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hannibal
Guest
Der Amokschütze von Minnesota: Einsamer Teenager und Nazi-Fan
Er war still, trug dunkle Mäntel und verehrte Hitler. Dann feuerte der 16-jährige Jeffrey Weise wild um sich. (mehr)
Was sagt ihr dazu? Da fragt man sich doch langsam schon.
Einsam, unbeliebt, tragische Kindheit, Nazi, Marilyn Manson-Fan, ... irgendwie passt das doch alles.
Auch der Name "Red Lake High School" passt ironischerweise zu diesem Blutbad. Irgendwie musste ich bei diesem Vorfall an die Ereignisse in Littleton denken.
Ich beginne bei solchen Nachrichten irgendwie den Glauben an die Menschheit zu verlieren und kann nur hoffen, dass so etwas in absehbarer Zeit nicht noch einmal passiert.
Mein aufrichtiges Beileid für die Angehörigen der Toten.
Weitere Berichte.
Zuerst den Großvater erschossen
Das Drama in dem rund 120 Kilometer südlich der kanadischen Grenze gelegenen Reservats beginnt im Haus des Großvaters. Dort tötet der Amokschütze nach FBI-Angaben seinen Großvater und dessen Lebensgefährtin mit einer Schusswaffe Kaliber 22. Anschließend entwendet er die Dienstwaffen seines Großvaters, der im Polizeidienst des Reservats arbeitete. Jeffrey Weise zieht noch dessen kugelsichere Weste und den Waffengürtel an und fährt mit dem Polizeiwagen zur Schule.
"Todesengel" und "eingeborener Nazi"
Dem Jungen wird nachgesagt, Adolf Hitler zu bewundern - für "seine Ideale und seinen Mut, es mit größeren Nationen aufzunehmen". Unter dem deutschen Pseudonym "Todesengel" und "Native Nazi" ("eingeborener Nazi") spricht der Teenager in Chatrooms und Online-Foren davon, dass er die "rassische Reinheit" seines Stamms bewahren" und im Reservat eine Neonazi-Gruppe etablieren wolle.
Schule wie Hochsicherheitstrakt
Wie viele Schulen in den USA ist auch die in einem Indianerreservat gelegene Red Lake High School gut gesichert: Videokameras sind überall installiert. Die rund 300 Schüler müssen eine Schleuse mit Metalldetektoren passieren. Wachleute sind ständig im Dienst. Doch alles nützt nichts. Als Jeffrey Weise ankommt, erschießt er am Eingang einen Wachmann und stürmt ins Gebäude.
"Nein, Jeff. Hör auf! Hör auf!"
In der Schule läuft er wild um sich feuernd den Gang entlang. Er betritt ein Klassenzimmer, in dem mehrere Menschen Schutz suchen. Die Schülerin Sondra Hegstrom sagt später, der Schütze habe gegrinst und gewinkt, als er den Flur entlang ging. "Ich schaute ihm in die Augen, rannte ins Klassenzimmer und versteckte mich da." Ein Mädchen sei zu hören gewesen, das dem Täter sagte: "Nein, Jeff. Hör auf! Hör auf! Lass mich in Ruhe. Warum tust Du das?" Jeffrey Weise erschießt in den Klassenraum eine Lehrerin und mehrere Mitschüler.
"Auf den Boden, unter die Bänke!"
Ein anderer Augenzeuge berichtet, dass der Killer seine Waffe zuerst auf einen Jungen gerichtet habe, zögerte, lächelte, winkte - und schließlich jemand anderen erschoss. Die Lehrerin Diane Schwanz sagt, der Junge habe versucht, die Tür zu ihrem Klassenzimmer einzuschlagen. Sie habe sich auf den Boden geworfen und die Polizei angerufen. "Ich konnte es immer noch nicht richtig glauben." Ihren Schülern habe sie zugerufen: "Auf den Boden, unter die Bänke!" Mit vier herbeigeeilten Polizisten liefert sich der 16-Jährige einen Schusswechsel. Dann tötet er sich selbst.
Vater Selbstmord, Mutter Hirnschaden
Die Motive von Jeffrey Weise liegen im noch Dunkeln. Von den Eltern weiß man: Sein Vater hat vor vier Jahren Selbstmord begangen. Seine Mutter soll in einem Pflegeheim im rund 500 Kilometer entfernten Minneapolis leben, seit sie bei einem Autounfall einen schweren Gehirnschaden erlitt.
Marilyn-Manson-Fan
Ein Mitarbeiter der Schulverwaltung beschreibt Weise als einen für sein Alter ungewöhnlich groß gewachsenen Teenager, der mit Vorliebe einen dunklen Trenchcoat trug, sehr still war und engeren Kontakt zu Mitschülern mied. Er verehrte den Schockrocker Marilyn Manson.
"Und er ist ausgerastet"
Weise habe ständig "Zeugs in sein Notizbuch gezeichnet, das böse und dunkel war", hieß es. Wegen seiner Erscheinung sei er oft von seinen Mitschülern aufgezogen worden. "Er ist ausgerastet", sagten Verwandte des Jungen. Es war das schlimmste Schulmassaker seit der Schießerei an der Columbine High School im US-Bundesstaat Colorado, als zwei Jugendliche 1999 zwölf Mitschüler, einen Lehrer und sich selbst erschossen.