Ähem, [räusper], darf ich Ihnen kurz einige Erläuterungen dieses Thema betreffend anbieten? Mein Arbeitsgebiet lotst mich zur Zeit immer mehr gen HDTV, HDCam und 24p/25p, so dass meine Person hinsichtlich der technischen Parameter bestens geeignet scheint, um ein paar Anmerkungen beizufügen:
Also, Episode 2 wurde nicht auf HDC/HDTV Standard gedreht, sondern auf 24p (24 FRAMES; progressive Scan). Zum Einsatz kamen Thompson Kameraköpfe mit bis zu 6K Auflösung (horizontale Auflösungsgrenze, mal einfach ausgedrückt). Ein 35mm Negativ schafft ohne Beeinflussung und frisch aus dem Kopierwerk bis zu 6K. Eine Kontaktkopie aus dem Massenkopien-Prozess bringt es demgegenüber "nur" auf 1,5 bis 2,5K, wobei sich diese Werte mit zunehmender Abnutzung stark verringern. Soll heißen, wenn die 35er Kopie 40-60 Mal vorgeführt wurde, muss sie aufgrund mangelnder Qualität ersetzt werden. Leider halten sich an diese Vorgaben nur die wenigsten Kinobetreiber, da für neue Kopien entsprechend hingelangt wird.
Episode2 wurde dann auf 4K bearbeitet, wobei laut Gerüchten sogar Hintergründe mit bis zu 12K (!!!!) zum Einsatz kamen, damit man mit selbigen noch ein bißchen spielen kann - reinzoomen, drehen, verbiegen etc. ohne sichtbaren Schärfenverlust. Die digitalen Kinokopien auf mobiler Festplatte kamen allerdings nur in 2K Auflösung in Dtschl. an, da die hier installierten Digitalprojektoren bis dato nur bis 2K vorführen konnten. Texas Instruments testet gegenwärtig eine serienreife 4K und eine 6K Version ihres MMD-Projektors(MicroMirrorDevice, manchmal auch DigitalLightProcessor DLP) und einige neue Xenon-Brenner. Ich kam in den Genuß, im Zoopalast in Berlin eine 2K Digitalkopie zu bewundern - es war schier unglaublich. Ich hatte noch nie zuvor ein derart gestochen scharfes Bild gesehen. Die Leinwand wirkte tatsächlich wie ein riesiger Computerbildschirm. Kein Farb- oder Frequenzflimmern (Kinofilme werden mit 24x2 Bildern über eine Umlaufblende vorgeführt, so dass jedes Bild zweimal gezeigt wird. Die Flimmerfrequenz des menschlichen Auges liegt jedoch bei ca. 72 Hz; 48 Hz flimmert vor allem in hellen Passagen.), keine Abnutzungserscheinungen, kein Filmkorn, kein Dreck, keinerlei Rauschen überhaupt. Leider konnte man dies nicht von den vielen 35er Kopien behaupten, die vor allem im Blaubereich rauschten. Nun ja...
PS: Und ich hatte nur 2K gesehen. Wie wird dann erst die volle 4K Auflösung aussehen??
PPS: Die Weichheit, die viele bei Episode2 bemängelten, wurde künstlich hineingeschummelt. Die Aufnahmen mit den Schauspielern wurden nämlich nur in 2K gedreht und waren gegenüber den hochauflösenden Hintergründen zu unscharf. Deshalb wurden die einzelnen Bildebenen nachträglich an das schwächste Glied angepasst.
So, und nun zu ENT:
Da ENT ausschließlich fürs Fernsehen produziert wird und auch keine Zweitverwertung der gedrehten FX-Shots oder anderen Materials im Kino angestrebt wird, reicht die HDTV Auflösung vollkommen aus. Ich selbst habe schon mit der HDC700 gedreht, wobei wir eine Auflösung von 1080i nutzen (Interlace - Zeilensprungverfahren, also nicht vergleichbar mit 24p) und dann in der Postpro auf normales PAL runtergingen. Sah toll aus. Bei ENT bleibt man allerdings im HDTV Format, da dies in Amiland bereits erfolgreich etabliert wurde - wahrscheinlich 25p bei HDTV1960. Auflösungen zwischen 1080 und 1960 x XXX können erreicht werden. Die letztgenannte ist sogar problemlos im Kino verwertbar, da dies ja fast 2K entspricht. Probleme der Digitalen Technik:
- Zu große Tiefenschärfe (bei Video schon lange ein Problem), d.h. dass z.B. bei Weitwinkelaufnahmen auch zwangsläufig der Hintergrund hohe Schärfenwerte erzielt, da die visuellen Informationen ja auf einzelnen Chip-Bildpunkten gespeichert werden. Diese Info kann einfach ausgedrückt "0" oder "1" sein. Wenn der Spannungswert Spitzenlage erreicht, wird er auch dargestellt, es gibt keine Zwischenwerte wie bei empfindlichen Filmmaterial. Da sich dieser Effekt auf die umliegenden Chipbereiche ausdehnt, erscheint das ganze Bild ziemlich scharf (dies war nur eine ganz einfache Erklärung, ist noch ein wenig komplizierter...)
- Zweitens schaffen die Kameraköpfe bisher nicht den Kontrastumfang von Film. Dort kann man problemlos 12, 13 Blenden darstellen. Beim heutigen Fernsehen schaffen die Kameras nur 4 Blenden. Dieser Blendenumfang entspricht einem Kontrastverhältnis von ca. 1:40. Beim Film sind es locker 1:500/1:1000. Bei ENT sollen es 8-9 Blenden sein. Wer's glaubt...
- Noch eines war bisher nicht ganz so schön: Die Lichtempfindlichkeit. Sehr gute Videokams benötigen ca. 1 Lux, um ohne Zunahme von Rauschen noch sendefähige Bilder zu machen. Angaben mit 0,5 oder weniger Lux dürft Ihr hierbei getrost nicht ernst nehmen; der Rauschabstand bei diesen Werten ist inakzeptabel gering! Neueste Kams sollen 0,1 schaffen. Film hat abhängig vom Filmaterial keine untere Grenze. Natürlich hat z.B. das mordsempfindliche NASA Material enormes Fimkorn (und damit wieder Rauschen), doch theoretisch kann man damit Werte von unter 0,0001 Lux erreichen. AkteX hat des öfteren von 1600ASA und höher Gebrauch gemacht. Das rauscht aber schon gewaltig. Sieht man oft in dunklen Bildpassagen, die von einem prickelnden Rotkrizzeln begleitet werden.
Ich habe keine Info, wie die Lichtvorgaben bei ENT sind. Ist aber nicht so tragisch, da man bei inszenierten Werken ja prima gegenleuchten kann.
Letztlich wird die Bildqualität ja nur auf dem HDTV Screen oder dem Klasse 1 Monitor beurteilt werden. Dort wird ein hervorragendes Bild anliegen.
Vorteile der reinen Digitalen Strecke:
Keine Kopierwerkskosten
Kein Zeitversatz, Szenen direkt am Set in voller Auflösung anschaubar
Kein Filmmaterial (teuer, empfindlich, erfordert zusätzliches Personal, z.B. den Loader)
Keine Abtastung
Keine Ausbelichtung (auf 35mm zur weiteren Verwendung auf Leinwand o.ä.)
Kein Zwischenträger
Kein Qualitätsverlust am Endmedium durch Benutzung
Filme können digital in die Empfängernetze eingespeist werden (keine teure Distribution, Bemusterung etc.)
Filme können auf Abruf gekauft werden und gehen dann erst auf die Ü-Strecke (das wird die Zukunft des Fernsehens!!)
usw., usf.
Also wird uns mit der neues ENT Staffel eine spannende Zeit bevorstehen. Und die Bilder werden denen der 35mm Aufnahmen sicherlich in nichts nachstehen. Schon gar nicht die Studioaufnahmen.
Dr.Ost, der sich schon auf die neue Staffel freut!