorgesetzten wissen müssen. Oder wussten sie es? War Colleen eine Art Geheimwaffe? Jaldra war es egal. Sie nahm ihrer Freundin ihren Schmerz weg und löschte ihn aus deren Gedächtnis.
Weg. Alles Weg. Der Kummer, die Furcht. Colleen fühlte sich auf einmal so frei. Frei von allem. Als wäre alles nie geschehen. Als hätten bestimmte Personen nie existiert. Wie war das möglich? Sie tauchte tiefer in die Gedanken ihrer Freundin und spülte unbezähmte Wut hervor. Wut auf was? Wut auf wen? Colleen konnte es nicht erkennen. Sie zog sich am Rand dieser Zone entlang und spendete Trost. Der Zorn wich ein wenig zurück, doch er erlosch nicht. An die Sorgen ihrer Freundin geschmiegt begann sie Liebe und Glück in Richtung dieses Bereiches zu senden.
Wieso hatte er es getan? Erst hatte er Colleen verletzt und nun sie. Er war so ein Mistkerl. Jaldra verdrängte die Emotionen - doch sie fraßen sich weiter vor. Sie hatten sie gezwungen, in diese Trance zu fallen. Sie hatten sie durch die Korridore gehetzt. Und sie hatten die Verbindung zu Colleen gefordert. Als Rache. Colleen hatte ihn damals auf ihren Rat hin verlassen. Nun wollte er es ihr zurückzahlen.
Sie spürte ihn. Das konnte nur er sein. Die Gedanken klar strukturiert, die Gefühle geordnet und in Schubladen verstaut - dachte er. Sie hatte diese Schubladen damals geöffnet - und er war außer Kontrolle geraten. Das hatte er ihr doch angeblich verziehen. Aber anscheinend nicht ganz. Nun benutzte er Jaldra um sie gegen sie einzusetzen. Colleen spürte alten Zorn in sich hochkeimen. Er hatte es wieder getan. Obwohl er versprochen hatte, es nicht noch mal zu tun - er hatte sie indirekt angegriffen. Und damit nicht nur sie, sondern auch ihre Freundin in diesen Zustand gezwungen.
"Doktor? Ich habe hier etwas interessantes." "Lesen Sie vor Michael." "Ich fasse es besser zusammen, der damalige Arzt war sehr ausführlich: Colleen McAran befand sich schon mal in einem solchen Zustand. Es gab damals einen telepathischen Angriff auf die Besatzung eines Scoutschiffes und der Lieutenant und drei weitere Personen waren 11 Tage in diesem Zustand, bis man sie in Stasis versetzte. Das hob den Effekt anscheinend wieder auf. Doch keiner der vier konnte - oder wollte - erklären was passiert war. Meinen Berechnungen zufolge war das um die Zeit, als Colleen mit Steve Schluss machte. Und er ist ein sehr hochqualizierter Telepath." "Und Sie würden ihm einen Angriff auf eine unschuldige Person - in diesem Fall Lieutenant Eris - zutrauen, nur weil er Probleme mit McAran hatte?" "Er ist kein Betazoide, Doktor. Er ist ein Mensch. Ein Mutant, wenn sie es so wollen. Er ist das perfekte Beispiel für eine Gesellschaft aus Zufalls-Telepathen: Keine Rücksicht auf andere. Nur der eigene Wille zählt." "Und sie sind sich sicher, dass er es ist?" "Sicher? Keinesfalls. Ich sage nur, dass es eine Option ist und wir das überprüfen sollten." "Ok, dann machen Sie das, Michael. Aber seien Sie vorsichtig und nehmen Sie sich einen Sicherheitsmann mit." "Ja, Doktor, das wird wohl das beste sein." Michael stand auf und verließ den Raum. Dr. Five hingegen drehte sich an seinen Tisch und begann die Datenbank nach weiteren potentiellen Telepathen zu durchsuchen.
*Ping* ... *Ping* ... "Steve, mach auf, ich bin es, Michael. Ich weiß, dass du da bist. Ich muss mit dir reden." ... *Ping* Connor seufzte und winkte dem Sicherheitsmann zu. "Öffnen Sie die Tür." Dieser nickte und gab einen Code in das Schloss ein. Die Tür öffnete sich mit einem zischen. Ein eigenartiger Geruch drang aus dem Quartier. "Computer, Licht." Als das Licht anging schreckte Connor zurück. Das Quartier war verwüstet und mittendrin lag jemand. Regungslos. Er betrat den Raum und stieg über einige Gegenstände. Doch als er bei der Person ankam sah er, dass er zu spät kam. Steve war schon mindestens 12 Stunden tot. "Connor an Dr. Five." "Ja, Michael?" "Wir sind zu spät. Crewman Jefferson ist seit etwa einem halben Tag tot. Und da ihm die Kehle durchgeschnitten wurde, gehe ich davon aus, dass es Mord war."
An Bord herrschte Sicherheitsalarm. Bewaffnete Teams standen an jeder Ecke und betrachteten skeptisch jeden, der sein Quartier verließ. Bis auf den Dienst war eine Art Ausgangssperre verhangen worden. Als Dr. Five und Connor aus dem Obduktionsraum kamen warteten davor Captain T'Silva und ihr Erster Offizier. Die beiden sahen angespannt aus, und der Captain hob eine Braue und forderte somit Dr. Five zum Sprechen auf. "Es war Mord, daran besteht kein Zweifel. Kein Mensch kann sich selbst so verletzen. Jedoch können wir nun eines ausschließen: Es war nicht Crewman Jefferson, der Eris und McAran - oder eine der beiden - angegriffen hat. Erstens war er zu diesem Zeitpunkt schon tot und zweitens befinden sich die beiden noch immer in demselben Zustand. Ich habe derweil die Datenbank nach weiteren potentiellen Telepathen oder Leuten gesucht, die Probleme mit einem der beiden Lieutenants hatten." "Wie viel haben Sie gefunden, Doktor?" Der Captain zog eine Braue hoch. "An Bord 17 Personen." "17?", Commander Trynier schaute verdutzt. "Und wie viele davon sind potentielle Telepathen?" "9." Connor fasste sich an den Kopf. "9 Personen, die möglicherweise telepathisch veranlagt sind. Wer hat denn da im Hauptquartier geschlafen?" Der Captain schaute ihn streng an. "Niemand hat geschlafen. Die Personen sind auf mein Geheiß hier. Wir haben eine Sondermission - und deren Anführer sollten Eris und Jefferson sein."
Etwas hatte sich verändert. Das spürten die beiden Frauen. Nicht nur in ihnen, nein, es hing auch mit ihrer Umgebung zusammen. Doch Jaldra bemerkte noch etwas anderes: Ein Teil von Colleen"s Wut und Zorn waren auf einmal wie ausgelöscht. Als sie immer tiefer in die Gefühle und Gedanken ihrer Freundin eindrang, sah sie dort eine Art Loch. Als hätte da etwas existiert, was nun nicht mehr da war. Sie versuchte die Barriere zu durchbrechen, die diese Leere umgab, doch der Widerstand war zu stark.
Schmerz, Liebe, Wut, Hoffnung... Colleen hatte immer gedacht, sie hätte sich unter Kontrolle. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sich im realen Leben etwas bedeutendes verändert hatte. Genau einordnen konnte sie die Gefühle nicht, doch sie konnte sich denken, was es war. Nur eine Person hatte jemals so intensiven Kontakt mit ihr gehabt, dass sie ihn ständig spürte, wenn man ihre gegenwärtige Verbindung mit Jaldra nicht mitzählte.
'Colleen?' Jaldra flüsterte in die Tiefen des Bewusstseins ihrer Freundin. Bisher hatten sie sich über Gefühle verständigt, doch nun wusste die Betazoidin, dass ein Gespräch nicht mehr unumgänglich war. 'Colleen, ich will wissen, wer das war und wieso er es getan hat. Steve war es nicht.' Sie erhielt keine Antwort sondern spürte nur, wie ihre Freundin versuchte sich zurückzuziehen. 'Lee, rede mit mir, bitte!' Sie bekam eine Geste, die ihr wie ein Kopfschütteln vorkam, zurück. 'Lee, du weißt, ich bin deine Freundin. Ich will dir nur helfen. Doch das kann ich nicht, wenn du mich nicht lässt.' Ein Seufzen kam von Colleen. 'Jal, du würdest es nicht verstehen.' 'Bist du dir da sicher? Wir sind miteinander verbunden, wir teilen unsere Gedanken, unsere Gefühle.' 'Ja, meinst du, ich weiß das nicht? Jal, ich bin diese Sache hier freiwillig eingegangen.' 'Ja, das ist mir auch bewusst. Aber, na ja, wie soll ich das sagen... ich weiß nicht, wie wir diese Verschmelzung wieder aufheben können.' 'Wie, du weißt es nicht?' 'Ich denke, ein anderer Telepath könnte uns wieder trennen.' 'Da übersiehst du nur etwas, Jal. Wir haben keinen weiteren an Bord. Denn du weißt, was mit dem zweiten geschehen ist.' 'Lee, ich...' 'Nein, Jal, du weißt es. Wie du sagtest: Wir sind verbunden. Du hast die Leere bemerkt. Und ich habe gespürt wie du versucht hast sie wieder zu füllen. Aber derjenige, der sie füllte ist tot.' 'Ja, Lee, ich weiß. Und ich weiß auch, dass dir Steve noch immer viel bedeutet hat.' Jaldra umarmte die Präsenz ihrer Freundin. 'Aber eines weißt du nicht: Er und ich waren auf einer... Spezialmission. An Bord befinden sich 7 weitere Telepathen.' 'Was?' Colleen wich ein Stück vor ihrer Freundin zurück. 'Jal, das kann doch nicht sein. 9 Telepathen auf einem Schiff? Wer würde so etwas befehlen?' 'Das Hauptquartier.' Jal merkte das Äquivalent eines Kopfschüttelns bei ihrer Freundin. 'Jal, das ist doch Selbstmord.' 'Nein, gerade den wollten wir verhindern. Denn die 7 anderen Telepathen sind eine Art Gruppe. Ursprünglich waren es mal 12. Doch einer scheint Probleme zu haben, versteckt diese Gefühle aber sehr gut und tötet seine Kollegen.' '5 Tote?' '5 Tote einer Gruppe innerhalb von 3 Monaten. Sehr seltsam, nicht wahr?' 'Ja, allerdings. Aber wieso hat das Hauptquartier dich und Steve ausgewählt?' 'Weil er und ich schon früher zusammengearbeitet haben. Wir sind ein Team, wir kennen die Stärken und Schwächen des anderen.' Colleen schwieg. 'Alles in Ordnung, Lee? Du denkst doch nicht... oh nein, du denkst es doch. Lee, sieh in meine Gedanken. Du kennst die Wahrheit, willst sie nur nicht wahr haben. Wir waren zwar geistig verbunden, aber... aber eins kann ich dir mit Gewissheit sagen: In seinem Herzen gab es immer nur dich!' Colleen seufzte. 'Ja, ich weiß es Jal. Es ist nur... ich konnte ihm nicht mal Lebewohl sagen damals. Ich habe Schluss gemacht und er hat sich umgedreht und ist gegangen. Ok, er war enttäuscht, aber verbunden waren wir trotzdem noch. Er hat uns nie wirklich auseinander gebracht. Die Verbindung war so stark, dass sie bis in den Tod reichte... bis in den Tod...' 'Ach Lee.' Jaldra überflutete sie mit positiven Gefühlen. 'Trauer bringt uns jetzt auch nicht weiter. Wir müssen versuchen uns voneinander zu trennen und dann müssen wir den Mörder finden.' 'Ja, Jal, ich weiß. Lass uns anfangen.'
Captain T'Silva setzte sich in den Kommandosessel. Sie hielt sich gerade, wie es sich für eine Vulkanierin gehörte, jedoch hatte sie nach ihrer Meinung in letzter Zeit zuviel toleriert. Sie war zuviel unter Menschen. Der Chefingenieur war auch Vulkanier, aber ansonsten bestanden sowohl ihre Brückencrew als auch die Kommandooffiziere aus einer Trill, einer Betazoidin, einem Romulaner und der Rest waren Menschen. Am meisten faszinierte T'Silva die Verbindung zwischen den Lieutenant's Eris und McAran sowie dem Crewman Jefferson. Eine eigenartige Verbindung, wenn man bedachte, dass Eris und Jefferson ein Team gewesen, Eris und McAran jetzt verbunden waren und McAran und Jefferson eine Beziehung gehabt hatten. Aber das waren halt die Nicht-Vulkanier, sagte sie sich. Jederzeit bereit, sich gegen ihre Freunde zu wenden und im nächsten Moment heißblütig für sie einzutreten. Doch jetzt gab es erst mal wichtigere Probleme. Die Sonderaufgabe von Eris und Jefferson hatte sich zu einem Vorfall auf ihrem Schiff entwickelt. Ein Mordfall bei einer Untersuchung des Hauptquartiers. Bisher hatten sie die Funkstille gehalten, doch ewig ließ sich der Tod eines Telepathen nicht verheimlichen. T'Silva stand wieder auf. "Commander Trynier, Sie haben die Brücke. Ich bin im Bereitschaftsraum." "Aye, Ma'am." Diese informelle Antwort brachte ihm einen scharfen Blick des Captains ein, doch er ignorierte ihn und konzentrierte sich auf ein Padd, das er in der Hand hielt. Wäre T'Silva ein Mensch gewesen, hätte sie wohl geseufzt, doch so drehte sie sich nur weg und verließ mit raschen Schritten die Brücke.
'Zieh dich von dort zurück, Lee.' Colleen und Jaldra trennten sich Stück für Stück. Ein Gedankenstrang nach dem anderen entwirrte sich. Keiner der beiden hatte geahnt, wie nah sie sich wirklich gekommen waren. Ihre Emotionen, ihre Gedanken, jeder einzelne gehörte nicht mehr einer der beiden, sondern ihnen gemeinsam. Colleen wusste nicht, wie Jaldra ihre beider Gedanken unterscheiden konnte, sie tat einfach instinktiv, was ihre Freundin sagte. Ihnen war beiden klar, dass sie eventuell Erinnerungen verlieren konnten. Doch für die Sicherheit des Schiffes taten sie alles, das hatten sie sich insgeheim geschworen. 'Jal?' 'Ja, Lee?' 'Jal, was ist, wenn wir zu spät kommen?' 'Keine Angst, das werden wir nicht. Wir wissen doch beide, wer es war. Wir müssen es nur noch beweisen.' 'Du kennst doch die Vulkanier. Die mit ihrer verdammten Logik. Aber eines irritiert mich: Wie konnte er verbergen, dass er so etwas schon mal getan hat?' 'Ich habe keine Ahnung, Lee. Leider. Aber das werden wir herausbekommen.' 'Ok Jal, das ist sowieso dein Job und nicht meiner.' 'Lee, kann ich dich was fragen?' 'Immer.' 'Da Steve tot ist...' Beide merkten, wie die andere schluckte. 'Ja.' 'Ich bräuchte einen neuen Partner.'
*Ping* ... T'Silva hob den Kopf und sah von ihrem Padd auf. "Herein." Trynier betrat den Raum, blieb vor dem Tisch des Captains stehen und wartete auf die Bestätigung, dass er sprechen konnte. "Captain, die Crew macht sich Sorgen wegen Crewman Jeffersons Tod." "Inwiefern?" "Nun ja, es geht das Gerücht um, dass der Mörder einer der neuen Mannschaftsmitglieder ist und die Leute haben Angst." T'Silva senkte den Blick auf ihr Padd. Dann legte sie es auf den Tisch und schaute auf einen Punkt, der sich in etwa 2 Meter über der rechten Schulter des Commanders befand. Dieser wartete geduldig auf eine Antwort seiner Vorgesetzten. "Commander, ich weiß ganz genau, was auf meinem Schiff vorgeht. Wenn die Crew kein Vertrauen zu ihrem Captain hat, dann kann ich das auch nicht ändern." Trynier runzelte die Stirn. "Und wenn Sie so etwas in der Art der Crew sagen würden? Es würde sie beruhigen." T'Silva erhob sich. "Commander, wir befinden uns hier auf meinem Schiff. Wenn Ihnen mein Kommandostil nicht passt, dann fragen Sie besser beim Hauptquartier nach, ob die nicht einen besseren Posten für Sie haben." Trynier schwieg und blickte finster. Er hasste diese kühlen Vulkanier, die ihre Logik für unübertreffbar hielten. Er stellte sich gerade hin. "Bitte um die Erlaubnis, wegtreten zu dürfen." T'Silva winkte mit der Hand während sie sich setzte und wieder ihr Padd in die Hand nahm. Trynier schaute sie noch kurz an, drehte sich dann um und verließ den Raum.
Colleen zog sich nach Jaldra's Anweisungen immer weiter aus deren Gedanken zurück während diese dasselbe tat. Inzwischen konnte sie schon fast wieder ihren Körper spüren, doch sie wusste auch, dass sie nun für immer einen gemeinsamen Teil hatten. Als sie sich damals für diesen Job gemeldet hatte, wurde ihr klar gemacht, dass ihr Leben nicht zählen würde, dass sie sich eventuell für andere opfern würde. Sie hatte es akzeptiert und ihre Wünsche und Gewohnheiten daran ausgerichtet. Ihr Job war zu ihrem Leben geworden. Beziehungen hatte sie nur noch mit Kollegen, doch diese wurden versetzt oder lebten wie sie nur für ihren Job. Genauso war es mit Steve gewesen. Nachdem er sie und Michael gerettet hatte, waren sie zusammen gekommen. Drei Jahre waren sie ein Paar, hatten über Heirat und Kinder fantasiert. Dann war ein Einsatz gekommen, bei dem Colleen schwer verletzt worden war und ihr war klar geworden, dass sie sich nie binden könnte. Sie konnte es nicht verantworten, jemanden so zu verletzen, falls der Job sie wirklich jemals das Leben kosten sollte. Also hatte sie mit ihm geredet und sie wusste, dass ihm klar war, dass sie nicht Unrecht hatte. Sie hatte ihn immer geliebt, auch, als sie ihn noch nicht kannte, doch gerade deshalb wollte sie das Risiko nicht eingehen. Jetzt war es zu spät. Für immer. Sie würde ihn nie wieder sehen, nie wieder spüren. Ihre Verbindung war stark gewesen, sie wussten immer, ob es dem anderen gut oder schlecht ging. Das war vorbei. Es war für immer vorbei.
"Michael?" "Ja, Doktor?" "Kommen Sie mal her." Connor stand seufzend von seinem Laborstuhl auf und trat zu Dr. Five der an der Liege stand, auf die man Colleen und Jaldra gelegt hatte. "Sehen Sie sich mal die Neuralwerte an. entweder trennen sie sich selbstständig oder ihre Körper stoßen sich gegenseitig ab." "Nach anderthalb Tagen? Ich bitte Sie, Doktor. Das wäre unlogisch. Aber auf jeden Fall ändert sich etwas." "Holen Sie den Captain." "Ja, Sir."
T'Silva stand am der Diagnoseliege und studierte die Anzeigen. "Und Sie sind sich sicher, dass es keine negative Entwicklung ist?" "Sicher? Nein, Captain." Doktor Five schüttelte den Kopf. "Aber wie Dr. Connor meinte, wäre es unlogisch, da seit dem Beginn ihrer Verbindung inzwischen 36 Stunden vergangen sind." T'Silva neigte den Kopf um eine Winzigkeit zur Seite und blickte Michael aus den Augenwinkeln an. Dann konzentrierte sie sich wieder auf die Anzeigen und nickte leicht. "Ja, das stimmt wahrscheinlich. Auch wenn eine Abstoßung nicht auszuschließen ist. Ich möchte, dass die beiden ständig überwacht werden." "Ja, Captain, selbstverständlich." Dr. Five zeigte auf eine Kontrollleuchte auf der Anzeigentafel. "Das werden sie, seitdem sie in der Krankenstation sind." "Gut, Doktor. Ich werde ein Sicherheitsteam für die beiden abordnen. Und sobald die beiden dazu fähig sind - sollten sie es je wieder sein -, möchte ich sie in meinem Raum sehen." "Ja, Ma'am." "Dann ist ja alles geklärt." T'Silva drehte sich um und wollte zur Tür gehen, als Michael anfing zu reden. "Da wäre noch etwas, Ma'am." T'Silva blieb stehen und schaute ihn kalt an. "Ja, Dr. Connor?" "Wir haben die Liste überprüft und konnten inzwischen feststellen, dass 7 Telepathen zusätzlich an Bord sind. Uns ist der Verdacht gekommen, dass einer von ihnen der Mörder von Steve - ich meine von Crewman Jefferson sein könnte." "Sie haben eine phänomenale Auffassungsgabe, Doktor. Ja, das wäre eine Möglichkeit." "Ich würde gerne weiter in diese Richtung ermitteln, Captain." "Dann passen Sie auf sich auf, Doktor, Sie wären sonst der 7. Tote. Und ich möchte nicht noch einen Mord auf meinem Schiff." Connor blickte betroffen und schwieg lange, bevor er stumm nickte. T'Silva nickte ebenfalls und verließ dann den Raum. Michael kaute auf seiner Unterlippe und schaute dann Doktor Five an. "6 Morde. Was mag das für eine Person sein, Doktor?" "Fragen Sie mich nicht, Michael, ich weiß es nicht."
Die letzten Stränge verbanden sie. Noch immer spürten sie jede Kleinigkeit der anderen. Ein letztes mal umarmte Jaldra Colleen's Präsenz und die beiden teilten nochmals ihre Gedanken. Dann lösten sie die Verbindungen. Ein kleiner Teil war immer noch präsent - würde sie nun auf immer verbinden. Das war bei Partnern der größte Vorteil.
Sie erwachten auf der Krankenstation. Nebeneinander - fast aufeinander - lagen sie auf einer schmalen Diagnoseliege. Diese piepte und Colleen sah neben sich eine vertraute Person - Michael. Auf der anderen Seite stand ein älterer Mann mit Fältchen um die Augen und einem schmalen Mund auf dem ein erleichtertes Lächeln stand. Colleen versucht sich zu bewegen doch Jaldra lag halb auf ihr drauf. Diese blinzelte in eine Lampe, die ihr direkt in die Augen schien und setzte sich dann auf. Colleen tat dasselbe auf ihrer Seite und fasste sich dann an den Nacken. "Mist, ich habe mich verspannt." Das löste bei allen im Raum ein herzliches Lachen aus und Michael meinte amüsiert, dass sie wenigstens ihren Humor nicht bei Jaldra gelassen hätte. Dann wurde er wieder ernst. "Was ist passiert?" "Das würde jetzt zu lange dauern, Michael." Dann wandte sich Lee an ihre Freundin. "Jal, wir müssen zum Captain." "Ja, ich weiß." Jaldra macht anstauten aufzustehen doch der Doktor hielt sie fest. "Einen Moment, meine Damen, nicht so hastig. Zunächst werden wir sie gründlich durchchecken." Jaldra wollte protestieren doch der Doktor legte ihr eine Hand auf den Arm. "Mein liebes Kind, ihr wart 36 Stunden miteinander verbunden, niemand weiß, was passiert ist und welche Gründe es hatte. Und bevor wir das nicht geklärt haben, müssen wir ein paar Untersuchungen machen." Jaldra seufzte und drehte sich zu Colleen um. Diese schüttelte nur den Kopf und winkte resigniert ab. Sie war erschöpft und hatte keine Lust darüber zu diskutieren. Willig ließ sie sich von Michael in einen anderen Raum führen.
*Ping* ... T'Silva stand mit dem Rücken zur Tür und blickte aus der Sichtluke auf den Planeten, in dessen Orbit sich die U.S.S. Masterson befand. "Herein", rief sie mit erhobener Stimme. Die Lieutenants McAran und Eris betraten den Raum und stellten sich nebeneinander vor den Tisch des Captains. Diese drehte sich nicht um. "Setzen Sie sich." Colleen und Jaldra sahen sich an und begaben sich auf zwei Stühle die nebeneinander standen. "Nun", T'Silva sprach in Richtung des Fensters mit leiser Stimme, so dass sich die Lieutenants anstrengen mussten, damit sie etwas verstanden. "Dann erzählen Sie doch mal, wie es zu der Situation kam." McAran und Eris blickten sich an und dann fing Jaldra an. "Nun ja, es gab einen telepathischen Angriff auf mich und zu meinem Schutz hat sich mein Geist in eine Trance zurückgezogen. So eine Trance hat es an sich, dass man mit Personen, die einen berühren eine geistige Verbindung eingehen kann. Das konnte Lieutenant McAran nicht wissen und deswegen wurden wir verbunden." "Ja, das ist mir bekannt, Lieutenant. Ich möchte wissen, ob es besondere Vorkommnisse gab während sie verbunden waren." Der Captain hatte sich umgedreht und sah, wie Colleen schluckte und dann aufsah. "Ja, Captain, die gab es. Ich besaß eine... eine Verbindung zu Crewman Jefferson. Daher spürten wir, dass er... dass er..." Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Eine Träne lief ihr über die Wange. Jaldra legte ihr eine Hand auf die Schulter. Colleen wischte die Träne weg und hob den Kopf wieder. "Dass Crewman Jefferson tot ist, Captain. Das meinte ich. Ansonsten haben wir eine Spur, wer den Angriff auf Lieutenant Eris durchgeführt hat." Der Captain blickte erstaunt auf die beide jungen Frauen und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Sie meinen, dass sie den Angreifer überführen können?" "Captain, ich will ehrlich sein." Jaldra blickte der Vulkanierin fest in die Augen. "Wir wissen wer es ist. Aber wir können es nicht beweisen - noch nicht." T'Silva erwiderte den Blick. "Lieutenant Eris, ich hätte sie nicht an Bord, wenn sie keine Spezialisten auf ihrem Gebiet wären. Sie haben volle Handlungsfreiheit." Jaldra stand auf. "Danke, Captain. Wir werden Sie nicht enttäuschen." Dann sah sie ein Zweifeln im Blick ihrer Vorgesetzten. "Lieutenant McAran ist meine neue Partnerin, Captain. Ich werde das mit dem Hauptquartier klären, keine Angst." "Wenn Sie meinen, Lieutenant. Sie können wegtreten." Colleen erhob sich hastig und sie verließ mit Jaldra den Raum. Draußen zupfte sie ihre Freundin am Ärmel. "Du, Jal. Die muss eine Menge von dir halten, wenn sie dir das anvertraut." "Ja, Lee, ich weiß. Ich arbeite schon länger mit ihr zusammen. Sie ist mein Verbindungsoffizier." Colleen schaute sie groß an und folgte ihr dann zum Turbolift.
In den nächsten Tagen trieben sich die beiden viel im Schiff herum. Sie scherzten laut und das Gerücht wurde laut, dass sie nach ihrer Verbindung eine Woche Sonderurlaub bekommen hatten. Das führte zu einigen bösen Blicken von Schiffskameraden, doch die beiden ignorierten es. Sie hatten einen Auftrag und waren darauf fixiert. Insgeheim scannte Jaldra jedes Besatzungsmitglied, dass ihnen begegnete, auf versteckte Ambitionen. Sie hatten sich mit den anderen Mitgliedern des Telepathenteams getroffen und Colleen war ihnen vorgestellt worden. Die Leute hatten sie skeptisch angeguckt, doch Jaldra hatte sie abgeschirmt, so dass niemand ihre Gedanken lesen konnte. Ansonsten war die Zusammenkunft reibungslos verlaufen und man hatte sich schon bald wieder getrennt. Jaldra meinte, man hätte sie akzeptiert, doch Colleen war sich nicht ganz sicher. Aber es war auch egal. Sie warteten ja auf eine Aktion des Angreifers, ansonsten würden sie ihn nicht überführen können.
"Du, Jal, ich glaube, wir müssen den Druck verstärken." Jaldra schaute ihre Freundin kritisch an. "Ich weiß nicht, Lee. Vielleicht sollten wir einfach abwarten." "Jal, das bringt nichts. Der Angreifer rührt sich nicht. Wir müssen etwas unternehmen, sonst kommt noch ein Unschuldiger zu Schaden." Jal legte den Kopf zur Seite. "Ja, du hast wahrscheinlich Recht. Lass uns etwas unternehmen."
'Hast du schon gehört? Die beiden, die da zusammen auf der Krankenstation waren, die haben den Angreifer überführt und wollen ihn heute Abend festnehmen.' 'Heute Abend? Ich dachte, heute Nachmittag schon.' 'Echt? Doch schon?' Jaldra grinste, als sie die beiden Fähnriche belauschte. Colleen's Plan funktionierte reibungslos. Dieses und ähnliche Gerüchte waren von ihnen verbreitet worden und das ganze Schiff sprach von nichts anderem. Ihr Lächeln verschwand als zwei Mitglieder des Teams die Bar betraten. Jaldra konzentrierte sich voll und ganz auf ihr Getränk. Doch die beiden kamen trotzdem zu ihr. "Du, Jaldra. Stimmt es, was gesagt wird? Ihr habt Beweise gegen den Angreifer?" Die Angesprochene blickte auf. Ihre Augen blickten die beiden kalt an. "Lasst euch überraschen", sagte sie kühl und widmete sich wieder ihrem Cocktail. Die beiden Telepathen zuckten mit den Schultern, sahen sich an und verließen den Raum wieder. Jaldra grinste wieder. Das funktionierte besser als sie gedacht hätte.
Sie hatte ihn nicht kommen gehört. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie zuckte zusammen und wollte sich umdrehen. Doch als sie es versuchte, griff ihr eine Hand in den Nacken und hielt sie schmerzhaft fest. Dann hörte sie ein hämisches Lachen, dass sie nur allzu gut kannte, spürte einen Schlag gegen den Kopf und wusste dann nichts mehr.
"Lee? Bist du da?" Jaldra schaute sich im Quartier um, konnte ihre Freundin aber nicht entdecken. "Computer, lokalisiere Lieutenant McAran." #Lieutenant McAran befindet sich in ihrem Quartier.# "Lee? Komm schon, wo bist du?" Jaldra blickte in den Hygienebereich, doch auch dort war niemand. Sie runzelte die Stirn und tastete mit ihren Gedanken nach ihrer Partnerin. Die geistige Verbindung über Entfernung war noch schwach, trotzdem wusste sie, dass Colleen auf jeden Fall noch lebte. Aber eine Lokalisierung war ihr nicht möglich. Sie schaute in den Schlafbereich der abgedunkelt war und wollte sich gerade wieder abwenden, als sie eine Bewegung in einer Ecke bemerkte. "Computer, Licht." #Piep# Als sich der Raum erhellte, erschrak Jaldra. An Händen und Füßen gefesselt lag Colleen in einer Ecke und schaute sie groß an. Als sie ihre Freundin erkannte, breitete sich Trauer in ihrem Gesicht aus. Jaldra näherte sich ihrer Partnerin und wollte sie gerade losbinden als sie spürte, dass sie nicht allein im Raum waren.
"Captain T'Silva an Lieutenant Eris." ... "T'Silva an Eris, Jaldra, antworten Sie." ... "Computer, lokalisiere Lieutenant Eris." #Lieutenant Eris befindet sich in ihrem Quartier.# "Captain T'Silva an Lieutenant McAran." ... "Computer, Lieutenant McAran lokalisieren." #Lieutenant McAran befindet sich in ihrem Quartier.# T'Silva erhob sich aus dem Kommandosessel. Ihr war bewusst, dass alle auf der Brücke sie anstarten aber es war ihr egal. "Computer, wie viele Personen befinden sich in dem Quartier von den Lieutenants McAran und Eris?" #Drei.# "Kann die dritte Person identifiziert werden?" #Negativ.# T'Silva drehte sich um und wandte sich an den Sicherheitschef. "Commander Akres, stellen Sie ein Team zusammen. Und beschaffen Sie mir einen Phaser. In fünf Minuten vor dem Quartier der Lieutenants." "Ja, Sir." Akres verließ im Eiltempo die Brücke - anscheinend wollte er den Einsatz selbst leiten. T'Silva blickte auf eine Anzeige an der Rückwand der Brücke und ging dann zu dieser Konsole. Sie rief sich die internen Sensordaten ab, doch auch aus diesen konnte sie nur erkennen, dass es eine humanoide Person war.
Sie trafen sich vor dem Quartier, wie der Captain es gewünscht hatte. Akres hatte fünf Sicherheitswächter geholt. Jeder dieser Männer war ein von ihm persönlich ausgebildeter Spezialist. *Ping* ... *Ping* ... "Lieutenant Eris? Lieutenant McAran?" ... *Ping* ... T'Silva erhielt keine Antwort. Dann nickte sie Akres zu. Dieser gab einen Sicherheitscode an der Tür ein und öffnete die Tür. Von innen hörte man einen Stöhnen. Auf ein weiteres Zeichen vom Captain betrat Akres den Raum. T'Silva und das Team folgten.
Die Räume lagen im Dunkeln. T'Silva strengte ihre Augen an und sah eine Bewegung auf einer Couch. Sie machte Akres darauf aufmerksam. Dieser nickte und bewegte sich langsam weiter hinein. Er berührte den Rand der Couch und fasste dann höher - und griff in weiches Fleisch. Er schaltete den mitgebrachten Strahler ein und das Licht erfasste Lieutenant McAran. Diese war geknebelt und an Händen und Füßen gefesselt. Akres zog ihr den Stofffetzen aus dem Mund und Colleen schluckte erleichtert. "Captain?" "Ich bin hier, Lieutenant." "Captain, er ist im Schlafbereich. Jaldra ist mit drin." "Und Sie sind sich sicher, dass er es ist?" "Ja Captain, ganz sicher!" "Ok. Commander Akres, lassen Sie Lieutenant McAran hier rausbringen. Sie selbst kommen mit mir." "Ja, Ma'am." Akres gab zwei seiner Männer ein Zeichen. Diese begannen damit McAran die Fesseln abzunehmen. Diese grummelte vor sich hin und weigerte sich, das Quartier zu verlassen. Sie schlich sich von hinten an den Captain heran. "Captain, Jaldra ist meine Partnerin. Ich werde sie nicht im Stich lassen." "Dann lassen Sie sich einen Phaser geben." "Ich würde eine passive Rolle vorziehen Captain." "Sie meinen, eine Verbindung?" "Ja, Captain." Colleen spürte, dass T'Silva die Stirn runzelte. "Sind sie sich sicher, Lieutenant." "Ja, Ma'am. Ich denke es ist die einzige Möglichkeit die wir haben, um Jaldra Bescheid zu sagen, dass wir sie da rausholen." "Ok, Lieutenant, dann versuchen Sie es. Brauchen Sie etwas?" "Nein, danke Captain. Nur etwas Zeit und Ruhe." "Die sollen Sie bekommen."
Colleen hatte sich auf einen Stuhl am Fenster gesetzt und die Augen geschlossen. 'Jal, hörst du mich?' ... 'Jal, ich weiß nicht, ob ich das richtig machte. Wenn du mich hörst, dann antworte mir bitte!' ... 'Lee? Wie...? Was...?' 'Jal, hör mir zu. Ich weiß nicht, wie lange ich das hier packe. Wir sind hier draußen 8 Leute. Der Captain, der Sicherheitschef, fünf Spezialisten und ich. Wir holen dich da raus.' 'Lee, das könnte zu gefährlich für euch werden. Er will eine Verschmelzung. Bisher konnte ich es verhindern, aber wenn er so weitermacht...' 'Halt noch ein wenig aus, Jal. Es dauert nicht mehr lange.' 'Ok Lee. Danke.' 'Ich bin deine Partnerin, wir müssen doch zusammenhalten.' Dann unterbrach sie die Verbindung.
Vor dem Eingang zum Schlafbereich standen, hockten und knieten die Leute, die bei dem Einsatz mitwirken sollten. Außerdem befand sich ein medizinisches Team im Raum. Akres hatte weiteres Sicherheitspersonal geordert, alles war bereit. Fast alles. Colleen war nach ihrer Verbindung mit Jaldra in eine Art Trance verfallen, bevor sie sagen konnte, was in dem Raum vorging. Zwei Mediziner betreuten sie. Zurzeit wartete man nur noch auf sie, dann konnte man vorstoßen.
T'Silva nickte Akres zu. Dieser öffnete die Tür zum Schlafbereich. Colleen trat hindurch, hinter sich den Captain und den Commander. Jaldra lag auf dem Bett, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Sie wehrte sich mit ihren Füßen gegen ihren Widersacher. Colleen hob ihren Phaser und drückte ab. Stöhnend fiel der Mann um und landete halb auf Jaldra. Akres stürzte vor und zog den Angreifer vom Bett. Colleen nahm ihrer Freundin die Fesseln ab und umarmte sie erleichtert. 'Danke Jal', hörte sie in ihren Gedanken. Dann wandten sie sich dem Angreifer zu und Colleen stellte sich vor ihm. Sie gab ihm eine Ohrfeige und verließ den Raum. Jaldra folgte ihr.
"Und Sie sind sich sicher, Lieutenant McAran?" "Ja, Sir." "Sie auch, Lieutenant Eris?" "Hundertprozentig, Sir." Commander Trynier nickte den Sicherheitswachen zu und diese schleppten den Angreifer aus dem Raum. "Eine Frage hätte ich." "Ja, Sir?" Jaldra zog die Nase kraus und erwartete Unannehmlichkeiten. "Wie sind Sie auf Connor gekommen?" Colleen meldete sich zu Wort. "Michael war lange Zeit ein Freund. Wir haben viel zusammen durchgemacht. Aber als vor ein paar Jahren herauskam, dass er telepathisch veranlagt war, wurde er immer arroganter. Aber auch seine Unsicherheit wuchs. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Also begann er Gewalt anzuwenden. Die Mission damals, als Steve ihn und mich rettete, war von ihm herausgefordert worden. Anscheinend konnte er seine Gefühle nicht mehr steuern, ich denke, seine Aktionen kommen daher, dass er sich nicht abblocken kann." Trynier, der Captain und Jaldra blickten sie an. Dann ergriff T'Silva das Wort. "Sie können gehen. Sie haben dem Schiff und der Flotte einen großen Gefallen getan." Jaldra schüttelte den Kopf. "Wir taten nur unseren Job." Dann verließen sie das Sicherheitsbüro und taten das, was ihnen der Arzt gesagt hatten: Sie erholten sich.
Drei Tage später kamen Jaldra und Colleen in die Krankenstation und ließen die Nachuntersuchung durchnehmen. Dr. Five blickte sie zwar grimmig an, weil sie sich nicht wie vorgeschrieben nur ausgeruht hatten, aber er war anderseits auch erleichtert. Einerseits, weil die beiden es gut überstanden hatten und anderseits, weil sie den Mörder gefasst hatten. Nie hätte er gedacht, dass sein enger Vertrauter ein Telepath war. Und einen Mord hätte er ihm auch nie zugetraut. Da sah er mal wieder, dass Menschenkenntnisse nicht alles waren.
T'Silva setzte sich auf den Kommandosessel. Endlich war ihre Brückencrew wieder vollständig. Lieutenant Colleen McAran besetzte die Taktik und Lieutenant Jaldra Eris kam ihrer Aufgabe als Pilotin nach. Michael Connor hatte man in die Arrestsektion der nahen Starbase gebeamt. Dort konnte man ihm schneller helfen als an Bord des Schiffes. "Lieutenant Eris, bringen Sie uns nach Trill. Dort werden wir das Team absetzen und dann geht es weiter nach Andor. Ich hoffe, Sie und Lieutenant McAran werden uns weiterhin eine große Hilfe sein." "Aye, Captain." Jaldra setzte den Kurs und die U.S.S. Masterson schwenkte aus dem Orbit.