Ich schätze wir werden etwas Off-Topic, aber falls das jemand stört, kann man ja diese Beiträge splitten
D@ve schrieb:
Er bleibt aber immer unscharf und schwammig.... Verstehst, Du Janeway, die Forscherin ist in jeden dämlichen Nebel und in jedes sich bietende Phönomen reingeflogen das war nicht immer sonderlich intelligent war aber ganz klar nachvollziebar. Genauso war es bei den anderen Captains. Bei Archer erfährt man relativ wenig über die Motive, WARUM er überhaupt in den Weltraum will. Nur weil sein Vater bei der Entwicklung des Warpantriebs geholfen hat??? Ziemlich schwaches Argument.
"This is what I was meant to do." und dass es von Kindheit an sein Traum war erfahren wir beides in "Similitude".
Über seine Motive gibt er auch in "These are the voyages" und "The Expanse" Auskunft. Er wollte in den Weltraum, weil er glaubte phantastisches entdenken zu können.
Das sind genug Ansätze. Jedenfalls weiß ich dadurch genauer, dass Archer seit der Jugend fasziniert von seines Vaters Werk war und vielleicht auch von ihm auf die Rolle vorbereitet wurde, den nächsten logischen Schritt zu gehen. Archers Vorliebe zum Selbst-Fliegen - zu "dieser Zeit" wohl astronautisch gesehen immer noch eine Grundfähigkeit wie heute - tat womöglich das Übrige hinzu, dass die Grenzen, zwischen auferlegtem Druck und eigenem Gefühl der Berufung verschwammen. Das ist schon mal mehr als ich über Janeways oder Siskos Motivation und Hintergrund weiß.
D@ve schrieb:
Schon, aber das wird nie zu Ende gedacht. Überleg mal Du müsstest anhand von vier Staffeln eine Charakterisierung von Janeway oder meinetwegen Pircard schreiben und dann eine von Archer. Letzteres würde schwer fallen. Er ist zwar durchweg sympathisch und ein netter Kerl aber nicht wirklich klar umrissen.
Aber das ist doch leicht, gerade weil Archer anhand der wechselden Gegebenheiten in der Serie eine Veränderung durchmachen musste.
Zu Beginn war er von Neugierde und dem Gefühl der Selbstgefälligkeit - dem Willen, endlich die Bevormundung der Vulkanieren hinter sich zu lassen - geprägt. Doch der Weltraum bot viele Überaschungen. Archer war unbedarft (kurz erinnert sei stellvertretend an "Civilisation" und "Rogue Planet") und sah sich Gefahren gegenübergestellt, die ihm ganz neuen Respekt vor seiner Arbeit abverlangten (bereits in "Fight or Flight").
Unabsichtlich in größere Zusammenhänge geraten ("The Andorian IncidenT"), wurde er im folgenden dazu gezwungen, sich immer wieder mit interplanetarer Politik auseinander zu setzen ("Shadows of P'Jem"). Dieser Entwicklung stand er zunächst passiv gegenüber, bis er für sich die Schlüsse zog, in eigener Initiative die Zügel in die Hand zu nehmen (bereits in "Cold Front" angedacht). Wieder lernte er eine Lektion, als er mit den Konsequenzen seines Handelns konfrontiert wurde ("Detained" und die Folgen in "Desert Crossing")
So näherte er sich Schrittweise einem selbst auferlegten Verhaltenskodex an, der dazu führte, dass deutlich sichtbar wurde, dass er seine Lehren aus der Vergangeheit gezogen hatte ("The Communicator", aber auch "Cogenitor"). Zu diesem Zeitpunkt gefestigt, wurde Archer aufgrund des Xindi-Zwischenfalls auf die größte Bewährungsprobe gestellt. Die Last der Verantwortung für die gesamte Menschheit lastete auf ihm, als er in die Ausdehnung flog ("The Expanse"). Der Druck war von Beginn an spürbar: Archer reagierte mit ungekannter Härte und sah sich bald gezwungen, seinen eigenen Verhaltensmaßstab fallen zu lassen ("Anomaly" und "Similitude" und als Beleg für Hinterlist "Strategm"). Dabei vergisst er jedoch nicht vollkommen den Nutzen diplomatischen Vorgehens ("The Shipment"), verfällt aber, mit dem Rücken zur Wand, wieder in die starre Härte und sucht in dieser Situation - Unbedarftheit wie im ersten Jahr seiner Reise kann er sich nicht mehr leisten - in der direkten Konfrontation die Lösung ("Azati Prime"). Erst als dies scheitert, besinnt er sich zwangsläufig der Alternative und erreicht so ein Bündnis mit Gruppen des Feindes ("Damage" bis "Zero Hour").
Trotz des glücklichen Ausgangs hat ihn diese Zeit gezeichnet. Geprägt von Desillusionierung und Entsetzen ob der eigenen Verrohung stellt sich Archer seinen Gefühlen ("Home"). Ein wichtiger Schritt zur Bewältigung ist getan und ohne dass ad hoc sofort alles geklärt ist, findet Archer schließlich doch wieder zu dem Kern seiner früheren Stärke zurück; mit einem gewaltigen Unterschied. Aktiv betreibt er nun eine aussöhnende Politik die sich schließlich immer mehr auf ihn als verbindende Person ("Babel One" bis "The Aenar" und "Demons" bis "Terra Prime") bündelt. Archer vergisst seine Schwächen nicht, findet aber zu neuem Enthusiamus und führt die Menschheit zur Föderation ("These are the voyages")
Ein spannedender Weg von überheblicher Naivität, über die Zeit der Bewährung und das Gefühl des moralischen Scheiterns, bis hin zum Finden der eigenen Rolle im Universum.
Ging doch ganz leicht!
Hingegen: Picard. Er hat sich als Captain schon gefunden. Da er mit dem, was auf ihn zukommt schon genug vertraut ist ("Best of both worlds" als Ausnahme) ist hier eine Entwicklung bis auf Einzelfälle ("I, Borg") keine so große Herausforderung, oder - je nachdem wie man es sehen will - Selbstläufer wie bei Archer. Einzig auf sozialem Sektor zeigt sich eine Entwicklung, die aber selten so gut dokumentiert und anschaulich gemacht wird wie in "Disaster".
D@ve schrieb:
- Data, der oft Außenseiter war, weil er nur eine "Maschine" ist und der wie eine Kind das Mensch-Werden entdeckt
- La Forge der ein Handicap hat weil er blind ist
etc...
Worf, Wesley und Tasha okay, aber...
Data: jetzt mal ganz ehrlich - ich mag die Figur des Data sehr - aber ganz ehrlich: Wo ist denn da die große Entwicklung? Stets verharren wir im Grunde auf dem selben Fleck, denn ohne Emotionschip lernt Data zwar über den Kern dessen, was es bedeutet menschlich zu sein, für ihn selber (und so auch für seine Figur) kommt es jedoch zu keinem nennenswerten qualitativen Wandel (sieht man von seinem Traumprogramm ab, das danach aber auch egal war), denn die Lehren und Auswirkungen werden nicht weiter transportiert.
LaForges Behinderung spielt de facto keine Rolle. Die körperliche Behinderung mit seinem VISOR wird vielleicht ein paar mal für eine Storyline heraugezogen, aber niemals echt thematiesiert, wenn man mal von einer Bemerkung Sorans in "Generations" absieht. Grundsätzlich ist das deswegen nicht so schlimm, weil er eben zeigen sollte, das ein unverfänglicher Umgang mit einer Behinderung nicht nur eine wünschenswerte Vision sein sollte...
Tatsächlich bleiben die ENT-Charakterisierungen auf dem Standard-Niveau der anderen Serien.
Auch über Reed und Mayweather erfahren wir vielen. Über die Suche nach der richtigen Geburtstagstorte hören wir auf geschickte Weise vieles über die Mentalität Reeds, wie etwa seine Disziplin während der Akademie, oder dass er immer nur in ein und das selbe Restaurant ging, weil ihm die Kellnerin gefiel. Über solche Details hinweg offenbaren diese wenigen Szenen unglaublich viel über das Familienleben der Reeds. Solche und ähnliche Momente bekommt nicht nur er, sondern alle immer wieder.
D@ve schrieb:
Phlox ist zwar Außerirdischer ist aber eh ein Eigenbrödler und hat mit nichts und niemandem Probleme.
Tatsächlich? Und was ist mit Crew-interenen Problemen, wie etwa mit Cutler ("Dear Doctor") oder mit medizinischen Problemen, die direkt mit seiner Person in Verbindung stehen ("Dear Doctor" und "The Breach"). Phlox' fremdartiger Charakter und sein 'Alternieren' zwischen Offenheit und reservierter Distanz ist - wenn auch nicht oft, dafür aber - anschaulich und sehr reizvoll behandelt worden.
Klar, fast alles bleibt bei weiten Teilen der Crew auf dem Erzähl-Stil. Über kleine Geschichten (Zwei von hunderten Beispielen: Trips Stegosaurus und '1588' in "Future Tense" oder der Grund für Mayweathers Muskeln in "Bound") wird die Figur umrissen, aber das ist ST-typisch. "Live dabei" ist man nicht allzu oft.