Oberste Direktive und Völkermord

H

hannibal

Guest
Da ich mir gestern mal wieder den 9. Star-Trek-Film auf DVD angesehen habe, ist mir mal folgender Gedanke gekommen:

Die Föderation hat ja als Grundsatz, sich nicht in die Angelegenheiten von Völkern einzumischen, welche in einer Prä-Warp-Kultur leben, um deren natürliche Entwicklung nicht zu gefährden.

Jetzt würde mich interessieren, was man es eigentlich in einem Extremfall wie diesem machen würde: Nehmen wir an, auf einem Planeten leben zwei verschiedene Völker und das eine ist dabei, das andere biologisch vom Planeten zu verdrängen, also ein großer Völkermord findet statt. Würde die Föderation, wenn sie das Abschlachten dort unten beobachtet, wirklich sagen: Das geht uns nichts an? Würde man wirklich zulassen, daß eine ganze Kultur einem Aggressor zum Opfer fällt? Millionen Tote in Kauf nehmen?

Mir fällt es schwer, daß die an sich immer so idealistisch geprägte Föderation hier plötzlich eiskalt zusehen würde.
 
Rein von der Sache her müssten sie zusehen. Das ist ja eben der Grundsatz der Obersten Direktive. Es wird wohl auch drauf ankommen, wer auf dem Raumschiff gerade das Sagen hat. Wenn ich mir zum Beispiel Captain Riker in den TITAN Romanen anschaue, hab ich das Gefühl, dass der sich andauernd irgendwo reinhängt. Was soll die Föderation denn bitte machen? Das stärkere Volk im Namen der Schwachen militärisch besiegen? Damit würden sie den Spieß gerade rumdrehen und könnten ihre Grundsätze völlig über Bord werfen. Lese mal den aktuellen New Frontier Roman "Captain's Table". Da ist sowas Ähnliches das Problem nur das sich zwei Völker im gleichen Sternensystem bekriegen.

Anders wäre es m.E. wenn z.B. eines der Völker von "Außen" gefördert würde (z.B. wenn sich die Romulaner sich die Finger nicht schmutzig machen wollen und andere die Drecksarbeit erledigen lassen um den Planeten dann leichter zu annektieren.). Dann könnte ich mir vorstellen, dass die OD nicht greift.

Aber wenn ich das mal von anderer Sicht betrachte: Wenn zwei intelligente Völker auf einem Planeten gleichzeitig beginnen zu existieren und sich parallel entwickeln, würden diese sich wahrscheinlich schon viel früher gegenseitig verdrängen. Bestes Beispiel: Neanderthaler und Homo Sapiens: Der stärkere hat sich schon vor Tausenden von Jahren durchgesetzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei Völker wirklich exakt zur gleichen Zeit auf exakt dem gleichen Niveau entwickeln ist doch wirklich sehr gering. Es sei denn natürlich sie haben sich aus den gleichen Lebewesen entwickelt und wurden durch Isolation oder Kontinentalverschiebung gertrennt.
 
In TNG gibt es doch mehrere Beispiele, wie die oberste Direktive genau so ausgelegt wird. Sei es in Pen Pals, wo nur durch das Eingreifen der Enterprise eine ganze Zivilisation gerettet werden kann und wogegen sich Picard zunächst sträubt mit Blick auf die oberste Direktive. Oder im klingonischen Bürgerkrieg, wo die Enterprise sich sogar zurück zieht, obwohl mit Worf einem eigenen Offizier der Sternenflotte der Tod droht.

Also ja, laut oberster Direktive ist die Sternenflotte dazu verdammt, in so einem Fall einfach zuzusehen. Dass es da immer wieder Ausnahmen zu gibt, liegt offenbar an den Kapitänen der Schiffe.
 
Glaub die TOS Folge "Der erste Krieg" ist da auch ein gutes Beispiel. Kirk mischt sich da auch ein, um die Ausrottung der einen Spezies durch die Andere zu verhindern. Aber eben auch weil die Klingonen der stärkeren Seite "moderne" Waffen zukommen lassen.
Das sowas verhehrende Konzequenzen nach sich ziehen kann zeigt dann die TNG Episode "Die Entscheidung des Admirals" in der ersten Staffel. Wo eben jener Admiral Jamson auch Waffen lieferte, und somit einen glaub über 30 Jahre langen Bürgerkrieg entfachte.
Somit ist es, auch wenn es manchmal hart ist, meist das Beste wenn sich die Föderation an ihre Oberste Direktive hält und sich eben nicht die Belange nicht so weit entwickelter Kulturen einmischt.
 
auf einem Planeten leben zwei verschiedene Völker und das eine ist dabei, das andere biologisch vom Planeten zu verdrängen, also ein großer Völkermord findet statt.
Also unter biologisch verdrängen würde ich etwas anderes verstehen, nämlich z.B. das, was in der ENT-Folge "Lieber Doktor" anzutreffen ist.
Ein Planet mit zwei intelligenten Spezies, wobei die vorherrschende Spezies sich einige genetische Mutationen eingefangen hat, welche sie ausrotten werden. Die Enterprise-Crew steht vor der Frage, ob sie sich an der Heilung der Spezies beteiligt oder ihrem Untergang einfach zusieht.
Die Oberste Direktive ist klar an dieser Stelle - aber Captain Archer kennt sie ja noch nicht :D

Ansonsten stimme ich meinen Vorrednern zu: Eine militärische Intervention ist logischerweise ausgeschlossen. Wenn der Erstkontakt bereits hergestellt wäre, könnte die Föderation diplomatische Vermittlung anbieten - bei Scheitern einer solchen möglicherweise sogar eine Evakuierung der einen Spezies durchführen, wenn sie das möchten. Aber sich einer Seite im Konflikt anzuschließen, verbittet sich.
Alles natürlich vorausgesetzt, dass keine andere Macht ihre Hände im Spiel hat, deren Einwirkung ausgeglichen werden muss.
 
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