Stanislaw Lem - Fiasko

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Max

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Stanislaw Lem - Fiasko

Science-Fiction-Roman, Suhrkamp Verlag, 4. Auflage, 2000 (Original von 1986); ISBN-10: 3518396749, ISBN-13: 978-3518396742

Inhaltsbeschreibung:
Auf dem Mond Titan in einer aussichtslosen Lage gefangen, entscheidet sich ein Astronaut für den Tod durch "Vitrifizierung", den plötzlich einsetztenden Kälteschlaf. Die einzige Hoffnung die ihm bleibt, ist eine weiterentwickelte Medizin, die die beim Verfahren entstandenen Schäden einst heilen wird.
Der zweite, eigentliche Teil des Romans spielt viele Jahre später. Tatsächlich gelang die Wiederbelebung und der Astronaut (in Unkenntnis seiner genauen Identität) findet sich an Bord eines Raumschiffes wieder, das die wohl bedeutendste Expedition in der Geschichte der Menschheit unternimmt: Der Versuch der Kontaktaufnahme mit einer außerirdischen Zivilisation.
Im fremden Sternensystem angekommen, werden die Menschen mit den Auswirkungen eines Rüstungswettlaufs der Bewohner des Planeten Quinta konfrontiert, die verfeindeten Parteien selbst bleiben verborgen.
Als weiterhin kein Kontakt zustande kommt, sehen die Menschen keine andere Möglichkeit, als radikaler auf sich aufmerksam zu machen, beziehungsweise eine Verständigung zu erzwingen. Unausweichlich bahnt sich eine Katastrophe an und die Erkenntnis um die wahre Natur der Quintaner kommt zu spät.


Kommentar: Meisterlich und in seiner Konsequenz einzigartig gelingt es Stanislaw Lem in seinem Roman "Fiasko" zu zeigen, wie die Menschheit nur scheitern kann, wenn sie, gefangen in der Anthropozentrik, versucht, sich selbst auf das Fremde zu projezieren. Das Buch ist eine Sammlung von überragenden philosophischen Ideen; vor allem gegen Ende des Romans entdeckt man quasi auf jeder Seite so viele überragende Ideen, wie in den Lebenswerken anderer Autoren nicht. Lem geht manchen Ideen weiter nach, reißt viele andere aber nur an, sodass dem Leser die Möglichkeit bleibt, nein, die zwanghafte Beigeisterung dazu verleitet, noch nach Weglegen des Buchs nachzudenken.
Des Schriftstellers Vorliebe für nicht nur akurate, sondern auch teilweise ausführliche Beschreibungen der Technik stören den vollkommenen Lesefluss jedoch ebenso, wie das langatmige erste Kapitel, das zwar einen Background für die Hauptfigur schafft. Da sich diese aber eben nicht an die Vorgänge auf Titan erinnern kann, ist meine Empfehlung an Leser, die Lem bisher noch nicht kennen - und somit auch noch nicht schätzen lernen konnten - die ersten 70 Seiten womöglich gar nicht erst zu lesen. Oft stößt man bei seinen Roman nämlich an einen Punkt, bei dem Lesen zur Arbeit wird. Dass sie sich aber lohnt, zeigt wohl kein Roman besser als "Fiasko".


Pressestimmen: "Starting at the very edge of current theories of artificial intelligence, communications, cosmology and nuclear strategy, Mr. Lem soars out into dizzy flights of speculation, grafting one field onto another to populate whole new realms of possibility. [...] As he moves further away from personal relations, and casts a more sardonic eye on the tricks that humanity's Faustian intelligence plays on itself, Mr. Lem has come to identify with such writers as Swift and Voltaire." - Paul Delany, The New York Times Review of Books

"Fiasco will come to be regarded as one of the great SF novels... It is a remarkable achievement, even for Lem; for us, it is a most moving experience." - The Times


Fazit: Ab einem bestimmten Zeitpunkt läßt einen die Geschichte nicht mehr los; "Fiasko" bereichert den Leser mit Erkenntnissen über die Menschheit selbst und überrascht mit dem wohl beeindruckensten Konzept zu außeriridischem Leben. Für jeden Science Fiction-Fan durch die unschlagbare Kombination von Anspruch und Spannung ein absolutes Highlight!
 
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