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MokVi
Guest
1. Serie V: Wann wird\'s mal wieder richtig Sommer?
Mike Hillenbrand
Ich schreibe nur ein Wort, dann dürfte alles klar sein. Winterdepressionen. Ihr wisst schon, - das Zeug, was einem am Balg klebt, wenn man morgens aufwacht und es ist dunkel und wenn man abends nach Hause zurückkehrt und es ist immer noch oder schon wieder dunkel. Jener unliebsamer Gefühlszustand, der einen an kalten, dunklen Winterabenden durch das von grellem, künstlichen Licht erhellten Zimmer blicken lässt und eine Mischung aus melancholischen und stark suiziden Gedanken in einem aufsteigen lässt.
Winterdepressionen halt.
Ich selber bin kein Freund von Depressionen, aber dennoch nicht wirklich dagegen gefeit. Und wenn ich dann in einem solchen Moment schwermütiger Geistesstimmung nach Ablenkung suche und zum Beispiel den webBEAT auf www.sf-radio.de studiere, damit mir die dortigen News & Stories den Abend ein wenig erhellen mögen und ich dann die Headline lese: "Birth of the Federation-Konzept macht das Rennen!", dann habe ich nicht nur Winterdepressionen. Dann habe ich schwere Magenreizungen und unkontrollierte Adrenalinschübe.
Denn mal ganz abgesehen davon, dass jene Quelle, die "Birth of the Federation" als das Serie V-Konzept verifiziert hat, es hinterher vehement abstritt und völlig missverstanden und falsch zitiert wurde, so bestehen auch ganz logische Zweifel an einem solchen Serien-Fundament: Das Beamen und die Sache mit den hohen Warpfaktoren sind ja noch nicht so weit. Also ist der Radius der erforschten Galaxis unwesentlich geringer, als es schon bei Kirk und Co. der Fall war. Die Romulaner hat noch kein Mensch gesehen, die dürften sich gerade von dem Krieg erholen, der ihnen - wir erinnern uns an die Episode "Balance of Terror" aus der Classic-Serie - mehrere Jahre freiwillige Isolation bescherte. Die Klingonen haben eindeutig noch keine Beulen auf der Stirn und ich höre schon den bösen, bösen klingonischen Captain auf dem Schirm wüten: "Das wird Krieg geben, Commander! Krieg!" Und was macht der Commander? Er streckt dem beulenlosen Klingonen den Mittelfinger entgegen und grinst. "Glaub ich nicht. ich hab nämlich schon ‚The Next Generation\' gesehen!"
Welche Macht soll die Föderation bedrohen? Jeglicher Konflikt müsste klein gehalten werden, denn sobald er galaktische Ausmaße annimmt, gähnt der Zuschauer doch nur.. nein, eine "Birth of the Federation"-Serie wird es schätzungsweise und hoffentlich nicht geben.
Uns vom Corona-Magazine ist etwas ganz anderes zu Ohren gekommen. Eine Quelle, die durchaus die Position hat, hier genaueres in Erfahrung zu bringen, verriet uns vor kurzem, dass ein ganz anderes Projekt grünes Licht erhalten hätte. Eines, über das man seit gut elf Jahren spekuliert. Es handelt sich dabei um die nicht totzukriegende "Starfleet Academy". Die Sets wären erstellt, Schauspieler würden momentan gecastet und Drehbücher wären in der Mache, hieß es von Seiten dieser Quelle.
Nun ist das mit den Gerüchten, den nicht näher bezeichneten Quellen und vor allem der Seriösität so eine Sache. Eigentlich kann man sich nur das Maul verbrennen. Denn selbst, wenn man es aus dem Munde von Rick Berman höchstpersönlich vernommen hätte - und ich gebe freimütig zu, das habe ich diesmal nicht - wäre man erst dann auf dem sicheren Ufer, wenn Paramount offiziell sagt: "Jau, das ist es!". Und in dem Moment wissen es dann eh alle.
Allerdings: Wenn man genauer drüber nachdenkt, klingt dieses Konzept wesentlich wahrscheinlicher, als das eingangs erwähnte "Wie fing alles an...?"-Gespenst namens "Birth of the Federation". Denn: Eine Starfleet Acedemy-Konzeption wurde einst bereits entwickelt von einem Mann namens Harve Bennett. Das war um 1990, nachdem "Star Trek V" floppte und man nicht mehr die teuren Schauspieler namens Shatner, Nimoy & Co. engagieren wollte, wo ein Kassenerfolg eines neuen Star Trek-Films nun nicht mehr garantiert war. Mit einem wesentlich günstigeren Academy-Film jedoch traute man sich noch einmal an die große Leinwand heran. Dessen bewusst, dass bei einem kleinen Erfolg die dritte Serie (Star Trek - The Next Generation lief damals ja bereits schon seit mehreren Jahren erfolgreich im TV) eine Academy-Serie werden würde und bei einem großen Erfolg auch der siebte Kinofilm ein Academy-Film. Und bei einem totalen Verlust hätte man diesen Versuch zu den Akten gelegt und "The Next Generation" auf die große Leinwand geholt. Es war alles sehr simpel, effizient und wohlüberlegt arrangiert.
Harve Bennett, seines Zeichen Produzent der Star Trek-Filme II-V, Drehbuchautor bei III und Co-Autor bei IV setzte sich also damals hin und schrieb sich die Finger wund. Die Filmabteilung Paramounts war begeistert. Also wurden Sets ausgesucht, Drehbuchautoren angeheuert und befragt. Geld wurde investiert. Nicht wenig Geld. Und dann... dann scheiterte alles an einem Mann. Der Mann hiess Martin Davis und war zu dem Zeitpunkt Chef von Gulf&Western, der Muttergesellschaft von Paramount. Harve Bennett meinte zu diesem Punkt, der seinem Konzept und seiner Mitarbeit bei Paramount ein Ende setzte:
"Während der gesamten zweijährigen Entwicklungszeit [...] hatte niemand es für nötig gehalten, Martin Davis [...] mitzuteilen, dass im nächsten Star Trek-Film Teenager statt der üblichen Besetzung die Hauptrollen übernehmen würden. Als man ihm schließlich erzählte, man stände kurz davor der Produktion grünes Licht zu geben, fragte er beiläufig: ‚Oh gut, sind Bill und Leonard mit dem Skript zufrieden?\'" (William Shatner, Star Trek-Filmerinnerungen, Seite 345)
Seitdem liegt ein Konzept in der Schublade Paramounts, dass nach einer Weiterentwicklung schreit und die Gesellschaft daran erinnert, dass man einst eine Menge Geld für nothing ausgegeben hat. Harve Bennett könnte zwar Tantiemen erwarten, aber das Problem liesse sich verhältnismäßig leicht durch Geld lösen.
Anders sieht es mit dem Network der Warner Brothers aus. Die neue Serie soll ja Voyagers Sendeplatz bei UPN einnehmen und der größte Konkurrent dieses jungen und mäßig erfolgreichen Networks sind die Warner Brothers mit ihrem Network und ihrem Erfolg bei den jüngeren Zuschauern. Die Serie "Roswell High" ist in diesem Moment vielleicht nicht das quotenträchtigste Beispiel für dieses Argument, aber schätzungsweise das hier bekannteste. Mit einer Akademie-Serie könnte UPN das Spielfeld wechseln und dennoch vom Mythos des Star Trek-Universums zehren.
Ein anderes Argument sind die demoskopischen Untersuchungen oder schlichtweg die Frage, WEN will man mit einer neuen Serie ansprechen? Seit den mittleren Jahren der nächsten Generation und spätestens seit DS9 und Voyager ist das Merchandising für Paramount das wichtigste Standbein geworden. Im Ernst: Würde irgend jemand 2-3 Millionen Dollar pro Fernsehfolge ausgeben, wenn er nur Werbeeinnahmen hätte und die Serie drei-viermal wiederholen müsste, um die Kosten wieder rauszuhaben? Doch wohl kaum. Merchandise bedeutet in diesem Fall ALLES. Ohren, Nasen, Ohringe, Phaser, Modellfiguren, Modellraumschiffe, Uniformen, Trading-Cars uswusf. Das ist ein Markt, den Paramount nie wieder aus der Hand geben wollen wird. Der Haupteil der Fans der "Nächsten Generation" ist inzwischen rund 15 Jahre älter als zur Erstausstrahlung der Serie. Auch Voyager läuft im siebten Jahr und wer dreizehn war, als das Raumschiff der Intrepid-Klasse in den Delta-Quadranten verschlagen wurde, der ist heute zwanzig Jahre alt und gibt sein zur Verfügung stehendes Geld - was weniger wird, je älter man ist - mittlerweile auch für Autos, Frauen und Brustwarzenpiercings aus. Es ist die Schiene der 12-17jährigen, die Paramount als größte Fangemeinde ansprechen möchte, - die hat man nämlich noch nicht im Star Trek-Sack.
Abgesehen davon, dass dies alles längst nichts mehr mit dem Ursprung von Star Trek zu tun hat, sind diese Argumente unserer "Quelle" recht einleuchtend. Es geht um Geld, Einschaltquoten und Macht, - doch es macht Sinn.
Ein erfolgversprechendes Konzept, das man zudem anhand eines älteren vergleichen und verbessern kann. Auch wenn mir die Ideen rund um den "Alpha-Squad" wesentlich besser gefallen, so schätze ich einmal, dass unser Informant recht hat. Auch, wenn ich jetzt wieder Winterdepressionen bekomme.
"Star Trek - Starfleet Academy" - Naja, ich hoffe, ihnen fällt wenigstens ein besserer Name ein…
Wie es auch immer kommen mag: Wir von sf-radio.de sind sehr an ihrer Meinung hierzu interessiert. Eine Mail an kreuzfeuer@sf-radio.de oder aber ein Posting in unsere Community auf http://www.sf-radio.de/community/ zu diesem Thema wäre klasse.