Die Folge weist wirklich Höhen und Tiefen auf.
Einerseits ist die Grundhandlung ganz ordentlich gestaltet und Burnham zeigt wirklich mal moralische Integrität, auf der anderen Seite wurde für Tyler die langweiligste mögliche Variante der Schläfer-Story gewählt.
Dass Tyler ein Schläfer sei, hatten wir ja schon seit seiner Einführung vermutet, bevor es dann in der letzten Folge final bestätigt wurde. Nun entfaltete sich die Geschichte aber auf die uninspirierteste Art, die möglich ist. Der Schläfer "erwacht" vollständig und ist nun halt einfach "böse". Es ist also die platteste und häufigste Variante, die man in Filmen und Serien vorfindet. Noch dazu führt das im Prinzip zu nichts. Ich hatte ja mindestens erwartet, dass noch ein weiterer Twist eingebaut sei, z. B. dass Tylers und Voqs Personalität letztlich verschmelzen und er gewissermaßen im Zwiegespräch zu einer Lösung kommt und sich dann z. B. wirklich der Discovery-Crew anschließt. Natürlich kann jetzt in der Arrestzelle doch noch was passieren, das ist aber nun mal natürlich sehr viel weniger spannend.
Auf der anderen Seite war Burnhams Reaktion auf den Bombardierungsbefehl eine interessante Handlung, die wohl von allem in Discovery bisher am ehesten "Star Trek" entspricht. Ihre Darlegung, dass das Auslöschen der Rebellen, nur um ihre Tarnung aufrecht zu erhalten, nicht in Ordnung ist, ist natürlich korrekt und ist gerade im heutigen Fernsehen eine willkommene Abwechslung zur viel zu übermäßig verwendeten "Der Zweck heiligt die Mittel"-Doktrin.
Dass sie Lorca gegenüber behauptet, dass ihr Grund für die Mission zusätzlich sei, dass sie vom Firewolf erfahren möchte, wie man mit Klingonen verhandelt, halte ich wieder mal für vorgeschoben. Burnham hat seit jeher, wenn sie sich eine Meinung gebildet hat, wie sie vorgehen will, sehr eigenwillige Argumentationen erfunden, um andere davon zu überzeugen, mitzumachen. Ihre Argumentation in diesem Fall ist zwar nicht sehr stimmig. Für einen von tagelanger Agonie verwirrten Lorca reicht es aber sicher aus. Und tatsächlich ist die Auflösung, die sie vom Firewolf erhält ("es gibt einen gemeinsamen Feind") ja auch eine mehr als offensichtliche Motivation für Rebellen gegen das Terranische Imperium.
Wehrmutstropfen bei der Handlungsweise von Burnham ist, dass Burnhams Ansichten wiederum extrem inkonsistent dargestellt werden. Im Prolog hatte Burnham nach 7 Jahren unter der progressiven Georgiou absolut kein Problem damit, für einen mehr als fragwürdigen Plan, zu meutern, um ein Schiff voller (zu diesem Zeitpunkt noch unschuldigen) Klingonen dahinzumetzeln. Nun, nachdem sie einige Monate unter dem moralisch eher fragwürdigen Lorca gedient hat, hat sie Skrupel, 150 klingonisch-geführte Rebellen zu töten. Hier von einem Lerneffekt auszugehen, gibt die Handlung nicht her. Auch die Handlungsweise "Hauptsache Befehle brechen" ist wohl nicht das Leitmotiv. Es ist wohl eher, dass Burnhams Entscheidungen weniger auf Fakten und Logik basieren als auf spontanen Eingebungen. Und dann nutzt sie die Fassade von Logik und Argumenten, um sich ihre Entscheidung zu rationalisieren. Ein anderes Beispiel dafür war in der Folge mit dem Space Whale. In zwei Varianten schlägt sie vor, den Wal zu bergen, um ihn in eine entsprechende Einrichtung zu bringen. In einer dritten Variante ist Saru schneller mit dem entsprechenden Vorschlag, woraufhin Burnham das Gegenteil vorschlägt.
Ich frage mich, ob den Autoren bewusst ist, was sie da tun!?
Details:
- Burnham sagt "Even the Light is different!" Das könnte einerseits durchaus als Anspielung auf Lorca verstanden werden, der ja Probleme mit dem Licht in unserem Universum hat. Interessanterweise haben wir seine Augenprobleme und Augentropfen auch seit einiger Zeit (seit dem wir im Spiegeluniversum sind?) nicht mehr gesehen. (Könnte natürlich sein, dass Lorca mit anderen Schmerzen beschäftigt ist.)
Andererseits bietet das vielleicht auch eine mögliche Erklärung, warum die Terraner hier so anders sind. Wenn z. B. das Licht von Sol und entsprechend auf den terranischen Schiffen weniger oder keine UV-Anteile aufweist, könnte das Aggressivität, Depressionen, Paranoidität und Kreativitätsrückgang verursachen. Damit will ich nicht sagen, dass die Discovery-Autoren das damit andeuten wollten - der Gedanke ging mir bloß durch den Kopf.
- SpiegelSaru hat natürlich unbeschränkten Zugang zu Burnhams Quartier. Da haben wir wieder das alte "Putzfrauen haben jede Zugangsberechtigung"-Trope.
- Dass Burnham Saru über die Kelpianer belügt, erschließt sich mir nicht wirklich. Das macht sie wieder unsympathischer.
- Der Vorspann kommt erst nach gut 14 Minuten, das könnte ein Rekord sein!
- Es gibt endlich mal einen neuen Planeten und ein paar neue Darsteller, wenn auch nur in kleinen Rollen.
- Die Überarbeitung der Tellariten und Andorianer ist klugerweise sehr viel dezenter ausgefallen als bei den Klingonen. Die Andorianer sind ok, die Tellariten sahen mMn in Enterprise etwas realistischer aus, die DIS-Tellariten sind aber auch annehmbar. Mehr und mehr gehe ich davon aus, dass die Einführung des ultrahässlichen Klingonen-MakeUps einzig und allein dem Verschleiern des Schläfer-Plots diente.
- Wieso hat SpiegelSaru eigentlich zwei Sicherheitskräfte dabei, als Tyler Burnham angreift? Ist er nicht bloß zufällig da, weil er zur täglichen Waschung aufgetaucht ist?
Live long and prosper,
Vulcan
Einerseits ist die Grundhandlung ganz ordentlich gestaltet und Burnham zeigt wirklich mal moralische Integrität, auf der anderen Seite wurde für Tyler die langweiligste mögliche Variante der Schläfer-Story gewählt.
Dass Tyler ein Schläfer sei, hatten wir ja schon seit seiner Einführung vermutet, bevor es dann in der letzten Folge final bestätigt wurde. Nun entfaltete sich die Geschichte aber auf die uninspirierteste Art, die möglich ist. Der Schläfer "erwacht" vollständig und ist nun halt einfach "böse". Es ist also die platteste und häufigste Variante, die man in Filmen und Serien vorfindet. Noch dazu führt das im Prinzip zu nichts. Ich hatte ja mindestens erwartet, dass noch ein weiterer Twist eingebaut sei, z. B. dass Tylers und Voqs Personalität letztlich verschmelzen und er gewissermaßen im Zwiegespräch zu einer Lösung kommt und sich dann z. B. wirklich der Discovery-Crew anschließt. Natürlich kann jetzt in der Arrestzelle doch noch was passieren, das ist aber nun mal natürlich sehr viel weniger spannend.
Auf der anderen Seite war Burnhams Reaktion auf den Bombardierungsbefehl eine interessante Handlung, die wohl von allem in Discovery bisher am ehesten "Star Trek" entspricht. Ihre Darlegung, dass das Auslöschen der Rebellen, nur um ihre Tarnung aufrecht zu erhalten, nicht in Ordnung ist, ist natürlich korrekt und ist gerade im heutigen Fernsehen eine willkommene Abwechslung zur viel zu übermäßig verwendeten "Der Zweck heiligt die Mittel"-Doktrin.
Dass sie Lorca gegenüber behauptet, dass ihr Grund für die Mission zusätzlich sei, dass sie vom Firewolf erfahren möchte, wie man mit Klingonen verhandelt, halte ich wieder mal für vorgeschoben. Burnham hat seit jeher, wenn sie sich eine Meinung gebildet hat, wie sie vorgehen will, sehr eigenwillige Argumentationen erfunden, um andere davon zu überzeugen, mitzumachen. Ihre Argumentation in diesem Fall ist zwar nicht sehr stimmig. Für einen von tagelanger Agonie verwirrten Lorca reicht es aber sicher aus. Und tatsächlich ist die Auflösung, die sie vom Firewolf erhält ("es gibt einen gemeinsamen Feind") ja auch eine mehr als offensichtliche Motivation für Rebellen gegen das Terranische Imperium.
Wehrmutstropfen bei der Handlungsweise von Burnham ist, dass Burnhams Ansichten wiederum extrem inkonsistent dargestellt werden. Im Prolog hatte Burnham nach 7 Jahren unter der progressiven Georgiou absolut kein Problem damit, für einen mehr als fragwürdigen Plan, zu meutern, um ein Schiff voller (zu diesem Zeitpunkt noch unschuldigen) Klingonen dahinzumetzeln. Nun, nachdem sie einige Monate unter dem moralisch eher fragwürdigen Lorca gedient hat, hat sie Skrupel, 150 klingonisch-geführte Rebellen zu töten. Hier von einem Lerneffekt auszugehen, gibt die Handlung nicht her. Auch die Handlungsweise "Hauptsache Befehle brechen" ist wohl nicht das Leitmotiv. Es ist wohl eher, dass Burnhams Entscheidungen weniger auf Fakten und Logik basieren als auf spontanen Eingebungen. Und dann nutzt sie die Fassade von Logik und Argumenten, um sich ihre Entscheidung zu rationalisieren. Ein anderes Beispiel dafür war in der Folge mit dem Space Whale. In zwei Varianten schlägt sie vor, den Wal zu bergen, um ihn in eine entsprechende Einrichtung zu bringen. In einer dritten Variante ist Saru schneller mit dem entsprechenden Vorschlag, woraufhin Burnham das Gegenteil vorschlägt.
Ich frage mich, ob den Autoren bewusst ist, was sie da tun!?
Details:
- Burnham sagt "Even the Light is different!" Das könnte einerseits durchaus als Anspielung auf Lorca verstanden werden, der ja Probleme mit dem Licht in unserem Universum hat. Interessanterweise haben wir seine Augenprobleme und Augentropfen auch seit einiger Zeit (seit dem wir im Spiegeluniversum sind?) nicht mehr gesehen. (Könnte natürlich sein, dass Lorca mit anderen Schmerzen beschäftigt ist.)
Andererseits bietet das vielleicht auch eine mögliche Erklärung, warum die Terraner hier so anders sind. Wenn z. B. das Licht von Sol und entsprechend auf den terranischen Schiffen weniger oder keine UV-Anteile aufweist, könnte das Aggressivität, Depressionen, Paranoidität und Kreativitätsrückgang verursachen. Damit will ich nicht sagen, dass die Discovery-Autoren das damit andeuten wollten - der Gedanke ging mir bloß durch den Kopf.
- SpiegelSaru hat natürlich unbeschränkten Zugang zu Burnhams Quartier. Da haben wir wieder das alte "Putzfrauen haben jede Zugangsberechtigung"-Trope.
- Dass Burnham Saru über die Kelpianer belügt, erschließt sich mir nicht wirklich. Das macht sie wieder unsympathischer.
- Der Vorspann kommt erst nach gut 14 Minuten, das könnte ein Rekord sein!
- Es gibt endlich mal einen neuen Planeten und ein paar neue Darsteller, wenn auch nur in kleinen Rollen.
- Die Überarbeitung der Tellariten und Andorianer ist klugerweise sehr viel dezenter ausgefallen als bei den Klingonen. Die Andorianer sind ok, die Tellariten sahen mMn in Enterprise etwas realistischer aus, die DIS-Tellariten sind aber auch annehmbar. Mehr und mehr gehe ich davon aus, dass die Einführung des ultrahässlichen Klingonen-MakeUps einzig und allein dem Verschleiern des Schläfer-Plots diente.
- Wieso hat SpiegelSaru eigentlich zwei Sicherheitskräfte dabei, als Tyler Burnham angreift? Ist er nicht bloß zufällig da, weil er zur täglichen Waschung aufgetaucht ist?
Live long and prosper,
Vulcan