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nilsholgerson
Guest
Warscheinlich schon 100x gepostet , aber immer wieder geil :
Neues aus Stenkelfeld
Amoklauf im Förzke-Baumarkt
Reporter:
Vor circa 20 Minuten hat hier im Förzke-Baumarkt am Schmöllerdamm ein offenbar geistig verwirrter Kunde das Personal mit einer Axt bedroht und Teile der Ladeneinrichtung verwüstet. Im Moment sind hier die Aufräumungsarbeiten im Gange. Neben mir Marktleiter Hermann Förzke, Herr Förzke, wie hat sich das abgespielt?
Förzke:
Ja, der kam hier an dem Blech- und Eisentresen an und fragt mich nach einem Reduzierstück 149 auf 125 für'n Ofenrohr.
Reporter:
Oha.
Förzke:
Ich sag erst mal gar nix und warte ab, ob er da selber drauf kommt, was für'n Quatsch er da machen will, und da kriegt er schon diesen fahrigen Blick.
Reporter:
Und hat anschließend Ihre Geschäft demoliert?
Förzke:
Ne, er rückt denn erst mal damit raus, dass er sich einen teuren Kaminofen aus dem Versandhaus bestellt hat und den jetzt nicht anschließen kann, nich, weil dat Loch in der Wand zu kein ist oder dat Rohr zu dick oder wat weis ich.
Reporter:
Tja.
Förzke:
Und ich frag ihn noch ganz höflich: Na, denn wollen Sie jetzt den Rauchabzug verengen, was? Ja, denn man zu und viel Spaß mit'm Schornsteinfeger und da wollte er denn schon auf mich los.
Reporter:
Ja, aber wo war denn nun der ganz konkrete Anlass für den Amoklauf Ihres Kunden?
Förzke:
Ja, das ist mir völlig rätselhaft. Ich hab dem sogar noch den Tipp gegeben, er soll da beigehen und zwei verzinkte Drehkrümmer durchschweißen, mit'm U-Profil anflanschen und den könnte er ja einfach mit som halbzölligen Überwurf die Führung bündig vonner Abdeckmanschette löten, nich, aber nicht dass er dann morgen bei mir angejammert kommt, weil er mit der ganzen aufgestemmten Durchführung innen Kaminquerschnitt gekommen ist und ihm der Schamottmörtel auf'n Teppich bröckelt, nej.
Reporter:
Ja, genau, man kann also sagen ein ganz normales Beratungsgespräch, wie es in Baumärkten Gang und Gebe ist.
Förzke:
Ja, genau! Ich hab ihn sogar noch darauf hingewiesen - was ich gar nicht müsste - dass die Rußklappe dann hinter dem Krümmer falsch abkantet ...
Reporter:
Oh ja, ja.
Förzke:
... es sei denn, er nimmt statt dessen ne 40-ger Niro-Schelle in V2A und setzt die Passstifte vor den Lüftungsschnalze in eine Parallelnut, aber dafür bracht man natürlich 'nen 18er Gussdeckel, und der wird nicht mehr hergestellt. Und da hat er denn zur Axt gegriffen.
Reporter:
Und damit konnte natürlich niemand rechnen.
Förzke:
Und ich versuch den Mann noch zu beruhigen und sag ihm: Jetzt schmeiß den ganzen Vogel doch lieben auf'n Schrott, das lohnt doch alles nicht, und denn ging das Theater los, nej. Dat sehen Sie hier ja, dat war ein Verrückter.
Reporter:
Mysteriöser Amoklauf im Förzke-Baumarkt und damit zurück ins Funkhaus
----------------------------
Das Elefantenrennen
Reporter:
Eine gemütliche, entspannte Atmosphäre herrscht hier im Führerhaus des Kühltransporters der stenkelfelder Spedition "Oettinger". Am Steuer sitzt Kraftfahrer Georg Harthölter, kurz vor Neumünster hat er zu einem Übervorgang auf einen norwegischen Sattelschlepper angesetzt; mittlerweile haben wir die Abfahrt "Kassel-Nord" hinter uns gelassen. Herr Harthölter, können Sie denn schon ungefähr abschätzen, wann wir am Norweger vorbei sind?
Harthölter:
Ja, also dat geht heute schneller als erwartet, nich, Sie sehen ja selbst, wir sind in Höhe der ersten Hinterachse, so dass man also sagen kann: Frankfurter Kreuz ungefähr erreichen wir das Stützgelenk vom Auflieger und denn kommen auch schon bald die Rücklichter vonner Zugmaschine in Sicht, nej. Und ich glaube - also, ich will da nicht zu viel versprechen, dass wir kurz vor der österreichischen Grenze den Kollegen dann auch zu Gesicht kriegen.
Reporter:
Glaube Sie, aha, nun ist im Laufe der letzten Stunden hinter uns doch einige Unruhe aufgekommen, ich sehe hier im Rückspiegel Lichthupensignale, wildes Gestikulieren eines Fahrers in einem schwarzen Sportwagen ...
Harthölter:
Ach kuck! Der war vorhin noch weiß, hehe. Ja nun, ich fahr noch diesen alten Winterdiesel auf, nej, der pafft wat weg!
Reporter:
Wann genau, Herr Harthölter, habe Sie sich denn zu diesem Überholmanöver entschieden?
Harthölter:
Ja, also dat war letzte Nacht, nich, kurz hinter der dänischen Grenze, auf der Gefällstrecke zwischen Harrislee und Tarp hab ich gemerkt, dass ich gut und gerne 1,7 Zentimeter pro Stunde schneller bin als der Norweger, nej, ja, und dann bin ich kurz vor Neumünster links raus, dafür is dat hier doch zweispurig.
Reporter:
Ja, aber ist das denn nun ein Zeitgewinn , der sich letztlich auszahlt?
Harthölter:
Interessiert mich nicht! Ich fahr hier auf Akkord, da zählt jede Sekunde, und außerdem habe wir leicht verdorbene Ware an Bord.
Reporter:
Sie meinen sicher "leicht verderbliche" ... Herthölter: Ja, nix, das sind Küchenabfälle ausser Stenkelfelder Großküche, die waren ursprünglich für die Lufthansa gedacht, nich, aber jetzt sollen die doch als Viehfutter nach Albanien.
Reporter:
Ja, äh, mittlerweile ist hinter uns ein gewisser Stau entstanden, ich schätze mal, so um die 600 Kilometer werden's wohl sein, hat man da, Herr Harthölter, als Lkw-Fahrer nicht auch gelegentlich mal ein schlechte Gewissen.
Harthölter:
Na ja, äh, manchmal denkt man schon drüber nach, nich, ob da hinten vielleicht kleine Kinder mal müssen oder ob's da einer mal eilig hat, weil inzwischen der Urlaub zu Ende ist, nich, aber Sie sehen's ja selbst, seit anderthalb Stunden kreisen hier Hubschrauber, und denn weiß man: Die werden versorgt, da werden Getränke und warme Wolldecken gebracht, nich, und dann ist man am Lenkrad doch wieder entspannter also, dat könne ihnen alle Kollegen im Güterfernverkehr bestätigen.
Reporter:
Ja, soviel hier aus dem Führerhaus des Kühltransporters der Spedition "Oettinger" und damit zurück ins Funkhaus.
Harthölter:
Ja, können Sie gerne mal versuchen, hehe.
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Grillspaß am Önkelstieg
Sonntag, 11. Juni, 11:03
In der Reihenhaussiedlung Önkelstieg nutzt der Berufsschullehrer Herman S. ein kurzes Zwischenhoch. Die schmale Rauchsäule aus seinem mit zwei tiefgefrorenen Thüringern belegten Holzkohlegrill wird zum verheerenden Signal an die Nachbarschaft. Der überraschende Startschuss in die Grillsaison bringt die gesamte Siedlung völlig unerwartet in Zugzwang.
Sonntag 11:17
Aufgrund von Rohstoffmangel erfolgen nur vereinzelte Konter von den Nachbargrundstücken. Halbherzige Experimente mit Fleischkonserven und gemischtem Aufschnitt in Alufolie schlagen fehl. Der beißende Geruch einer angebrannten Mortadella erstickt dann letzte Hemmungen.
11:30
Die verzweifelten Rufe der Rentnerin Emilie H. nach ihrem verschwundenen, mehrfach preisgekrönten Zwergfasan "Hänschen" verhallen ungehört. Zur selben Zeit schmückt der arbeitslose Rohrleger Otto W. liebevoll den Kopf seiner sechsjährigen Tochter mit einer langen, gelben Schwanzfeder während auf seiner hastig improvisierten Feuerstelle eine nachlässig gerupfte Vogelleiche schmort.
12:06
Neid und Missgunst der gesamten Anwohnerschaft richten sich auf den üppig belegten tessiner Rundgrill des Bordellbesitzers Kurt S. Wie üblich kann ihm auch dieses Mal eine Straftat nicht nachgewiesen werden, sodass die Strafanzeige vom zweiten Vorsitzenden des Kaninchenzüchtervereins "die Steher" über den Diebstahl seiner zwanzig gekührten Riesenrammler der Rasse "Varus Rustikus" gegen Unbekannt formuliert wird.
12:21
In einem benachbarten Waldgrundstück bemerkt der Direktor des dort kampierenden kleinen Wanderzirkus Schöller das Verschwinden des ausgewachsenen Nilpferdbullen "Romeo".
12:40
Wegen der Größe des von seinen Söhnen erbeuteten Grillguts erweitert Luftwaffenmajor außer Dienst Ottfried von F. seinen Bratenrost mit Stahlmatten von einer nahegelegenen Großbaustelle auf zehn Quadratmeter. Als Zündhilfe für die durchfeuchteten Birkenstämme kommt erstmals ein bislang unerprobter Raketentreibstoff aus seiner einstigen Dienststelle zum Einsatz. Die hundertfünfzig Liter Hydrometanolnitrat aus dem Kampfjägerbattallion "Petra Kelly" werden, wie sich augenblicklich zeigt, dem langjährigen Forschungsaufwand gerecht.
12:42
Beim ökomenischen Gottesdienst "Brot für die Welt" in der 16 km entfernten Sottrupper St.-Johannes-Kathedrale ist soeben der Choral "Bittet, so wird Euch gegeben" verklungen, als ein 3 Tonnen schweres, goldbraun gebackenes Nilpferdfilet krachend das schwere Kupferdach des Hauptschiffs durchschlägt und auf der mundgemeißelten Elfenbeinorgel aus dem 14. Jahrhundert landet. Mit bewundernswertem Improvisationstalent verkündet Bischof Krögel seiner staunenden Gemeinde, der Herr sei bisweilen auch zu Scherzen aufgelegt.
12:50
Die Reihenhaussiedlung ist von zwei Hundertschaften der Polizei umstellt. Die vom gefesselten Tierpfleger des Wanderzirkus Schöller abgegebene Täterbeschreibung: Hawaiihemd, hellgraue Shorts, Tennissocken, dunkelbraune Herrensandalen der Marke "Öztaler Wanderspaß" engt den Kreis der Verdächtigen auf ca. 400 ein. Durch dunkle Rauchschwaden und verkohlte Tierkadaver taumeln Familienväter zur Vernehmung, Menschen wie du und ich, die mal ganz spontan am Sonntag grillen wollten.
Neues aus Stenkelfeld
Amoklauf im Förzke-Baumarkt
Reporter:
Vor circa 20 Minuten hat hier im Förzke-Baumarkt am Schmöllerdamm ein offenbar geistig verwirrter Kunde das Personal mit einer Axt bedroht und Teile der Ladeneinrichtung verwüstet. Im Moment sind hier die Aufräumungsarbeiten im Gange. Neben mir Marktleiter Hermann Förzke, Herr Förzke, wie hat sich das abgespielt?
Förzke:
Ja, der kam hier an dem Blech- und Eisentresen an und fragt mich nach einem Reduzierstück 149 auf 125 für'n Ofenrohr.
Reporter:
Oha.
Förzke:
Ich sag erst mal gar nix und warte ab, ob er da selber drauf kommt, was für'n Quatsch er da machen will, und da kriegt er schon diesen fahrigen Blick.
Reporter:
Und hat anschließend Ihre Geschäft demoliert?
Förzke:
Ne, er rückt denn erst mal damit raus, dass er sich einen teuren Kaminofen aus dem Versandhaus bestellt hat und den jetzt nicht anschließen kann, nich, weil dat Loch in der Wand zu kein ist oder dat Rohr zu dick oder wat weis ich.
Reporter:
Tja.
Förzke:
Und ich frag ihn noch ganz höflich: Na, denn wollen Sie jetzt den Rauchabzug verengen, was? Ja, denn man zu und viel Spaß mit'm Schornsteinfeger und da wollte er denn schon auf mich los.
Reporter:
Ja, aber wo war denn nun der ganz konkrete Anlass für den Amoklauf Ihres Kunden?
Förzke:
Ja, das ist mir völlig rätselhaft. Ich hab dem sogar noch den Tipp gegeben, er soll da beigehen und zwei verzinkte Drehkrümmer durchschweißen, mit'm U-Profil anflanschen und den könnte er ja einfach mit som halbzölligen Überwurf die Führung bündig vonner Abdeckmanschette löten, nich, aber nicht dass er dann morgen bei mir angejammert kommt, weil er mit der ganzen aufgestemmten Durchführung innen Kaminquerschnitt gekommen ist und ihm der Schamottmörtel auf'n Teppich bröckelt, nej.
Reporter:
Ja, genau, man kann also sagen ein ganz normales Beratungsgespräch, wie es in Baumärkten Gang und Gebe ist.
Förzke:
Ja, genau! Ich hab ihn sogar noch darauf hingewiesen - was ich gar nicht müsste - dass die Rußklappe dann hinter dem Krümmer falsch abkantet ...
Reporter:
Oh ja, ja.
Förzke:
... es sei denn, er nimmt statt dessen ne 40-ger Niro-Schelle in V2A und setzt die Passstifte vor den Lüftungsschnalze in eine Parallelnut, aber dafür bracht man natürlich 'nen 18er Gussdeckel, und der wird nicht mehr hergestellt. Und da hat er denn zur Axt gegriffen.
Reporter:
Und damit konnte natürlich niemand rechnen.
Förzke:
Und ich versuch den Mann noch zu beruhigen und sag ihm: Jetzt schmeiß den ganzen Vogel doch lieben auf'n Schrott, das lohnt doch alles nicht, und denn ging das Theater los, nej. Dat sehen Sie hier ja, dat war ein Verrückter.
Reporter:
Mysteriöser Amoklauf im Förzke-Baumarkt und damit zurück ins Funkhaus
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Das Elefantenrennen
Reporter:
Eine gemütliche, entspannte Atmosphäre herrscht hier im Führerhaus des Kühltransporters der stenkelfelder Spedition "Oettinger". Am Steuer sitzt Kraftfahrer Georg Harthölter, kurz vor Neumünster hat er zu einem Übervorgang auf einen norwegischen Sattelschlepper angesetzt; mittlerweile haben wir die Abfahrt "Kassel-Nord" hinter uns gelassen. Herr Harthölter, können Sie denn schon ungefähr abschätzen, wann wir am Norweger vorbei sind?
Harthölter:
Ja, also dat geht heute schneller als erwartet, nich, Sie sehen ja selbst, wir sind in Höhe der ersten Hinterachse, so dass man also sagen kann: Frankfurter Kreuz ungefähr erreichen wir das Stützgelenk vom Auflieger und denn kommen auch schon bald die Rücklichter vonner Zugmaschine in Sicht, nej. Und ich glaube - also, ich will da nicht zu viel versprechen, dass wir kurz vor der österreichischen Grenze den Kollegen dann auch zu Gesicht kriegen.
Reporter:
Glaube Sie, aha, nun ist im Laufe der letzten Stunden hinter uns doch einige Unruhe aufgekommen, ich sehe hier im Rückspiegel Lichthupensignale, wildes Gestikulieren eines Fahrers in einem schwarzen Sportwagen ...
Harthölter:
Ach kuck! Der war vorhin noch weiß, hehe. Ja nun, ich fahr noch diesen alten Winterdiesel auf, nej, der pafft wat weg!
Reporter:
Wann genau, Herr Harthölter, habe Sie sich denn zu diesem Überholmanöver entschieden?
Harthölter:
Ja, also dat war letzte Nacht, nich, kurz hinter der dänischen Grenze, auf der Gefällstrecke zwischen Harrislee und Tarp hab ich gemerkt, dass ich gut und gerne 1,7 Zentimeter pro Stunde schneller bin als der Norweger, nej, ja, und dann bin ich kurz vor Neumünster links raus, dafür is dat hier doch zweispurig.
Reporter:
Ja, aber ist das denn nun ein Zeitgewinn , der sich letztlich auszahlt?
Harthölter:
Interessiert mich nicht! Ich fahr hier auf Akkord, da zählt jede Sekunde, und außerdem habe wir leicht verdorbene Ware an Bord.
Reporter:
Sie meinen sicher "leicht verderbliche" ... Herthölter: Ja, nix, das sind Küchenabfälle ausser Stenkelfelder Großküche, die waren ursprünglich für die Lufthansa gedacht, nich, aber jetzt sollen die doch als Viehfutter nach Albanien.
Reporter:
Ja, äh, mittlerweile ist hinter uns ein gewisser Stau entstanden, ich schätze mal, so um die 600 Kilometer werden's wohl sein, hat man da, Herr Harthölter, als Lkw-Fahrer nicht auch gelegentlich mal ein schlechte Gewissen.
Harthölter:
Na ja, äh, manchmal denkt man schon drüber nach, nich, ob da hinten vielleicht kleine Kinder mal müssen oder ob's da einer mal eilig hat, weil inzwischen der Urlaub zu Ende ist, nich, aber Sie sehen's ja selbst, seit anderthalb Stunden kreisen hier Hubschrauber, und denn weiß man: Die werden versorgt, da werden Getränke und warme Wolldecken gebracht, nich, und dann ist man am Lenkrad doch wieder entspannter also, dat könne ihnen alle Kollegen im Güterfernverkehr bestätigen.
Reporter:
Ja, soviel hier aus dem Führerhaus des Kühltransporters der Spedition "Oettinger" und damit zurück ins Funkhaus.
Harthölter:
Ja, können Sie gerne mal versuchen, hehe.
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Grillspaß am Önkelstieg
Sonntag, 11. Juni, 11:03
In der Reihenhaussiedlung Önkelstieg nutzt der Berufsschullehrer Herman S. ein kurzes Zwischenhoch. Die schmale Rauchsäule aus seinem mit zwei tiefgefrorenen Thüringern belegten Holzkohlegrill wird zum verheerenden Signal an die Nachbarschaft. Der überraschende Startschuss in die Grillsaison bringt die gesamte Siedlung völlig unerwartet in Zugzwang.
Sonntag 11:17
Aufgrund von Rohstoffmangel erfolgen nur vereinzelte Konter von den Nachbargrundstücken. Halbherzige Experimente mit Fleischkonserven und gemischtem Aufschnitt in Alufolie schlagen fehl. Der beißende Geruch einer angebrannten Mortadella erstickt dann letzte Hemmungen.
11:30
Die verzweifelten Rufe der Rentnerin Emilie H. nach ihrem verschwundenen, mehrfach preisgekrönten Zwergfasan "Hänschen" verhallen ungehört. Zur selben Zeit schmückt der arbeitslose Rohrleger Otto W. liebevoll den Kopf seiner sechsjährigen Tochter mit einer langen, gelben Schwanzfeder während auf seiner hastig improvisierten Feuerstelle eine nachlässig gerupfte Vogelleiche schmort.
12:06
Neid und Missgunst der gesamten Anwohnerschaft richten sich auf den üppig belegten tessiner Rundgrill des Bordellbesitzers Kurt S. Wie üblich kann ihm auch dieses Mal eine Straftat nicht nachgewiesen werden, sodass die Strafanzeige vom zweiten Vorsitzenden des Kaninchenzüchtervereins "die Steher" über den Diebstahl seiner zwanzig gekührten Riesenrammler der Rasse "Varus Rustikus" gegen Unbekannt formuliert wird.
12:21
In einem benachbarten Waldgrundstück bemerkt der Direktor des dort kampierenden kleinen Wanderzirkus Schöller das Verschwinden des ausgewachsenen Nilpferdbullen "Romeo".
12:40
Wegen der Größe des von seinen Söhnen erbeuteten Grillguts erweitert Luftwaffenmajor außer Dienst Ottfried von F. seinen Bratenrost mit Stahlmatten von einer nahegelegenen Großbaustelle auf zehn Quadratmeter. Als Zündhilfe für die durchfeuchteten Birkenstämme kommt erstmals ein bislang unerprobter Raketentreibstoff aus seiner einstigen Dienststelle zum Einsatz. Die hundertfünfzig Liter Hydrometanolnitrat aus dem Kampfjägerbattallion "Petra Kelly" werden, wie sich augenblicklich zeigt, dem langjährigen Forschungsaufwand gerecht.
12:42
Beim ökomenischen Gottesdienst "Brot für die Welt" in der 16 km entfernten Sottrupper St.-Johannes-Kathedrale ist soeben der Choral "Bittet, so wird Euch gegeben" verklungen, als ein 3 Tonnen schweres, goldbraun gebackenes Nilpferdfilet krachend das schwere Kupferdach des Hauptschiffs durchschlägt und auf der mundgemeißelten Elfenbeinorgel aus dem 14. Jahrhundert landet. Mit bewundernswertem Improvisationstalent verkündet Bischof Krögel seiner staunenden Gemeinde, der Herr sei bisweilen auch zu Scherzen aufgelegt.
12:50
Die Reihenhaussiedlung ist von zwei Hundertschaften der Polizei umstellt. Die vom gefesselten Tierpfleger des Wanderzirkus Schöller abgegebene Täterbeschreibung: Hawaiihemd, hellgraue Shorts, Tennissocken, dunkelbraune Herrensandalen der Marke "Öztaler Wanderspaß" engt den Kreis der Verdächtigen auf ca. 400 ein. Durch dunkle Rauchschwaden und verkohlte Tierkadaver taumeln Familienväter zur Vernehmung, Menschen wie du und ich, die mal ganz spontan am Sonntag grillen wollten.